08
Jul 2020

Filmverbrechen-Fotostory: MAXIMUM SURGE aka GAME OVER oder: Science Fiction Resterampe

Themen: Film, TV & Presse, Fotostory, Neues |

Um es mit John Cleese zu sagen:

Der heutige Film ist keine pubertär-spießige Komödie aus dem Fun-Deutschland der frühen 80er unter Helmut Kohl, sondern ein Science Fiction-Kracher reinsten Wassers, der die Gefahren von Videospielen, Virtual Reality und Artificial Intelligence anprangert.

Ihr wisst, es gibt einen Haken, oder?

Leisten wir die nötige Vorarbeit. Anfang bis Mitte der 90er gab es – auch der CD-ROM zu verdanken – einen neuen Trend in Videospielen: Full Motion Video, gerne FMV abgekürzt. Games, die mit meist körnigen und schlecht produzierten Videosegmenten aufgeplustert wurden.

Davon gab es primär zwei Varianten. In der ersten wurden Zwischensequenzen mit echten Schauspielern gedreht, um so eine Art Story zu bauen. Das einzige Exemplar dieser Gattung, das ich mir je gekauft habe, war dieses hier:

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Bei ProSieben wurde das hier in den 90ern massiv beworben:

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Als Höhepunkt und gleichzeitig als Anfang vom Ende des Booms gilt das hier:

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Aber es gab noch eine weitaus anspruchsvollere Art von FMV Game: Spiele, in denen die Videosequenzen nicht von einem Level zum nächsten überleiteten, sondern tatsächlich das Spielgeschehen darstellten. Einige dieser “interactive video games” wurden tatsächlich Kult und viele Gamer erinnern sich z.B. gerne an das hier – immer mal wieder frisch aufgelegt:

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Hinter vielen dieser Spiele steckte ein und dieselbe Firma: Digital Pictures. Die wurden damals massiv gehyped, galten als eine Art “neues Hollywood”, das interaktive Abenteuer produzierte, die bald dem Kino den Rang ablaufen würden.

Es lohnt sich wirklich, diese überschaubar kurze Doku zum Thema anzuschauen:

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Wie die Doku gut dokumentiert, litt das FMV-Genre an seinen massiven Beschränkungen und einem Mangel an wirklicher Interaktion – man konnte gar nicht genug Filmmaterial drehen, um dem Spieler echte Entscheidungsfreiheit zu geben. Und je weniger Material man drehen konnte, desto enger musste sich der Spieler im vorgegebenen Rahmen bewegen. Das war schlicht unbefriedigend – Videospiele leben von der “illusion of choice” und statisches Videomaterial läuft dem zuwider.

Mit dem Aufkommen erster echter 3D-Engines war klar, dass man mittelfristig Spiele würde programmieren können, die nur den Look und die Parameter einer Welt festlegen und dem Spieler darüber hinaus alle Freiheiten lassen. Das FMV-Spiel starb dann auch einen relativ schnellen Tod.

Einen so schnellen Tod, dass viele FMV-Sequenzen schon abgedreht waren, als der Stecker gezogen wurde. Das hieß: hier lag aufwändiges Filmmaterial in der Konkursmasse, teilweise mit Starbesetzung, Effekten und ordentlichen Kulissen.

Und darum ist nicht verwunderlich, dass jemand 2003 versucht hat, aus dem Material des nie veröffentlichten FMV-Spiels MAXIMUM SURGE einen Film zu schnippeln – es ist verwunderlich, dass das nicht vorher schon probiert wurde.

So langsam lichtet sich der Nebel, oder? Unsere heutige Filmverbrechen-Fotostory widmet sich dem Versuch, aus einem halbfertigen Computerspiel einen Spielfilm zu basteln – natürlich mit dem geringst möglichem Aufwand.

MAXIMUM SURGE ist dabei durchaus der ideale Kandidat, bringt das Spiel doch mit Yasmine Bleeth (BAYWATCH) und Walter Koenig (BABYLON 5) zwei echte “Stars” der 90er mit und strotzt vor Explosionen, Kreaturen und Effekten. Schaut euch einfach mal den Vorab-Trailer des Spiels an:

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Als diese Szenen 1996 gedreht wurden, stand das Genre der FMV-Games derart in voller Blüte, dass Zeitschriften wie Starlog, die sich eigentlich nur Filmen und TV-Serien verschrieben hatten, auf einmal vier Seiten freiräumten:

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Ich verstehe an dieser Stelle schon den Reiz und das Problem des Projekts: MAXIMUM SURGE bietet wirklich “bang for the buck”, aber es ist kaum möglich, in den neuen Sequenzen diesen Aufwand zu replizieren. Und sämtliche Figuren und Szenen in den Videosequenzen sind auf einen speziellen Spielablauf ausgerichtet, der sich nicht nachträglich verändern lässt. Man kann nur versuchen, die vorhandenen Teile in einen neuen Rahmen zu setzen, der irgendwie Sinn macht.

Oder auch nicht.

Willkommen zu GAME OVER aka MAXIMUM SURGE – und ja, ich empfinde eine gewisse diebische Freude dabei, die knapp bekleidete Yasmine Bleeth neben der Aufforderung “Grab your Joystick!” zu sehen. That’s what she said!

Wir steigen mit dem DVD-Titel des Films ein – ich gestehe, dass ich MAXIMUM SURGE bevorzuge. Das klingt nicht nach “aus und vorbei, Loser!”, sondern nach einem Mittelklasse-Prügelstreifen mit Jean Claude van Damme.

Wie in den 90ern üblich, ersäuft der Bildschirm in dem, was man damals wohl für ein futuristisches Computer-Interface hielt. Natürlich kann sowas niemand lesen, geschweige denn bedienen. Alles flirrt und flackert vorbei, was genau in das hyper radikale maximum overdrive Jahrzehnt aus buntem Plastik passt.

