Final Thoughts: WHAT IF… ? Staffel 2
Themen: Film, TV & Presse |Zu ersten Staffel der Marvel-Trickserie schrieb ich vor über zwei Jahren:
So kann das Urteil auch bei dieser Serie wieder nur lauten: Marvel hat viel versprochen, mehr geliefert – und dann noch einen oben drauf gesetzt.
Kein Wunder, dass ich mich sehr darauf gefreut habe, neun neue Folge zu sehen, die zum Jahreswechsel gestreamt wurden. Der Vorfreude zuträglich war auch die sogar nochmal bessere Bewertung auf Metacritic.
Darauf basierend muss ich davon ausgehen, dass die meisten Fans mit der neuen Staffel mehr als zufrieden sind.
Ich nicht.
Ich halte die zweite Staffel für ein Debakel, das nur deswegen nicht sofort auffällt, weil die technischen Aspekte (Zeichenstil, Action, Voice Acting) weiter von extrem hohem Niveau sind. WHAT IF… ? sieht großartig aus, ist flüssig inszeniert, und hat allen Beteiligten sichtlich Spaß gemacht.
Inhaltlich läuft die Serie dieses Mal allerdings völlig aus dem Ruder.
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Gehen wir wieder mal die einzelnen Folgen durch, soweit ich mich an sie erinnern kann (und das ist nicht sarkastisch gemeint):
What If… Nebula Joined the Nova Corps? So eine Art BLADE RUNNER oder ALTERED CARBON. Gut anzusehen, schmackig inszeniert, aber Nebula war immer eine der unterentwickelsten Figuren der Guardians und ehrlich – schert uns das Nova Corps? Props aber für Howard the Duck, der in meinen Augen ein besserer Protagonist gewesen wäre.
What If… Peter Quill Attacked Earth’s Mightiest Heroes? Eine dünne Alternativ-Prämisse zu GUARDIANS OF THE GALAXY 2, die den jungen Peter Quill nie zu einem glaubwürdigen Antagonisten aufbaut. Props hier für die alternativen Avengers, die ich gerne noch mal sehen würde.
What If… Happy Hogan Saved Christmas? Die Weihnachtsepisode dreht sich um Hogan und Darcy und ist als Action-Comedy absolut tauglich, auch weil man dabei nicht allzu sehr nach der Logik fragen muss.
What If… Iron Man Crashed into the Grandmaster? WHAT IF… ?! versucht sich an einer Mischung aus SPEEDRACER und dem Pod-Rennen von STAR WARS I. Viel satte Action im Videospiel-Stil, aber komplett sinnentleert und letztlich öde. It is a tale told by an idiot, full of sound and fury, signifying nothing.
What If… Captain Carter Fought the Hydra Stomper? Das MCU versucht weiter, Peggy Carter zum “wahren” Captain America umzudeuten, was schon im letzten DR. STRANGE nicht funktioniert hat. Weder ist die Figur interessant, noch glauben wir ihre Fähigkeiten. Und ihre “unsterbliche Liebe” für Steve Rogers ist mittlerweile so peinlich wie Wonder Womans Gejammer wegen Steve Trevor.
What If… Kahhori Reshaped the World? Oh boy – Marvel musste natürlich wieder eine “indigene Episode” in die Staffel pferchen, um Respekt für die Naturvölker zu zeigen und den Selbsthass der weißen westlichen Zivilisationen zu bedienen. Dafür hat man eine gänzlich neue Superheldin erschaffen, die ganz dem Klischee der “edlen Wilden” entspricht:
Pocahontas saves the world! Erwartungsgemäß werden sie und Peggy Carter bald Besties und die zentralen Figuren des übergreifenden Story Arcs dieser Staffel.
I shit you not:
What If… Hela Found the Ten Rings? Ich fand SHANG-CHI sehr mäßig und die “ten rings” als umpfizgste Superwaffe komplett banal. Hela bleibt eine eher theoretisch interessante Figur, die es hier aber auch nicht rausreißen kann.
