06
Apr 2020

Filmverbrechen-Fotostory: DIE UNGLAUBLICHEN ABENTEUER DES GURU JAKOB oder: Arschlöcher auf Abwegen (NSFW)

Themen: Film, TV & Presse, Fotostory, Neues |

Sieben Tage Facebook-Sabbatical. Zeit, hier mal wieder den Hammer zu schwingen.

Ich habe mich in der letzten Woche auf die Suche nach weiteren deutschen Trash-Perlen gemacht, die ich besprechen kann. Nicht nur YouTube und andere Online-Quellen waren mir dabei behilflich, auch mein Archiv von selbst gebrannten CDs und DVDs mit alten VHS-Aufnahmen und Fernseh-Mitschnitten. Was da so an die Oberfläche gespült wird, rangiert von entzückend bis bedenklich. Die Auswahl fällt schwer.

Darf’s POTATO FRITZ sein, eine Western-“Parodie” mit Hardy Krüger, Paul Breitner (!) und der Musik von Udo Jürgens?

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Oder wie wäre es mit EBBIES BLUFF, einem Frühwerk aus der Karriere von Til Schweiger, dessen Besetzung die Bananität des Geschehens konterkariert?

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Oder mit LANGER SAMSTAG, einer “Komödie” mit Campino, die bei mir in der Nähe im V-Markt gedreht wurde?

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Oder hättet ihr doch lieber schmieriges Milieu-Kino der frühen 80er?

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Das Problem besteht darin, einen Film zu finden, der den eigenen Wahnwitz über die gesamte Laufzeit hält und nicht nach dem ersten Akt in Langeweile versuppt oder schlimmer noch: Qualitäten entwickelt. Das passt hier ja gar nicht.

Ebenfalls nicht in Frage kommen die Filme, die bereits von Schlefaz durchgekaut wurden. Das finde ich redundant und ich möchte mich nicht in Konkurrenz zu Kalkofe wiederfinden – da würde ich krachend verlieren. Darum kein IM DSCHUNGEL IST DER TEUFEL LOS oder SUNSHINE REGGAE AUF IBIZA (was ich sehr bedauere).

Letztlich kommt der Tag, da muss die Säge sägen und ich greife mal willkürlich in die Rappelkiste. Krusch krusch krusch – was haben wir denn da?!

KREISCH!!!

Tommi Ohrner aus PLEM PLEM DIE SCHULE BRENNT! Zachi Noy aus EIS AM STIEL! Sonja Martin aus EMANUELLE IV! Sibylle Rauch! Herbert Fux! Beppo Brem! Vom Regisseur von TÄGLICH BLASMUSIK IM HINTERHAUS und dem Autor von… ääähhh… HATSCHIPUH?!

Man kommt aus den Ausrufezeichen ja gar nicht mehr raus!

Zusätzliche Motivationshilfe(n) bringt die Hauptdarstellerin mit:

Spoiler vorab: zur von der von CINEMA prophezeiten Hollywood-Karriere hat es für Sonja Martin nie gereicht. Nach sechs Jahren Softsex-Sperenzchen und Nackbildern in so ziemlich jedem angesagten Herrenmagazin war die Luft raus und ihre Spur verliert sich Ende der 80er. Wäre vielleicht interessant, sich auf die Suche nach ihr zu machen.

Seid vorgewarnt: Ich schaue den Film jetzt quasi mit euch zusammen und bin ebenso unbeleckt wie ihr. Ich habe keine Ahnung, was mich erwartet – aber Befürchtungen.

Keine lange Vorrede, wir gehen gleich in medias res und damit in eine Teenager-Disse der frühen 80er. An der Musikauswahl der Filmemacher zeigt sich bereits, wie weit man den Finger vom Puls der Zeit weg hält: es läuft die Schnarchnummer “Stumblin’ in” von Suzi Quatro und Chris Norman, die damals schon tatsächliche fünf, gefühlt aber zehn Jahre alt war. Wir treffen den feschen Tommi, der uns und die anwesende Damenwelt augenblicklich mit seinen coolen Aufreissersprüchen beeindruckt:

“Wieso bist du nicht in die Auswahl gekommen? So wie du aussiehst, stößt es doch jeden Eskimo aus dem Iglu.”

Damit vergräzt er seine Freundin Susi, die sich mehr Gemeinsamkeit wünscht und vom ziemlich arschigen Tommi hochnäsig abserviert wird. Seinem besten Freund Jakob verkündet er obendrein, jetzt erst richtig loszulegen: “Hey, was machst du denn für ein saures Gesicht? Ich werde heute die schärfste Braut aller Zeiten aus der Schale pulen!”

Wir halten an dieser Stelle mal fest – Tommi lässt das hier

für das hier sausen:

Der Film läuft noch keine zwei Minuten, schon möchte man ihm eine schmieren. Das sind ja schöne Aussichten. Wir können also die “gemein” und “frauenfeindlich”-Boxen schon mit einem Haken versehen, fehlt nur noch der in dieser Sorte Film typische Humor auf Kosten von Minderheiten. Und darum versucht Jakob sein Glück bei einer langhaarigen Schönheit, die sich – schockschwerenot! – als Transe entpuppt! Kein Wunder, wenn einem da die Whisky-Cola aus der Kauleiste spritzt:

Nach diesem Prolog wissen wir also: Tommi ist ein Arschloch, das seine Freundin nicht zu schätzen weiß und Jakob ist ein Loser, der keinen Stich bei den Frauen hat. Außerdem greift Tommi ständig zur Fluppe, immer auffällig die Marke mit dem Cowboy präsentierend. Es wird nicht das letzte Product Placement des Films bleiben…

Gedreht wurde in München, was mir wieder etwas Spurensuche ermöglicht. Das hier ist die Äußere Ludwigsbrücke am Deutschen Museum, im Hintergrund geht es zum Gasteig. Direkt hinter Jakobs Kopf sähe man in HD vermutlich die Museums Lichtspiele.