Man achte darauf, dass das Bild den “Hauptdarsteller” Woody Jeffreys zeigt, aber als Hauptdarstellerin erstmal Yasmine Bleeth kreditiert wird. Ich habe übrigens noch nie einen Fall erlebt, in dem die Protagonistin einen “featuring”-Credit bekommt. Aber da mögen auch rechtliche Fragen eine Rolle gespielt haben.

Walter Koenig! Way to go, Checkov! Get ’em, Bester! Kick ass, Grant!

Okay, DAS hier sind die eigentlichen “Hauptdarsteller” und wir kommen noch darauf zurück, warum ich das in Anführungszeichen setze.

Musik “created AND composed by”?! Ich bin beeindruckt. Mein nächster Roman wird auch von mir geschrieben UND verfasst.

Zwischen den flirrenden Computerbildern sehen wir auch immer mal wieder einzelne Shots, die man mit Filter und grafischen Elementen auf “spannend” getrimmt hat, aber das hat wirklich null komma null mit dem tatsächlichen Film zu tun. Niemand ist im Fadenkreuz von irgendwem.

Hier wird es auch schon hakelig, den per Definition kann Keith Shaw nicht der alleinige Autor des Films sein. Die IMDB listed denn auch für die Story-Segmente des Spiels die Namen J. Garrett Glover, Charlie Ogden, Anne Flautt Read und Ryan Sinnock.

Keith Shaw hat (oft mit Regisseur Jason Bourque) durchaus noch Karriere nach MAXIMUM SURGE gemacht – er war für einige der deppertsten kanadischen Monsterfilme verantwortlich, die des nachts gerne den Syfy-Channel verstopfen:

  • SNOW SHARKS
  • PHANTOM RACER
  • ICE ROAD TERROR
  • DRACANO
  • FORCE OF IMPACT
  • DEEP EVIL

Und das ist nur ein kleiner Ausschnitt. My kinda guy!

Bei der Angabe des Regisseurs muss man MAXIMUM SURGE noch mehr Geschichtsklitterei vorwerfen:

Ja, auch Jason Bourque hat sich seit 2003 (als MAXIMUM SURGE wohl endlich auf den Markt kam) fest im kanadischen Genrefilm verankert:

  • DRONE
  • ASTEROID: FINAL IMPACT
  • BLACK FLY
  • DARK STORM
  • COLONIZER
  • SEATTLE SUPERSTORM

Aber es ist nun mal auch nicht zu bestreiten, dass die gesamten FMV-Sequenzen von William Mesa gedreht wurden, der bis 1996 selber eine solide B-Karriere im gleichen Bereich zustande gebracht hatte. Als Regisseur drehte er unter anderem den launigen Monsterfilm DNA mit Marc Dacascos und Jürgen Prochnow und den schrottigen, aber sehr unterhaltsamen TERMINAL FORCE mit Brigitte Nielsen:

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Wichtiger noch: Mesa ist einer der top “visual effects supervisor” und in der Kapazität mitverantwortlich für Streifen wie DEEP BLUE SEA, LAST SAMURAI, PLUTO NASH und GEOSTORM. Der Mann ist nicht irgendwer.

Aber das sollen die alles unter sich ausmachen. Ich bin nicht hier, um Egos zu bauchpinseln, sondern um einen Film zu besprechen.

Es geht gleich voll hightech los – ein Lowres-Bild einer “Verdächtigen” (?) in falschem Bildformat auf dem Display eines kruden Personal Digital Assistant, die vor der Erfindung von Smartphones mal als “hot shit” galten:

Die hier dargestellte Frau hat ein Meeting mit einem Therapeuten (?). Warum dabei ein Poster für das Spiel MAXIMUM SURGE an der Wand hängt, werden wir noch erfahren. Der Therapeut erzählt ihr kurioserweise, dass ihr Angestellter und guter Freund Steve Hunter wieder mal in Behandlung sei, wegen “antisocial behavior”. Ähhh… ärztliche Schweigepflicht scheint in der “Zukunft” kein so großes Thema mehr zu sein.

Mir fällt hier primär auf, dass mühsam und nur mäßig erfolgreich versucht wird, mit ein paar futuristischen Stellwänden die Illusion eines Firmengebäudes zu erzeugen – ohne Fenster. Wahrlich ein Eckpfeiler des billigen B-Movies damals.

Drolligerweise hat man sich auch die Mühe gemacht, das APPLE-Logo abzukleben:

Ich fasse die holperige Exposition dieser und nachfolgender Szenen mal zusammen: Elaine ist die Chefin eines Computerspiele-Konzerns, der wohl auch an einer Super-AI namens Drexel arbeitet (stellt euch drauf ein, dass die Zusammenhänge immer SEHR vage sind). Steve Hunter ist ihr bester Programmierer, aber wohl auch irgendwie neben der Spur.

Und damit schalten wir zu Steve Hunter und seinem High Tech-Wecker:

Warum fühle ich mich gerade an ZÄRTLICHE CHAOTEN 2 erinnert?!

Steve ist der typische Hacker-Nerd: gutaussehend, muskulös, souverän. So wie Bill Gates oder Richard Garriott. Ein echtes Alphamännchen.

Zuerst einmal fragt Steve seine Emails ab und programmiert seinen Rechner (per Spracheingabe – because it’s THE FUTURE!!!), den Spamversendern eine unendliche Menge ihrer eigenen Messages zu schicken, bis die Server rauchen. Coole Socke!

Nun meldet sich Elaine. Auf einem Video-Telefon. Because it’s THE FUTURE! Weil coole Socken aber keine Zeit für fade Ischen haben, lässt er sie von einem automatisierten Anrufbeantworter abfertigen.

Ich gestehe, dass ich zumindest von der Idee beeindruckt bin, Video-Antworten aus einem Baukasten mit vorgefertigten Phrasen zusammen zu stellen. Das ist ja fast schon… fast schon… FMV?!

