04
Okt 2023

Glotzen bis zum kotzen: Ein Fernsehabend in den 70ern

Themen: Film, TV & Presse |

Das deutsche Fernsehen vor dem Start des Privatfernsehens Mitte der 80er war erheblich behäbiger, spießiger, trister und weniger am tatsächlichen Interesse des Publikums interessiert als wir uns heute erinnern. Nach der Maxime “bilden, informieren, unterhalten” wurde gesendet, was man für richtig hielt, um das Fernsehvolk auf Spur zu halten. Das System der Rundfunkanstalten sorgte schnell dafür, dass sich verkumpelte Redakteure, Produzenten und Regisseure die Aufträge hin und her schieben konnten – bei teilweise (für damalige Verhältnisse) astronomischen Gehältern und Honoraren. Dabei fällt auf, dass man sich in erschreckender Weise und fast ausschließlich am Entertainment-Verständnis der Vorkriegszeit orientierte: Sendungen wie KLIMBIM, NONSTOP NONSENS und viele Show-Galas knüpften an das klassische Varieté und den Stummfilm an, wirkten schon damals bieder und anachronistisch.

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Bei den Fiction-Formaten lief es nicht viel besser: Tempo, Drama, plausible Charaktere und nachvollziehbare Konflikte waren keine Messlatten, an denen Serien und TV-Filme gemessen wurden. Erst durch die verstärkte Ausstrahlung von amerikanischer Ware wurde ein Konkurrenzdruck aufgebaut, der auch deutsche Autoren zwang, sich mal mit Themen wie 3 Akt-Struktur und “wants vs. needs” auseinander zu setzen. Das kann man besonders schön bei Reihen sehen, die von “Opas TV” bis in die Neuzeit reichen, z.B. SCHWARZ ROT GOLD. Da gab es technisch und inszenatorisch zwischen 1982 und 1995 einen Quantensprung:

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Es lohnt sich auch, die TATORTe der 70er mit den aktuellen Folgen zu vergleichen. Früher war wahrlich nicht alles besser.

Und dennoch: Das Fernsehen der 70er war auch der große Erzähler, Erklärer und Ermöglicher. Er führte die Familie zusammen, der Mangel an Auswahl sorgte für eine große Schnittmenge der gemeinsamen Erfahrungen. Die sorgsame Aufbereitung und Abwägung hatte etwas Beruhigendes – vom Weltkrieg bis zur Waschmaschine, wirklich alles wurde geduldig vorgestellt. Alles schien verstehbar. Die Defizite waren uns nicht bewusst, denn es gilt die Maxime: wir hatten ja nix anderes. Zum Abschluss des Tages nochmal Nachrichten, Vorschau – und dann Testbild. Ab ins Bett.

Bei der Fiction ebenso: Vielleicht war es nicht das, was wir wollten – aber das, was wir brauchten. UNSER WALTER brachte uns die Probleme der Behinderten in unserer Gesellschaft näher, in RÜCKFÄLLE zeigte uns Günter Lamprecht, was für arme Schweine die viel verachteten Trinker sind. Und die deutschen Elemente der SESAMSTRASSE präsentierten Kinder dreckig, mit Schürfwunden an den Knien und kaputten Fahrrädern. Reality-TV, das den Namen verdiente.

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Darüber habe ich vor ein paar Jahren geschrieben – und der Beitrag taugt immer noch als Ergänzung zu diesem hier, ebenso wie meine Einlassungen zum deutschen Humor.

