25
Sep 2023

Sex, Drugs and Rock’n’Roll: Die Geheimnisse meiner Familie

Themen: Neues |

Ich spreche heute mal ein durchaus heikles Thema an. Es liegt mir schon lange auf dem Herzen, aber erst 2023 sind die meisten Beteiligten verstorben und es kann ans Licht, ohne einen Skandal (oder Enterbung) nach sich zu ziehen.

Kurz und unverblümt gesagt: Unsere Eltern waren notorisch promiske Fremdgänger ohne Skrupel oder Moral.

Wenn ihr jetzt denkt “waren sicher viele, meine aber nicht”: doch, eure auch.

Es sind die Wahrheiten, die man erst erfährt, wenn man mit den Eltern, den Tanten, den Onkels dieser Generation redet, nachdem sie längst verrentet sind und nichts zu verlieren haben. Wenn die Fassade nicht mehr aufrechterhalten werden muss und die Angst vor dem nahenden Tod das Bedürfnis weckt, Dinge zurecht zu rücken.

Ich hatte das Glück (?), dass z.B. meine Mutter im hohen Alter kein Interesse mehr hatte, ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Auf viele vage Erinnerungen meiner Kindheit reagiert sie mit einem “Willst du wissen, wie das wirklich war?”.

Ein paar Dinge vorab: Ich werde die Namen und Verhältnisse aus Rücksicht auf das Andenken der Beteiligten anonymisieren. Vieles, was ich erzähle, basiert auf Hörensagen. Und schließlich: man muss das alles im Kontext sehen. Die 60er, die 70er, die 80er waren die Zeit der Pille, der sexuellen Befreiung, und das alles vor AIDS. Seitensprünge, Scheidung, wilde Ehe – all das hatte in der zunehmend säkularen Welt sein Stigma verloren, zumindest im privaten Bereich. Ich glaube sogar, dass die zunehmende Menge an Freizeit ein Faktor war – Partys, Vereine und Urlaube eröffneten sexuellen Eskapaden jede Menge Raum.

Anfangen will ich aber in der Vor-Vor-Generation bei meinem Großvater. Ein klassischer Patriarch belgischer Herkunft, der als Kriegsgefangener nach Düsseldorf gekommen war und dort eine geeignete Frau gefunden hatte – meine Oma. Sie war allerdings deutlich älter als er und verheiratet. Ihr Mann arbeitete bei der Straßenbahn. Ziemlich sicher ist sich der Flurfunk der Familie, dass dieser erste Gatte bei der Wartung einer Oberleitung starb. Auseinander gehen die Meinungen, ob es sich dabei um einen Unfall handelte – oder ob der Mann aus Verzweiflung mit einem beherzten Griff in den Strom Selbstmord beging. Sei es, wie es sei: Meine Oma war frei und gebar meinem Opa die drei Kinder, die er sich wünschte. Meine Mutter, meine Tante, meinen Onkel.

Danach lebte sich das Paar auch wegen des Altersunterschieds schnell auseinander und mein Großvater begann (so erzählte es mir meine Mutter), sich durch die Nachbarschaft zu vögeln. Ich kann das nicht gesitteter ausdrücken. Mit seinem Charme und einer gewissen männlichen Autorität hatte er relativ freie Auswahl. Exemplarisch ist dieses Bild von einer Silvesterfeier in den 60er Jahren:

Die hübsche Frau im rechten Arm meines Großvaters ist NICHT meine Oma, sondern eine Nachbarin. Meine Oma ist die sauertöpfisch dreinblickende Frau auf der anderen Seite, die genau wusste, was Sache war.

Es ist übrigens absolut kein Widerspruch, dass mein Opa streng katholisch war und sich für einen sauberen Christen hielt – er ging jede Woche zur Beichte und vermachte der Kirche auch ordentlich Geld, um sich reinzuwaschen. Etwaige sexuelle Ausschweifungen in der Familie hätte er seinen eigenen Kindern nie verziehen. Es gab Geburtstagsfeiern, bei denen die gelebten Widersprüche derart eskalierten, dass mein Opa und sein Sohn körperlich voneinander getrennt werden mussten. Mein Onkel wurde dann in die Küche gesperrt.