Der Rest von Steves Ausrüstung ist aber strikt dem Zeitgeist unterworfen und ein solches “Hacker-Interface” hätte ich schon 1996 nicht geglaubt:

Steve nutzt seine superduper mad hacker skillz, um einen Wagen der “Net Police” (say WHAT?!) zum stehen zu bringen und den Scheibenwischer anzustellen.

Die beiden “Cops” (?) sehen entsprechend bedröppelt aus, ahnen aber, wer dahinter steckt. Dafür, dass sie zur “Net Police” gehören, haben sie übrigens so viel Ahnung von High Tech wie Laurel & Hardy.

Weiter zum eigentlichen Ort des Geschehens und der einzigen Location, deren Innenräume zu bauen man sich leisten konnte:

Everything is better with cyber! Bin das übrigens nur ich oder ist der Begriff irgendwann um die Jahrtausendwende massiv aus der Mode gekommen?

Das Gebäude ist schwer bewacht, aber Django hat ‘ne Monatskarte:

Warum er reingelassen wird, seine Security Card dann aber an der nächsten Tür versagt, bleibt ebenso ein Geheimnis wie die Antwort auf die Frage, warum Steve dann die Tür allen Ernstes mit einer Kreditkarte aufhebelt. Vielleicht soll das so eine Art “früher war alles einfacher”-Nummer sein, aber der Mann arbeitet schließlich bei der Firma. Warum muss er sich illegalen Zugang verschaffen?

Im Nerd-Office angekommen, treffen wir Steves Kollegin Zoe, die aus unerfindlichen Gründen eine Maske auf die Stirn geschoben hat (anonyme Video-Erotikchats?) und die in Wirklichkeit den MAD-Namen Erin Karpluk trägt. Ich bin rechtschaffen begeistert.

Es wird besprochen, dass der Bösewicht fertig gerendert ist und wohl in das neue Spiel MAXIMUM SURGE eingespeist werden soll. Die Grafik dafür hat man auch 2003 nur sehr begrenzt als “state of the art” bezeichnen können:

Steve so: “Zoe, he’s perfect!”

I beg to differ.

Ich weise an dieser Stelle darauf hin, dass alle Gespräche in diesem Film ausschließlich der Exposition dienen. Der Zuschauer soll verstehen, wer was mit wem wo und warum. Das ist angefüllt mit willkürlichen 90er-Buzzwords “ai bot”, “slice”, “code”, “data” – und langweilt nach Sekunden.

Hier sehen wir aber erstmals eine grobe Pixel-Repräsentation der BAYWATCH-Nixe Yasmine Bleeth.

Wahrlich, we’ve come a long way, baby.

Und da sind die beiden “Net cops” wieder! Sie tragen nun Kittel und machen Security für einen total wichtigen Mann “von oben”, der zufällig auch den Therapeuten gespielt hat, was zwar erklärt wird, aber letztlich der Tatsache geschuldet ist, dass man sich exakt EINE Halle und SECHS Schauspieler leisten konnte, um den kompletten Film zu realisieren.

Und da ist auch schon die Halle – ein mäßig mit schwarzen Vorhängen abgedunkeltes Filmstudio, das erneut verdeutlicht, dass mit wenigst Aufwand eine Rahmenstory zusammen gestoppelt wird:

Hier gibt dann auch den Expositions-Professor, dessen primäre Aufgabe die (grobe) Erklärung des Plots ist, den ich nur unter Vorbehalt wiederzugeben versuche: Die Armee (Polizei? Regierung?) hat mit Drexel einen Supercomputer geschaffen, der weltweit Katastrophen verhindern soll (z.B. Waldbrände aus dem Weltall löschen – say what?!). Zu diesem Zweck saugt die AI Wissen auf, wo immer sie es findet. Und die Spiele der Firma Cybercinema sind wohl so prima Background, dass Drexel sich in ihnen zum Bösewicht aufgeschwungen hat.

Natürlich ist das Quatsch. Wie immer in dieser Sorte Film scheint “ausschalten” keine Option zu sein, die Frage nach Drexels Motivation ist non-existent und warum man Cybercinema immer noch nötigt, das Spiel mitzuspielen, erklärt sich auch nicht.

Drexel heißt übrigens “digital rendering accelerator” – was genau so viel Sinn ergibt wie “data robbing exel loser”.

Vor allem aber: Drexel scheint nicht nur eine virtuelle Präsenz zu sein, sondern eine konkrete Gerätschaft in so einer Art Waschmaschinengehäuse:

Jedes Problem sollte sich also mit einem Vorschlaghammer lösen lassen.

Wie dem auch sei – man kommt überein, dass die einzige Möglichkeit, Drexel zu überwachen, darin liegt, per “virtual reality” in die Spiele einzusteigen und ihn quasi “vor Ort” im Augen zu behalten. Weil das irgendeinen Sinn ergibt. Oder auch nicht.

Zuerst einmal muss der jüngere der beiden “Net Cops” auf den Stuhl – warum auch jemanden nehmen, der sich mit sowas auskennt?

Und nun, ungefähr nach 20 Minuten, bekommen wir die ersten, allerdings völlig willkürlichen Szenen aus den FMV-Spielen von Digital Pictures zu sehen – einen Flug durch einen Canyon…

… und eine Fahrt mit der Achterbahn:

Nach ein paar Sekunden muss das Experiment abgebrochen werden, denn der Cyber-Bulle wird seekrank (der einzig realistische Aspekt des Films – mir wird bei 3D-Shootern auch regelmäßig übel). Es wird aber angedeutet, dass Drexel sich sicher als nächstes das neue Supergame von Steve Hunter vornehmen wird – MAXIMUM SURGE!

Darf ich an dieser Stelle noch mal den Titel loben?! MAXIMUM SURGE ist “totally 90s”. Eine Dekade, die zumindest im Spielzeug- und Videospiel-Sektor nur aus gegrunzten Superlativen bestand: POWER MONSTER! MAYHEM MANIA! ATTACK FORCE! HYPER STRIKE! MEGA BLAST!

