06
Dez 2023

4 Acts, 4 Hallen – 4 Highlights? Postmodern Jukebox, Robin Hood – Das Musical, Ricky Gervais, und Die lange Nacht der Filmmusik

Themen: Film, TV & Presse |

In den letzten Wochen waren wir mehrfach kulturell unterwegs und ich hatte nicht immer die Zeit, das augenblicklich textlich zu verarbeiten. Darum packe ich heute mal vier Reviews in einen Beitrag. Mehrwert!


Postmodern Jukebox

Meine Begeisterung für die Postmodern Jukebox geht auf Markus zurück – ich bin sicher, er wäre mit dabei gewesen, wenn er sich nicht in trollhafter Manier zum Zufrühtod entschieden hätte, der illoyale Hund. Auf niemanden ist mehr Verlass.

Egal. PMJ ist eine lose Vereinigung von exzellenten Musikern, die Klassiker der Pop- und Rockgeschichte im Stil von Jazz, Swing und Lounge neu einspielen. Im Grunde genommen ideale Hintergrundmusik für Cafés und Cocktailpartys:

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Zum Konzert sind wir mit dem Frankster und Begleitung gegangen. Das Venue trug schon viel zur Atmosphäre des Abends bei. Im Prinzregententheater sitzt man überall hervorragend, es geht gediegen zu, die Aura des kulturellen Anspruchs wertet auch die Performance auf.

Generell: Sehr unterhaltsam. Unbekannte, aber extrem talentierte und animierte Sänger und Musiker rissen das Publikum mit, viele Power-Nummern heizten die Stimmung an, und die Bandbreite von leisem Jazz bis zum Hardrock ließ keine Langeweile aufkommen. Hätte auch Markus gefallen.

Kritik ist dennoch angebracht, denn der Sound war in meinen Augen nicht gut abgemischt. Die kräftigen Stimmen der Solisten kamen kaum durch, die Band überdröhnte alles, viele Details gingen verloren. Gerade die Perfektion des Sounds, die die Videos von PMJ ausmacht, fehlte merklich.


Robin Hood – Das Musical

Das hier war eine Spontanentscheidung, als ich in einer Pause beim Fantasy Filmfest am Deutschen Theater vorbei spazierte. Ein Musical von Chris de Burgh? Das wollen wir doch mal sehen!

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Leider entpuppte sich die Inszenierung als auf allen Ebenen mager. Dem Hauptdarsteller mangelte es an Charisma – er hat eine dieser Popsänger-Stimmen à la Marc Foster, die aktuell so en vogue sind. Die Story versucht zu angestrengt, das gesamte Leben von Robin Hood irgendwie in die Laufzeit zu quetschen, was für Beziehungen und Konflikte zu wenig Raum lässt. Und am Ende ist dieser Robin auch eine echte Weichflöte – er kapiert nix, er führt null, besiegt im Finale nicht den Bösewicht, und stirbt einen albernen, unverdienten Tod. Der Rächer von Nottingham als Beta-Männchen. Das beißt sich seltsam mit der Tatsache, dass der begehrte “Preis” aller Beteiligten die zu beseitigende Jungfräulichkeit von Maid Marian zu sein scheint.

Das Bühnenbild war nicht kunstvoll reduziert, sondern dürftig. Es hilft nicht, dass das Deutsche Theater für größere Musical-Produktionen einfach zu klein ist. Alles muss auf die begrenzten Möglichkeiten runter gebrochen werden, ein Spektakel wie “Back to the future” wäre hier unmöglich:

Mein Hauptproblem war aber die Musik. Das ist bestenfalls gefälliges Gedudel, das kaum im Ohr hängen bleibt. Der einzige “banger” der Produktion ist das im Trailer zu hörende “Freiheit für Nottingham”, eine Umtextung von Chris de Burghs Hit “Don’t pay the ferryman”. Es wäre sicher vernünftiger gewesen, alle Songs im Musical aus dem “back catalog” des Popstars zu extrahieren – siehe “Tanz der Vampire” und “Bat out of hell” mit der Musik von Jim Steinman.

Es wundert mich kein bisschen, dass Chris de Burghs Musical in Fulda und nicht in London Premiere hatte – das hier ist Provinztheater, das in London nicht mal eine streng limitierte Saison überleben würde.

Der Kritiker von BR Klassik sieht es völlig anders – das sei ihm gegönnt.


