Facebook Freud & Leid: Die Dummheit der Masse
Themen: Facebook |Ich kenne einige Leser hier, die sind irgendwann bei Facebook ausgestiegen. Ich verstehe das. Auf der Social Media-Plattform kann man fast alles finden – vor allem aber unangenehme, schmerzresistente Vollidioten, die es schaffen, selbst ein Posting über eine Sonnenblume zum Rant über die linksgrünversiffte Verbotsregierung zu drehen. Sie sind überall und mit ihrer aggressiven, nicht penetrierbaren Ignoranz übertönen sie fast alle Stimmen der Vernunft. Wer da nicht emotional robust gebaut ist, wird davon irgendwann zerrieben. Man kann gegen solche Spacken nicht gewinnen – wohl aber verlieren.
Um es mit WARGAMES zu sagen: the only winning move is not to play.
Mir ist es bisher ganz gut gelungen, die Facebook-Erfahrung weitgehend positiv zu halten, weil ich mich abschotte. Ich halte mich fast ausschließlich in meinem Stream und den Beiträgen direkter Freunde auf. Schon die Peripherie ist für mich uninteressant, "Auswärtsspiele" verkneife ich mir, weil ich dort die Leute nicht kenne und im Zweifelsfall auch nicht löschen kann.
Es gibt Ausnahmen.
Man darf nie vergessen: Diskussionsstränge zu heiklen Themen haben eine unfassbare und unheilige Sogwirkung. Wer sich – auch mit besten Absichten und Contenance – darauf einlässt, tritt in eine Mischung aus Scheiße und Treibsand.
Zitat DIE KLAPPERSCHLANGE: einmal drin, kommst du nie wieder raus.
Nun ist aber auch nicht bestreitbar, dass es Gruppen gibt, die Spaß machen, in denen Inhalte mit tatsächlichem Mehrwert gepostet werden und in denen Diskussionen nicht der primäre raison d’être sind. Dazu gehört "Die scheißeste Musik wo gibt" ebenso wie "MidCentury Atomic Age Vintage Retro Culture":
An solchen Darstellungen könnte ich mich besaufen.
Vor ca. einem Monat wurde ich Mitglied in einer weiteren Gruppe, die mir spaßbringend und nostalgiegetrieben schien: "I love München – früher vs. heute". Und weil die Entwicklung dieser Gruppe in meinen Augen exemplarisch ist, möchte ich davon erzählen.
Als ich eintrete, hat die Gruppe knapp unter 7000 Mitglieder. Ur-Münchner und "Zugroaste", Studenten und Rentner. Man zeigt Bilder aus dem Familienalbum, alten Zeitungsausschnitten, Büchern. München zur Kaiserzeit, zur Nazizeit, in den Swinging 60s, den bunten 80ern. Ideal, wenn man zusätzlich noch aktuelle Bilder von den dargestellten Lokalen, Häusern und Vierteln hat. Früher vs. heute halt.
Besonders fasziniert mich, dass praktisch jedes Posting ganz persönliche Erinnerungs-Kommentare nach sich zieht. Ein alter Tante Emma-Laden? "Da hat meine Mutter 20 Jahre lang gearbeitet!". Eine Schickeria-Disco? "Ich kann mich an die Abende im kleinen Zimmer hinter der Küche erinnern – haufenweise Koks und Sex!". Natürlich vieles davon sentimental vergoldet, aber man hat das Gefühl, hier authentische Stimmen zu hören.
Ich beginne, auch ein paar Sachen aus meinen Archiven zu posten, z.B. dieses Titelbild einer Revue aus dem Jahr 1962:
Die Leser identifizieren das Gefährt fast augenblicklich: ein BMW 700/LS. Und eine Dame hat ein Bild mit dem Auto ihres Papas parat:
Das ist einfach toll. Es gibt so viel zu zeigen, so viel auszutauschen, so viel zu diskutieren. Allerdings zeigen sich auch bald die ersten Probleme, die zwangsläufig sind, wenn eine große Gruppe von Menschen aufeinander trifft, die keinerlei Schnittmengen haben jenseits dieses einen Themas.
Da sind die Gscheidhaferl, die jede Erwähnung des Begriffs "Minga" mit einem genervten "Kein ECHTER Münchner nennt die Stadt Minga!" kommentieren – auch nachdem längst geklärt ist, dass jeder hier frei Schnauze (und auch Dialekt) reden darf. Es kommt jedes Mal wieder. Jedes Mal.