Meine Großmutter starb, als ich noch recht jung war. Kaum unter der Erde, präsentierte mein Opa die neue Frau in seinem Leben. Anfänglich versuchte er noch die “habe ich frisch kennengelernt”-Legende zu bauen, aber es war sehr offensichtlich, dass Maria seit Jahren seine Geliebte gewesen war. Sie hat mir später selbst erzählt, dass sie sich auf das Verhältnis nur eingelassen hatte, weil mein Opa ihr garantiert hatte, sie nach dem Ableben der ersten Gattin zu ehelichen. Sie beschrieb mir die Vorzüge des Arrangements so: “Dein Großvater ist kein einfacher Mensch, aber er trinkt nicht, er schlägt mich nicht und er hat finanziell vorgesorgt”. Das waren die damaligen Grundpfeiler einer zumindest nach außen funktionierenden Ehe.

Mir selbst erzählte mein Großvater mal die klassische, aber nur begrenzt sympathische Geschichte, wie er als Zwangsarbeiter in Düsseldorf bei einer Gastfamilie untergebracht war, die Tochter des Hauses verführte, und dann des nachts zum Fenster hinaus türmen musste. Er fand das lustig – das Mädchen vermutlich nicht.

Dass mein Vater keinen Deut besser war, wusste ich früh. Meine Arbeitsthese: ein zu junger, zu neugieriger Mann, der zu früh geheiratet und Kinder gezeugt hatte. Er hätte noch ein paar Jahre “auf der Weide” gebraucht. Die Ehe meiner Eltern war praktisch schon gescheitert, als ich 1968 geboren wurde. Mein Vater? Der besuchte öfter mal unsere Nachbarinnen in Monheim, wie ich später erfuhr – und auch sein Nebenjob als Taxifahrer in Nachtschicht gab ihm ausreichend Gelegenheit, durch fremde Betten zu pilgern. Nach der Scheidung traf ich immer wieder Kolleginnen bei ihm an. Eine davon tat mir richtig leid, als sie erzählte, dass sie vorhabe, sich gut um meinen Vater zu kümmern – da kannte ich schon die durchschnittliche Haltbarkeit seiner Affären.

Nach dem Tod meines Vaters sorgte ich dafür, dass bestimmte Dinge aus den Schubladen seiner Schränke verschwanden, bevor die Verwandtschaft Inventur machen konnte. Videos, Zeitschriften, Fotos. In der Küche hing ein Poster von Samantha Fox, der Busen-Ikone der 80er. Hatte er vermutlich aus einer PRALINE oder einer WOCHENEND. Ähnlich wie dieses Motiv, nur mit deutlich weniger an:

In seinem Nachlass fand ich dann ein großformatiges, offensichtlich von ihm selbst geschossenes Foto: seine damalige Lebensgefährtin am Pool, in exakt gleicher Pose und ebenso wenig bekleidet wie Samantha Fox.

Er war schon ein Hund, mein Alter.

Eine Legende, an der mein Bruder hartnäckig festhält, ist diese: Mein Vater (Karlheinz Dewi) war in jungen Jahren nicht nur ein erfolgreicher Amateurboxer, sondern auch Kopf einer Band namens Eddie Dewi & The Rockers. Kann niemand bestätigen, aber es passt zumindest zu der Tatsache, dass sein bester Freund der bekannte Düsseldorfer Rock’n’Roll-Sänger Willi Hagen war, den er in den 80ern auch managte und dessen Autogrammkarten ich damals gestempelt habe:

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Willi war eine Weile lang mal als Vertretung bei der Kultband THE LORDS dabei. Es war angedacht, dass er zu meinem 50. Geburtstag vorbei schaut und vielleicht auch spielt, aber dazu fühlte er sich mehr nicht in der Lage.

Im Gegensatz zum amourösen Lotterleben meines Vaters war meine Mutter immer brav und sakrosankt. Die doch nicht. Nie im Leben. Sie erzählte ja sogar von dem Nachbarn, der mit seiner Frau seit meiner Kindheit bei allen Familienfesten zur Stammbesetzung gehört hatte. Der stand eines Tages (mein Bruder und ich waren in der Schule, mein Vater bei der Arbeit) plötzlich vor der Tür und bot meiner Mutter spontan und unverbindlich Geschlechtsverkehr an. Sie lehnte empört ab. Natürlich.