Ricky Gervais

Man kann sagen: Ricky Gervais live, geile Sache! Genau so legitim kann man aber auch fragen: Ricky Gervais live, wozu? Fakt ist: Der Mann steht wie immer in schwarzer Hose und schwarzem T-Shirt auf der Bühne und erzählt die Witze, die wir in ein paar Wochen im Netflix-Special sehen können:

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Es ist das grundlegende Problem der Standup-Comedy: Sie bietet wenig, was einen größeren Rahmen rechtfertigt. Das ist eher was für Clubs und kleine Säle, gerade weil Comedians traditionell auch keine Superstars sind, deren Live-Shows hohe Preise und große Hallen bedingen. Ricky Gervais ist nicht Taylor Swift. Unter diesem Aspekt sind die Ticket-Preise, die schnell im dreistelligen Bereich landen, mehr als frech. Sie sind eine Unverschämtheit. Ich fand Louis CK schon hart an der Grenze – da kosteten die Karten halb so viel und der Saal war ungleich kleiner.

Weil das alles aber blasse Theorie ist, fanden sich der Frankster und ich am letzten Freitag in der Olympiahalle wieder:

Was soll ich sagen? Wir haben uns gut amüsiert. Gervais war beinhart und brutal wie immer, wobei immer klar blieb, dass er hier eine Persona spielt und nicht alles, was er provozierend raushaut, seine “Hausmeinung” ist. Ich hätte mir ein wenig mehr Interaktion mit dem Publikum gewünscht, es blieb alles sehr unpersönlich und professionell einstudiert. Insgesamt war die Gagdichte aber extrem hoch und wenn Gervais feuert, trifft er auch.

Besonderes Lob spreche ich dem Sound aus – natürlich ist ein einzelne Person nicht so schwer auszusteuern wie ein Orchester, aber Gervais’ Stimme war extrem klar und gut verständlich bis in die letzten Reihen. Bei einem Comedy-Programm ist es ja nicht unwichtig, dass man die Gags auch hört.

Eine letzte Anmerkung: Es ist ein Zeichen der sich wandelnden Zeiten, dass sich 2023 in München über 15.000 Leute finden, die so perfekt Englisch beherrschen und internationale Referenzen verstehen, dass sie das Program eines britischen Komikers verstehen. Vor 30 Jahren wäre das undenkbar gewesen. Das Internet prägt die Weltkultur.


Klassik Radio – die Nacht der Filmmusik 2023

Wir hören viel Klassik Radio, besonders den Spartensender für Filmmusik. Das ist angenehm unaggressiv und gefällig, auch wenn ich manchmal das Gefühl habe, dass die Playlist sich komplett aus einem CD-Box Set “Die 50 beliebtesten Filmmusiken aller Zeiten” speist. Etwas mehr Varianz wäre manchmal schön.

Auf das “Konzert zum Sender” habe ich mich vor allem deshalb gefreut, weil es in der Isarphilharmonie stattfand – einem “Ausweichbau”, während der Gasteig umgebaut wird. Tatsächlich hat sich München hier im Süden der Stadt einen modernen, bequemen und technisch herausragenden Konzertsaal eingerichtet, der auch für größere Musical-Produktionen geeignet sein dürfte.

Man sitzt bequem, der Publikumsfluss wird gut gesteuert, Bild & Ton lassen keine Wünsche offen – HIER wäre der richtige Ort für eine etwas aufgepumptere Inszenierung von “Robin Hood – Das Musical” gewesen!

Es ist schon beeindruckend, dass ein rein kommerzieller Radiosender wie Klassik Radio ein eigenes Orchester mit 80 (!) Musikern unterhält und regelmäßig auf Tour schickt – plus Dirigent, Solo-Sänger und Moderator. Die Karten sind mit 80 Euro wahrlich nicht günstig, aber man bekommt einen entsprechenden Gegenwert in Sachen Prunk und Perfektion.

Ian McKenzie, der zwischen den Instrumentals den Gesang u.a. für “Witchcraft”, “Eye of the Tiger” und “Raindrops keep falling on my head” übernahm, entpuppte sich als lässig-eleganter Glücksgriff:

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Davon ab war der Abend so angenehm wie erwartbar – Star Wars, Star Trek, Herr der Ring, ein bisschen Ennio Morricone, ein bisschen Disney. Ob der Mehrwert, das live statt im Radio zu hören, den Preis wert ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Uns hat es auch angesichts des schönen Saals gut gefallen.