Dann der Typ, der seine eigenen Bilder mit riesigen Wasserzeichen versieht und praktisch jedes andere Bild mit einem strengen "Hast du denn an dem Bild überhaupt die Rechte?" kommentiert, was viele Leute beunruhigt. Er wird dann wenigstens zeitnah aus der Gruppe wieder ausgeschlossen.
Immer wieder schleichen sich Leute in die Gruppe, die nur für ihr Geschäft, ihr Restaurant oder ihre Webseite trommeln wollen. Par for the course.
Dauerpräsent: Die schon angesprochenen Stammtischpöbler, nach deren Meinung die Grünen nicht nur für jede Bausünde der Stadt verantwortlich sind, sondern auch für das Scheitern der Räterepublik und den Hungerwinter von 1943.
Wo wir dabei sind: Gott, dieses elende "früher war München viel schöner"-Gewäsch, wenn Bilder von Prunkbauten gepostet werden – aus Zeiten, in denen 80 Prozent der Münchner im Elend gelebt haben. Als tatsächlich mal ein Bild aus einem Arbeiterviertel um 1900 gepostet wird, weise ich darauf hin, dass die Stadt sich wahrlich nicht nur verschlimmbessert hat. Aber das ist generell ein anderes Thema, auf das ich noch mal separat eingehen werde.
Nun sind all das erwartbare und ausblendbare Probleme in Facebook-Gruppen. Idioten gibt es überall. "I love München" hat aber das Problem des unerwarteten Erfolges – in den letzten Wochen ist die Mitgliederzahl von 7000 auf 22.000 gestiegen! Und damit zerbröselt so langsam alles. Dem Administrator entgleitet die Kontrolle, das Gruppenthema wird gerne ignoriert, kleine Fraktionen von Sesselfurzern torpedieren auch die harmlosesten Diskussionen.
An kaum etwas lässt sich das besser belegen als an einem meiner Postings:
Das ist nicht kontrovers, das ist ordentlich recherchiert, da rechne ich maximal mit ein paar Kommentaren pro und contra Weihnachtsbaum.
Ich hätte falscher nicht liegen können. Schon die erste Kommentatorin weiß mich streng zu belehren, was ich entsprechend zurückgebe.
Ich schaue kurz in ihr Profil: Rentnerin. AfD-Fan. Na super. Ein paar andere Gruppenmitglieder springen mir bei, verweisen auf die verschiedenen Ursprünge des Brauchs und die ebenso verschiedenen geläufigen Bezeichnungen. Als sie merkt, dass sie Gegenwind bekommt, rudert sie patzig zurück: Sie habe mich gar nicht belehren wollen. Und mein Luftkissenboot ist voller Aale.
Der nächste reibt sich an meiner Aufrechnung: ich hätte keine Ahnung, nein, die Inflation habe sich mehr als verzehnfacht, somit sei der Baum viel billiger! Da bin ich anderer Meinung und bitte ihn um eine Quelle für seine Behauptung. Er postet ein zusammenhangloses Zitat über die Entwicklung der Gehälter (!) in Deutschland bis 2000. Ich verweise auf den Unterschied zwischen Gehaltsentwicklung und Inflation. Es geht um die Frage, was der Baum kostet – nicht, wer ihn sich leisten kann. Er trumpft auf, dass mein Inflationsrechner nur bis 2001 geht, ich also über 20 Jahre Inflation unterschlagen hätte. Ich verweise darauf, dass der Rechner aktuell ist – aber nach 2001 macht es keinen großen Sinn, D-Mark in Euro umzurechnen. Er bemerkt seinen Denkfehler und löscht den ganzen Strang, bevor ich ihn sichern kann. Keine Einsicht, keine Entschuldigung.
Weiter geht’s:
Das stimmt. Trotzdem Thema verfehlt, 6, setzen.
Wir sind noch nicht fertig – die Leute scheinen entschlossen, sich an meinem sehr harmlosen und unkonfrontativen Beitrag zu reiben:
Auch S. verstummt, als andere Kommentatoren auf ihre Denkfehler hinweisen.
Es ist nicht nur nervig, es macht müde. Weil man auch nicht das Gefühl hat, diese Leute irgendwie zu erreichen. Die blenden ihre Fehler, Dummheiten und Denkfehler einfach aus und machen beim nächste Beitrag genauso weiter.
Mittlerweile nehmen die Beiträge überhand, in denen einfach irgendwelche aktuellen Lokalnachrichten kommentarlos verlinkt werden. Egal, worum es dabei geht – es ist schlecht(er als früher), Schuld haben die Grünen und der schwule Bürgermeister, gab’s früher auch nicht, hört hört. Nächste Haltestelle: Zank.
