03
Apr 2024

Kino-Kritik: GODZILLA X KONG – THE NEW EMPIRE

Themen: Film, TV & Presse |

USA 2024. Regie: Adam Wingard. Darsteller: Rebecca Hall, Brian Tyree Henry, Dan Stevens, Kaylee Hottle, Alex Ferns, Fala Chen u.a.

Story: Es herrscht halbwegs Ruhe auf Erden – in der Hohlwelt verteidigt der alternde King Kong sein neues Reich, an der der Oberfläche kümmert sich Godzilla um die Kaiju-Monster, die sporadisch auftauchen – alles bewacht von der Monarch-Organisation. Die Balance der Kräfte gerät allerdings aus den Fugen, als Godzilla aggressiv neue “Ladung” aufnimmt, um sich auf den Kampf gegen einen Feind vorzubereiten, der das Ende der Menschheit einläuten könnte. Das Monarch-Team muss versuchen, Kong und Godzilla als Team gegen die neue Bedrohung in Stellung zu bringen…

Kritik: Vorab gleich mal ein paar Disclaimer: Ich bin kein Fan des aktuellen Monsterverse-Zyklus. Nach dem enttäuschenden GODZILLA von 2014 habe ich mich damit nicht mehr beschäftigt. GODZILLA II: KING OF THE MONSTERS, KONG: SKULL ISLAND und GODZILLA VS. KONG wurden konsequent ausgelassen.

Ich habe auch die begleitende MONARCH-Serie noch nicht gesehen.

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Und Aaalder… eine Trickserie gibt es davon auch schon?!

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Der außerhalb der Franchise platzierte und hoch gelobte GODZILLA MINUS ONE liegt ebenfalls hier auf Halde:

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GODZILLA MINUS ONE dürfte auch der potenteste Gegner von GODZILLA X KONG sein – mit deutlich geringerem Budget, dafür aber einem Oscar für Beste Spezialeffekte, gilt er aktuell als das Kronjuwel des Godzilla-Mythos, als der neue Maßstab, wie Kaiju-Filme aussehen sollten. Er ist alles, was die Monsterverse-Filme nicht sind (oder sein können).

Kein Wunder, dass GODZILLA X KONG nach einem miserablen ersten Trailer von Fans und Presse gleichermaßen als hirntotes Remmidemmi abgeschrieben wurde, das dem japanischen Herausforderer das Wasser nicht reichen kann:

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Aber da ich das alles nicht gesehen habe, konnte ich gestern frisch ins Kino gehen und GODZILLA X KONG nach dem beurteilen, was er ist, ohne Ballast oder fiese Vergleiche. Das war mir auch deswegen wichtig, weil ich Regisseur Adam Wingard seit seinen Thrillern A HORRIBLE WAY TO DIE  und THE GUEST sehr gern mag. Der Mann hat echt Karriere gemacht. Er verdient eine faire Besprechung.

Auffällig ist, dass sich seit dem Kinostart in den USA am Wochenende der Wind gedreht hat – die Kritiken sind immer noch mau, aber die Publikumsreaktionen sprechen eine andere Sprache. Sogar der deutsche Godzilla-Papst Jörg Buttgereit äußerte sich nach einem Pressescreening des Film überrascht positiv.

Don’t believe the hype? Ja, GODZILLA X KONG ist nicht GODZILLA MINUS ONE – weil er kein Drama sein will, das die Saga um die Riesenechse neu klammert. Stattdessen lässt er sich eher mit den aktuellen Teilen von JURASSIC PARK und FAST & FURIOUS vergleichen. Er ist Teil einer Blockbuster-Franchise, die für ein größtmögliches Publikum funktionieren muss und in ständiger Steigerung der Schaueffekte nur auf das Wow setzt. Er ist kein Erzählkino, sondern Eventkino.

Wenn man diesen Kontext berücksichtigt und den Film nach diesen Maßstäben betrachtet, dann ist GODZILLA X KONG der mit Sicherheit dümmste, aber womöglich auch spaßigste Blockbuster des Sommers. Die Autoren und Adam Wingard sind augenscheinlich entschlossen, die inhärente Beknacktheit des ganzen Konzepts mit ständigen Orts- und Charakterwechseln bei einem fast schwindelerregenden Tempo auszugleichen. Im Minutentakt zaubert GODZILLA X KONG neue Ideen aus dem Hut – eine idiotischer als die andere, aber in der schieren Ballung durchdrungen von einer ansteckenden kindlichen Spielfreude. Ich habe bei diversen “dramatischen” Momenten lauthals gelacht – und ich bin ziemlich sicher, dass das beabsichtigt war.

Dabei ist GODZILLA X KONG keine bloße Aneinanderreihung von Monsterprügeleien – er müht sich stattdessen, den Plot von drei Staffeln MONARCH in gerade mal zwei Stunden Laufzeit zu packen. Der Kern sind dabei weder die Menschen noch Godzilla – das hier ist primär ein Kong-Film, der dem alternden Affen noch mal richtig Zucker gibt. Alles drumherum ist schrillbunte Staffage mit Charakteren als Stichwortgebern und Erklärbären.

Wenn die Monster-Fights dann kommen, kommen sie aber richtig: hart, schnell, destruktiv. Wrestling im XXL-Format, sauber choreographiert und einfallsreich.