Ein sehr persönliches Problem hatte ich mit der Auswahl des Gastgebers: Ich kann Klassik Radio nicht vorwerfen, dass sie einen ihrer Radio-Moderatoren verpflichtet haben – aber musste es denn ausgerechnet meine persönliche Nemesis Thomas “Tommi” Ohrner sein!? Wie soll ich mich denn da konzentrieren?

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Insgesamt ein entstresster Abend, an dem ich viel Spaß hatte mit der digitalen “Schneegestöber”-Wand im Foyer, die auf Bewegungen reagierte:


Sowas wie ein Schlusswort

Ich kann gut verstehen, wenn man unsere Auswahl an kulturellen Abendveranstaltungen bour­geois findet, banal und borderline geschmacklos. Wir gehen eher nicht ins Theater, um uns herausfordern zu lassen. Es sind kurze Ausflüge vergleichbar mit Restaurant oder einem Spaziergang durch den Park. Manchmal freut es uns, Idole unserer Jugend wiederzusehen oder einfach mal einen neuen Veranstaltungsort in Augenschein zu nehmen.

Es ist aber unbestreitbar, dass diese Form des Entertainments ein immer teurerer Spaß wird. Von Musicals über Theaterstücken bis zu “einfachen” Konzerten – Karten auf den besseren Plätzen kosten mittlerweile gerne mal dreistellige Summen. Ich kann mich erinnern, dass ich aus Protest 1985 die Big World-Tour von Joe Jackson ausgelassen habe, weil er “unverschämte” 35 DM in der Düsseldorfer Phillipshalle haben wollte.

Heute kann man für die Red Hot Chili Peppers über 500 Euro hinlegen – oder Edeltickets für Taylor Swift mit mehr als 10.000 Euro bezahlen. I shit you not. Ein Extrembeispiel, natürlich. Aber auch ein Trend.

Das ist natürlich dem generell wachsenden Wohlstand ersten Pop-Generationen geschuldet, dem Personenkult, und den sich ändernden Marketingstrategien. Musiker verdienen heute weniger über den Verkauf ihrer Musik als über Live-Auftritte. Komiker erreichen ein ganz neues Level an Prominenz, wenn ihre Programme nicht nur in kleinen Clubs, sondern bei Netflix laufen. Das Internet “macht” Stars wie die Postmodern Jukebox – die Tour ist dann das lukrative Sahnehäubchen.

Dennoch bleibt ein schaler Nachgeschmack, wenn das Live-Produkt von der immer verfügbaren Konserve nur noch… na ja… durch den Live-Aspekt zu unterscheiden ist. Ich war Anfang der 90er in einem Konzert von Phil Collins, das sich so streng und perfekt an der Instrumentierung auf der CD orientierte, dass man auch zu Hause vor der Stereoanlage hätte sitzen können. Ist das Gedränge vor der Bühne und ein gelangweiltes “thank you, Munich, you’ve been a great audience” wirklich die Kohle wert? Aber was kann jemand wie Ricky Gervais darüber hinaus bieten? Er ist ein Erzähler, kein Showman.

Wie seht ihr das? Hat sich euer Verhältnis zu Konzerten auch angesichts der explodierenden Preise verändert? Ist Live nicht nennenswert besser als Full HD? Was bestimmt den Wert eines Acts, einer Tour, einer Performance?



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Christian Siegel
6. Dezember, 2023 13:24

Live ist live. Zu Hause auf DVD/Blu-Ray/4K ein Konzert anzusehen, kann trotz der schönsten Leinwand und dem besten Ton für mich das Konzerterlebnis nicht ersetzen. Schon allein aufgrund der Stimmung. Vom Event-Charakter, den mangelnden Ablenkungen (im Vergleich zur Couch) und dem ganz eigenen Live-Sound (wobei letzteres zugegebenermaßen auch immer stark von der Halle abhängig ist; gerade auch in der ja eigentlich für Veranstaltungen und Konzerte gebauten Wiener Stadthalle ist der Klang zugegebenermaßen oftmals eher ein Grund, NICHT hinzugehen 😉 ) ganz zu schweigen.

Christian Siegel
6. Dezember, 2023 16:09
Reply to  Torsten Dewi

Für die Sachen, die mich interessieren, NOCH ja. Wobei ich auch in der glücklichen Lage bin, mir solchen Luxus leisten zu können, ohne groß nachdenken (bzw. herumrechnen) zu müssen.

