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Mrz 2023

Kino Kritik: SHAZAM – FURY OF THE GODS

Themen: Film, TV & Presse |

So, nach 12 Tagen Deutschland-Tour bin ich wieder daheim. Keine Sorge, ich werde euch von meinen Abenteuern “on the road” noch ausführlich berichten.

Einer der Nachteile meiner Reise war die damit verbundene Absage diverser Pressetermine – JOHN WICK 4, DUNGEONS & DRAGONS, SCREAM VI und SHAZAM 2. Zumindest Letzteren wollte ich nicht so einfach aufgeben – ich rechnete aus, dass ich am 15.3. um 7.00 Uhr in Berlin los musste, um eine realistische Chance auf das Screening in München zu haben. Das teilte ich auch dem Verleih mit, der sich erfreulich kooperativ zeigte: Ein Screening gäbe es auch am gleichen Tag um 10.00 Uhr in Berlin, also kein Grund zur Eile. Man habe mich prophylaktisch einfach mal dort angemeldet.

Und so kam es, dass ich gestern SHAZAM 2 (den ich aus Platzgründen so abkürze) im wunderschönen Zoo Palast-Kino am Ku’Damm schauen durfte. Es ist fast schon “typisch Berlin”, dass man in diesem Prachtbau den Kaffee aus einer Thermoskanne serviert bekommt.

Genug der Vorrede!

USA 2023. Regie: David F. Sandberg. Darsteller: Zachary Levi,  Lucy Liu, Helen Mirren, Rachel Zegler, Diedrich Bader, Adam Brody, Grace Fulton, Ross Butler, DJ Cotrona, Meagan Good u.a.

Story: Billy Batson und der Rest der “Marvel Family” mühen sich, in Philadelphia als Superhelden die Ordnung aufrecht zu erhalten. Als die Töchter von Atlas auftauchen, um das Reich der Götter erneut auferstehen zu lassen, fühlen sie sich von der Aufgabe überfordert – zumal Billy/Shazam mit der Frage hadert, was ihn überhaupt als Anführer legitimiert.

Kritik: Der erste SHAZAM war vor ein paar Jahren ein Überraschungserfolg als launige Comic-Comedy im düsteren, scheiternden DCU. Er bewies, dass man das Genre weder zu ernst nehmen noch aufdringlich in einen größeren Kontext einflechten muss. Das Ende versprach zudem eine Erweiterung der Franchise von “Captain Marvel” (der ja bekanntermaßen nicht so heißen darf) zur “Marvel Family” (die nie so genannt wird).

Leider gelingt es der Fortsetzung trotz einem auffällig größeren Budget nicht, darauf aufzubauen. Stattdessen beschränkt man sich auf die ausgelutschten Tropen des vage definierten Bösewichts A, der Gegenstand B braucht, um Ereignis C zu initiieren, um dann die Welt zu zerstören, zu beherrschen, oder zu verwandeln. Derweil hadert der Held mit seiner Verantwortung, bevor er im Finale einsieht, dass sein edles Herz und seine hehre Absicht ausreichen, um gegen jeden Feind zu bestehen.

Das wäre an sich schon sehr wenig – aber hier ist es nicht mal sonderlich gut erzählt. Die Töchter Atlas’ sind erschütternd mager erklärt und/oder motiviert, der Zauberstab scheint je nach Szene beliebige Kräfte/Effekte zu haben, immer wieder neue Twists werden mühsam im Dialog herbei fabuliert, um die dünne Story über zwei Stunden zu hieven. Dabei kommt ausgerechnet die Marvel-Family etwas zu kurz. Das erinnert an Gurken wie THOR: THE DARK KINGDOM.

Hier knirscht vieles und so manche Details stoßen auf: Warum wird die (üppig entwickelte) Mary Marvel als einziges Mitglied der Marvel-Family in ihren beiden Identitäten von der gleichen Schauspielerin gespielt? Warum muss wieder mal der dicke kleine Junge als schwul geoutet werden? Wieso werden die Helden wegen banaler Sachschäden als “Philly Fiasco” diskreditiert, obwohl sie doch Tausende von Menschenleben retten? Wo sind die anderen Helden des DCU?

Und dennoch: Im Gegensatz zu WAKANDA FOREVER und ANT-MAN 3 kann SHAZAM 2 halbwegs gut unterhalten, weil er statt auf reine CGI-Schlachten auf eine gewisse Bodenständigkeit setzt und seine großformatigen Schlägereien quer durch Philadelphia deutlich realer wirken. Hier wird kein großes Universum gebaut – die wollen alle nur spielen. Und im Gegensatz zum letzten ANT-MAN funktionieren viele der Gags relativ gut. Klar kann man das oft für pubertär halten – aber dann vergisst man, dass die Helden in SHAZAM 2 ja auch Teenager in den Körpern von Erwachsenen sind.

Letztlich ist SHAZAM 2 sicher kein “must see” für Superhelden-Superfans und im Pantheon des Genres bestenfalls zweite Reihe (hinten links). Aber für Freunde bunter Krawall-Unterhaltung, die nebenher mit der besten Freundin per WhatsApp chatten, bietet der Film einen fairen Gegenwert für das Eintrittsgeld.

Über den Rest reden wir dann in der Spoilerzone nächste Woche.

Zwei Post Credits-Szenen – also bis ganz zum Schluss sitzenbleiben.

Fazit: Ein durchaus humorvoller, leichtgewichtiger Superheldenfilm, der sich etwas in wirren und willkürlichen Plot-Details verrennt und am Ende nicht mehr, aber auch nicht weniger als seichte Sommerunterhaltung bietet.

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4 Kommentare
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Rudi Ratlos
Rudi Ratlos
17. März, 2023 10:23

Also im Doppelpack mal an einem verregneten Sonntag auf Prime 😀

Martzell
17. März, 2023 11:02

Shazam 1 Filmkritik gibt es seltsamerweise keine vom Wortvogel…

Matts
Matts
22. März, 2023 20:04

Hier bin ich voll beim Wortvogel: Nicht der große Wurf – aber kann man sich anschauen. Zumindest wenn man noch einen DCEU-Zwischensnack bis zum FLASH haben will. Der Film dürfte … interessant werden.