Gegangen und doch geblieben
Themen: Neues |Hildegard “Renate” Schlichting (zuvor verheiratete Dewi, geborene Plotes). Oder einfacher: Mama. Geboren am 8. April 1943. Gestorben am 29. August 2022.
Vor drei Jahren haben wir uns von ihr verabschiedet, als ein Herzriss sie in die Düsseldorfer Uni-Klinik brachte und eine lange und schwierige Not-OP mit wenig Aussicht auf Erfolg angesetzt wurde.
Am nächsten Tag war sie schon wieder wach, faselte im Morphium-Rausch was von komischen Figuren an der Decke und schnauzte das Personal an, dass sie keinesfalls die OP-Kosten bezahlen würde. Sie kämpfte sich durch die Reha, die monatelangen Panikattacken, die Therapien. Sie hatte schließlich noch viel vor, selbst mit fast 80. Reisen nach London und Berlin waren schon geplant. Eine Donau-Kreuzfahrt sowieso. Durch Wien mit der Droschke.
Die Schulmedizin hat ihr drei Jahre geschenkt, dafür bin ich unendlich dankbar.
Letztes Jahr haben sie und mein Stiefvater uns in München besucht, wir sind durch Hellabrunn spaziert und haben Salzburg besucht. Meine Mutter war begeistert:
Endlich, endlich sollte bald auch das neue Knie kommen, damit sie wieder ohne den blöden Krückstock und ohne Schmerzen würde gehen können.
Vor zwei Wochen per WhatsApp: Ein Foto von ihr vor ihrem Toyota Aygo, den sie einem Familienmitglied weitergegeben hatte. Gut gelaunt und aufrecht trotz Krücke. Ich moniere, dass sie die Augen geschlossen hat. Sie antwortet: “Wie immer fast”.
Es ist die letzte Nachricht meiner Mutter, es sind die letzten Worte, die ich mit ihr wechseln werde. Am nächsten Tag kommt sie ins Krankenhaus. Man stellt fest, dass sie wohl einen Stent braucht. Routine-OP. Aber etwas geht schief. Wieder sechs Stunden auf dem Tisch. Danach künstliches Koma, Intensivstation.
Ich fahre nach Düsseldorf. Sie wird immer mal wieder wach, nimmt aber nichts wirklich wahr. Nur einmal, als ich erzähle, dass ich jetzt natürlich mit meinem Bruder nicht nach London fahre, nickt sie heftig – daran erinnert sie sich.
Mehr Operationen, mehr Maschinen. Mal Hoffnung, dann Rückschlag. Am Sonntag die Bitte der Ärzte, zu einem Gespräch in die Klinik zu kommen. Ich kann nicht dabei sein, bin im Sauerland unterwegs. Über das Telefon wird abgestimmt, was zu tun ist – was überhaupt noch getan werden kann. Es ist nicht viel.
Am Montag um 17.15 Uhr gibt die Familie den Ärzten die Freigabe, die Maschinen abzustellen. Um 17.47 Uhr schläft unsere Mutter, unsere Frau, unsere Freundin, unsere Tante, unsere Nachbarin und Kollegin ein letztes Mal ein.
Ich hätte dir so sehr gewünscht, mit uns nach London zu fliegen. Die silberne Hochzeit im nächsten Jahr zu feiern und den 80. Geburtstag. Es war noch so viel Leben in dir, so viel Neugier, so viel Vorfreude.
Nun bleibt nur der Abschied.
Auf seltsame Art bin ich… erleichtert? Die Sorgen vorher entpuppen sich als schlimmer als die Trauer danach. Der Tod hat eine entkrampfende Endgültigkeit.
Comfortably numb.
Wir waren gestern in Düsseldorf beim Rest (und ohne sie ist es nur noch ein Rest) der Familie. Beisammen sitzen. Sprüche machen. Rheinländer halt. An der Garderobe eine Jacke, die sie noch selber aufgehängt hat. Im Bad eine Bürste mit ihren Haaren. Ich kann sie riechen. Ich schließe die Augen und höre ihre Stimme. Ihre Präsenz wird erst mit der Zeit verblassen, sie wird dann nur noch Fotos sein, Erinnerungen, Gesprächsthema, nostalgisch gehegte Liebe.