In den letzten Tagen haben die LvA und ich uns immer mal wieder Sendungen aus unserer Kindheit angeschaut, die von netten Zeitgenossen den langsam vor sich hin faulenden VHS-Kassetten entrissen und auf YouTube hochgeladen wurden. Zeitdokumente, die fast augenblicklich wieder jung machen. Man sitzt nicht mehr auf der Couch, sondern liegt bäuchlings auf dem Flokati und wartet auf den elterlichen Befehl, am Gerät umzuschalten. Überall regieren beige, braun und orange, Nikotin hängt in den Gardinen, die Schnittchen liegen auf Keramiktellern. Teppich schluckt Schritte, Türstöcke und Küchenkacheln sind mit Pril-Blumen verziert. Ein Hauch von Haarspray-FCKW liegt in der Luft, als wären die toupierten Ansagerinnen nicht nur ein elektronisches Bild auf dem backofengroßen TV-Gerät, sondern leibhaftig in unserem Wohnzimmer.

Bekannte Gesichter, lange vergessen, aber gleich wiedererkannt.

Weil uns das so fasziniert hat, möchte ich den Lesern meines Alters an dieser Stelle ebenfalls eine Zeitreise gönnen. Wir spielen an vergleichsweise typischen Sendungen einen TV-Tag der 70er nach.

Tagsüber war noch nicht so viel los, die Leuten hatten zu arbeiten und die Kinder gehörten in die Schule oder auf den Bolzplatz. Es wurde primär auf Bildung und Information geachtet – so konnte man mit dem Telekolleg in Kombination mit weiteren Materialien sogar die mittlere Reife oder die Fachhochschulreife erlangen. Das Angebot wandte sich dabei primär an Erwachsene, denen in der Nachkriegszeit die entsprechende schulische Ausbildung verwehrt war.

Wahrlich, es war ein hartes Bildungsbrot, das da gekaut werden musste:

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Das Schulfernsehen für die aktuellen Pennäler war thematisch etwas bunter, aber auch nicht wirklich mitreißend inszeniert:

https://youtu.be/DqMwT8rwZ4M?si=AocUFgTBXHtUj8t9

Da Sendungen nicht immer exakte Längen hatten, manchmal zwischen Anstalten händisch geschaltet werden musste und durch Werbespots am Vorabend Lücken entstanden, hatten die Sender schnell Pausenfüller entwickelt, die man in beliebiger Länge dazwischen schieben konnte. Es mag im Internet-Zeitalter nicht verwundern, dass besonders der “cat content” vom HR beliebt war:

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Der Vorabend gehörte, gerade weil man nur in diesem Fenster auch Werbung zeigen durfte, um Umsatz zu generieren, der leichten Unterhaltung. Für mich war das gleichbedeutend mit der DREHSCHEIBE, einem bunten Magazin, das von 1964 bis 1982 und dann ab 1998 wieder lief und das gerade erneut eingestellt wurde. Hier war tatsächlich der Versuch erkennbar, ein jüngeres (kaufwilliges und zahlungsfreudiges) Publikum zu ködern mit Popmusik, kurzen Reportagen und den Rezepten von Max Inzinger.

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Inzinger habe ich vor über 20 Jahren mal persönlich kennengelernt – ein auffällig halbseidener Geselle.

Ansonsten gehörte der Vorabend auch leichter Serienkost, eingekauft (DAS HAUS AM EATON PLACE, DIE ONEDIN-LINIE) oder für vergleichsweise wenig Geld selbst produziert. An dieser recht typischen Episode von UNHEIMLICHE GESCHICHTEN mit dem großartigen Uwe Friedrichsen lassen sich die oben erwähnte Defizite im deutschen Storytelling sehr schön illustrieren:

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Und dann natürlich – WERBUNG! Sinn und Zweck des Vorabends. Mich erstaunt und erfreut, wie viele Produkte, Spots und Jingles ich sofort wieder zuordnen konnte. Das menschliche Gehirn, es wird früh geprägt. Gönnt euch sieben Minuten mit den Mainzelmännchen und Ingrid Steeger (!):

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Ich weiß noch, dass ich damals unbedingt auch mal die Testtabletten von Blendax-Antibelag haben wollte, um mein Kauleiste zu färben.