Derweil bekommt der Expositions-Professor die dezente Aufforderung, sich vom Acker zu machen:

Was lernen wir? Der Film spielt in der fernen Zukunft des Jahres 2006.

Man entschließt sich also, die potentiell welterobernde AI mit dem neusten Superduper-Game allein zu lassen. Weil dabei ja nichts schiefgehen kann. Das generiert auch eine ungeheure Überraschung beim Zuschauer, als ein wenig krude und sehr vage CGI andeutet, dass Drexel sich nun alle Details seiner Umgebung einspeist:

Elaine sucht in der Zwischenzeit Zoe auf, um mit ihr über Steve zu sprechen. Das Thema kommt wieder auf sein “antisocial behaviour” – und ich verrate kein Geheimnis, wenn ich sage, dass dieser ganze Subplot NULL Relevanz hat und hintenraus auch “vergessen” wird. Seine Aufgabe ist nur, Zeit zu schinden.

Weil’s eh wurscht ist, kann ich an dieser Stelle auch mal auf das darstellerische Niveau des Films eingehen. “porn level acting” klingt so gemein. “Kümmerlich” ist das erste Adjektiv, das mir einfällt. Aber wenn man sich klar macht, dass Kanada voll ist von Darstellern, die sich für jede kleine Rolle ihr Herz aus dem Leib spielen, dann ist das, was in der Rahmenstory von MAXIMUM SURGE geboten wird, ernsthaft schmerzhaft. Besonders Elaine, der Professor und der (gleich auftauchende) Bösewicht liefern eher so eine Art “Leerlauf”, als hätte man sowieso vorgehabt, die Szenen später noch mal mit “echten” Schauspielern zu drehen.

Zwischen Elaine und Steven kommt es zum Streit – er ist stinkig, dass die Regierung (hier nun angeblich das “Fire Department”) seine virtuellen Welten für das Training ihrer Drexel-AI missbraucht, und sie ist pissig, weil er die daraus entstehende Publicity nicht zu würdigen weiß (ich allerdings auch nicht).

Klar wird hier so etwas wie “sexual tension” versucht, schließlich hat Elaine eine halb transparente Bluse an und Steve ist voll der Rebell. Aber ratet mal, worauf das hinaus läuft?

  1. nichts
  2. null
  3. nix

The answer is all of the above.

Wenigstens gibt es noch mehr Background, der sich hoffentlich irgendwann mal filmisch auszahlt – Elaine wirft Steve vor, erheblich zu viel Interesse an seinem weiblichen AI-Bot “Jo” (aka Yasmine Bleeth) zu haben. Ist also quasi eine Dreiecks-Geschichte.

Später. Später? Zeit ist in diesem Film ein ebenfalls sehr vages Gerüst. Die “Net Cops” sind wieder da, diesmal ohne Kittel. Und da ist auch der offensichtliche Bösewicht, der insinuiert, dass Elaine Steve nicht die ganze Wahrheit gesagt hat.

Es zeugt von der Qualitätskontrolle des Films, dass “der Commander” (zu einem Namen hat es nicht gereicht) Steve folgenlos “Steven” nennen darf.

Weil Spacken sich wie Spacken verhalten, wissen der Commander und seine Schergen schon, was Steve(n) als nächstes versuchen wird: die Demontage von Drexel. Dabei erfahren wir, was Stevens großes Trauma ist: wie es scheint, war die Militär-Version seiner Virtual-Umgebung wohl für einen satten Sack Kriegsverbrechen verantwortlich.

Was das bedeutet? Und jetzt alles zusammen: GAR NICHTS!

Wir haben ein ernsthaftes Problem: Der Film ist zu einem Drittel rum, hat noch nicht mal den Hauptteil mit den FMV-Sequenzen und ich habe schon keine Lust mehr. Das hier ist bodenlos langweilig, dumm und unlogisch.

Aber da muss ich jetzt durch – nur ein besprochener Film ist ein guter Film.

Drexel (mit netter Computer-Piepsstimme) fordert Steve auf, gegen ihn zu spielen. Weil er nicht nur der größte Programmierer von allen, sondern auch der größte Gamer ist. Weil Steve ablehnt, erklärt Drexel kurzerhand, er habe alle Spiele von Steve als Geiseln “assimiliert” – was auch immer das in diesem Kontext heißen soll.

Der Commander und die Schergen der “Net Police”, die das Geschehen von Elaines Büro aus auf dem Monitor verfolgen, machen sehr deutlich, dass sie Kooperation erwarten:

Steve stellt Drexel derweil ein Rätsel, das dieser trotz seiner überlegenen Intelligenz nicht zu beantworten weiß – wenn 75 Raben auf einem Baum sitzen und 5 Raben erschossen werden, wie viele Raben sitzen dann noch auf dem Baum?

Ich verkneife mir mal, dass es für so etwas keine AI braucht – eine Google-Abfrage sollte reichen. Aber Drexel ist fürs Erste mal sowas von gepudert.

Der Professor erklärt Elaine derweil, dass Drexel moralisch durch den Konsum von Videospielen korrumpiert worden sei (!). Nun wolle er mehr und mehr neue Spiele, sonst könnte er z.B. die Erde mit Atomwaffen vernichten oder den Aktienmarkt crashen.

Ich wiederhole mich da vielleicht, aber wie wäre es mit Stecker ziehen?!

Nachdem die Geiselnahme der Spiele nicht ausgereicht hat, um Steve zur Teilnahme am Duell Mensch gegen Drexel zu nötigen, verweist die AI auf das Leben von Elaine als Einsatz. Klare Sache, damit kann er den aufrechten Recken ködern:

Und jetzt, ENDLICH, kommen wir zur Footage des Spiels MAXIMUM SURGE, inklusive des einleitenden Voice Over von Yasmine Bleeth:

Ehrlich? Gar nicht mal schlecht. Eine Mischung aus CGI und Modellarbeit, die an keiner Stelle teuer aussieht, aber ein durchaus plausibles Universum bebildert. In einer SF-Serie dieser Zeit (also 1996, nicht 2003) wäre das absolut ausreichend gewesen.