Bei einem gemeinsamen Essen beim Italiener erzählte ihre beste Freundin im letzten Sommer dann aber beiläufig, dass meine Mutter in der Spätschicht bei der Post Ende der 60er (da hatten die Frauen sich kennengelernt) dem Abteilungsleiter ja sehr zugeneigt gewesen sei. Das Gekicher dieser beiden fast 80jährigen “Damen” ließ kaum einen alternativen Rückschluss zu, was gemeint war…

Die gerade erwähnte beste Freundin ist übrigens die, deren erster Mann immer wieder als Exhibitionist im Knast landete – Genaueres hier.

Es gab auch noch ein anderes Ehepaar im Freundeskreis meiner Eltern, das nach außen hin als jung, modern und vorbildlich galt. Sie zogen dann weg und meine Mutter erzählte, dass sie kaum über die wechselnden Freundinnen des Mannes die Übersicht behalten konnte. Und die Frau? Gönnte sich im Ort nebenan einen erstaunlich dauerhaften Liebhaber.

Nie herausgefunden habe ich, warum G. Selbstmord beging. Er war Mitarbeiter bei Henkel, ein entfernter Bekannter meiner Eltern. Eines Abends in den 70ern kam er vorbei und brachte tütenweise Warenproben mit: Waschmittel, Reiniger, etc. Ich weiß noch, dass er meinte, er brauche das alles nicht mehr. Dann fuhr er heim und hing sich auf.

Je mehr ich über die Indiskretionen in meiner Familie herausfand, desto bizarrer wurde es. Welchen Stein ich auch umdrehte: Seitensprünge, Affären, Liebeleien. Was als Ausnahme begann, wurde zur Regel. Wenn jemand verstarb, kamen immer Unterlagen, alte Briefe oder Fotos zum Vorschein, die der Legende vom braven Eheleben ins Kreuz traten.

Und das hier sind beileibe nicht die wildesten Geschichten. Es sind nur die, die ich erzählen darf – die anderen betreffen noch lebende Personen oder ihre Angehörigen, deren Privatsphäre ich respektiere. Aber auch da sind in den letzten Monaten Sachen aufgetaucht, die mich fast schon wieder fassungslos gemacht haben. Hatten die in den 70ern und 80ern keine anderen Hobbys?!

Ich frage mich auch, was ich alles nicht weiß. Die Beteiligten erzählen natürlich nur das, was sie für “gefahrlos” halten. Schnee von gestern, längst verdrängt, für niemanden mehr wichtig. Alkoholismus und Tablettensucht waren in meiner Familie weit verbreitet, wurden aber ausreichend genug unter den Teppich gekehrt, um beim Familienfest keinen Eklat zu verursachen. Mein Vater starb nach 30 Jahren mit 30 Zigaretten am Tag an Lungenkrebs, meine Tante auch – bei beiden hätte aber auch die Flasche schneller sein können. Das klingt vielleicht zynisch und herzlos, war in den 70ern aber ein akzeptierter Bestandteil des Alltags. Damals hat man die Gardinen jedes Jahr in die Wäscherei bringen müssen, weil sie gelb vor Nikotin waren. Zigaretten waren der Geruch dieser Generation.

Ich werde beizeiten darüber schreiben, aber es macht mich immer wieder baff, wie alt die Menschen dieser Generation in jungen Jahren schon aussahen – mein Vater ist auf diesem Bild um die 35. Er sieht aus wie 50, was besonders deshalb bemerkenswert ist, weil er die 50 gar nicht erreichen sollte.

So rücksichtslos man in dieser Generation auch mit sich und anderen umging, so stabil mauerte man die Verhältnisse nach außen. Die Ehe meiner Eltern war die einzige, die im gesamten Familien- und Freundeskreis geschieden wurde. Fast alle genannten Personen in diesem Beitrag sind in dem Betrieb, in dem sie ihre Ausbildung gemacht haben, auch in Rente gegangen. Die meisten von ihnen sind aus dem Elternhaus in die Wohnung gezogen, aus der sie dann im hohen Alter mit Füßen voran getragen wurden. Ihre Partner mögen heimlich gewechselt haben – ihre Telefonnummern sind 60 Jahre lang gleich geblieben. Was auch immer hinter den Kulissen passierte – nach außen war alles ruhig und spießig. Nur so konnte uns Kindern auch die Illusion gelehrt und erhalten werden, partnerschaftliche Treue sei erstrebenswert.