Es wird schnell klar: Tommi und Jakob sind notorisch knapp bei Kasse. Ohne Moos nix los, sagte man in den 80ern ja. Aber da sehen die beiden zwei Schornsteinfeger in das Müllersche Volksbad gehen:

In diesem ehrwürdigen Schwimmbad habe ich mich vor drei Jahren für meinen Rekordlauf von 15 Kilometern umgezogen. Warum Schornsteinfeger da in Uniform rein marschieren, ist mir nicht klar, hier ist wohl eher die Notwendigkeit der Handlung Vater der Idee. Tommi und Jakob folgen den Glückbringern und stibitzen ihre Berufsbekleidung – pünktlich zur Einblendung der Credits:

Nun fallen dem aufmerksamen Zuschauer zwei Sachen auf: Jakob und Tommi haben zufällig exakt die richtigen Kleidergrößen für den Coup. Bemerkenswert – mir passen nicht einmal die Hälfte meiner eigenen Hosen. Und dann ist da noch die Sache mit dem Diebstahl, denn genau darum handelt es sich hier. Das ist kein Schülerstreich. Aus irgendeinem Grund glaubt der Film, wir würden Tommi und Jakob irgendwie so lausbübisch wahrnehmen, das wir darüber hinwegsehen könnten. Er irrt.

Um als “Schornsteinfeger” schnelles Geld zu machen, sucht sich Jakob ein passendes Einfamilienhaus, bei dem er “gegen Gebühr” mal nach dem Kamin schaut. Dort wird gerade eine neue schneeweiße Couchgarnitur angeliefert, vom nächsten offensichtlichen Sponsor des Films:

Eine spießige Familie, ein schneeweißes Sofa (wenn auch sichtlich in Plastikfolie verpackt, weil Hess wohl jeden tatsächlichen Schaden vermeiden wollte), ein schmutziger Schornsteinfeger – na, da wird doch wohl nix schiefgehen…!

Es kommt, wie es in diesen Klamaukstreifen seit der Stummfilmzeit kommen muss:

Pfuff! Allgemeines Schenkelklopfen ist angesagt. Hat man denn sowas schon…? Ja, man hat. Ungefähr zwei bis fünfundsiebzig mal:

Damit ist die Schornsteinfegerei als Nebenverdienst ad acta gelegt. Tommi, der als falscher Feger von der Polizei erwischt, aber anscheinend konsequenzfrei wieder laufen gelassen wurde, hat sich das nächste Opfer ausgesucht: eine wohlhabende Dame, die ihr Cabrio in die Waschstraße bringen möchte. Er schwatzt ihr das Geld dafür ab…

… und den Wagen gleich auch noch. Wir sind also mittlerweile bei Betrug und wiederholtem Diebstahl. Er ist schon ein Racker, dieser Tommi!

Jakob lässt sich mal wieder beim Arbeitsamt sehen, um dem Beamten (Gastauftritt des Regisseurs persönlich, den ich mir genau so vorgestellt hatte) zu erklären, warum es mit der ehrlichen Lohnarbeit nicht klappt:

Denn siehe – Jakobs Nachname ist “Feierabend”, und wann immer in einem Betrieb nach ihm gerufen wird, stürmt die Belegschaft sofort heimwärts.

Ja, das ist ein selten dämlicher Gag, der nix mit nix zu tun hat. Aber irgendwie müssen knapp 90 Minuten gefüllt werden – und das wird nicht mit Handlung versucht.

Jakob zerreisst frustriert die Empfehlungen des Arbeitsamtes. Mit der ehrlichen Arbeit wird das nichts, das scheint offensichtlich.

Zum Glück wartet Tommi bereits auf ihn mit dem (gestohlenen, nicht vergessen!) Cabrio. Was mich aber viel mehr interessiert – was macht der James Bond-Käfer da im Hintergrund?! Gibt es einen Kontext? Weiß einer meiner Leser mehr?

Weil er ein schmieriger Schönling ist, nutzt Tommi das Cabrio sogleich, eine beliebige Blonde (am Oberanger, wenn ich das richtig sehe) anzubaggern. Er kann’s halt: “Ey Schnucki, soll ich dir mal die Prachtlocken föhnen?”

In dieser Welt – und nur in dieser – bekommt er dafür keine geschmiert, sondern die Antwort: “Warum nicht? Wenn dein Apparat heiß genug ist!”

Das ermutigt Jakob, es auch mal mit sexueller Belästigung zu probieren:

Es wäre schön, wenn das Ergebnis nicht so furchtbar vorhersehbar wäre:

Weiter geht’s, diesmal die Leopoldstraße runter in Richtung Siegestor. Es kommt zu einem bizarren Bruch der filmischen Realität, als Tommi seinem Kumpel Jakob erklärt, dass er mit diesem Cabrio scharfe Mädchen aufzureißen beabsichtigt. Man achte darauf, dass Tommi und Jakob dabei die einzigen Personen im Wagen sind:

Einen kurzen Gegenschnitt später sitzt plötzlich die bildhübsche Ida zwischen ihnen:

Bei einem smarteren Filmemacher als Franz Marischka hätte ich das für eine Ellipse gehalten – hier wirkt es eher, als hätte man einfach zwei Szenen zu drehen vergessen.

Die These vom Zeitsprung wird auch davon gedeckt, dass Tommi und Jakob nun zwei Kilometer in entgegen gesetzter Richtung auf der Ungererstraße unterwegs sind, erkennbar am unverkennbar hässlichen Hochhaus im Hintergrund.

Kleine Randbemerkung: bei der jungen Dame handelt es sich um Michaela Karger, die ihr vielleicht oben im Trailer von FRANKFURT KAISERSTRASSE gesehen habt. Diese beiden Filme waren ihre einzigen Auftritte vor der Kamera. Verständlich ist das.

Tommi hat mal wieder eine seiner brillanten Ideen – ein chinesisches Restaurant, in das er Ida ausführen will, sucht einen Aushilfskellner:

In der normalen Welt würde man sich fragen, warum es ein chinesischer Aushilfskellner sein muss. Aber sonst wäre es nicht lustig, dass Jakob den gleich spielen muss.

Zuerst einmal schmachtet Tommi seine Ida ekelpaketig an: “Du bist so zauberhaft. Ich bin dir verfallen. Oh du Göttin. Du bist das Mädchen, auf das ich immer gewartet habe. Übrigens – wie heißt du eigentlich?”