What If… The Avengers Assembled in 1602? Eine an sich sehr gute Prämisse. Superhelden in frühere Zeiten zu verlegen, ist nicht erst seit “Gotham by gaslight” ein bequemer und Spannung versprechender Kniff, die Figuren neu zu interpretieren, ihre Moral an anderen Maßstäben zu messen. Hier aber nicht. Das ist nur konfus und unbefriedigend.
What If… Strange Supreme Intervened? Wie bei Staffel 1 greift die letzte Episode ein paar Handlungsfäden wieder auf, um zu einem großen Finale zu kommen. Ich hatte es weiter oben schon erwähnt – der Fokus auf Peggy Carter und den Neuzugang Kahhori mindert das Interesse schnell, zumal wir es ja sowieso nur mit einem Alternativ-Universum zu tun haben, dessen Ereignisse das reguläre MCU nicht beeinflussen. Im Vergleich zum Finale der ersten Staffel ein Rohrkrepierer.
Das ist alles zu… dünn. Die Prämissen sind nicht ansatzweise so spannend wie in Staffel 1, der Einsatz meist deutlich geringer. Es werden Figuren bedient, von denen wir nie wirklich mehr wissen wollten. Dabei wird die Chance verspielt, Charaktere zu integrieren, die mittlerweile offiziell im MCU angekommen sind. Wo ist Spider-Man? Wo sind die Fantastic Four? Wo sind die X-Men? Wäre eine WHAT IF… ?-Serie nicht der perfekte Spielplatz für neue und spannende Konstellationen? Infinite diversity in infinite combinations?
Statt sich nach dem Erfolg der Staffel mehr zu trauen, hat man die Ambitionen eingekürzt, den erzählerischen Anspruch beschnitten. Das lässt mich Böses ahnen für Staffel 3, die bereits in Produktion ist:
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P.S.: Bemerkenswert finde ich allerdings weiterhin die Menge an Original-Sprechern, die man ins Studio hat zerren können. Außer den Stars, die mittlerweile offiziell aus dem MCU ausgeschieden sind (Downey jr., Evans, Johansson) sind eigentlich alle mit dabei.
Highlight: du hast eine Folge vergessen. 😁
Die im Jahr 1602. Zusammenfassung: die war eine von den lamen.
Keine Ahnung, wie mir das durchrutschen konnte. Ist nachgetragen.
Bei der Folge kann ich verstehen, dass man sie vergisst.
Die hätte ein Highlight der Staffel sein müssen.
Ist das eine Adaption der “1602”-Storyline von Gaiman? Wenn ja, die hat als Comic ja schon keine Bäume ausgerissen.
Sonst im weitesten Sinne d’accord.
Nebula und Weihnachtsfolge großartig, der Rest schwankt zwischen ganz nett (zB Hela, Quill) und unsäglich (Kahhori – dröger Ethnokitsch mit dem heftigsten Fall von Mary Sue-Syndrom, das ich seit langem gesehen habe. Keine Ahnung, was so viele Fans und Kritiker daran finden).
Bin noch dabei, die Pocahontas-Folge müsste jetzt die nächste sein.
Vorteil in der deutschen Fassung: Hier haben tatsächlich alle Charaktere ihre Stimmen aus den Filmen.
Zur Captain Carter – Folge: Dachte ehrlich gesagt erst, dass hier versucht wird, aus Black Widow und Carter ein Paar zu machen. Was dann doch nicht kam, dafür nach zig Jahren Anhimmeln von Old Cap?! Naja, aber zumindest die 50er-Fallout-Vibes waren nett.
Warum die X-Man/Mutanten nicht in What if…? sind laut Winderbaum:
(tl;dr: nur was im MCU war darf benutzt werden)
We had very few parameters when we were ideating the show, but that was certainly one of them. We wanted to make sure that the characters were firmly rooted in the MCU. It had nothing to do with rights, it had nothing to do with the future stories we wanted to tell, it had everything to do with what What If…? is, which is a spin on an established storyline, so we looked primarily at the Infinity Saga
Das von dir gebrachte Zitat widerspricht deiner Aussage: “It had nothing to do with rights”. Sie hätte es machen können, sie haben es nicht machen wollen.