Die Tagesschau war immer der “Anker” im Programm. Der Beginn um 20.00 Uhr war in Stein gemeißelt wie die Zehn Gebote, hier wurde der Tag vom Abend getrennt, das Programm der Familie vom Programm der Erwachsenen. Was Köpcke und Co. nicht berichteten, war nicht wirklich wichtig:

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Je nach Tag, Jahreszeit und Anlass war die Primetime von ARD und ZDF eine Mischung aus Doku, TV-Film, Show und politischer Analyse. Exemplarisch sei hier die Sendung EIN MANN FÜR ALLE FÄLLE präsentiert mit dem damals allgegenwärtigen Harald Juhnke. Der Song zum Sendungstitel sollte so etwas wie sein “signature tune” werden (vergleichbar mit Frank Sinatras “My way”):

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Juhnke wurde dem Titel “Ein Mann für alle Fälle” in jeder Beziehung gerecht: Er spielt in Vorabendserien wie SERGEANT BERRY und Primetime-Produktionen wie EIN MANN WILL NACH OBEN mit, moderierte MUSIK IST TRUMPF, spielte den Hampelmann in EIN VERRÜCKTES PAAR und tauchte immer wieder in der SCHWARZWALDKLINIK und dem SCHLOSS AM WÖRTHERSEE auf. Dass er bei aller Leichtigkeit (und Suff) ein großartiger Schauspieler war, bewies er in späten Rollen wie DER TRINKER und DER PAPAGEI.

Wir waren übrigens eine ZDF-Familie: DERRICK und AKTENZEICHEN XY waren uns deutlich näher als TATORT und EINER WIRD GEWINNEN.

So langsam ins Teenager-Alter rutschend, konnte ich mit dem Abendprogramm der großen Sender oft nicht so viel anfangen. Ich musste immer darauf hoffen, dass eher zufällig ein Horror- oder Science Fiction-Streifen auf einem der wenigen Spielfilm-Sendeplätze landete. Die für mich einzige erreichbare Alternative war “Der phantastische Film”, ein Slot für “meine” Sorte Film. Beim Vorspann hätte ich mir fast in die Hosen gemacht, da habe ich oft umgeschaltet, bis er vorbei war:

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Es ging bei der Ausstrahlung durchaus auch mal was schief:

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Für uns Kids ein nerviger “Störer” war das WORT ZUM SONNTAG, ein salbadernder und oft parodierter Versuch, die Zuschauer zwischen großer Samstagabend-Show und Spätfilm im wahrsten Sinne des Wortes zur Besinnung zu bringen:

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Genau das, was man zwischen VERSTEHEN SIE SPASS?! und DIAMANTENFIEBER sehen wollte…

Ähnlich wie die Ziehung der Lottozahlen (“Aus dem Studio 4 des Hessischen Rundfunks überträgt nun das Erste Deutsche Fernsehen…”) nutzten wir das WORT ZUM SONNTAG meistens, um aufs Klo zu gehen oder in der Küche noch schnell ein Brot zu schmieren.

Noch kurz was zum Thema Show: Es sind besonders die Galas zu besonderen Anlässen, die einen kompakten und erschütternden Eindruck von dem vermitteln, was man in den 70er Jahren für “Unterhaltung” hielt. Hier geben sich die immer gleichen Schlagernasen die Klinke in die Hand und heucheln Stimmung, bis der Arzt kommt. Ein bisschen Spaß muss sein?

 

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Und dann – war’s vorbei. Ich habe den Sendeschluss und das Testbild in den 70ern vermutlich nur ein paarmal “live” erlebt, denn um diese Uhrzeit durfte ich natürlich nicht mehr vor der Glotze hocken.

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​In den 90er Jahren wurde das Testbild durch Endlosschleifen von Autofahrten, Kaminfeuer und Aquarien ersetzt, dann auch zunehmend durch billige Wiederholungen. Das Fernsehen gab das Konzept von Anfang und Ende auf und mutierte zur Dauerschleife.