Mehr als drei Sekunden hält er die Sunnyboy-Nummer aber nicht durch, sofort brüllt er lautstark im Lokal rum, dass ihm das alles nicht schnell genug geht. Es ist bezeichnend für das Rollenverständnis der Autoren, dass Ida nicht sofort aufsteht und geht, weil ihr auffällt, was für einen Stinkstiefel sie sich da an Land gezogen hat.

Der Restaurantchef entschuldigt sich genau so, wie man sich das in Zeiten vorgestellt hat, als Rassismus noch ein eher abstrakter Begriff war: “Entschuldigung, del Hell – einel del Kellnel ist klank und einel ist im Ulaub.”

Derweil versucht Jakob, auf den Tommi die Rückführung des Cabrios abgewälzt hat, Eindruck bei der sichtlich desinteressierten Susi zu schinden:

Das Mädel antwortet prompt und ohne falsche Scham: “Ah, der Hirni, der mich immer so blöd anglotzt.”

Weil “der Hirni” aber nun ein Cabrio hat und Mädchen in diesem Film ausschließlich nach Oberflächlichkeiten gehen, steigt sie dennoch ein.

Das nächste Bild hat nix mit der Handlung zu tun, ich wollte euch nur auf die Werbung links im Hintergrund aufmerksam machen. Was da so futuristisch aussieht, ist eine Kodak Disc 4000 – ein System der frühen 80er, bei dem der Film nicht mehr auf einer Rolle durch die Kamera transportiert wurde, sondern auf einer rotierenden Scheibe:

Jakob fährt mit Susi in die Waschanlage, was zuerst zur sexuellen Belästigung führt und dann in einen ziemlich eindeutigen Vergewaltigungsversuch ausartet:

Das ist total lustig, weil… weil… ich weiß es doch auch nicht. Hat man 1983 über so etwas gelacht? Ich möchte es nicht hoffen.

Es sei an dieser Stelle angemerkt, dass DIE UNGLAUBLICHEN ABENTEUER mich langsam fies an EIN KAKTUS IST KEIN LUTSCHBONBON erinnert, was spießigen Sexismus und menschenfeindliche Attitüde angeht.

Respekt aber dafür, dass die Macher ernsthaft in einer laufenden Waschanlage das Verdeck hochgefahren haben, um den erwartbaren Gag auszuspielen:

Überraschend trocken kommen Jakob und Susi aus der Wäsche, fahren (ohne es zu bemerken!) auf einen Autotransporter, was bei Susi fast zum Absturz führt und Zachi Noy die Gelegenheit gibt, mit der drallen Sonja Martin auf Tuchfühlung zu gehen.

Danach wird diese Episode auch wieder folgenlos abgehakt und plötzlich ist Jakob der “chinesische Aushilfskellner”:

Das gibt ausreichend Gelegenheit für weitere Heiterkeiten aus der Ekelecke:

“Wenn du wüsstest, wie der Reis riecht! Riecht nach original Katzenhäufi!”

“Bei über ‘ner Milliarde Gelbmännern kann sowas schon vorkommen.”

“Ich wusste gar nicht, dass Chinesen so dick werden – merkwürdig!”

Dann wird Soße verkleckert, eine Frau wird beschmiert, der Mann lacht, er bekommt eine gescheuert – Alltag in deutschen Chinarestaurants:

Natürlich alles nur Vorwand, um das erste große Action-Highlight dem nach Entertainment darbenden Publikum vor die Füße zu kotzen – FOOD FIGHT!

Tommi nutzt die Gelegenheit, um mit Ida Speichel zu tauschen:

Ich habe gerade ein wenig in meinen Rachenraum gekotzt, glaube ich.

Weil der Chef Chinese ist, kann er natürlich Kung Fu – oder das, was der chinesische Statist sich bei Bruce Lee zehn Jahre vorher abgeguckt hatte:

So unvermittelt, wie sie begonnen hat, endet die Schlägerei – und wir verlassen den Schauplatz, als würden wir den Film verlassen. Bis auf ein unwichtiges Detail hat nämlich alles, was nun kommt, nichts mehr mit dem “davor” zu tun. Ida, das Cabrio, das Arbeitsamt? Gestrichen. München? Vergessen. Auf nach Feldkirchen!

Dieses Etablissement gibt es übrigens auch heute noch.

Hier bewirten der Fierek (“Resi, I hol die mit mei’m Traktor ab”) und die Valentin in Rollen, die so klein und unwichtig sind, dass man sich wirklich fragt, warum man sie mit Schauspielern und nicht mit Statisten besetzt hat.

Es wird Zither gespielt – wohl, weil Lokalkolorit geheuchelt werden soll.

Und da ist Beppo Brem als der liebe Opa mit seiner Enkelin, die man ihm wegnehmen will, weil er doch kaum Geld hat und der Weg zu Schule so weit ist.

Für alle, die es nicht wussten: der Brem ist so ein Urviech, dass er in der allerersten deutschen TV-Werbung nach dem Krieg die Hauptrolle spielte:

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Aber lasst euch von mir nicht ablenken. Irgendwo in der Gegend um Feldkirchen tauchen Tommi und Jakob auf. Sie haben unerklärlicherweise einen gelben Bus (wir erfahren auch nie, wo und ob sie vielleicht zusammen wohnen). Tommi hat einen vagen Plan und schickt mal wieder den armen Jakob per Fahrrad vor:

Nur leider hat Tommi vergessen zu erwähnen, dass die Bremsen am Rad nicht funktionieren – er macht halt keine halben Sachen, sondern ist ganz Arsch.

Jakob saust mit dem Rad talwärts, geradewegs auf ein Privatgrundstück, durch die Haustür, den Flur und kopfüber auf das Sofa einer Blindone… ähhh… Blondine:

Sehet einen der favorisierten Pubertätsbeschleuniger der frühen 80er:

“Ich heiße Clothilde – aber Sie können ruhig Clo-Clo zu mir sagen.”

