Fantasy Filmfest Nights 2024 (10): SUITABLE FLESH
Themen: FF Nights 2024, Film, TV & Presse, Neues |USA 2023. Regie: Joe Lynch. Darsteller: Heather Graham, Judah Lewis, Bruce Davison, Johnathon Schaech, Barbara Crampton
Offizielle Synopsis: Dr. Elizabeth Derby ist vom irritierenden Verhalten ihres neuen Patienten derart fasziniert, dass sie sich entgegen aller Berufsethik zu einem Hausbesuch hinreißen lässt. Der endet prompt in einem Blutbad. Hilflos muss die Psychiaterin von da an zusehen, wie ihr Leben immer stärker außer Kontrolle gerät. Denn der attraktive junge Mann, dessen dämonische Wahnvorstellungen ihn fast um den Verstand bringen, birgt ein schreckliches Geheimnis.
Kritik: Es klingt auf dem Papier hochsympathisch und nach "love letter" für die Fans: Ein seit 20 Jahren kursierendes Drehbuch aus dem H.P. Lovecraft-Zyklus von Autor Dennis Paoli und Regisseur Stuart Gordon wird als Hommage an den verstorbenen Filmemacher mit großem Einsatz von den Weggefährten doch noch realisiert. Man könnte auch "reanimiert" sagen…
Es ist erstaunlich, dass die ehemalige Scream Queen von Empire und Full Moon, Barbara Crampton, mittlerweile wieder mehr Einfluss in Hollywood hat als ihr früherer Produzent Charles Band. Was sie in den letzten Jahren auf die Beine stellt, hat meist mehr Budget und besseren Cast als alles, was die neuste Inkarnation von Full Moon ins Streaming schiebt. So auch hier: Über die Besetzung von Crampton, Heather Graham, Jonathan Schaech und Bruce Davison kann man wirklich nicht meckern, das ist Oberliga im Sumpf der B-Movies. Auch Regisseur Joe Lynch ist uns mit EVELYN und MAYHEM durchaus positiv aufgefallen.
Aber es hilft alles nix. Dennis Paoli war nie ein Autor, der über krude Monsterstreifen hinaus wirklich packende Szenarien bauen konnte, und SUITABLE FLESH ist bestenfalls Lovecraft light und begnügt sich mit einer "body switcher"-Story, die die Großen Alten und das Unsagbare Grauen komplett außen vor lässt. Ein Budget ist vorhanden, aber es reicht einfach nicht aus, auf einer größeren Leinwand zu malen – besonders Heather Grahams "Praxis" ist eines der offensichtlichsten Sperrholz-Sets die ich seit langem gesehen habe. Das spielt auf dem Produktionsniveau von Pornos.
Das bringt uns auch schon zum nächsten Thema: Statt aus dem Körperspringer eine okkulte Legende zu bauen, ist SUITABLE FLESH primär darauf aus, Heather Graham alle zehn Minuten beim lüsternen Bumsen zu zeigen. In seinem Fokus auf sündige Wollust erinnert er an die "Psychothriller" der 90er, die im Fahrwasser von BASIC INSTINCT in die Videotheken gespült wurden. Das mag einen Schauwert für chronische Masturbanten und übrig gebliebene Heather Graham-Groupies haben, aber als Raison d’Être für einen Horrorfilm ist es dann doch sehr dünn.
SUITABLE FLESH wäre ein komplett vergessenswerter Low Budget-Heuler, würden sich die beteiligten Darsteller nicht so bemerkenswert, aber letztlich fruchtlos reinhängen. Heather Graham nutzt den Film als Showcase, als wolle sie eine zweite Karriere im Genre rechtfertigen. Jonathan Schaech ist durchtrainiert, als hoffe er auf eine Mitgliedschaft im MCU. Und Barbara Crampton arbeitet weiterhin an der Wandlung von der zeigefreudigen Scream Queen zur Charakterdarstellerin. Das muss man bei allen Defiziten des Films respektieren.
