Fantasy Filmfest Nights 2024 (9): COBWEB
Themen: FF Nights 2024, Film, TV & Presse, Neues |Südkorea 2023. Regie: Kim Jee-woon. Darsteller: Song Kang-ho, Lim Soo-jung, Oh Jung-se, Jeon Yeo-been, Krystal Jung
Offizielle Synopsis: Der Regisseur hat eine Vision! Dieses radikale Finale wird sein durchschnittliches Sozialdrama in einen revolutionären Thriller verwandeln. „Cobweb“ wird sein Meisterwerk und ihn in die A-Liga zurückkatapultieren! Dummerweise ist „Cobweb“ bereits abgedreht. Die Produzentin verbietet Nachdrehs, die Zensurbehörde sowieso, Cast und Crew sind weitergezogen. Der Filmemacher dreht trotzdem – die begehrten Auszeichnungen im Blick und allem Zickenkrieg am Set und noch so ätzenden Widrigkeiten zum Trotz.
Kritik: Gleich vorab: Ich tue mich schwer mit COBWEB. Vielleicht braucht man intime Kenntnisse des südkoreanischen Kinos Anfang der 70er, um seine Qualitäten zu würdigen. Es war eine Zeit, in der wohl viele überhitzte Melodramen mit überholten Rollenmodellen in die Kinos kamen, um das Publikum mit billiger Lust & Mord-Kolportage zu fesseln. Vor diesem Hintergrund mag die Motivation der Filmemacher verständlich sein, die dauernde Präsenz der Zensur, die chaotischen Drehtage, der absurde Versuch, Kunst aus dem Kommerz zu schälen.
Das ist alles mit hohem Tempo und einem Cast wirklich interessanter Figuren erzählt – aber WAS ist es? Selber ein Melodram? Eine Komödie? Ein Murder Mystery? Jede der Zuordnung ist zu rechtfertigen, aber letztlich nicht stimmig. Der Film kann sich nicht entscheiden, hält an keiner Richtung fest, und kann deshalb auch in keinem Genre letztlich überzeugen. Er nimmt sich nicht ernst genug, um ernst genommen zu werden.
Man lässt sich allerdings von der Dynamik der ineinander greifenden und eskalierenden Ereignisse derart mitreißen, dass das massive Loch in der Mitte des Films erst sehr spät auffällt und zum Nachspann auch nur ein vages Gefühl der Unbefriedigung zurück lässt.
Letztlich ist COBWEB nur eine Variation von SOAP DISH und damit selber so eine Art Seifenoper:
Respekt allerdings für die diversen “fake endings”, bei denen wir dann auch das finale fiktionale Produkt zu sehen bekommen – das brillante, alles verändernde Finale des Film noir COBWEB. You’ll be blown away…
Fazit: Eine hochkarätige Besetzung, ein hohes Tempo und spannende “Film im Film”-Einblicke machen COBWEB interessanter, als er faktisch sein dürfte. Inhaltlich leer, aber trotzdem ein Highlight des Festivals. 7 von 10 Punkten, mit denen ich selber hadere.
COBWEB .sng
“aber WAS ist es? Selber ein Melodram? Eine Komödie? Ein Murder Mystery? Jede der Zuordnung ist zu rechtfertigen, aber letztlich nicht stimmig.”
Gilt das nicht für den ebenfalls süd-korea Film “Parasite” ebenso, oder halt ähnlich?
Und den finde ich super, und einer der wenigen Filme, die ich mehrmals gesehen habe, eben um ihn als Grusel, Sozial, Thriller, Komödie etc. zu sehen.
(Nur so eine Idee.)
Wenn das ein Highlight des Festivals ist, spricht das eine deutliche Sprache in Bezug auf die Qualität der diesjährigen Nights. Na gut, die finale Plansequenz war aber tatsächlich ein Highlight, sowohl der Dreh als auch das fertige Produkt. Was der Film vorher sein wollte, hat sich mir nicht erschlossen.
Filme über das Filmemachen sind ja immer so eine Sache: eigentlich programmiert dazu ein Nischendasein zu bestreiten, aber doch findet sich jedes Jahr wenigstens ein neues Exemplar. Und in Hollywood werden diese dann auch gerne mit Preisen bedacht. Ein Schelm wer böses dabei denkt.
Nun also aus Süd-Korea vom Regisseur von “I saw the devil” und “The last stand”. Das letzte was ich von ihm erwartet hatte, war ein Film wie “Cobweb”, aber er beweist sich auch auf fremden Terrain als versierter Erzähler der die Zügel nie schleifen lässt. Um die Bedeutung des Films zu ergründen fehlt mir ähnlich wie vor zwei Jahren bei “The Hunt” der geschichtliche Kontext. Wenigstens ist das Endprodukt ungleich kurzweiliger ausgefallen.
P.S. Verwechslungsgefahr: der vor jedem Film betrailerte “Knock knock knock” heißt im Original ebenfalls “Cobweb”!
Bei “knock knock knock” habe ich immer laut “Penny! Penny! Penny!” gerufen. Ist dir aufgefallen, dass im Trailer Peter mal deutsch, mal englisch ausgesprochen wird?
Das ist mir tatsächlich entgangen. Wenn schon der Trailer so wenig Eindruck hinterlässt kann das nicht für das Endprodukt sprechen.