Jawohl, es ist Sybille Rauch. Und das zu einer Zeit, da man sich noch wünschte, sie würde Pornos drehen (was sie erst tat, als es wirklich niemand mehr sehen wollte). Ich gestehe, dass auch ich diese Szene als Teenager sehr oft zurückgespult habe:

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Zachi Noy und Sibylle Rauch kannten sich also schon, als sie gemeinsam für DIE UNGLAUBLICHEN ABENTEUER und danach für den EIS AM STIEL-Ableger HASENJAGD vor der Kamera standen. Und nur um euch den wohligen nostalgischen Schauer zu nehmen – die sind auch aktuell wieder gemeinsam unterwegs:

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Ich gehe mal kurz heiß duschen, dann machen wir weiter.

Okay, wo waren wir stehen geblieben? Egal. Schert den Film nicht, muss uns demnach auch nicht interessieren. Im Wirtshaus des Ortes sehen wir die knattergesichtige Trash-Legende Herbert Fux, der aus unerfindlichen Gründen Zeitungsausschnitte über den Sektengrüner Baghwan sammelt:

Man sieht – mehr als einen Zweispalter in der Münchner Abendzeitung brauchte die Deutsche Komödie anno 1983 nicht zur Inspiration.

Daraus ergibt sich endlich der Plot, an dem der Rest des Films aufgehängt wird – die Herren des Dorfes verfallen nämlich der Annahme, ein indischer Guru könnte auf der Suche nach einem Grundstück bei ihnen vorbei schauen. Dem eine saure Wiese teuer andrehen – das wär’s doch!

Und wo ein Inder ist, da ist in dieser Sorte “Komödie” ein rassistischer Spruch nicht weit: “Ja, so ein Inder – was versteht der schon von einer bayrischen Wiesn?”

Derweil lässt sich Jakob von der drallen Sibylle (hier Clothilde) bewirten, die mit ihren Reizen nicht geizt, als gälte es, ein “best of” aus EIS AM STIEL nachzuspielen:

Sie hat guten Grund, ihn zu füttern: “Ein leerer Sack steht nämlich nicht.”

Bei dem Anblick des Ausschnitts läuft Jakob glatt der Kaffee über – ein Gag, der schon zu Chaplins Zeiten als ausgereizt gegolten haben dürfte:

Aber ewig lockt das Weib…

Jakob macht das, was er bei Lembke vermutlich als “typische Handbewegung” vorgestellt hätte – kaum jemand kommt so schnell aus der Hose wie er:

Dummerweise kehrt der Gatte von Clo-Clo verfrüht heim und schlägt ohne nähere Kenntnis der Zusammenhänge gleich mal Jakobs Besitz zu Sperrmüll:

Mit einer Ausnahme: Das IDUNA-T-Shirt wird sehr vorsichtig auf das Sofa gelegt. Man will ja den Sponsor nicht verärgern. Kann es sein, dass DIE UNGLAUBLICHEN ABENTEUER komplett durch Product Placement finanziert wurden?!

Jakob versteckt sich vor dem schnaubenden Muskelprotz – eingewickelt in ein orangenes Bettlaken und mit einem Lampenschirm auf dem Kopf:

Und siehe: die titel- und sinngebende Verwechslung kann endlich stattfinden. Aus Jakob Feierabend wird (noch unbewusst) der Guru Jakob:

In Feldkirchen angekommen, wartet schon Blasmusik (und das nicht in Form von Sibylle Rauch). Die Honoratioren verleihen dem “Guru” gleich den Schlüssel der Stadt und laden ihn ins Wirtshaus ein.

Weil man weiß, was sich gehört, hat man dem vermeintlichen Yogi auch gleich eine landestypische Nagelmatte gefertigt, die Jakob entgeistert ablehnt:

Tommi, der die Verwechslung beobachtet hat, wittert eine Chance, die dummen Dörfler ordentlich abzuzocken – weil in dieser Welt Betrug kein strafbares Verbrechen ist, sondern der launige Zeitvertreib sympathischer Komödienhelden. Also behauptet er, als Einziger “gurustanisch” zu sprechen und lässt sich feiern, den Guru als Heils- und Geldbringer ins Dorf geholt zu haben.

Man weist dem vermeintlich “Geistlichen” gleich ein ganzes Schloss zu, das wohl einer Gräfin gehört, die aber anderswo wohnt und es verkommen lässt.

Es wird deutlich, dass weder die Drehbuchautoren noch die Protagonisten irgendeinen Plan haben, denn kaum im Schloss angekommen, wollen Tommi und Jakob gleich wieder abhauen. Warum? Ich dachte, die Guru-Nummer wäre nun Teil einer Strategie, die Dörfler kräftig auszunehmen?

Jakob lernt jetzt auch die kleine Liesel kennen, die mit ihrem Opa Beppo Brem im Schloss lebt. Das ist tatsächlich die einzig emotionale, herzige Szene im ganzen Film, die zudem etabliert, dass Jakob – im Gegensatz zu Tommi – ein wirklich netter Kerl ist.

Es wäre nur passender gewesen, die nächtliche Begegnung eines halbnackten Mannes mit einem kleinen Mädchen nicht mit etwas pornografischer Dudelmusik zu unterlegen. Aber vielleicht höre ich da auch nur, was ich hören will.

Am nächsten Tag passiert, was passieren muss, um die Handlung voran zu treiben, auch wenn es überhaupt keinen Sinn macht, weder inhaltlich noch logistisch: Junge Menschen strömen herbei, um dem Guru zu huldigen.

Woher die von dem Guru gehört haben? Wieso sie überhaupt glauben, er sei ein spiritueller Führer? Wie sie über Nacht hergekommen sind? Fragen, die man sich nicht stellen darf, weil es die Autoren auch nicht getan haben.

Hier kommt es auch wieder zu einem schönen Beispiel für das, was die Schreiber unter “Humor” im Karteikasten haben – Jakob fällt in seine Spiegeleier:

Ein junges Mädchen sieht das und verkündet kreischend, sie habe den stechenden Blick des Gurus gesehen:

Wenn Comedy in den 80ern wirklich so einfach war, hätte ich reich werden können. Meine Ausrede ist, dass ich damals noch zu jung war. Andererseits: ich war 15. Damit war mein Humorverständnis vermutlich eher zu reif für diese Art Film.