Zeddi
Zeddi
7. Dezember, 2023 21:04

Bin da beim Wortvogel, es ist krass wie schlecht oft abgemischt wird.

Ich hab in der gleichen Halle die gleiche Band schon mit ordentlichen und katastrophalen Sound erlebt.

Finde das – gerade bei den steigenden Preisen – oft auch eine Zumutung.

(Und ich höre gerne oft und viel Live-Musik, bin auch auf festivals etc, meist alles mehr aus den Bereichen Rock & Metal)

noyse
6. Dezember, 2023 14:08

ich war vor Jahren mal in einem robin hood musical mit Günther Kaufmann als Bruder Tuck ( er war gut) das musical war aber nur schrott sowohl was die music anbelangt als auch darstellerisch. wurde später dann von Tanz der Vampire mit Alexander Klaws noch unterboten.
ich hatte kurz überlegt, ob ich zu Ricky in Berlin gehe aber die kartenpreise haben es mir einfach vergällt.

heino
heino
6. Dezember, 2023 14:44

PMJ habe ich 2019 live gesehen, das war echt großartig. Und wenn man bedenkt, wie viele Musiker und Equipment da durch die Lande gekarrt werden, sind die Preise sogar noch recht moderat.
Ansonsten gehe ich schon lange nicht mehr zu großen Konzerten, da die Preise oft einfach unverschämt sind (besten Dank an Ticketmaster und Eventim) und der Gegenwert einfach für mich nicht mehr stimmt.
Ricky Gervais habe ich mir auf Netflix anzuschauen versucht, aber für viele seiner schnelleren Passagen ist mein Englisch einfach nicht gut genug. Das ist sehr schade, weil er wirklich zu den Großen der Standup Comedy gehört

sven
sven
6. Dezember, 2023 17:17

In meiner Musikrichtung gehen die Preise zum Glück noch deutlich zahmer hoch. Die großen Bands gehen da jetzt in den Bereich bis 70 Euro, aktuell zahl ich das noch gerade so. Zum Glück kümmern mich diese Weltstars (und großen deutschen Popacts) nicht, hunderte Euro für ein Konzert zu zahlen sehe ich aktuell nicht ein. Zum Glück gibt es genug kleine Bands, deren Musik mir gefällt.

Ein Konzert, auf dem ich die Band nur noch auf Bildschirmen erkennen kann, wäre mir z.B. eh zu groß.

Andy
Andy
6. Dezember, 2023 17:21

für George Michael habe ich viermal den Gang in die Konzerthallen geschafft, für ihn war mir nichts zu teuer (150 – 250 euro) von Whitney Houston habe ich nicht mehr viel erwartet, aber ihre gesangliche Leistung war immer noch Klassen höher als bei manchen anderen, trotz schlechter Kritiken (80 Euro) Pet Shop Boys bieten eine gute Show und einen Trip in die Jugend zurück (95 Euro) Zufallsbesuch von Simply Red, der Mann singt genial und hat sein Publikum voll im Griff (75euro) Madonna… einmal gesehen und nie wieder das Bedürfnis gehabt bei einem Hausfrauen Zumba Kurs zuzuschauen zu müssen…

Streichholzmann
Streichholzmann
6. Dezember, 2023 17:32
Reply to  Andy

N Abend erstmal,
Mich hat a, die Preisentwicklung und b, die Entfernungen zu “brauchbaren” Veranstaltungen stets abgeschreckt. Aber nächstes Jahr Rammstein in der 150€Feuerzone ist fix! Aber das ist ja der sensorische Overkill! Silvester im Mai…

chaosmonger
chaosmonger
6. Dezember, 2023 18:32

Ich sehe diese Preisexplosion mittlerweile deutlich kritischer als noch vor Corona, vor allem, weil ich das (wohl fundierte) Gefühl habe, dass sich jetzt mit aller Gewalt das, was in den zwei Seuchenjahren nicht verdient wurde, zurückgeholt wird. Ich hatte letztens auf ein Konzert verzichtet, weil auf den Ticketpreis noch mehr als ein Drittel alleine an Gebühren draufkam. Außerdem siebe ich mittlerweile mehr, wohin ich gehe und wohin halt nicht. Ich sehe es echt nicht mehr ein, gnadenlos abgemolken zu werden…

S-Man
S-Man
6. Dezember, 2023 23:06

Hm, ich habe, wie schon von jmd geschrieben, auch das Glück, es mir leisten zu können. Ich hatte immer wieder ein “das ist jetzt aber das Maximum”-Moment, die aber inzwischen lächerlich wirken.