Tatsächlich erinnere ich mich heute an exakt eine produktive Diskussion, bei der gegensätzliche Meinungen letztlich von beiden Seiten respektiert wurden. Immer wieder posten Leute auch Bilder aus "der dunklen Zeit", wie wir das nennen. Und da kam dir Frage auf: Hakenkreuze retuschieren oder nicht? Ich fand mich zwischen den Fronten wieder, denn ich halte eine Unkenntlichmachung für unnötig, verstehe aber durchaus, dass manche Leute sich bei diesen Abbildungen unwohl fühlen. Demnach muss gelten: jeder, wie er mag.
Mittlerweile sind aber leider vielfach solche Postings normal, die nichts mit dem Gruppenthema zu tun haben, sondern nur Troll-Granaten zur Provokation sind:
Wo soll man da mit der Kritik anfangen? Dass sie sich schämen sollte, potenzielle Partner nach der Größe des Wagens zu beurteilen? Dass ihr jedes Gespür für gesellschaftliche Verantwortung abgeht? Dass das hier NICHTS mit "I love München" zu tun hat? In solchen Fällen schreibe ich gar nix. Die kapiert nix, die wird auch nix mehr kapieren.
Ihr seht: Der Aufenthalt in der Gruppe ist seit meinem Eintritt vor gerade mal vier Wochen deutlich unangenehmer geworden. Die relevanten Postings lassen trotz der größeren Menge an potenziellen Postern eher nach, dafür lädt jeder rauf, was ihm gerade unter die Finger kommt – ein Bezug zu München wird im Zweifelsfall an den Haaren herbeigezogen. Und dank der Gscheidhaferl gibt es die Gewissheit, dass man sich IMMER über was streiten kann.
This is why we can’t have nice things.
Und so stellt sich die Frage wie bei der Heftroman-Gruppe oder bei "Nothing but the truth" – dranbleiben und aushalten oder konsequent bleiben und austreten? Soll man das Pack gewinnen lassen, in dem man zu den Vernünftigen zählt, die die Segel streichen? Greift dann nicht das "Wenn der Klügere nachgibt, gewinnt der Dumme"-Prinzip? Oder sollte man nur die Scheuklappen enger binden, sich die "richtigen" Beiträge raussuchen und den Rest gar nicht erst lesen?
Genau genommen ist die Münchner Gruppe damit ein überraschend akkurates Abbild des Internets – mikro und makro. Es gibt unfassbar tolle Sachen zu entdecken, aber leider keinen Türsteher, der den Pöbel draußen hält. Es ist schön, dass jeder was sagen darf – aber schlimm. dass jeder es tut. Man stellt fest, dass man sich die Menschheit edler vorgestellt hat, als sie ist. Will man zu DENEN wirklich dazu gehören oder ihnen durch Teilhabe einen Platz einräumen?
Letzten Endes werde ich es handhaben wie überall auf Facebook: Ich werde mich stur auf das konzentrieren, was mich interessiert und mich aus den fruchtlosen Streitereien raushalten. Und manchmal werde ich der "alten" Gruppe nachtrauern, als alles noch viel besser und man "unter sich" war.
Wie steht ihr dazu? Raus, rein, Klappe halten, Knüppel aus dem Sack?
Das ist, was ich mit Spam meinte
Was ist, was du mit Spam meinst?
Als ich dir vor ner Woche oder so schrieb, dass in der Gruppe zu viel Spam ist. Gruppenthemenfremde Beiträge und Diskussionen
Ahhh, Kontext!
Genau so. Wenn es interessant ist, gut. Wenn nicht, ignorieren. Und niemals auf FB diskutieren. Ich garantiere, dass man glücklicher durchs Leben geht, wenn man es so handhabt.
Absolute Zustimmung. Trifft leider auf inzwischen jede Seite zu, auf der man diskutieren könnte, und das jeweilige Thema ist völlig egal. Ich beteilige mich fast nirgendwo mehr und wer mir blöd kommt, wird direkt geblockt bzw. gelöscht. Das erhält die geistige und emotionale Gesundheit
Seit ein paar Jahren halte ich das ja auch hier so.