Tommi will die Verwechslung Guru/Jakob nun doch auf die Spitze treiben und versucht, in München “Freunde” um Geld für Kostüme anzupumpen. Es zeigt sich, dass wirklich niemand den hinterfotzigen Kleinkriminellen leiden kann, der uns hier als Protagonist aufgenötigt wird:

Aber da ist ja noch Susi, deren Verliebtheit man mittlerweile als pathologisch ansehen muss – trotz weiterer Demütigungen gibt sie Tommi die Kohle. Als Zuschauer möchte man diesem “Sunnyboy” nun endgültig mal die Fresse polieren.

Diese Szene spielt übrigens im Café Reitschule, einer edlen Location auch für Frühstück und Brunch, in der ich vor zehn Jahren mal häufiger verkehrte.

Weil DIE UNGLAUBLICHEN ABENTEUER keine wirklichen Mechanismen findet, um die Handlung voran zu treiben, werden jetzt erstmal willkürlich weitere Figuren eingeführt. Wir treffen die Gräfin, der das Schloss gehört, und ihre hübsche Tochter (in der Tat die attraktivste Frau im Cast und bis heute anonym). Die Gräfin ist übrigens die Besitzerin des Cabrios, das Tommi geklaut hat, was im Finale – soviel sei vorweg genommen – zwar erwähnt wird, aber komplett folgenlos bleibt.

Noch eine neue Figur? Evil Knievel gar? Sind Stunts zu erwarten?

Nein, es ist die Adelstochter, die sich mit einem Vagabunden einlässt. Ich kann auch hier wieder vorab vermelden, dass beide nichts mit der eigentlichen Handlung zu tun haben.

Und dann trifft der mittlerweile geschniegelte Tommi am Bahnhof zwei “Journalisten”, die ebenfalls nur als Füller für zwei oder drei Szenen herhalten müssen.

Jakob ist nicht wohl bei der Sache – er versucht die Flucht. Die Fahrt auf dem sich drehenden Zementmischer wäre eine gute Idee, wenn sie nicht so miserabel getrickst wäre. Wie eigentlich immer bei diesen Filmen: tatsächlicher Aufwand wird gemieden.

Weil hübsche junge Frauen nach Meinung der Macher sowieso nur Frischfleisch sind und das auch irgendwie ein echter Brüller ist, bieten sich mehrere Damen dem Guru als Betthäschen an. Nötig ist das primär, weil wir seit geschlagenen 20 Minuten keine Brüste mehr gesehen haben.

Tommi beobachtet das mit der schmierigen Herablassung, die perfekt das Menschenbild der Filmemacher spiegelt:

Es fällt allerdings auf, dass Marischka im Gegensatz zu z.B. Retzer keinen Softsex-Film versucht. Zwar sieht man immer man ein paar Brüste, aber tatsächliches Grabbeln wird weitgehend vermieden. Die nackten Tatsachen sind kaum mehr als Pflichterfüllung, zumal man ein, zwei Topless-Bilder für die Berichterstattung in der CINEMA braucht.

Das bringt uns zu einer weiteren Merkwürdigkeit. Die erwähnte CINEMA postete nämlich seinerzeit ein Bild aus dem Film, das im Film nicht vorkommt:

Man kann spekulieren, dass die Szene gedreht, aber nicht verwendet wurde. Oder dass sie in der Kino-Fassung zu sehen war, aber für die TV- und Videofassungen entfernt wurde. Es bleibt verwunderlich, dass mit Sonja Martin ein Softsex-Sternchen die weibliche Hauptrolle bestreitet, ohne sich auch nur einmal auszuziehen.

Und wo wir gerade dabei sind: Nacktszenen wie die obige hätten dem Film in den USA sofort ein R-Rating eingebracht, vergleichbar mit einer 16er-Freigabe. Es ist bezeichnend für den liberaleren Umgang mit Sexualität, dass so etwas in Deutschland ab 6 Jahren freigegeben wurde.

Zurück zum Film.

Whatever works, möchte man meinen – Tommi und Jakob zocken die “Gläubigen” so richtig ab, was sie ja ungemein sympathisch macht. Die erneute Präsentation der einzigen Zigarettenmarke dieses filmischen Universums ist sicher Zufall:

Ich frage mich wirklich, wie das damals abgelaufen ist. Sind die Produzenten zu Marlboro und haben gesagt “wir drehen bald und wenn ihr uns 50.000 Kröten zuschiebt, dann lassen wir den Hauptdarsteller ständig eure Fluppen knarzen”? Hatte Marlboro einen für so etwas zuständigen Angestellten? Oder war das mehr ein Deal “in die Kamera halten, dafür bekommt ihr drei Stangen umsonst”?

Wie dem auch sei – die junge Adelsfrau verfällt nicht nur dem Vagabunden, sondern auch dem Guru, weshalb sie ihm das Schloss überschreibt. Was sie ohne Erlaubnis der Gräfin nicht kann, wofür es keinen Notar gibt, und warum zur Hölle versuche ich wieder, reale Zustände auf die Situation in einer deutschen Trash-Komödie anzuwenden?!

Jakob ist dank Tommi nun mit ordentlich Guru-Style ausgestattet (was inhaltlich irrelevant ist, seine alte Kluft war ja ausreichend). Er predigt alles, was Tommi ihm per Ohrstöpsel aus irgendwelchen Ratgebern vorliest…

… leider auch den Schweinkram aus einem schmierigen Sex-Roman:

Mich fasziniert übrigens, dass selbst angesehen Verlage wie Fischer in den 80ern bereitwillig die Werke Baghwans verlegt haben:

Die Predigten Jakobs fallen auf fruchtbaren Boden und bisher verfeindete Fraktionen wie die beiden “Journalisten” machen Liebe statt Krieg:

Weil die Autoren wirklich gar keine Ahnung haben, was genau die versprochenen “unglaublichen Abenteuer” des Guru Jakob sein sollen, verlegen sie sich erneut auf Nebenschauplätze und kramen den Chef des China-Restaurants wieder aus, den ihr bestimmt schon vergessen hattet. Er verkauft nun  “Walme Wulst! Walme Wulst!” und will vor allem eins – “Lache!”:

Ich möchte diesen Moment nutzen, um mich über den Soundtrack zu echauffieren, der neben ein paar alten Disco-Nummern, über die noch zu reden sein wird, primär einen Song ad infinitum wiederholt, nämlich “Hey! Ho! Nochmal Schwein gehabt!” – und es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn “Nochmal Schwein gehabt” nicht  der ursprünglich angedachte Titel des Films gewesen wäre.