Weil man lachen soll, wenn es so viel zu Weinen gibt – hier hast du mich (um 1987 herum) zum Tanzschulball gebracht:
Das Sakko war von Opa, die Haare lackschwarz gefärbt und ich hatte diese Sorte Fusseln auf der Oberlippe, die man stolz – aber falsch – für den ersten “Bart” hält.
Vergessen wir die letzten zwei Wochen. Erinnern wir uns daran. Und an Bramel. An Belgien. An Mallorca. An Salzburg. An deinen 75. und meinen 50. Geburtstag. An deine erste Hochzeit und an deine zweite. An meine. An Katinka. Deine Mama.
Bis ich selber die Augen schließe.
Ein schöner Text. Mein Beileid.
Mein Beileid.
Lieber Torsten, es tut mir so leid. Es ist immer zu früh, Vollweise zu werden. Auch über 50 braucht man manchmal noch seine Mutter. Fühle dich aus der alten Heimat ganz fest gedrückt.
Mein Beileid.
Ich muss meine Eltern anrufen. Heute. Nicht erst morgen…
Mein ganz herzliches Beileid!
Mein Beileid.
Mein Beileid.
Mein herzliches Beileid!
Alles Gute denke an die vielen schönen Zeiten. Deine Mutter wird immer in dir weiterleben
Mein Beileid
Mein tiefstes Mitgefühl und alles Gute für dich und deine Familie
Auch mein herzliches Beileid nochmal. Ein sehr schöner Text und Abschied.
Herzlichstes Beileid!
Mein Beileid.
Herzliches Beileid.
Sehr berührender Text, da spricht viel Liebe aus Deinen Worten. Mein aufrichtiges Beileid.
Ich drücke dich ganz fest.
Es wird gefühlsmäßig noch surrealer und eine Achterbahn. Wenn du reden willst oder musst weißt du wo du mich findest.
Ich wünsche dir und dem Rest der Familie viel Kraft.
Ich hab im Garten Papas Stiefel an und bin auf absurde Weise dankbar, dass Junior die alten Schlafanzüge aufträgt (auf eigenen Wunsch).
Vielleicht ist er bald nur noch in Gedanken bei uns, aber jetzt können wir uns noch an Dingen an ihm festhalten
Mein Beileid
Mein Beileid.
Es ist immer zu früh…
Lieber Torsten, mein herzlichstes Beileid.
ein passiver Mitleser
Sei dir bitte meines tiefsten Mitgefühls bewusst…
Mein Beileid.
Torsten, das tut mir leid. Dein Text hat mir Tränen in die Augen gedrückt. Danke dafür. Pass auf dich auf.
Auch ich sitze hier mit Tränen in den Augen. Mein herzliches Beileid!
Tut mir leid, Mann.
Könnte Deine Mutter Deinen Beitrag lesen, wäre sie stolz.
Dein Nachruf hat Erinnerungen an den Tod meiner Omma Otti zurückgeholt.
Mein Beileid.
Mein aufrichtiges Beileid.
Mein Beileid.
Mein Beileid!
Meine Eltern sind ähnlich alt und weit von gesund entfernt. Ich weiß, dass mir eine ähnliche Situation droht und ich hoffe, ich finde ähnliche Worte wie du.
Mein herzliches Beileid Torsten.
Ich wünsche Dir viel Kraft und innere Ruhe um damit umgehen zu können.
Danke für den berührenden Nachruf, und mein herzliches Beileid.
Auch von mir herzliches Beileid!
Auch von mir herzliches Beileid!
Mein herzliches Beileid.
Mein aufrichtiges Beleid.
Tut mir leid für Euch. Mein Beileid.
Hallo Torsten. Ich kannte sie 40 Jahre und kann nur sagen „eine tolle Frau“. Es tut mir sehr leid. Eine schöne Erinnerung die Du geschrieben hast. Alles Liebe Frank und Uli
Bei erscheinen des Artikels nur singulär das geschriebene Gefühl gewürdigt – jetzt wo man eine sehr sehr ähnliche Erfahrung hinter sich hat, noch mehr danke für die Verschriftlichung und das teilen.
Was auch immer diesen Nachzieher-Kommentar ausgelöst hat – du hast mein Mitgefühl.