Jetzt stellt sich auch heraus, warum die Figuren heißen, wie sie heißen – der Bösewicht in MAXIMUM SURGE ist Drexel und der Held heißt Hunter. Die Rahmenfiguren wurden also der Footage angepasst. In dieser postapokalyptischen Welt ist Drexel ein Despot, dessen Kraftwerke das einzige Wasser erzeugen und Hunter gehört zu einer Gruppe Rebellen, die ihm die Macht streitig machen wollen.

Ebenfalls Mitglied der Aufständischen – Yasmine Bleeth:

Joa, die war schon knackig damals, aber irgendwie langweilig. Sie stand auch bei Baywatch meistens im Schatten von Pamela Anderson. Trotzdem war sie in den 90ern ein beliebtes Covergirl:

Ihre Karriere kam dann Ende des Jahrtausends ziemlich krachend zum Stillstand, als sie mehrfach mit harten Drogen erwischt wurde. Zwar ging sie in Rehab (wo sie prompt einen Mit-Patienten kennen lernte und ihn heiratete), aber nach dieser Episode tauchte sie total ab. Sie hat NICHTS mehr gedreht, nicht mal TV-Gastauftritt. Vor einigen Monaten erwischte ein Paparazzo sie beim Einkauf – aufgedunsen und schwerfällig. Entweder hat sie ein neues Leben jenseits des Schönheitswahns von Hollywood gefunden oder sie ist endgültig in die Gosse abgerutscht. Ich weiß es nicht.

In der Welt von MAXIMUM SURGE ist Bleeth aber erstmal die taffe “Jo”, die mit “Hunter” zusammen diverse Kraftwerke wieder aus der Gewalt von Drexel befreien soll. Das ist – grob gesagt – eben der Plot des originalen Videospiels.

Damit es ausreichend Kanonenfutter gibt, kommandiert Drexel eine ganze Horde von “Uglies”, die in der Folge die Menschen ersetzen sollen. Auch das darf man nicht nach Logik abklopfen, denn welcher Diktator will einen Haufen Pseudo-Orks regieren?

Und nun geht’s los! Hoffentlich. Auf einer Art Energietrasse machen sich die Rebellen auf den Weg zur ersten Station, die es zu “konvertieren” gilt:

Man kann an dieser Stelle schon mal konstatieren, dass MAXIMUM SURGE in der Tat ausreichend “production value” bietet und obendrein noch Schauspieler mitbringt, die deutlich mehr Talent zeigen als die Luschen in der Rahmengeschichte.

Während die bisherigen FMV-Szenen nur Einleitung waren, geht es nun “in medias res”. Der Spieler (Hunter) soll einen Marktplatz überqueren und in einem Gebäude am anderen Ende die Station übernehmen. Vorsicht – Uglies überall!

Und schon kommt es zum ersten Shooter-Teil, der auch Non-Gamern verdeutlicht, woraus MAXIMUM SURGE primär bestand:

Uglies tauchen auf, und wenn der Spieler rechtzeitig auf den Feuerknopf drückt…

… BAMM! Score!

Hält sich schon im Spiel die tatsächliche Interaktion in einem strikt begrenzten Rahmen, so kann man im Film endgültig nur zuschauen, wie Hunter willkürlich die Schergen von Drexel zu Schmodder ballert.

Wer sich nun ein wenig mit Filmdramaturgie auskennt, der mag sich an dieser Stelle fragen: was soll’s? Ob Hunter in dem Spiel nun irrelevante Figuren über den Haufen schießt oder nicht, hat ja keinerlei Auswirkungen auf die filmische Realität.

Mitnichten, wird nun behauptet. Irgendwie windet sich Hunter im VR-Stuhl, weil Drexel “is not holding back”, was immer das bedeutet. Wieder mal wird angedeutet, aber nicht ausformuliert, was passiert: die Treffer im Spiel schmerzen in der Wirklichkeit (wie seinerzeit “Domination” in SAG NIEMALS NIE). Warum? Wieso? HÖRT ENDLICH AUF, MICH SOWAS ZU FRAGEN!

Es wird nicht eindeutiger – es wird immer schlimmer: nun aktiviert Drexel diverse schlecht gerenderte CGI-Satelliten, die irgendwelche Strahlen zur Erde schicken.

Warum? Der Professor erklärt es so: “He’s re-programming the MAXIMUM SURGE game to steal information. Drexel is converting all digitally stored data into Dagan 12 energy pulses.”

And monkeys fly out of my butt.

Warum “Dagan 12 pulses”? Einfach deshalb, weil der Begriff im Spiel auch genannt wird – der Versuch, irgendwelche Verbindungen zwischen Film und Game zu behaupten, wirkt zunehmend verzweifelt.

Nochmal ein echtes Leckerchen vom Professor: “The flow of data has stopped. Steve plays the game from inside Drexel, he must also be affecting Drexel’s ability to absorb outside data!”

Whatever you say, prof.

Es wird noch ein bisschen weiter auf willkürliche Uglies geschossen, was im Spiel wenigstens noch Punkte gab, hier aber lediglich Laufzeitschinderei darstellt:

Man bekommt an dieser Stelle ein gutes Gefühl dafür, dass der Mitt-90er-Boom von FMV-Spielen immer nur Augenwischerei war. Das ist kein “interaktives Kino”, das ist billiges Geschrabbel, bei dem der Spieler ab und an mal ein Knöpfchen drücken darf. Das wirkliche Gefühl des “being there” stellt sich an keiner Stelle ein. Es ist sehr offensichtlich, dass eine klare Unterteilung in Zwischensequenzen und Action per Game-Engine wie in WING COMMANDER III die deutlich bessere Lösung darstellte.