Die Adelsfrau, dem “Guru” mittlerweile völlig hörig, bietet ihm alles, ALLES, was sie besitzt, im Gegenzug für seine spirituelle Weisheit.

Zack – schon hat Tommi ein neues Motorrad:

Ja, der ist sich für keine Dreckigkeit zu schade – was er auch gleich wieder beweist, in dem er sein ergaunertes Geld zur Bank bringt, um es unter Vortäuschung einer Kontoeröffnung mühsam vom Schalterbeamten zählen zu lassen:

Er nimmt die Kohle dann aber – gezählt und sortiert – einfach wieder mit. Was für ein Schelm! Wie kann man dem böse sein? Man kann.

Der chinesische Lächer ist mittlerweile im Ort aufgetaucht und sorgt mit seiner Handkantenschwingerei für Schäden bei Mensch und Mobiliar:

Susi hat sich derweil aufgemacht herauszufinden, was Tommi so treibt – dieser ist gewohnt unwirsch, droht ihre Anwesenheit doch seinen Plan auffliegen zu lassen.

Die örtliche Polizei wird beim “Guru” vorstellig, benimmt sich aber auch eher unterwürfig und gönnt uns diese kriminologische Knaller-Analyse:

“Und nachdem’s hier ja sauber zugeht, ohne Rauschgift und andere Gifte und die Mädeln ja auch die Pille nehmen, sollten Sie hier so wenig wie möglich gestört werden.”

Jakob ist entgeistert, als Susi plötzlich vor ihm steht – nicht nur fürchtet er die Entlarvung, er mag das etwas depperte Mädel ja tatsächlich:

Aber Susi hat nur Augen für Tommi, der Augen für jede andere hat:

Jakob hat nun endgültig die Schnauze voll und überschreibt das Schloss, welches ihm noch gar nicht überschrieben worden sein kann, an den alten Beppo und seine Liesel:

So ist das Auskommen der beiden gesichert und im Schloss kann eine Schule eingerichtet werden. Happy End an dieser Front.

Weil weder der chinesische Restauranteur noch Clo-Clos Ehemann irgendeinen relevanten “beef” mit Jakob haben, verhauen sie sich einfach gegenseitig:

Jakob macht sich auf den Heimweg nach München und ersetzt den fehlenden Gürtel am Gewand durch ein zufällig rumliegendes Seil – wir ahnen schon: hilarity ensues.

Da hängt der dicke dumme Jakob nun am Fluggerät des vierten großen Sponsors. Man könnte es sich nicht dreister ausdenken:

Es gibt so eine Art Stunt – ein Double fällt durch eine “Glasscheibe” an der Studiodecke in ein Fass mit oranger Farbe:

Tommi landet auch im Pott und nun ist die Zeit reif für das große Finale:

Nach orange taucht Jakob in grün unter, was einem Polizisten die Aussage erlaubt:

“Sicher sind Sie einer von den Grünen.”

Die nächsten drei Minuten bestehen aus verschiedenen Figuren, die zunehmend unkenntlich in Farbe umher patschen. Das geht hier als Action durch.

Zur ganzen Sequenz läuft übrigens der Disco-Hit “One for you, one for me” von La Bionda, der zu diesem Zeitpunkt auch schon sechs Jahre auf dem Buckel hat und erneut beweist, dass die Filmemacher vom aktuellen musikalischen Geschehen (New Wave, Neue Deutsche Welle) keinerlei Ahnung haben. Hier sind alte Männer am Werk.

Schnitt, zurück nach München, zurück zum Café Reitschule. Jakob versucht erneut, der deprimierten Susi mit einer roten Rose die Laune zu verbessern. Aber natürlich versaut ihm Tommi die Tour – und zur Belohnung für alle seine Schweinereien, Betrügereien und Lügen hat Susi ihm einen Jeep gekauft:

Jakob tröstet sich mit der depperten Erkenntnis “manche haben eben mehr Glück als andere”, wo “manche haben eben mehr kriminelle Energie als andere” angebracht wäre. Was aber das “Happy End” versemmeln würde.

The End

Der Filmdienst schrieb seinerzeit zu DIE UNGLAUBLICHEN ABENTEUER DES GURU JAKOB erwartungsgemäß abwertend:

“Ein billiges, oberflächliches Routineprodukt, das aktuelle Schlager mit dem Provinzialismus altbackener Heimatfilme verbindet und ungeniert die Sektenproblematik ausschlachtet.”

Das ist nur halb richtig, denn der Film hat – wie oben schon ausgeführt – wahrlich keine aktuellen Schlager zu bieten, sondern nur vergammelte Konserven.

Die CINEMA druckte wie üblich die komplette Inhaltsangabe inklusive Finale ab, erkannte durchaus den mangelnden Anspruch, wollte sich dann aber doch nicht zu einer klaren Positionierung hinreißen lassen und radebrecht stattdessen:

Den Fierek hat man übrigens im Text konsequent falsch geschrieben.

Und was halte ich nun von dem Film? Im Grunde genommen ist er ein sehr typisches Kind seiner Zeit und deutlich dem Kaktus-Lutschbonbon verwandt. Alte Männer versuchen sich an junger Komödie, aber weil sie weder den Zeitgeist noch den Humor der Jugend verstehen, bedienen sie sich der verstaubtesten Geschichten und Gags, die teilweise bis in den Schlagerfilm der 50er zurück reichen. Sexismus, Rassismus und Chauvinismus werden hier für komisch gehalten, die klassische Torte im Gesicht geht immer und die Frauenrollen laden zum Fremdschämen ein. Unterster Stammtisch.