 

Es gibt sicher noch einen anderen Grund, warum mir dieses Fernsehen der 70er so viel vertrauter erscheint als die Programme der letzten 30 Jahre. Mit der Verbreitung von Videorekordern und dann DVD-Playern habe ich mich in den 90ern zunehmend vom Formatfernsehen verabschiedet. Ich bin kein bloßer Zuschauer mehr, ich bin Programmmacher. Das Fernsehen der letzten und dieser Generation hat keine Chance mehr bekommen, bleibende Eindrücke zu hinterlassen. “Mein” Fernsehen wird immer mit Erinnerungen an Rudi Carrell, den WWF-Club und den Brüsten von Ingrid Steeger verbunden sein.

Wie sieht das bei euch aus?



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DocAndy
DocAndy
4. Oktober, 2023 17:12

Auf Youtube gibt es tollerweise ja inzwischen jede Menge alte Werbeblocks aus den 70ern und 80ern. Auffallend dabei finde ich die viele Werbung für Alkohol, Kaffee und Waschmittel. Anfangs auch noch Zigaretten, ach ja und Parfüm. Nicht vergessen Versicherungen. Besonders legendär auch die Werbung von Esso, in der immer ganz martialisch verwegene Männer gezeigt werden, die unter widrigsten Bedingungen für uns alle Öl fördern, um unsere Zukunft zu sichern (“Es gibt viel zu tun, packen wir es an!”).
Dia Abendshows haben mit den immer gleichen Stars doch eine frappierende Ähnlichkeit mit den heutigen Shows von Florian Silbereisen oder Giovanni Zarella.
Vieles von damals ist eben reine Nostalgie, die Welt war auch nicht besser oder sicherer, aber man war eben Kind und hat das mit ganz anderen Augen gesehen.

Marko
4. Oktober, 2023 18:31

Altersbedingt beschränken sich meine Erinnerungen an das damalige TV-Programm eher auf Kindersendungen… “Captain Future”, “Raumschiff Enterprise”, “Sindbad”, “Sie kam aus dem All” und “Der Andro-Jäger”, all das habe ich geliebt (aber selbst das alles ist auch schon eher frühe 80er als 70er). An “Klimbim” erinnere ich mich nur sehr dunkel, weil das hin und wieder lief, wenn ich auf dem Weg ins Bett war. Unabhängig von der Frivolität konnte ich aber auch mit dem Humor damals wenig anfangen, das war mir alles zu hysterisch und, naja, dumm. Ich war gierig nach Scifi und Action, nicht nach Schenkelklopfern, ganz im Gegensatz zu meinen Eltern…

Uwe
Uwe
4. Oktober, 2023 18:40

Wir haben kürzlich eine Folge Klimbim bei YouTube angeschaut – und waren überrascht wie schlecht das gealtert ist. Die Scherze sind sehr schal und gewollt.
Ingrid Steeger war aber in den 70ern fast die einzige zuverlässig leicht bekleidete Frau, wenn man vom Musikladen und den GoGos mal absieht. Das fand ich als Teenager, naja, interessant.
Besser gealtert sind übrigens die alten “Scheibenwischer” von und mit Dieter Hildebrandt. Würde man die Namen der handelnden Politiker tauschen, wäre vieles nach wie vor sehr aktuell.

Kai
Kai
5. Oktober, 2023 11:21

Ich habe vor allem, Kinderprogramm hin oder her, möglichst immer mitgekuckt wenn der Kasten an war. Wenn Vaddern (war Lehrer) z.B. den “Internationalen Frühschoppen” Sonntags gesehen hat (wo alle unglaublich um die Wette quarzten), saß ich selbstverständlich dabei. Hat meiner Allgemeinbildung sehr gut getan, bilde ich mir ein.