Jo teilt Hunter mit, dass Drexel gestoppt werden muss, weil er alle Menschen durch Androiden ersetzen will. Moment mal – ich dachte, dafür wären schon die Uglies da? Und was bringt es, Diktator einer Armee von tumben Maschinenwesen zu sein? Was wäre da die “Macht” Drexels? Alles Unfug, wie üblich.

Vielleicht hat der Schurke selbst Antworten? Da trifft es sich gut, dass Drexel sich ungefragt auf die Schirme der Rebellen schaltet:

Walter Koenig mit seinem Babylon 5-Toupet. Und es ist wirklich nicht ersichtlich, ob das hier der Spiel-Bösewicht Drexel sein soll oder die tödliche Militär-AI Drexel, um die es doch eigentlich geht. Er verkündet, die Menschen irgendwie reingelegt zu haben und demonstriert seine Macht, in dem er eines der Kraftwerke sprengt:

Gleichzeitig wird versucht, das irgendwie mit einer Bedrohung außerhalb des Spiels zu verknüpfen. Wieder schießen Satelliten undefinierte Strahlen zur Erde und eine Info-Grafik faselt irgendwas von “DAGAN POWER LEVELS”:

Daraufhin flüstert der Professor: “Japan has just gone dark.”

WAS ZUR HÖLLE SOLL DAS HEISSEN?!

Wie es aussieht, hat auch Elaine die Schnauze voll. Sie befreit sich von ihren Fesseln, überwältigt vier (!) Männer und haut ab, um Steve zur Seite zu stehen.

Der Commander beauftragt die beiden “Net Cops”, Elaine zu töten – was ja irgendwie nicht in den Aufgabenbereich der Staatsmacht fällt. Andererseits: der Professor verkündet, dass man sich dank Drexels Aktivitäten in ein paar Stunden sowieso in einer neuen Steinzeit befindet. Say what, bitch?!

Dummerweise knallt Elaine gegen ein Kraftfeld, mit dem Drexel Steve abblockt. Auch DAS kann der Commander glaubwürdig (?) erklären: “As Drexel amasses new information, he creates new technology.”

Es wird immer noch mal ein bisschen geballert:

Elaine gelingt es, Steve auf den neusten Stand zu bringen: “Somehow Drexel is using MAXIMUM SURGE to drain information from the global database. The closer he gets to winning, the closer he gets to erasing the world’s computer systems. People are dying, Steve!”

I don’t… I can’t… this makes NO kind of sense.

Hinzu kommt, dass der ältere der beiden “Net Cops” sich nun als Rebell gegen das System outet. Dabei hat doch bis heute niemand gewusst, was Drexel vor hat!

Egal, noch mal eine Minute “in game”-Grafik, bevor jemand was merkt.

Man kann an dieser Stelle fragen, was der Commander eigentlich noch will – die Zerstörung der Welt durch Drexel kann ja kaum sein Ziel sein. Und es ist auch nicht ersichtlich, warum er den jungen Polizisten ohne Not umbringt:

Den Professor erschießt er dann gleich auch noch – ist ja nicht so, dass man den vielleicht noch brauchen könnte:

Neue Strategie des Commanders – Hunter muss aus dem Spiel MAXIMUM SURGE genommen werden, um Drexel nicht im Weg zu sein. Also erstmal bye-bye zur postapokalyptischen Welt….

… und willkommen in der Kabine einer Football-Mannschaft!

Es wäre entzückend, wenn es nicht so unfassbar wäre – die Macher des Films bauen nun noch Footage aus anderen DIGITAL PICTURE-Produktionen ein:

Cheerleaders – yay!

Elaine und der Cop, der nun vollends die Seiten gewechselt hat, versuchen Steve wieder in MAXIMUM SURGE zu transferieren:

Also noch ein bisschen First Person-Football….

… und dann zurück zu Jo in MAXIMUM SURGE:

Aber die Freude währt nur kurz, denn Drexel sorgt noch einmal dafür, dass Steve in ein anderes Spiel springt. Auf einer karibischen Insel trifft unser Held…

ZOMBIES!

I shit you not. Die nächsten Minuten verschwendet der Film an Footage aus einem B-Movie-Heuler mit einem Rastaman und einer blonden Reporterin. Im entsprechenden Spiel ging es wohl darum, Zombies zu töten und bei einer Verfolgungsjagd nicht gegen den Baum zu fahren.

Zugegeben, das ist wenigstens mal eine Abwechslung und schlechter als Uwe Bolls HOUSE OF THE DEAD sieht es auch nicht aus:

Die Zombie-Storyline hat einen eigenen Bösewicht, der wohl “Hellman” heißt und dessen Erklärungen zu den Untoten keinerlei Relevanz haben, weil die Handlung im Spiel keine Bedeutung für den Kampf gegen Drexel in der “echten” Welt hat:

Ja, das ist Vincent Schiavelli aus GHOST – NACHRICHT VON SAM, BATMANS RÜCKKEHR und DER MORGEN STIRBT NIE. Er segnete kurz nach Veröffentlichung dieses Game/Film-Mashups das Zeitliche. I’m not saying because, but maybe…

RASTAMAN hat derweil eine Waffe gegen die Zombies parat – Projektile mit Voodoo-Zaubertrank!

Können wir das abkürzen – die nächsten 5 Minuten sind wirklich nur noch hektisches Hin- und Hergehopse zwischen den Spielszenen, ohne dass der Plot voran kommt.

Und dann  – das nächste Spiel. Ich weiß, dass ich die Phrase “I shit you not” langsam inflationär benutze, aber I shit you not – es geht ins antike China für ein First Person-Martial Arts Games!

Ungelogen, auf einmal befinden wir uns in Shaw Brothers-Territorium:

Wir sehen auch ein bisschen was von der Prügelei, die hier das Spiel ausmachte – und der Protagonist ist sehr offensichtlich NICHT Steve Hunter:

Egal – zurück zum Football:

Oder doch lieber zu den Zombies, wo ein Piratenschiff aufgelaufen ist?