Ich liebe Konzerte, ich bin viel auf Konzerten aller Art und Größe und ja, sie werden immer teurer. Mich hat persönlich Hans Zimmer erschüttert: bei seiner 2016er Tour zahlte ich noch 60-80€, in der gleichen guten Sitzreihe wollte er dieses Jahr satte 300 haben. Naja, aber ich habs am Ende bezahlt und es war wieder ein großartiger Abend.

Am Ende ist es eine Abwägung von “leisten können bzw. wollen” und dem tatsächlichen Wert, den man von solch einem Event für sich mitnimmt. Ich bin für insgesamt vierstellige Preise zu Konzerten einer Band gereist, die ich hierzulande mehrfach sehen kann und gesehen habe. Aber Konzerte sind am Ende für mich ein riesiges Erlebnis und das leiste ich mir, entgegen anderer Sachen, die anderen wichtig sind.

Aber generell: Manche Steigerungen kann ich verstehen (Mindestlohn, Energiepreise,…), andere hingegen absolut gar nicht (500% Preissteigerung bei Hans Zimmer). Eine Konsequenz habe ich für mich irgendwie trotz allem Ärger bisher allerdings selten gezogen.

Last edited 4 Monate zuvor by S-Man
Rudi Ratlos
Rudi Ratlos
7. Dezember, 2023 15:24

Hab da für mich noch keine klare Linie gefunden: Rammstein habe ich seit 2007 (?) mehrmals gesehen und inzwischen ist da eine solche Professionalität drin, dass es abseits des optischen Boheis drumherum , aber keinerlei Interaktion mit der Masse gibt. Außer ein „beliebige Stadt, es ist schön, hier zu sein“, kommt da nicht viel und akustisch klingt es eh wie Platte. Da kann man auch daheim bleiben (es sei denn man steht auf Wärme von Pyros). Da sind kleinere Bands mitunter „interaktiver“ und vor allem nicht so preisintensiv.
Andererseits war ich mit nem Kumpel bei einem Hardstyle-Event und trotz des Wissens, dass die „DJ“s da im Grunde nur ihr vorgespeichertes Set runternudeln, war das dann – dank ordentlich Gewummer und der Leute Drumherum – schon eine andere Hausnummer als daheim.

Auch bei anderen Kultur-Events gilt: Wenn es interessant ist, wird es mitgenommen, eine preisliche Schmerzgrenze habe ich da (noch) nicht.
Aber beim Kino wird inzwischen gespart. Früher wenigstens einmal in der Woche, zucke ich jetzt bei den meisten Trailern mit der Schulter und denk mir, dass es den Kram eh in 4 – 10 Wochen im Stream gibt. Ohne Assis im Kino und klebenden Boden…

Olaf
Olaf
8. Dezember, 2023 05:37

Phantasie Preise bezahle ich nicht. Ab 80€ – 110€ hört es bei mir auf.
Meine Heros habe ich fast alle gesehen. Bob Dylan fehlt noch; aber viele Konzertberichte über seine Auftritte lassen mich etwas desillusioniert zurück, von daher bleibe ich bei Cd‘s von ihm
und erhalte mir meine Phantasie.

2000 die Eagles in der Köln Arena, eher dröge. Elton John im Gladbacher Fussballstadion, gefühlt 5 km entfernt, unfassbar ka..e. Und Karten waren pro Person 90€-110€ meine ich.

Jackson Browne 2 x in Hamburg, 1 x in Köln gesehen, würde ich immer wieder hinfahren.
Southside Johnny and the Ashbury Jukes 3 mal in Melle. Ein Hammer.

Graham Parker solo in Dortmund nich so genial. Elvis Costello solo in Bochum dagegen phänomenal.

Nick Lowe and Los Straitjackets in Bochum waren auch gut aber leider nur ein sehr kurzes Konzert.

Eros Rammazotti in Oberhausen dieses Jahr, der Typ hat mit seiner mega Band geliefert. Ein Eros Konzert Besuch war ein Traum meiner Frau und als ich ihr die Karten schenkte war ich natürlich als Begleiter auserkoren obwohl es nicht meine Art von Musik ist. Aber ich muss wirklich sagen, Eros kann ich empfehlen. Auch als nicht Eros Fan.