Oder “Querschnitte”. Mein ewiger Fernseh-Prof ist und bleibt Hoimar von Ditfurth (sorry Harald Lesch).
Erinnert sich noch jemand an “Sterns Stunde”? Die Episode über die Spinne? Wuaaah. 😀 Ich wünsche mir, es gäbe heute noch (Wissenschafts-)Journalisten mit diesem unterschwelligen Furor (sorry Harald Lesch, again). Und alleine die Synthie-Musik dazu! Hach!

Maximilian Frömter
Maximilian Frömter
5. Oktober, 2023 11:26

Danke für diesen tollen Beitrag! Erstaunlich – 1976 war ich gerade mal vier Jahre alt und dennoch kann ich mich an einige der Clips ganz deutlich erinnern (aber vermutlich liefen sie unverändert noch bis in die späten 70er). “Ih, alles rot!”. Mein Lieblings-Kabafit-Geschmack war Banane, daran habe ich bestimmt über 40 Jahre nicht mehr nachgedacht. Ingrid Steeger wollte ich unbedingt heiraten, wenn ich mal groß bin – hat nicht geklappt. Natürlich war ich wegen ihr ein großer Klimbim-Fan, aber “zwei himmlische Töchter” fand ich dann wegen der coolen Luftfahrt-Thematik noch besser. Das muß mein Leben einschneidend geprägt haben, meine Faszination für Flugzeuge und Brüste ist bis heute ungebrochen. Hab die Serie kürzlich wieder auf Youtube entdeckt, aber sie ist noch schlechter gealtert, als ich. Nach heutigen Maßstäben eigentlich unerträglich, mit historischen Augen gesehen trotzdem irgendwie charmant.

Olaf
Olaf
5. Oktober, 2023 13:35

Juhnke gehört unter die Top 3 Schauspieler der Nachkriegszeit. Auch wenn sein Talent oft in eher komödiantischen Serien/Shows versandete war er auf der Bühne, in Film und TV und im Synchronstudio ein Künstler der absoluten Spitzenklasse. Ob auf Marlon Brando in „Die Faust im Nacken“ oder auf Peter Falk in „Eine Leiche zum Dessert“, was Juhnke dort abgeliefert hat, ist schon ganz ganz grosses Können. Sowieso ist „Eine Leiche zum Dessert“, mit eine der besten Arbeiten die Synchronpabst Rainer Brandt je abgeliefert hat. Und die Mini-TV Serie: „Ein Mann will nach oben“, das beste was das deutsche TV in den 1970igern produziert hat. Einfach phänomenal. Das so etwas nicht jedes Jahr im TV gezeigt wird ist schade.

Marco
Marco
5. Oktober, 2023 14:27

Ich konnte schon etwas mit Klimbim oder ein verrücktes Paar (Harald Juhnke & Grit Boettcher) anfangen, aber ich fieberte ja auch immer auf Männer ohne Nerven, Väter der Klamotte mit den kongenialen Erzählertexten von Hanns Dieter Hüsch und natürlich auch Lachen mit Stan & Olli. In der ZDF Matinee am Sonntag vormittag lief ab und zu ein Film mit Harold Lloyd. Auf N3 kam ich dann in den Genuß von (Wiederholungen) der Rudi Carell Show und auch Time Tunnel sowie Mit Schirm, Charme & Melone (Mrs. Peel, wir werden gebraucht) da luchste man auch immer auf die Folgen, die so ein bißchen SF-angehaucht waren (Roboter etc.). Alles in Allem waren die 70er schon ein bißchen betulicher aber ich mochte es. Auch die deutschen Co-Produktionen waren eigentlich ganz nett. 5 Freunde kann ich mir heute noch ansehen. Ok, die Mädchen aus dem Weltraum mit u.a. Christian Quadlflieg und Pierre Brice waren Trash aber haben prima auf Mondbasis Alpha 1 vorbereitet 🙂

koldir
koldir
5. Oktober, 2023 16:57

Dank dir für diesen amüsanten Rückblick. Bewusst wahr genommen habe ich das damalige TV-Programm erst ab Anfang der achtziger Jahre. Mit dem “Ferienprogramm” des ZDF. Was habe ich das geliebt. “Die Bären sind los”. Fünf Freunde” u.a. Da saß ich manches mal ganz gebannt bei Oma vor der Glotze.