Mark Tinta hat es mal wieder gut zusammengefasst:
"It’s certainly not bad, though. I just wish I liked it as much as I wanted to."
Props aber an Joe Lynch für die coolste Videobotschaft des Festivals.
Fazit: Ein als schwülstiger Psycho-Erotik-Gruselfilm okayer Zeitvertreib. Als Lovecraft-Adaption ein Totalausfall. Die Schauspieler sind erheblich besser als das Material, mit dem sie arbeiten müssen. Gnädige 6 von 10 Punkten.
"ist SUITABLE FLESH primär darauf aus, Heather Graham alle zehn Minuten beim lüsternen Bumsen zu zeigen" – der sagt das so, als wäre das was Schlimmes. 🙁
Wenn es dem Film im Weg steht schon. Siehst du dich eher als chronischer Masturbant oder als übrig gebliebenes Heather Graham-Groupies? scnr
Why not both? :p
Was den Film angeht – für zwischendurch ganz ok, aber es stimmt schon, HPs "Thing on the Doorstep" zum 90s-Direct to Video-Erotikthriller umzubasteln fällt als Idee unter "originell heißt nicht automatisch gut".
Als Lovecraft-Adaption halte ich Suitable Flesh schon für recht gelungen. Lovecrafts "Das Ding auf der Schwelle" ist auch nur eine "Body Switch" Geschichte ohne Große Alte und kosmisches Grauen und Re-Animator und From Beyond waren auch nicht vorlagengetreuer.
Das Ganze wie einen 80er/90er erotischen Thriller anzugehen fand ich auch recht originell. Funktioniert nicht durchgängig gut, aber unterm Strich würde bei mir die Ampel dennoch auf Grün stehen.
Klar kann man anderer Meinung sein – seit wann auch nicht? Aber hier erfahren wir weder, wer der Dämon ist, was er will, noch woher diese ganzen Regeln stammen. Das ist für einen Langfilm erheblich zu wenig – die Länge der "Kurzgeschichte" hätte da ganz andere Möglichkeiten gegeben. Und angesichts der ganzen Bumserei gerät auch die Idee des Horrors, den eigenen Körper zu verlieren, etwas in den Hintergrund.
Gut möglich, dass ich einige Punkte schon wieder vergessen habe, aber ich dachte, der "Dämon" ist einfach der Vater ihres Patienten und auch kein Dämon, sondern lediglich böser Zauberer. Was er will, fand ich auch recht klar, einerseits weiterleben mittels Übernahme anderer Körper und andererseits damit zugleich auch seine Sexvorlieben auszuleben. Das schien mir auch die Idee des Horrors zu sein, nicht unbedingt der relativ klassische Verlust des eigenen Körpers, sondern sexueller Missbrauch mittels Körperübernahme. Funktioniert auch für mein Empfinden nicht 100%ig, aber das war bei From Beyond auch schon der Fall.
"Will weiterleben" ist aber keine brauchbare Motivation für einen Antagonisten. Dass plötzlich alle Protagonisten sexuelle Perversionen ausleben wollen, scheint mir zu dem sehr pubertär. Und FROM BEYOND hatte ja ganz andere Schauwerte über Barbara Crampton hinaus zu bieten. Das hier war Rumpelkammer.
Ich hatte auch meinen Spaß bei der Story.
Und "Heather Graham sexploited" war ein spassiger Bonus 😉
Im Kontext eines mitunter recht drögen Festival-Marathons kurzweilig genug um bei Laune zu halten, aber ohne echten Nährwert. Als hätte man sich den Bauch mit Pizza, Bier und Chips vollgestopft. Man grinst zufrieden, hat aber auch allen Grund sich ein wenig zu schämen.
P.S. Heather Graham darf zurecht immer noch Kleidung tragen die ihren Körperbau hervorhebt, aber die Hosen bis weit über den Bauchnabel zu ziehen ist vielleicht ein wenig übertrieben.
Die Oma-Hosen sind uns bei Graham und Crampton aufgefallen. ich hatte schon angedacht, das zu erwähnen.