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Jul 2023

Kino Kritik: TEENAGE MUTANT NINJA TURTLES: MUTANT MAYHEM

Themen: Film, TV & Presse |

USA 2023. Regie: Jeff Rowe und Kyler Spears. Sprecher (Original): Ayo Edebiri, Giancarlo Esposito, Ice Cube, Jackie Chan, John Cena, Maya Rudolph, Natasia Demetriou, Paul Rudd, Rose Byrne, Seth Rogen, Shamon Brown Jr.

Offizielle Synopsis: Nachdem sie von der menschlichen Welt abgeschirmt wurden, machen sich die Turtles mit ihrem Lehrmeister Splinter auf, um die Herzen der New Yorker zu erobern und durch ihre heldenhaften Taten endlich als normale Teenager akzeptiert zu werden. Ihre neue Freundin April O’Neil hilft ihnen dabei, ein berüchtigtes Verbrechersyndikat zu bekämpfen. Doch schon bald geraten sie in Schwierigkeiten, als eine Armee von Mutanten auf sie losgelassen wird …

Kritik: Ich gestehe, dass ich manche Pressevorführungen eher aus milder Langeweile als aus tatsächlichem Interesse besuche. GEISTERVILLA gehörte dazu, und diese Neuauflage der Mutant Ninja/Hero Turtles ebenso. Aus der Franchise bin ich seit dem dritten Realfilm 1993 eigentlich raus. Auch schon wieder 30 Jahre her. Den CGI-Reboot 2007 habe ich ebenso ausgelassen wie die beiden von Michael Bay produzierten, von der Kritik verhassten Neustarts der Franchise. Ich habe nicht mal BATMAN VS. TEENAGE MUTANT NINJA TURTLES gesehen. So there.

Kein Wunder, dass ich gestern mit relativ wenig Erwartungen im Kino gesessen habe. Ist ja letztlich immer die gleiche Nummer: Schildkröten, Ooze, Splinter, Shredder, April O’Neill, Manhattan, Pizza.

Umso erfreuter bin ich vermelden zu können, dass ich komplett daneben gelegen habe. TEENAGE MUTANT NINJA TURTLES: MUTANT MAYHEM entpuppt sich nämlich als einer der großen Fun-Filme des Sommers, ein Hecht im Karpfenteich der groß budgetierten Langeweiler.

Die Story bringt die Turtles nach den letzten aufgeblasenen Filmen wieder auf die Erde zurück: Es sind vier pubertierende Jungs, denen die sozialen Kontakte abgehen, die Mädchen kennenlernen und ins Kino gehen wollen. Sie wären gerne Teil der Gesellschaft, haben aber gelernt, den Menschen nicht zu vertrauen. Ihre Gegner – ebenfalls Mutanten – sind letztlich eine dunkle Spiegelung davon. Daraus ergeben sich ein paar hübsche Fragen zum Thema "was macht den Bösewicht böse?". Natürlich werden dabei erzählerisch keine Bäume ausgerissen, aber das hier ist auch sehr klar für ein jüngeres Publikum gedacht – was zwei, drei geschmacklose Gags, sie sehr offensichtlich auf das Konto von Produzent/Autor Seth Rogen gehen, umso unnötiger macht.

Stilistisch schwankt der CGI-Look zwischen Concept Art und Stop Motion, was nicht zufällig an das SPIDER-VERSE erinnert. Das ist flüssig, detailliert, knallbunt, aber auf eine erfreuliche Weise grob gestrichelt und kantig.

Die Action, wenngleich massive Gewalt vermieden wird, ist ungeheuer effektiv, in den Raum hinein gedacht und mitreißend wie eine Fahrt auf der Achterbahn. Von kleinen Schlägereien bis zum großen Kaiju-Finale wird jedes Format bedient.

Ich hätte gerne den Original-Sprechercast gehört, aber die Pressevorführung war überraschenderweise auf deutsch. Ich sage das selten genug: Die Synchro ist toll. Da sitzen die Gags, da fliegen die Sprüche, und es breitet sich eine fast schon heimelige "voll krass!"-Vibe der 90er aus. Mad respect an das Synchro-Studio.

Ein weiteres Plus ist der extrem boppige/poppige Soundtrack aus "Klassikern" der 80er und 90er Jahre, der an Turnschuhe, Graffiti und Energy Drinks erinnert.