Was beim GURU besser ist als beim LUTSCHBONBON: er verzichtet weitgehend auf schmierigen Softsex und beschränkt sich auf ein bisschen “oben ohne” für die Vermarktung. Er scheint auch nicht entschlossen, den Rekord an miesem Minderheiten-Bashing zu brechen – hier ist die Ignoranz einfach nur der Inkompetenz geschuldet. Außerdem hätte man aus der Geschichte des Arbeitslosen, der als “Guru” in der bayerischen Provinz die dörfliche Kleingeistigkeit entlarvt, durchaus einen adäquaten Kinofilmen machen können, wenn man ausreichend Mühe und Talent investiert hätte. Am Ende hätte dann auch die Erkenntnis stehen können, dass nicht etwa der selbstverliebte Tommi, sondern der liebe Jakob der Richtige für Susi ist.

Trotzdem ist das LUTSCHBONBON eindeutig der bessere Film, auch wenn der Begriff “besser” hier mit Vorsicht zu genießen ist. Dem Guru fehlt die Liebesgeschichte im Zentrum, der mühelose Charme von Jürgen Drews und Babsi May, die Bereitschaft zum hemmungslosen Slapstick. Das LUTSCHBONBON bietet – eingepackt in Widerlichkeiten gegen alle greifbaren Minderheiten – einfach mehr Entertainment.

Besondere Erwähnung verdient zum Schluss noch mal Tommi Ohrner als “Tommi”: wie man allen Ernstes gedacht haben kann, dieser widerliche Schmierlappen gäbe eine angemessene romantische Hauptfigur für eine Komödie ab, ist mir unerklärlich. “Tommi” ist ein Betrüger, Dieb, Lügner und Fremdgeher ohne jegliche “redeeming values”. Er hat keinen Charme, kein letztlich sympathisches Ziel, keinen guten Kern. Er ist der sprichwörtliche Taugenichts im übelsten Sinne und es spricht gegen die Macher, dass sie die Jugend des Jahres 1983 wohl tatsächlich so gesehen haben.

Wie man einen Charakter wie “Tommi” abserviert, wurde schon 2002 in einer Gameshow adäquat umgesetzt (ab 5:55).

Und Sonja Martin? Es klingt furchtbar unfair, aber wenn sie sich nicht auszieht, hat sie sonst wirklich nichts beizutragen. Ihr schauspielerisches Talent ist ein Vakuum.

Am Ende ist DIE UNGLAUBLICHEN ABENTEUER DES GURU JAKOB wieder ein perfektes Stück Zeitgeschichte, ein Zerrbild einer Generation, wie sie von Opas Kino gesehen wurde. Ein Film gewordenes Stück Triebabfuhr mit Minderheiten als Hassobjekten und Frauen als Fleischbeschau. Komödie ohne Komik, Romanze ohne Romantik.

Ein unwürdiger Versuch, die bayerische Schenkelklopfer-Komödie durch EIS AM STIEL-Besetzung und Teenager-Appeal in die 80er zu retten.

Soll man sich wundern oder freuen, dass der Film in den Top 100 des Kinojahres 1983 nicht auftaucht? Andererseits: Platz 99 belegt Tommi Ohrners in vielerlei Beziehung schlimmerer Rückfall in die Pennäler-Komödie mit PLEM PLEM DIE SCHULE BRENNT! und NDW-Schlagersternchen Ixi. Vielleicht muss ich den auch noch besprechen…

P.S.: Unter den Szenenbildern des Verleihs habe ich diese Aufnahme gefunden, die vermuten lässt, dass sich Zachi Noy in der Farbenschlacht hat doublen lassen:



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Marcus
Marcus
6. April, 2020 12:50

“Es wird nicht das erste Product Placement des Films bleiben…”

Biddewas?

Marcus
Marcus
6. April, 2020 13:07

“Ich habe gerade ein wenig in meinen Rachenraum gekotzt, glaube ich.”

Hast du gerade versucht, die englische Phrase “I think I just threw up in my mouth a little” zu lokalisieren? Respekt…

Marcus
Marcus
6. April, 2020 13:11

“Aus Jakob Feierabend wird (noch unbewusst) der Guru Jacob:”

Einer aus der Rubrik “Man muss es gesehen haben, um es zu glauben, und selbst dann glaubt man es nicht”…

Dr. Acula
6. April, 2020 16:20

Mir war schon immer die Namensähnlichkeit zum de-Funes-Vehikel “Rabbi Jakob” suspekt, und nach der Farbkübelangelegenheit scheint mir wenigstens das geklärt… (im “Rabbi” fällt de Funes in ein Kaugummi-Rohmaterial-Fass und sieht dann ähnlich aus wie hier).

Heino
Heino
6. April, 2020 17:01

Ich glaube, ich habe den tatsächlich damals gesehen, aber zum Glück komplett vergessen. Selbiges gilt für Potatoe Fritz, also los, mach den auch noch nieder:-)

Dr. Acula
6. April, 2020 18:38
Reply to  Heino

Der list leider hauptsächilch stinklangweilig und Breitners Rolle völlig unwesentlich.

Matts
Matts
6. April, 2020 17:37

Danke für eine weitere amüsante Besprechung eines schlimmen, schlimmen Machwerks. Ich mag das!

takeshi
takeshi
6. April, 2020 18:29

Vielen Dank für deine wieder sehr unterhaltsame Review.

Filme wie dieser lösen bei mir immer (genau wie Stromberg – nur aus einem anderen Grund) einen Fremdschäm-Effekt aus.
Eigentlich ist es unfassbar, wenn man sich überlegt, dass eine große Gemeinschaft von Leuten über Monate hinweg an so einer geistigen Tieffliegerei arbeiten, Szene um Szene, Take um Take.
Was mag im Geist eines an den Dreharbeiten Beteiligten am Abend eines Drehtages nach solchen Anhäufungen von Peinlichkeiten nur vorgehen? Geht man da wirklich nach Hause und freut sich über die Arbeit, die man an diesem Tag geleistet hat? Denkt man: “Scheißjob, aber irgendwie muss ich ja meine Brötchen verdienen.”?
Es dem “Zeitgeist” anzulasten, ist heutzutage wahrscheinlich eine willkommene “Erklärung”, die jeder der damals Beteiligten gern ergreift.