Visuell wird wieder mal eine gemischte Tüte Haribo geboten, mit überzeugenden Effekten bei allem, was an der Oberfläche spielt – und der Hohlerde als Lakritz, bei der man die CGI unauffällig in die Mülltonne spucken möchte. Wer auf so etwas achtet, wird in der Musik, der Farbchoreographie und dem Technik-Design diverse Anleihen an den Synthwave-Stil finden.

Während Florian Breitsameter ungewöhnlich emotional empört war, habe ich mich hervorragend amüsiert. Ob GODZILLA X KONG ein guter Film ist, hängt allein von der Definition des Begriffes “gut” ab. Die Story läuft auf dem Niveau der ersten Staffel STARGATE SG-1 ab, die menschlichen Figuren könnte man komplett rausstreichen, es gibt kein Gefühl für Raum, Zeit und Masse im Drehbuch. Aber dennoch hat sich Bolle ganz köstlich amüsiert – und manchmal reicht das.

So ist GODZILLA X KONG kein Anwärter für den Orden “bester Godzilla-Film”, aber er erinnert in seinem naiven Schaulaufen an das Blockbuster-Kino der 90er und bietet im Zweifelsfall immer lieber zu viel als zu wenig. Kein Kaviar, sondern Pommes. Aber davon doppelte Portion. Dafür kann man ihm nicht böse sein.

Fazit: Ein völlig freidrehender Kaiju-Eventfilm, vollgepackt mit Charakteren, Events, Locations und Fights, der jede Dummheit der Story mit einer wahnwitzigen Menge an bescheuerten Einfällen übertüncht und und stolz, aber ohne Hose über die Ziellinie kommt. Der Zuschauer bleibt fassungslos, aber gut unterhalten zurück.

 



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Thomas G. Liesner
Thomas G. Liesner
3. April, 2024 16:33

Bislang fand ich das MonsterVerse ziemlich durchwachsen. Bei Godzilla waren die Gegnermonster missglückt und zuwenig Godzilla-Momente, Skull Island war ganz brauchbare Unterhaltung, King Godzilla hatte tolle Momente mit Mothra & Co, die menschliche Seite war aber komplett unverständlich und uninteressant, Godzilla vs King Kong habe ich gesehen, aber praktisch direkt wieder vergessen, aber vielleicht ist der neueste dann doch eine Sichtung wert…

Die Originalreihe ist in seiner neuesten Ära deutlich ernsthafter unterwegs, vor Shin Godzilla war ja eine längere Pause, aber Shin Godzilla hat trotz gewisser Längen dramatisch sehr gut funktioniert und Minus One ist noch besser geworden, bewussten oder unfreiwilligen Humor hat man bei beiden nicht und die Zerstörung durch Godzilla entsprechen dem Geist des Originalfilms.

Jörg Krömer
Jörg Krömer
3. April, 2024 16:34

Bescheuert trifft es ganz gut. Das Ding ist ziemlich albern bis infantil. Die CGI erinnert an Tom und Jerry-Cartoons.

Marko
3. April, 2024 21:38

Als Krach-Bumm-Franchise gefällt mir das Monsterverse eigentlich ganz gut, wobei ich den 2014er “Godzilla” noch mit am besten finde. Die “Monarch”-Serie war für mich enttäuschend, zu wenig Monster, zu wenig Action, zu viel Gerede, da hilft leider auch Kurt Russell als charismatisches Aushängeschild nicht viel. Und leider finde ich, dass Millie Bobby Brown, die ich in “Stranger Things” ganz gerne sehe, sich zu keiner guten Schauspielerin entwickelt. Ihre Auftritte im Monsterverse waren jedenfalls recht blass und, naja, nicht gut gespielt.

Bin gespannt auf “Minus One”, der scheint ja doch ein bisschen was anderes bieten zu wollen. Und natürlich werde ich auch “New Empire” schauen – irgendwann, wenn er mal als Stream wo läuft…

Marko
3. April, 2024 21:50
Reply to  Torsten Dewi

Toll fand ich sie da auch nicht, aber da fand ich ihre Art nicht ganz so unpassend wie im Monsterverse. Die superschlaue Tochter einer Wissenschaftlerin nehme ich ihr einfach noch deutlich weniger ab als die quirlige Schwester von Holmes.

Dinozeros
Dinozeros
4. April, 2024 11:58
Reply to  Torsten Dewi

In “Damsel” ist sie stellenweise ganz brauchbar.

“Minus One” bitte gucken. Think small – feel big. Dann bebt es auch innerlich.

el flojo
5. April, 2024 09:10

Du hattest mich mit der doppelten Pommes. Hoffentlich auch mit doppelt Mayo.

Andy M.
Andy M.
5. April, 2024 11:08

Meiner Meinung nach,ist der Godzilla x Kong sehenswert,wer auf tiefsinnige Handlung und Drama etc,wartet wird natürlich enteuscht sein usw. Aber man wird unterhalten und das nicht zu knapp.Aber bekanntlich ist ja Geschmacks Sache.Also Popcorn 🍿 Kino ohne Zeit zu verschenken! Hirn aus und Spaß haben 👍