Natürlich kann man diskutieren, ob wieder mal zu sehr die rührselige "die Bösewichte sind bloß unverstanden!"-Nummer gefahren wird. Ich musste auch herzhaft lachen, wie die sexy Jungreporterin April O’Neil (in den Realfilmen u.a. von Megan Fox gespielt!) um der Diversität willen umgestaltet wurde:

Ich tue mich wirklich schwer mit der Behauptung, dass Leonardo sich Hals über Kopf in dieses (O-Ton) "hübsche Menschenmädchen" verliebt…

Aber: das größte Verbrechen eines Films ist bekanntermaßen nicht die Wokeness, sondern die Langeweile. Und weil TEENAGE MUTANT NINJA TURTLES: MUTANT MAYHEM ein unterhaltsamer Kracher ist, lasse ich ihm das durchgehen.

Wer hätte gedacht, dass in einem Sommer mit THE FLASH und SHAZAM das bessere Entertainment von Super Mario und ein paar Schildkröten geliefert wird…

Fazit: Überraschend dynamischer, positiver, und witziger Reboot der Franchise im SPIDER-VERSE-Stil. Fun für Jung und Alt, auch in der deutschen Fassung.

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Matts
Matts
28. Juli, 2023 09:54

Das freut mich zu hören! Nach den Trailern war ich tatsächlich einigermaßen gespannt auf den neuen Turtles-Film. Jetzt erwarte ich umso mehr den Kinostart hier. Auch wenn ich befürchte, dass er nur in tschechisher Synchro laufen wird, und nicht im Original. Das ist hier bei "kindgerechten" Filmen leider oft der Fall…

jimmy1138
jimmy1138
28. Juli, 2023 10:28

Ist die Turtles Franchise eigentlich nur was für Kinder der 80er/90er oder haben die diversen Versuche, die Franchise späteren Generationen näher zu bringen (diverse Serien, die Bay Filme), Früchte getragen? Kann ich überhaupt nicht einordnen (geht mir übrigens bei He-Man recht ähnlich). Lt Wikipedia höchst zweifelhafter Liste (List of highest-grossing media franchises – Wikipedia) hat die Franchise insgesamt 15 Mrd $ umgesetzt – großteils Merchandising…
Mit angeblich 80 Mio $ Budget ist der neue Film vergleichsweise recht billig, vermutlich auch weil ein französisch/kanadisches Studio den produziert hat (so wie Super Mario z.B. auch in Frankreich animiert wurde). Ähnlich wie bei z.B. Arcane auf Netflix auch mal ein etwas anderer visueller Stil, nicht immer nur der gleiche Pixar-artige Stil…

Rudi Ratlos
Rudi Ratlos
1. August, 2023 12:21

Der bisherige Tenor ist hier überraschend positiv – hätte ich nach dem ersten Trailer nicht erwartet, aber jetzt liebäugle ich tatsächlich mit einem Kinobesuch.

Alexander Freickmann
Alexander Freickmann
11. August, 2023 10:46

Ich würde jetzt nicht so positiv über den Film reden, aber er ist gut – halt imo nicht mehr (aber auch nicht weniger). Das größte Problem des Films ist aber wohl eher, dass die Kinder von Heute keine Ahnung von den Ninja Turtles haben. Das merkt man finde ich auch am Film, in dem Seth Rogen einen auf "How do you do, fellow kids" macht und versucht den Film fit für Generation Z zu machen, aber gleichzeitig viel zu viele Gen X Zitate reinhaut.
Ninja Turtles waren ein Phänomen der 80er, weil Ninjas und Hong Kong Filme allgemein damals auf einem Allzeithoch waren, deswegen war eine kindertaugliche Version dann auch so erfolgreich. Das ist ähnlich wie He-Man, das damals so erfolgreich war, weil Männer-Männer wie Schwarzenegger und Stallone einfach das Nonplusultra waren.

Sowas lässt sich schwer auf andere Generationen übertragen und daran wird jeder TMNT Film scheitern, der sich nicht an aktuell 40-50jährige richtet. Bay war da imo auf der richtigen Spur – nur war er einfach die absolut falsche Person dafür.

Persönlich ist der 2007er der beste TMNT Film, da hier eben das Gen X/Millenial Zielpublikum angesprochen wurde, indem da eben auch Themen angesprochen wurden, die diese interessieren. Zwar auch nicht perfekt umgesetzt (schwächelt schon extrem in der Mitte), aber darauf hätte man sehr gut aufbauen können. Zudem konnte man trotzdem auch Kinder ansprechen, weil damals die 2003er Cartoon-Fassung noch recht gut in Erinnerung war und auch mehr oder weniger kompatibel war.
Aktuell ist die letzte TMNT Serie 2017 – also vor 5/6 Jahren – zu Ende gegangen, also kein junger Zuschauer, der deswegen ins Kino rennen würde.