Nach dem ich durch John Sinclair, Tony Ballard, Gespenster Krimi und Co. für die literarische Phantastik sozialisiert wurde, übernahm “Der phantastische Film” im ZDF das filmische Pendant. Der Vorspann war oftmals gruseliger, als der darauf folgende Film. 😀 Für den zeichnete sich übrigens der Illustrator und Grafikdesigner Heinz Edelmann verantwortlich. Für das behäbige öffentlich/rechtliche ZDF eine mutige Wahl, wie ich finde.

Last edited 6 Monate zuvor by koldir
Dinozeros
Dinozeros
5. Oktober, 2023 19:52

Apropos Testbild: Eine Frage zum Zweikanaltest im ZDF und dem gezeigten Ausschnitt aus “Die Mars-Chroniken” mit dem oft zitierten “Du bist nicht David”-Ausspruch von Maria Schell – weiß jemand, ob es die Stelle tatsächlich gibt?

Ich finde beim schnellen Durchscrollen auf YT nur eine solche Stelle mit Davids Vater. Meine mich aber ebenfalls an Maria Schells ungläubiges “Du bist nicht David” zu erinnern.

Mandela-Effekt?

Last edited 6 Monate zuvor by Dinozeros
Frank
Frank
6. Oktober, 2023 08:00

‘Klimbim’ war nur eine schlechte deutsche Kopie von ‘Lodynski’s Flohmarkt Company’ aus dem ORF.
Und Peter Lodynski hat sich damals eindeutig von ‘Monty Pythons’ inspirieren lassen.

Eine meiner Lieblingssendungen in den 1970er Jahren war ‘Kennen Sie Kino’ mit Helmuth Lange.

Und was Mai Thi Nguyen-Kim heute viel besser macht, wurde damals vom stocksteif biederen Heinz Haber eingeführt.

Mein Fazit – ab einem bestimmten Alter hat man eigentlich keine Premieren mehr. Alles schon mal in irgend einer Form gesehen. 
 

Edin Basic
Edin Basic
6. Oktober, 2023 14:52

Aus traurigem Anlass und weil er unbedingt auch zu den 70ern als markante Synchron-Stimme gehört.
Thomas Danneberg ist gestorben.Am 30.9.2023.
Es gibt zahlreiche Beiträge über sein Schaffen auf Youtube.
https://www.youtube.com/watch?v=Jg9IePFr7aM
Hört euch einmal den Tränen-Dialog von Rutger Hauer/Thomas Danneberg in Blade Runner an.
Geht es noch besser.Ich glaube nicht.

Gilbert
Gilbert
8. Oktober, 2023 10:06

Onedin Line, danke, das beantwortet eine Frage die seit 25 Jahren in meinem Kopf herumgeistert. 🙂

Stephan L
Stephan L
8. Oktober, 2023 16:11

Zur Ehrenrettung des Programms gab es die “Notizen aus der Provinz”. Was Hildebrandt damals dort ablieferte- sozusagen als Vorläufer zum Scheibenwischer – hatte wirklich Format.

Sebastian
14. Oktober, 2023 14:35

Für die meisten Programme bin ich zehn Jahre zu jung. Aber interessant: In dem Vorabend-Werbeblock wirbt die Fischfirma Hawesta. Deren Werk lag in meinem Stadtteil, und jeder wusste, wer von Lübeck-Kücknitz in die Innenstadt fahren wollte, durfte nicht den Bus um 15.15 Uhr nehmen, da diesen die Mitarbeiterinnen nahmen, die mit ihrer Schicht fertig waren und der Bus entsprechend roch.
Ich wusste bis eben nicht, dass Hawesta ein einigermaßen großer Fisch (ha) war, der sogar im Fernsehen warb.