Dead Man’s Chest! Keine Sorge: ihr müsst das nicht verstehen. Ihr SOLLT das nicht mal verstehen. Der ganze Film degeneriert langsam zu einer unkontrollierten Abfolge von In Game-Szenen, während Steve sich im VR-Stuhl hin und her wirft.

Da ist es nur konsequent, dass wir unzusammenhängend einen Shot von Donald Gibb zu sehen bekommen, den ihr vermutlich noch aus BLOODSPORT kennt:

Immer wieder sehen wir dazwischen kurz den Commander und Elaine, die beide von ihren Tastaturen das nur vage beschriebene Geschehen zu beeinflussen versuchen. Man achte mal auf den toten Professor im Hintergrund:

Ein paar Sekunden später in der Nahaufnahme – ER HAT SICH BEWEGT!

Beim Wühlen in der Restekiste von Digital Pictures sind die Macher dann noch auf eine Box-Simulation im Stil von RAGING BULL gestoßen – weil’s eh wurscht ist, sehen wir nun den berühmten “ring announcer” Michael Buffer:

Und da ist Dick Miller, einer der Repertoire-Schauspieler aus dem Stall von B-Legende Roger Corman! Huiiii!!!

Wir hatten First Person Shooting, First Person Martial Arts – nun also First Person Boxing. Let’s get ready to rumble!!!

Jeder Versuch, so etwas wie eine Handlung zu erzählen, ist mittlerweile aufgegeben worden und offensichtlich wollen die Beteiligten, nachdem die notwendige Laufzeit erreicht ist, auch endlich mal Feierabend machen. Also gelingt es dem Commander, in die Halle einzudringen, in der sich Steve, Elaine und der ältere Net Cop verschanzt haben. Letzterer wird dann auch gleich mal niedergeschossen.

Der Commander könnte nun leicht Steve ebenfalls killen, aber wie alle guten schlechten Bösewicht zögert er…

… was Elaine die Gelegenheit gibt, ihrerseits zur Waffe zu greifen:

Aber wie soll man Drexel nun beikommen? Steve (der den Großteil des Films angeschnallt im Stuhl verbringt – easy paycheck!) hat eine Idee: einfach die Game-Dateien vervielfältigen. Weil Drexel ALLES absorbiert, wird er sich daran quasi überfressen. Buffer overload!

Und siehe da – die Systeme von Drexel werden wie gewünscht überladen:

So einfach kann das gehen. Aber natürlich ist Drexel nicht “tot”, darum taucht er nun auf dem Bildschirm im Labor auf.

Es folgt eine WEITERE müde Shooter-Sequenz:

Zwar können Steve und Jo Drexel stellen, aber dieser zündet noch schnell einen Selbstzerstörungsmechanismus:

Damit ist Koenig raus aus dem Film – gesammelte Screentime: ca. 30 Sekunden.

Und nun dampft und knuspert auch die Drexel-Maschine aus irgendeinem Grund:

Happy End mit Anfassen:

Aber Drexel meldet sich noch mal – er hat nun das Rätsel mit den Raben vom Anfang verstanden. Das hat wohl so eine Art moralisches Umdenken zur Folge gehabt. Egal – mir hat’s keiner erklärt, darum kann ich es euch auch nicht erklären.

Und siehe: eine düstere Stimme verkündet, Drexel werde wiederkehren, weil die Drexels der Welt immer wiederkehren.

Aus! Schluss! Vorbei! Ich hab’s geschafft!

Ja, leck mich fett, war das ein billiger Verhau. Nichts an MAXIMUM SURGE funktioniert, die reizvolle Idee, vorhandene Game-Footage zu verarbeiten, sorgt für totales Chaos und maximalen Abstand zum Zuschauer. Jede Dialogzeile versucht verzweifelt, die neue Rahmensequenz mit den Action-Szenen zu verbinden. Was hier geschwurbelt wird, macht die Ohren bluten.

Im Vergleich mit MAXIMUM SURGE war TERMINUS ein Meisterwerk.

Das hier funktioniert nicht mal als Kuriosum oder “so bad it’s good”. MAXIMUM SURGE ist eine zynische Resteverwertung, mit der ohne großen Aufwand die Illusion eines Films erzeugt werden sollte. Keine Eigenschaft, die man mit einem tatsächlichen Film assoziiert, wird hier geliefert: Spannung, Humor, Drama, Sexappeal. Ich habe schon Schulungsvideos von Telekomunikationsunternehmen gesehen, die mich mehr begeistert haben.

Mein Interesse, euch die verschiedensten Arten von Filmverbrechen zu präsentieren, in allen Ehren: SOWAS bespreche ich nicht noch mal. Dafür ist mir die Lebenszeit zu schade.

Tommi Ohrner, komm zurück! Es ist alles verziehen!

https://www.youtube.com/watch?v=z7QoO_UXNQ4

 



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Mollari
Mollari
8. Juli, 2020 16:55

“Walter Koenig (Babylon 5)”

Hahaha, in your face, Trekkers, even after all these years.

Andreas
Andreas
8. Juli, 2020 17:03

Wohoo, wie die Gamers (ehem. Sega-Videospielzeitschrift) zum Test eines der Digital Pictures Spiele schrieb:

“Digital Pictures, die ungekrönten Könige von Segas 16-Farbspielen”.

Auch wenn ich nur ein unwissender Bub war, konnte ich mir bereits damals schon nicht vorstellen, wie denn diese “interaktiven” Filme eine neue Spielerfahrung darstellen sollten. Quicktime-Events, doofe Renderings, langweilige Settings. Man, was war der Hype groß (und sehr kurz). Lawnmower Man bspw – alter Schwede 🙂

Die eingestreuten Games sind bspw. Corpse Killer, das unfassbar schlechte Prize Fighter und Supreme Warrior.

Wenn die Qual des Films noch nicht genug war, kann man sich hier die entsprechenden Testberichte der damaligen Zeit zu Gemüte führen. Und nein: Digital Pictures war nie ein Kritikerliebling.

