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Apr 2024

Fantasy Filmfest Nights 2024 (7): THE EMPIRE

Themen: FF Nights 2024, Film, TV & Presse, Neues |

Frankreich, Italien, Deutschland, Belgien, Portugal 2024. Regie: Bruno Dumont. Darsteller: Lyna Khoudri, Anamaria Vartolomei, Camille Cottin, Fabrice Luchini, Brandon Vlieghe u.a.

Offizielle Synopsis: Zwei extraterrestrische Imperien finden für ihren immerwährenden Streit um Gut und Böse einen neuen Austragungsort: ein französisches Fischerdorf. Hier ist Freddy geboren, der Prinz der Finsternis, der einmal das Gleichgewicht ins Wanken und die Menschheit für immer versklaven wird. Die Nullen (schwarze Materieklumpen) und die Einsen (Lichtstrahlen) haben ihre Abgesandten zur Erde geschickt, um die Körper der Erdlinge zu übernehmen und das auserwählte Kleinkind zu entführen.

Kritik: Veranstalter Rainer Stefan wusste, dass er mit der Euro-Produktion THE EMPIRE einen schweren Stand haben würde, darum verteidigte er sich schon vorab, dass der Humor des Films sicher gewöhnungsbedürftig sei und das Publikum in zwei Gruppen spalten werde.

Das stimmt. Nur ist die eine Gruppe ungleich größer als die andere.

Mag sein, dass THE EMPIRE bei angesehenen Festivals brav beklatscht wurde, wo die ganze Journaille hockt, die amerikanische Unterhaltungsnormen vehement ablehnt und das “europäische Kino” preist, weil sie selber gut davon lebt und weiter zu Premieren und Champagner eingeladen werden möchte. Das hier ist ein Science Fiction-Film von Leuten, die keine Ahnung von Science Fiction haben, für Cineasten, die ebenfalls keine Ahnung von Science Fiction haben – was aber komplett schnurz ist, weil alle sich einig sind, dass das eine Allegorie ist. Worauf? Wer weiß das schon. Im Zweifelsfall was mit Kolonialisierung. Kirchenkritik und der zersetzenden Lethargie des Bürgertum.

Das alles ändert aber nichts daran, dass hier eine träge und vage erzählte Fabel von zwei galaktischen Großmächten, die aus nicht weiter erklärten Gründen vielleicht die Erde übernehmen / zerstören / zum Kampfschauplatz machen wollen, mit mehreren Millionen Fördergeldern um aufwändige, aber komplett unnötige CGI angereichert wurde. Alle Szenen mit den galaktischen Fürsten beider Seiten hätte man auch vor einer schwarzen Wand drehen können. Der betriebene Aufwand ist komplette Augenwischerei, um einen winzigen Film größer wirken zu lassen. Hurra hurra, das Geld der Förderung ist da!

Inhaltlich ist THE EMPIRE ein Hirnzwerg, der nach der anfänglichen Exposition keinerlei Handlung in die Gänge bringt und sich am Ende mit einem “Liebe kann irgendwie schon Konflikte überwinden” begnügt. Man kann die lethargische Machart natürlich als “lakonischen Humor” verbrämen – aber ist das nicht immer die Ausrede, ähnlich wie beim explizit “schwarzen Humor”, der gewöhnlich durch komplette Humorbefreitheit glänzt?

Als Nebenaspekt sei noch genannt, dass THE EMPIRE unangenehm und auf sehr französische Art sexistisch ist. Die beiden primären weiblichen Figuren wurden mit zwei der heissesten Leckerchen des französischen Kinos besetzt, beide dürfen sich mit großer Beiläufigkeit nackt zeigen und vom Protagonisten besteigen lassen.

Diskutierenswert scheint mir lediglich ein Vergleich mit Zack Snyders global verlachtem STAR WARS-Abklatsch REBEL MOON zu sein, denn hier bietet sich folgende Frage an: Ist es besser, amerikanisches Blockbuster-Kino einfallslos zu imitieren und damit zu scheitern, oder einen europäischen “spin” zu suchen und damit zu scheitern? Ist das Scheitern die einzige Relevanz, oder verdient der Versuch des eigenen Wegs für sich genommen Respekt? Ist THE EMPIRE “besser” als REBEL MOON, weil er sich wenigstens Gedanken gemacht hat, wie man “anders” sein könnte, statt nur blind zu kopieren?

Das europäische SF-Gremienkino ist seit TERMINUS und ES IST NICHT LEICHT EIN GOTT ZU SEIN echt keinen Schritt vorangekommen.

Fazit: Wenn Quentin Dupieux in einer Lebenskrise STAR WARS gedreht hätte – was nicht halb so lustig ist, wie das auf dem Papier klingen mag. 3 von 10 Punkten für ein paar halbgare Gags und Schauwerte in Sachen Weiblichkeit und Weltall.

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5 Kommentare
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Nummer Neun
28. April, 2024 21:40

Und ich hatte schon gedacht, ich wäre zu unaufmerksam gewesen und hätte irgendeine wesentliche Information verpasst, um der Handlung zu folgen. Gut, dass es nicht an mir, sondern am Film lag.

Flusskiesel
30. April, 2024 09:01

Gerade habe ich mir den Trailer zu ,,Es ist nicht leicht, ein Gott zu sein” angeschaut und bin überrascht, dass die Pest, die gesamte Handlung eines Filmes schon im Trailer zu verraten, wohl doch älter ist als angenommen.

PS: Was für ein Heuler!

Thies
Thies
30. April, 2024 15:53

Während der Film versammelten sich vor dem Kino mehrere hundert Islamisten für eine Demonstration. Vielleicht wäre es eine bessere Idee gewesen ihnen zuzuhören, als im Kino sitzen zu bleiben. Bestimmt hätte ich dabei öfters Gründe zum Lachen gefunden als in diesem Schnarcher. Anti-Kino zum Abgewöhnen.

Thies
Thies
30. April, 2024 18:31
Reply to  Torsten Dewi

Gern geschehen. Und ich hatte schon die Befürchtung, dass ich die Kommentarspalte vollmülle.