Als Zuschauer starrt man ungläubig auf das was da abläuft, hypnotisiert wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Man möchte den Blick abwenden von der vor einem ablaufenden Katastrophe, aber man schafft es nicht.

Katastrophentouristen kann ich übrigens nicht ausstehen, aber ich würde sehr gern weitere solcher Reviews von dir lesen.

Comicfreak
Comicfreak
7. April, 2020 08:24
Reply to  takeshi

Ich hoffe ja immer noch auf eine Besprechung des brutal unlustigen Germanikus

comicfreak
8. April, 2020 11:48
Reply to  Torsten Dewi

Richte dir vor der Sichtung ein raues Frotteehandtuch um danach die Mimik wieder zu beleben ^^

Dietmar
6. April, 2020 20:14

Respekt! Ich kann die Trailer vor Fremdscham kaum ertragen.

PabloD
PabloD
6. April, 2020 20:39

Bei den Trailern oben ist jetzt kein Film dabei, den ich hier nicht besprochen sehen will…

Dietmar
7. April, 2020 06:51

Wer ist Thorsten Dei?

DMJ
DMJ
7. April, 2020 10:29

Auch mein Lob für das … wie heißt es offiziell? Fotostory-Format? Kommt gut, liest sich flott und man bekommt mehr Eindruck von dem Film, als es ein reiner Text täte. Und bislang ist die Auswahl auch wirklich gut.

Das hier klingt … wahrlich entsetzlich. Vermutlich ist dieser Artikel das Beste, was irgendwie mit dem Film zu tun hat.

Rudi Ratlos
Rudi Ratlos
7. April, 2020 12:34

Gemessen an dem Schlonz ist “Frankfurt Kaiserstraße” ja Milleustudie mit preisverdächtiger Qualität ;D

Thies
Thies
7. April, 2020 21:54

Ich oute mich dann mal als (bisher) einziger, dass ich den Film damals im Kino gesehen hatte. Und ich kann mich daran erinnern laut gelacht zu haben. Okay, ich war erst zwölf, aber schon damals hätte mein Geschmack weiter entwickelt sein können. Aber diese Zwischenzeit führt dann wahrscheinlich zu Geschmacksverwirrungen, dass man einerseits “Watership Down” gut findet und einen Geschmack für Hitchcock entwickelt und sich andererseits über den albernsten Scheiss totlacht: “Im Dschungel ist der Teufel los” hatte ich schließlich auch schon gesehen. Und mein erster Superhelden-Film war “Superman III”. Kein Wunder das Psychiater den Grund für aktuelle Neurosen immer in der Kindheit suchen.

P.S. Die Oben Ohne Szene im See war soweit ich mich erinnere tatsächlich in der Kino-Fassung. Tommy sagte sowas wie “Die Fische werden Dir schon nichts abgucken.”. Dafür konnte ich mich an die anderen vielen Brüste nicht mehr erinnern. Meine Interessen waren wohl noch anders verlagert.

Raphael
Raphael
8. April, 2020 14:08

Gibt’s einen Grund, warum der Youtube-Film nicht verlinkt ist, oder habe ich das übersehen?

Martin Däniken
Martin Däniken
12. April, 2020 07:03

Danke für die höllische Arbeit,die mir einen wahnsinnigen Spaß gemacht hat.
Bei mir in der Familie hatte sich für eine bestimmte Schauspielerzusamenrottung speziell für die Krimis aus Bayern
(Kommissar ,Derrick,Alte) der Begriff “Münchner Mafia” eingebürgert.
Bei den Marischka -Produkten und Retzer-Erzeugnissen würde “Inzucht” am ehesten passen…?!
“Hei wir machen was wie Hell-za- Poppin. Nur in deutsch!”

Thies
Thies
12. April, 2020 10:05

Der Vergleich mit “Hellzapoppin” erscheint mir doch sehr gewagt. Wenn die Macher von Guru Jakob auch nur ein Zehntel dessen Einfallsreichtums gehabt hätten, wäre mit Sicherheit eine ordentliche Gaga-Komödie dabei herausgekommen.

“Go home Stinky Miller! Your mama just callled!”

Martin Däniken
Martin Däniken
12. April, 2020 11:35
Reply to  Thies

Anspruch und Wirklichkeit liegen in dem Fall Lichtjahre auseinander…

Wenn aber der ein oder andere Mitspieler Miete und/oderAlimente bezahlen konnte oder Rechtsanwälte oder einfach ein geiles Leben kurzfristig führen konnte…
oder dem Marischka traue ich durch aus zu mit Seifenblasen und entsprechenden Verträgen gearbeitet zuhaben…
und das die Produktplatzierungen/Finanzbeteiligungen auch steuerliche Vorteile hatten!

Thies
Thies
12. April, 2020 18:42

Das sich jemand an solchen Produktionen gesund gestoßen hat zweifel ich für keine Sekunde. Siehe auch das passende Kapitel in Karl Dalls Biographie “Auge zu und durch” in dem er erwähnt, dass man ständig Nebenrollen in seine Filme einfügen musste für die jungen Frauen die zur Abendunterhaltung der Produzenten eingeflogen wurden.

Und der “Hauptsache das Team wird bezahlt”-Anspruch existiert natürlich auch in Hollywood. Ich erinnere mich z.B. an die “Dreamcatcher”-Episode von “How did this get made” laut der sogar Lawrence Kasdan einfach glücklich war, mal wieder einen Job gefunden zu haben.

trackback
10. Juli, 2022 17:59

[…] Film-"Lümmel" Hansi Kraus ist die 70er-Ausgabe von Tommi Ohrner – er gibt bei den "lustigen" Filmen der LISA den Frechdachs, den (nur angeblichen) […]

Thomas Bunzenthal
Thomas Bunzenthal
3. Mai, 2023 13:27

In diesem “Gasthaus zur Post Metzgerei” spielt doch auch “Pudelnackt in Oberbayern”…

Thomas Bunzenthal
Thomas Bunzenthal
3. Mai, 2023 21:39
Reply to  Torsten Dewi

Hab den kürzlich als Schlefaz gesehen und dieser Postmetzger kam mir tierisch bekannt vor…