Last edited 3 Jahre zuvor by Andreas
lostNerd
lostNerd
8. Juli, 2020 23:39
Reply to  Andreas

@Andreas

An die Tests all der FMV Titel kann ich mich auch noch erinnern. Damals hat mich mich jedes Spiel mit Videos, trotz der miesen Bewertungen, schon sehr fasziniert. Übrigens: All die genannten Titel sind im Vergleich zu”Plumbers don´t wear ties” für das 3DO noch richtig gut.

Last edited 3 Jahre zuvor by lostNerd
lostNerd
lostNerd
9. Juli, 2020 15:38
Reply to  Torsten Dewi

Wenn ich so drüber nachdenke hinkt der Verglich von “Plumbers” mit FMV Spielen doch etwas. “Plumbers” besteht ja fast nur aus Standbildern.

sven
sven
9. Juli, 2020 10:48

Cyber hat in den letzten Jahren wieder starken Aufschwung. Aus irgendeinem Grund hat man sich entschieden Cybercrime (und Cyber als Verkürzung davon) als ernsthaften Begriff zu verwenden. Baden-Württemberg hat eine Cyberwehr aufgebaut, was immer das sein soll.

Rudi Ratlos
Rudi Ratlos
9. Juli, 2020 13:46

Uff, das hat dann ohne die (marginale) interaktive Komponente was von nem Let’s Play – und dank der kruden Versatzstücke ist das wohl auch ähnlich hohl 😀

Jake
Jake
9. Juli, 2020 17:14

FMV-Spiele…das waren noch Zeiten. PHANTASMAGORIA mit seinen ultrabrutalen Videosequenzen habe ich geliebt. Das Teil kam mit unfuckingfassbaren 7 CD-ROMs daher. GABRIEL KNIGHT 2 – THE BEAST WITHIN war auch klasse. Zumindest für damalige Verhältnisse. Diese Spiele sind größtenteils leider genauso schlecht gealtert wie die ersten 3D-Games. Kriegt man heute Augenkrebs von. Die klassische Pixelgrafik hingegen, wie man sie aus den alten LucasArts- und Sierra-Adventures kennt, sieht heute noch schnuckelig aus.

GAME OVER aka MAXIMUM SURGE war mir bis dato unbekannt. Ist ja gruselig, was da zusammengeschnippelt wurde! Da scheinen selbst die Stock-Footage-Machwerke von Godfrey Ho mit einer konsistenteren Handlung aufzuwarten…

Last edited 3 Jahre zuvor by Jake
Kuhbaert
Kuhbaert
10. Juli, 2020 09:50

“Der heutige Film ist keine pubertär-spießige Komödie aus dem Fun-Deutschland der frühen 80er unter Helmut Kohl”

… weiter bin ich noch nicht gekommen aber: “Wortvogel sei dank!”

So jetzt geht es weiter.

frater mosses von lobdenberg
10. Juli, 2020 11:52

Das einzige Exemplar dieser Gattin, das ich mir je gekauft habe

[s. o., Zl. 12…13]

Also ich drexel mir die ja immer …

Danton
Danton
14. Juli, 2020 15:09

Im Hinterkopf blinkt ein Fitzelchen auf, den habe ich irgendwann mal gesucht und glücklicherweise nicht gefunden. Klingt nach einer Tortur. Danke für deine Aufopferung.

Matts
Matts
14. Juli, 2020 17:33

Ach ja, die guten alten FMV Games. Manche von denen haben uns ja echtes Comedy-Gold beschert. Hier ist das wohl eher nicht der Fall…
Es ist aber schon wirklich lustig, was für bekannte Schauspieler sich alle in dieses Genre verirrt haben. Walter Koenig hatte natürlich außer einem gelegentlichen Auftritt als Bester sonst nix mehr am Laufen. In mindenstens einem von diesen Spielen läuft auch Christopher Walken auf Autopilot. Und bei WING COMMANDER III gab´s ja die volle Breitseite mit Mark Hamill, John Rhys-Davies und Malcolm McDowell! Naja gut … die hatten auch nicht wirklich was am Laufen…

Was mich aber schwer erschüttert, ist diese Zeile:
“Der Professor erklärt Elaine derweil, dass Drexel moralisch durch den Konsum von Videospielen korrumpiert worden sei (!).”
Natürlich hat Mitte der 90er die leidige Debatte um Killerspiele schon Fahrt aufgenommen, aber IN einem Videospiel?!!?
War das Absicht??

Alexander Freickmann
Alexander Freickmann
16. Juli, 2020 04:13

Tender Loving Care/Die Versuchung wurde übrigens AUCH zu einem Film verwurstet. Es gab auch Re-Releases des Spiels als DVD Video, wo man die Entscheidungen für das Spiel dann per TV Fernbedienung mehr oder weniger komfortabel auswählen konnte.

Der Film selber gibts auch auf Deutsch, aber letzte Ausstrahlungen konnte ich jetzt nur für 2010 auf Sky finden.

Michael
17. Juli, 2020 11:50

Das erste FMV war meines Wissens nach Dragon’s Lair (1983), gezeichnet vom Disney-Zeichner Don Bluth. Das lief in der Spielhalle von Laser Disc. Ich kann mich noch gut daran erinnern, einige Mark-Stücke in die Kiste versenkt zu haben – auch wenn das Spiel recht frustrierend war.

Jake
Jake
17. Juli, 2020 16:02
Reply to  Michael

Full motion video (FMV) games originated in Japanese arcades. The first FMV game was Nintendo’s Wild Gunman, a 1974 electro-mechanical arcade game that used film reel projection to present live-action FMV footage. The quick-time event mechanic also has origins in Wild Gunman, which used film projection to display live-action footage of cowboys. Alternate film footage was played depending on the player’s quick draw reaction. It paved the way for later QTE laserdisc video games.

Quelle

Hier eine Demonstration: https://www.youtube.com/watch?v=GToJgyymvFs

War mir nicht bewusst, dass die Ursprünge so weit zurückliegen.