Marco
Marco
8. Dezember, 2023 11:34

Gott sei Dank habe ich die wichtigsten Konzerte schon in meiner Jugend “abgearbeitet” heute brauche ich das nicht mehr und die Mondpreise weigere ich mich einfach zu zahlen. Erstes Konzert war ’86 Queen in Mannheim mit Gary Moore, Level 42 und Marillion als Vorgruppen. Das Konzert fing schon nachmittags an und es war brütend heiß, aber großartig! Dann folgten Transvision Vamp in Frankfurt, Fury in the slaughterhouse im Capitol in Hannover, Die Ärzte irgendwo dazwischen mal, Westernhagen 89 Live Tour in Hameln, Phil Collins Serious hits Tour in Hannover, Roxette Joyride Tour, Elton John The One Tour in Bremen, Michael Jackson Dangerous Tour in Hameln!, Simple Minds, Depeche und Billy Idol auch noch irgendwo mal und ich meine keine der Karten hat mehr als 60-70 Mark. Bei Jackson weiß ich’s noch ganz genau 55 DM.
Das einzige Mal, wo ich mehr bezahlte war bei “Legends of Rock’n’Roll” mit Chuck Berry, Little Richard und Jerry Lee Lewis in Hamburg 98 für ich meine 80 DM. Da bin ich mit meinen Eltern hin, die sind mit denen groß geworden, war ein Nostalgie-Trip aber die drei waren klasse. Hab’s nicht bereut. Aber sonst gibt’s keinen mehr den ich live sehen müsste.

Maik
Maik
8. Dezember, 2023 15:28

Durch die Lockdowns hat die Branche sehr geblutet. 30% der „roadies“ sind ausgestiegen und haben sich andere Jobs gesucht / suchen müssen. Nightlinermieten haben sich mindestens verdoppelt, viele Trucking und Equipment Dienstleister sind nicht mehr da. Die Künstler wollen jetzt aber alle wieder touren und man bekommt nichts. Daher kommen die teilweise grotesken Ticketpreise auch. Mache ich jetzt aber vermehrt nicht mehr mit

Zeddi
Zeddi
8. Dezember, 2023 16:28

Man muss sagen, bei kleineren sachen haben sich die Preise durchaus noch “im Rahmen” erhöht.

War ne kleinere mittelbekannte Band oft so bei 20-30 ist sie jetzt mehr bei 30-40, bei so mittelgroßen Locations, das finde ich nicht völlig aus der Welt.

“Mein Lieblings-Festival” hat auch die Preise erhöht, es ist mit ca. 15000 Besuchern so “mittelgroß” – weit weg von Wacken aber auch kein Mini-Festival mehr.

Der Spaß ist um mehr als 50% teurer mit 100 EUR Pre-Pandemie auf ca. 170 jetzt aktuell. Aber das geht halt auch von Donnerstag bis Samstag -> Sonntag Nacht und ist inklusive Camping etc – das finde ich nicht “völlig aus der Welt”

Alexander Freickmann
Alexander Freickmann
12. Dezember, 2023 10:29

Ich bin echt kein Fan von live Events, aber ich bin da auch zu Misanthrop veranlagt. Ich sehe absolut keinen Bonus darin etwas live zu sehen, mir würde eine Aufnahme voll ausreichen – besonders bei den hohen Preisen.
Der Taylor Swift Film ist zB ein gutes Beispiel. Wieso sollte ich 1000€ ausgeben für ein ähnlich nahes Erlebnis, dazu auch noch nur in nem gefühlt 10 Sekunden Fenster buchbar. Der Film gibt mir beste Sicht auf das, was ich will. Gebt mir das und ich bin froh. Was ich noch verbesserungsfähig fände, wäre eine Aufnahme pro Auftritt. Das ist heutzutage ja auch recht einfach möglich, muss ja nicht gleich multicamera sein, wenn man live dabei ist, hat man ja auch nur eine Sicht. Dann könnte man halt auch seinen lokalen Auftritt anschauen, das wäre mir dann auch mal 20-30€ wert.

Alexander Freickmann
Alexander Freickmann
26. Dezember, 2023 13:45

wie sieht es eigentlich bei Theater und Musicals in London aus? Da sind die Karten ja auch teils abartig teuer, haben jetzt für Wicked 100Eur pro Kopf ausgegeben, aber haben auch nicht so viel Erfahrung.
Was ist in London eine normalerweise empfehlenswerte Preisklasse?