09
Sep 2023

Fantasy Filmfest 2023, Tag 3, Film 5: CONANN

Themen: Am Anschlag, Fantasy Filmf. 23, Film, TV & Presse |

Belgien/ Frankreich / Luxemburg 2023. Regie: Bertrand Mandico. Darsteller: Elina Löwensohn, Christa Théret, Julia Riedler, Claire Duburcq, Sandra Parfait u.a.

Offizielle Synopsis: Als die Welt noch dunkel war und man die alten Sagen noch glaubte, kam ein Mädchen zur Welt, das zur gewaltigsten Kriegerin aller Zeiten werden sollte: Barbaren schlachten ihre Mutter und versklaven die junge Conann, doch ihre Befreiung setzt einen Zyklus der Wiedergeburt in Gang, der die furchterregende Kämpferin und ihre treue Hundefrau Rainer aus den eisigen Wäldern ihrer Kindheit bis in Neonlicht getränkte Metropolen voll bizarrer Gewalt führen. Und immer wieder begegnet Conann ihrer Nemesis Sanja – und ein Kampf auf Leben und Tod entbrennt…

Kritik: Business as usual – der letzte Satz der Inhaltsangabe ist totaler Quatsch und soll nur Ärsche in die Kinositze locken. Buyer beware!

Das hier ist der neue Film des Regisseurs von AFTER BLUE, den ich vor zwei Jahren dergestalt beschrieb:

Man ahnt es bei der Inhaltsangabe schon – das hier ist mal wieder Kunst der ganz sperrigen Sorte und in der Tat präsentiert sich AFTER BLUE als Dialogdrama irgendwo zwischen Ulrike Ottinger und Schwermetall. Eine triste und lebensfeindliche Welt, die über den Voiceover hinaus kaum erklärt wird, depressive Frauen, Waffen mit den Namen von Modemarken, Schleim, Dreck, viele Unschärfen. Gestelzte Theaterdialoge, vage Andeutungen von Philosophie, ein komplettes Fehlen jeglicher Ordnung, sei sie privat oder öffentlich.

Ich schrieb aber auch:

Ja, das hier wäre als Regionaltheater der feminstischen Frauengruppe Recklinghausen sicher passender gewesen und die Verweigerung einer nachvollziehbaren Handlung oder plausibler Charaktere wiegt schwer. Dennoch kann man dem Film eins nicht absprechen: dass er eine ganz eigene Sprache spricht und eine Welt erschafft, die tatsächlich “alien” erscheint, fremd und verstörend.

Dabei könnte ich es dann auch für heute belassen. Alles, was AFTER BLUE schwer goutierbar, aber auch einzigartig machte, ist in CONANN wieder präsent. Diesmal in schwarzweiß und als feministische Neudeutung des Barbaren-Mythos, die irgendwann in die Bronx 1998 und dann ins Europa des Zweiten Weltkriegs umzieht. Warum auch nicht?

Mit normalen Maßstäben darf man bei so einem Film die Kameraarbeit, die Regie und die Darsteller nicht messen. Hier hat sich augenscheinlich eine Künstlerclique gefunden, deren Happening in einem vage gesellschaftskritischen gefilmten Essay resultierte. Einzige Ausnahme: Julia Riedler, die mir vor Jahren schon in LUZ aufgefallen ist und die als arrivierte österreichische Schauspielern und statueske Amazone mit schierer Präsenz aus dem Cast heraussticht.

tl;dr: Mochte man AFTER BLUE, sollte man den hier auch schauen. Fand man AFTER BLUE affig und affektiert, wird der hier auch nicht überzeugen.

Fazit: Ein feministisches Kunst-Projekt, das weniger als Film und mehr als Pamphlet funktioniert, in der zweiten Hälfte aber deutlich an Schwung verliert und irgendwann einfach endet. Angesichts der generell sehr guten Mischung beim FFF dieses Jahr bin ich mit 6 von 10 Punkten sehr milde.

Das hier ist trotz des Titels kein Trailer, sondern eine beliebige Filmszene:

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden



Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

2 Kommentare
Älteste
Neueste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Matts
Matts
24. September, 2023 17:07

Hm…das war definitiv mal was anderes. Ich hätte den vielleicht nicht als Spätfilm plaziert, spondern zu einem Zeitpunkt, wo das Publikum noch aufnahmefähiger ist. Denn ich glaube, man muss schon die nötige Energie haben, sich auf einen Film wie CONANN einzulassen (mir selbst kam sie ein paar Mal abhanden).
Letztlich war ich wohl mehr fasziniert als unterhalten, aber ich finde es trotzdem gut, dass auch solche Filme auf dem FFF ihren Platz finden.