Das kann man für fast schon wieder bemerkenswert halten, aber ich weiß heute, wie viele der Beteiligten daran zerbrochen sind. Den Preis haben meistens die Frauen bezahlt, ohne dass die Männer dabei wirklich glücklicher gewesen wären.

Ich möchte glauben, dass “unsere” Generation anders ist. Oder bin ich naiv?



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Maik
Maik
25. September, 2023 17:10

Kann ich alles unterschreiben. War so und ist immer noch so. Wenn meine Oma und ihre Freundin in den wilden 1920igern das Café betraten „spielte die Kapelle immer unser Lied“. Einer der Brüder meines Vaters schlug optisch und charakterlich ( und intellektuell) komplett aus der Reihe. Geboren 1943, Opa war im Krieg….. . Mein Vater hat wenig anbrennen lassen (daheim ging es auch recht humorlos zu), sein Bruder hatte eine geheime Zweitwohnung, drin stand nur ein Bett ( daheim ging es extrem humorlos zu seine Frau -meine Tante- war eine fürchterliche Schreckschraube) ich selbst (59) hatte dermassen viel mit untreuen Frauen zu tun die mit mir ihren Partner betrogen, dass ich den Glauben an eine ernsthafte 2erbeziehung schon im Studium vor 30 Jahren verloren hatte. Und was los ist seit es Smartphones gibt spottet sowieso jeder Beschreibung. Du bist also in einer ganz normalen Familie grossgeworden.

Es ist ausserdem immer schwierig, mit dem aktuellen moralischen Kompass Verhsltensweisen der vergangenen Generationen zu beurteilen ( was Du auch nicht getan hast).

Andreas
Andreas
25. September, 2023 17:27

Sehr interessanter Einblick. Wobei ich da nichts direkt bestätigen oder nachfühlen kann. Bis auf:
Es gab da diesen einen Onkel aus – Belgien – jeder wusste, wenn er zu Besuch kam – ohne Frau – dass er die örtlichen Bordells abklapperte. Und es wurde offen darüber geredet und gelacht.

heino
heino
26. September, 2023 06:43

“Ich möchte glauben, dass “unsere” Generation anders ist. Oder bin ich naiv?”

Leider ist das wohl eher Naivität. Ich kann zwar nichts aus meiner eigenen Familie dieser Art beisteuern, weil ich schlicht keine Geschichten dieser Art kenne (bis auf meinen Vater, von dem sich meinen Mutter wegen seiner Untreue schon vor meiner Geburt scheiden ließ), aber man bekommt ja durch Erzählungen Bekannter und durch das Netz immer wieder mit, wie viele Leute sich gleichzeitig mit mehreren Leuten vergnügen, ohne dass der Partner/die Partnerin davon weiß. Die Schwester eines Schulkameraden hatte schon in den späten 80ern mehrere “Freunde” in verschiedenen Ländern. Und persönlich bekannt sind mir mehrere Personen, die sowas benutzt haben, um unliebsame Beziehungen zu beenden.

Mison
Mison
26. September, 2023 09:18

Joa, es kommt mit der Zeit immer mehr raus. Erschreckend dabei ist aber schon der Aspekt, den Du nennst:

> Den Preis haben meistens die Frauen bezahlt, ohne dass die Männer dabei wirklich glücklicher gewesen wären.

Mein Grossonkel, den ich immer als den charmantesten und weltoffensten Vertreter seiner Generation kennengelernt habe, hat als Besatzungssoldat in Norwegen zwei Kinder gezeugt, später noch mindestens zwei weitere ausserhalb seiner Ehe. Eine der Frauen kam irgendwann mit dem Kind zum Hof meiner Urgrosseltern, um ihn zu sehen (er war schon verheiratet und wohnte in einem Nebenhaus); mein Uropa jagte Frau und Kind vom Hof, bevor es auf dem Dorf jemand mitkriegt.

