Video-Heroin für den YouTube-Junkie (Teil 2)
Themen: Film, TV & Presse |Da ich den größten Teil des heutigen Tages damit verbracht habe, die Steuerunterlagen von 2022 zu sammeln und zu sichten, sei mir ein etwas arbeitsreduzierter Beitrag gestattet. Wir gehen mal wieder durch, was ich in den letzten Wochen auf YouTube entdeckt habe.
Ich finde Social Media-Drama, wenn sich Influenzer und Wannabes bekriegen, durchaus interessant. Ich will mich nur nicht ausgiebig damit beschäftigen müssen. Darum bin ich Kanälen wie dem von Ray William Johnson dankbar, der Skandalgeschichten extrem kompakt und comic-esk bebildert zusammenfasst:
Manchmal, wenn mir die moderne Zeit zu hektisch wird, suche ich mir etwas wie DER GEISTERZUG aus dem Netz – die zweite Verfilmung eines dreimal verfilmten Theaterstücks. Opas Unterhaltung sicherlich, aber auch altmodische Weise charmant. Leider kann ich das Video nicht direkt einbinden, darum nur ein Bild:
Ich bin ein Fan von “Chef John”, der mit einem sympathischen Singsang Rezepte vorstellt, die selten gut für den Bauchumfang und/oder die Arterien sind – seine “French Fries all’ Assassina” stehen bei mir noch diese Woche auf dem Programm:
Eine tolle “oral history” der Musiksendung FORMEL EINS findet sich (in kritikwürdiger Qualität) hier – samt seltener Clips u.a. der Pilotsendung:
Ich habe vor Jahren schon die These vertreten, dass man animierte Filme mittlerweile ruhig mal mit “game engines” produzieren könnte. Mittlerweile zeigt sich, dass aktuelle Videospiele in ihren Zwischensequenzen oft sogar besser gescripted sind als das, was uns ins Kino geschissen wird. Gutes aktuelles Beispiel ist dieser Clip aus SUICIDE SQUAD: KILL THE JUSTICE LEAGUE::
THE INFOGRAPHICS SHOW hat nicht ohne Grund mehr als 13 Millionen Abonnenten – hier wird wirklich was geboten und man kann was lernen. Exemplarisch sei nur diese Analyse präsentiert, in der ein wahrscheinliches Szenario für einen Kontakt mit Aliens durchgespielt wird:
ThrowbackTV ist der perfekte (und wohl auch legale) Kanal, wenn man exzellente Sitcoms der 90er und frühen 2000er noch mal schauen möchte. JUST SHOOT ME, THE NANNY, NEWSRADIO – alles dabei. Ein ganz besonderes Schmankerl ist die immer noch ungeschlagene Pilotepisode der ersten TICK-Realserie:
Wir leben in einer Zeit, in der fast alles remastered wird – blöd nur, wenn das vorliegende Material das kaum zulässt. KI to the rescue! Hier müht sich jemand nach Kräften, die Realfilm-Sequenzen des legendären Spiels WING COMMANDER 3: HEART OF THE TIGER hochzurechnen. Ich befürworte das:
Ich bin bekanntermaßen ein Freund von Synthwave-Musik und dem neon-getränkten Faux-Stil der 80er. Kein Wunder, dass mir die Mashups bekannter Melodien meiner Jugend von CLMC so gut gefallen:
Es ist faszinierend, was der Nachwuchs aus Software wie Blender und der Unreal Engine 5 herauskitzelt. Das sind ganz große Szenarien, auch wenn sie oft noch in Sachen Skript und Storytelling humpeln. Dass so etwas weitgehend als “one man project” zu realisieren ist, verdient dennoch meinen Respekt:
Stilistisch vergleichbar: Die japanische Serie GARO: HEIR TO STEEL ARMOR, die mir aus unerfindlichen Gründen in den Feed gespült wurde. Brettharte CGI-Action mit erkennbar begrenztem Budget, aber viel Comic-Enthusiasmus:
Ein absolutes Highlight ist diese sauertöpfische, von der sozialdemokratischen Klassenkampf-Denke der 70er durchsuppte Dokumentation über den Schlager: “Gesellschaftstheoretiker sehen ihn im ein gefährliches Instrument zur Verneblung des Bewusstseins”. Gönnt euch nur mal die ersten zwei Minuten:
THE KEMPS: ALL GOLD von 2020 ist eine grandiose Mockumentary, in der die Kemp-Brüder (Kern der Band Spandau Ballet und immer mal wieder Schauspieler) versuchen, ihren Werdegang als Spielfilm zu produzieren und als Headliner die große Silvester-Show der BBC zu kapern. Alles, aber auch wirklich alles geht schief und es ist schon für sich hysterisch komisch, wenn die Kemps darauf bestehen, ihre Teenager-Versionen selber zu spielen. Für echte Insider gibt es tonnenweise Ostereier zu entdecken:
Ich beneide und bewundere Reiseblogger – besonders die, die nicht einfach Erster Klasse nach Dubai jetten und sich unter Wasserfällen fotografieren lassen. Ich mag Jungs und Mädels, die “hardcore” reisen, nah am Boden, sich selbst keine Gnade gönnen. Eine Reise mit dem Greyhound quer durch die USA stand immer auf meiner “bucket list”, aber nach DIESEM Video streiche ich das gleich wieder:
Zum Abschluss zurück nach Deutschland und in die 70er – die allererste HOBBYTHEK atmet wie die Schlager-Doku oben den Mief des braun-beigen Jahrzehnts, und Jean Pütz ist sehr offensichtlich angetreten, sein Publikum in Aktion zu versetzen und Kreativität zu provozieren. Besonders in Erinnerung bleibt Wolfgang Back, der im Hintergrund Tetris spielt – zehn Jahre vor Erfindung des Spiels. Kein Wunder, dass er später einer der Gründerväter und Moderatoren des WDR-Computerclub wurde:
https://youtu.be/mZWmuZ1aoK4?si=iSS6FTOmR4aF7a8G
Das soll für heute reichen. Ihr müsst ja auch noch raus auf den Bolzplatz, heimlich eine Zigarette rauchen, und dann mit dem Bonanzarad zurück nach Hause, wenn das Abendessen (pünktlich!) auf dem Tisch steht…
Von Garo gibt es auch eine gut umgesetzte Animeserie. Auf deutsch (sub) streambar auf Crunchyroll.
Ich fand in meiner Jugend die Wing Commander 3 Zwischenszenen ja “richtig gut gemacht”.
Oh Gott.
Das fanden wir alle. Es war revolutionär. Falls du es noch nicht gelesen hast:
Filmverbrechen-Fotostory: MAXIMUM SURGE aka GAME OVER oder: Science Fiction Resterampe – Wortvogel
“Ich habe vor Jahren schon die These vertreten, dass man animierte Filme mittlerweile ruhig mal mit “game engines” produzieren könnte.”
Macht Netflix z.B. mit Gundam Requiem for Vengeance
Gundam: Requiem for Vengeance | Official Teaser | Netflix (youtube.com)
Ich würde auch darauf tippen, daß manche Sachen in ihrer Love, Death & Robots Reihe auf Unreal basierten.
Ganz “ready for prime time” – also als Basis eines Hollywood Blockbusters – ist das in meinen Augen aber auch nicht. Gerade bei photorealistischer Animation sehe ich noch zu sehr das uncanny valley Problem.
Ist ja auch sinnvoll, weil es viel einfacher ist jemanden zu finden, der was in Unreal 5 macht anstatt in spezieller Software. ILM nutzt meines Wissens die Unreal Engine schon massiv, nicht sicher, wie es da bei anderen Disney Firmen aussieht. Inzwischen sind ja selbst die 2D Zeichentrickfilme 100% computer animiert, da lohnt es sich einen gemeinsamen Unterbau zu haben.
Edit: Disney hat in Epic investiert und folgendes erwähnt:
Bei den alten interaktiven Spielfilmen bin ich einerseits enthusiastisch als auch enttäuscht. Ja, man kann die mit KI hochrechnen. Nein, das sieht immer noch absolut Grütze aus. Aktuell funktioniert KI Hochrechnung von SD Material eigentlich nur bei 2D Cartoons/Animes, weil die eben viel gröber und weniger Details haben. Darauf sind auch aktuell viele der KI Modelle spezialisiert und trainiert. Für Realspielfilmszenen habe ich bisher noch kein geeignetes Tool gefunden.
Ab PAL Auflösung geht es ja wie man zB beim Wing Commander IV Remastered Projekt sieht, aber das ist halt immer noch so naja. Die beste Arbeit bisher habe ich noch von CaptRobau2 gesehen.
Das mit den Greyhounds habe ich nie so verstanden in den USA, die sahen ja selbst in den Filmen, wo die quasi glorifiziert werden … bescheiden aus. Das zeigt dann aber auch, wie mies es dem Personenschienenverkehr gehen muss. Da gibt es aber inzwischen auch Züge mit Panoramasicht, das wäre sicherlich auch sehr interessant. VOX hatte da auch ne Reise dokumentiert.
Das grade Wolfgang Back da am Pentomino rumhantiert ist schon etwas Ironie des Schicksals, aber die Dinger waren ja schon etabliert in der Pädagogik.