Mein Opa (erheblich weniger charmant) hat es geschafft, diese beiden Sätze gleichzeitig zum Teil seiner Weltanschauung zu machen:
– 72 Jungfrauen im Paradies? Wir waren damals froh, wenn wir drei oder vier gekriegt haben.
– Abtreibung bin ich dagegen: Man darf nicht belohnen, wenn eine Frau die ganze Zeit rumvögelt.

(ob sich der erste Satz auf die Ostfront bezogen hat, will ich eigentlich nicht wissen, ist aber wahrscheinlich)

Matts
Matts
26. September, 2023 11:28

Wenn ihr jetzt denkt “waren sicher viele, meine aber nicht”: doch, eure auch.

Ne,ne, kein Bange. Ich war kürzlich mit meinen Eltern im Wald Brociliánde in der Bretagne wandern. Der Legende nach bleiben die Untreuen auf immer im Wald verschollen – und wir sind alle wieder rausgekommen.
Also alles gut! ^^

Isa
Isa
26. September, 2023 12:58

Die Verlinkung von “Maria” fügt zum Exhibitionismus-Artikel, ist das Absicht?

Thomas
Thomas
26. September, 2023 13:03

VSauce hat ein interessantes Video zu dem Thema, warum junge Leute früher so alt aussahen: https://www.youtube.com/watch?v=vjqt8T3tJIE

Meine Eltern sind etwas jünger als deine – kann mir bei ihnen solch einen Lebenswandel allerdings tatsächlich nicht vorstellen. Aber vielleicht bin auch wieder naiv 🙂 Allerdings gab es im kleineren Dorf erstens weniger Auswahl und zweitens weniger Möglichkeiten, unentdeckt zu bleiben.

Karsten
26. September, 2023 17:21

Bringen wir es auf den Punkt. Die hatten halt alle keine LvA. 😉

DSFARGEG
DSFARGEG
27. September, 2023 01:04

Ich hatte eine Tante, die Kette geraucht hat, vom Alkohol gezeichnet und fünf mal verheiratet war, immer mit windigen, widerwärtigen Würstchen. Ansonsten gibt es Storys, wie du sie beschreibst, in meiner Familie nicht. Ich bin sicher nicht naiv, aber die Männer der Sippe, die ich noch selbst kennen gelernt habe, waren kreuzanständige Malocher oder (in späteren Generationen dann) studierte Langweiler. Und heute? Selbst, wenn ich wollte, ich wüsste schlicht nicht, wo ich zwischen Familie, Haushalt und Arbeit die für so einen Lebensstil nötige Zeit abknapsen sollte.

Selle
Selle
27. September, 2023 20:31

Ganz ähnliche Erkenntnisse hier. Highlights: Aus Spaß durchgeführter DNS-Test der exakt 25% “Englisch” ergibt mit klarem zeitlichen und räumlichen Bezug zur Rheinlandbesetzung und tatsächlich der Klassiker ältere Schwester stellt sich als eigentliche Mutter heraus, vermeintliche Mutter ist also die Oma.

Ich glaube, dass es tatsächlich heute anders ist, zumindest in den Teilen der Gesellschaft in denen das Konzept der Zweckheirat nicht mehr vorkommt. Du schreibst ja selber, wie wichtig früher der äußere Schein war, heute muss (sollte) sich niemand mehr rechtfertigen, wenn er keine traditionelle Familie anstrebt. Klar haben die Leute auch heute noch Affären, das sind dann aber richtige Geheimnisse und keine offenen.

Andreas Simon
Andreas Simon
28. September, 2023 17:38

Wow, danke für die Offenheit zum Thema! Einen Aspekt will ich da noch mit reinbringen — den des Missbrauchs. Meine erste Ehe ist daran gescheitert, dass meine Frau als Kind (unter 10, dann noch mehrfach unter 15) von ihrem Vater missbraucht wurde, das wurde nie verarbeitet, und das hat dann in direkter Linie dazu geführt, dass sie mich mehrfach betrogen hat. Es kann also gut sein, dass hinter dem promisken Verhalten dieser Eltern- und Großelterngeneration noch ein weiterer Schatten steht.

Last edited 7 Monate zuvor by Andreas Simon