Mir geht es ähnlich, ich war bis vor einigen Monaten nicht mehr wirklich auf Facebook aktiv (meine dort verbliebenen Freunde und Bekannten auch nicht mehr), also bestand mein Feed aus den Posts von Seiten, die ich mal geliked hatte (die der Algorithmus natürlich immer erst Tage später anzeigt und auch gerne mal gar nicht). In der Zwischenzeit bin ich aber einer semi-offiziellen Fangruppe eines meiner Lieblings-Youtubekanäle beigetreten und genieße den freundschaftlichen und lustigen Austausch mit den anderen Mitgliedern dort sehr. Die meisten, die dort regelmäßig posten haben in etwa den gleichen schrägen Humor wie ich und zum Thema gehörende Memes und Witze erheitern den Tag, speziell wenn wir alle die Insidergags aus vergangenen Videos des Kanals kennen…und da ich beim digitalisieren meiner alten Papierfotos noch was zum Gruppensujet passendes gefunden habe, bekam ich dazu auch viel nette Rückmeldung.
Irgendwie bin ich dann durch den Algorithmus auf eine Gruppe gestoßen, die sich "Alte Fotos von Autos in Deutschland und Europa" nennt. Zu Anfang gab es dort viele Lachanfälle, wenn Mitglieder ihre alten Familienfotos aus den 70ern und 80ern posten, ungeschönt und ungekürzt…posieren auf und vor den Familiengefährten mit fiesen Frisen und Klamottenstilen von "geil!" bis "OMG". Aber: Alle nehmen es mit Humor, egal wie scheiße man früher aussah und was auch für eine Prollkarre vor der Haustür stand, egal wie vergilbt, verwackelt und verknittert das Foto auch ist, es wurde alles dankbar angenommen und humorig kommentiert. Abenteuerliche und auch rührende Stories über weite Urlaubsreisen, Schicksalsschläge und Erfolgsmomente und, wie du auch schon schreibst, die Gemeinsamkeiten, die man entdeckt ("so einen hatten wir damals auch!"), alles verbunden mit dem "Familienmitglied" Auto.
Leider kamen dann nach und nach die selbsternannten Forumsblockwarte, die meinen, sie müssen sich jetzt herausnehmen für alle festzulegen, was gezeigt werden soll und was nicht (die Admins/Mods sind de facto nicht existent) und dementsprechend überall ihre Kommentare hinterlassen (WEHE das Auto ist zu neu…) und natürlich auch die Modellnummerfetischisten, die jede Getriebegummidichtung mit Vornamen kennen und das Recht als Einzige gepachtet haben.
Natürlich gibt es auch unter 90% der Posts die üblichen "früherwarallesbesserdawardieweltnochinordnungkeineausländerkeinegrünenundsoweiter" -Antworten…Noch hat es mir die Laune nicht ganz verdorben, aber ich merke schon, dass ich nur noch sporadisch hineinschaue und das Augenrollen zunimmt… Es gab diese Leute halt immer schon, früher musste man sie aber Gottseidank nicht lesen…
Tja, so scheint das oft zu gehen. Zu viele Leute halten nicht inne, um sich zu fragen, ob ihr Kommentar stimmig ist. Nicht mal, ob er wirklich zum Thema passt. Die wollen einfach nur gehört werden.
Naja, also es gab wenigstens schon mal wieder deswegen einen tollen Blogbeitrag. Aber ansonsten halte ich das auch so. Wenns zu blöd ist, wird es ignoriert.
Sollte es in dem Post – ich nehme mal an, daß es um den inflationsbereinigten Preis geht – nicht eigentlich heißen "30 Euro" statt "30 Mark"?
Prinzipiell kann man auch mit Gehältern argumentieren – im Sinne von "Zeit, die man arbeiten muß, um sich was zu kaufen." Ironischerweise untermauert diese Sichtweise aber eher das Argument, daß die Preise in etwa auf demselben Niveau wie damals sind.
Nein. 30 Mark. Wird auch in der TV-Reportage so angegeben. Was die Gehälter angeht: klar kann man so rechnen – aber ich bin die Sache von der Inflationsseite aus angegangen, weil es mir auch aus anderen Gründen um den Realpreis ging.
Pardon, das geht jetzt am Hauptthema vorbei, aber du erwähnst die Hakenkreuze. Das ist rechtlich ein schmaler Grat. Prinzipiell ist die Abbildung schon verboten – mit Ausnahmen. Die hier greifende Ausnahme wäre augenscheinlich "Berichte über Vorgänge des Zeitgeschehens". Gerade wenn der Grundton in der Facebook-Gruppe aber Richtung "war schon geil, damals" umschwenkt, kann das schnell negiert werden.
Das mag in höheren Instanzen dann kassiert werden (du erinnerst dich bestimmt noch an den Zirkus um die Leute, die wegen des durchgestrichenen Hakrenkreuzes auf Stickern und T-Shirts von Amtsgerichten verurteilt wurden). Aber will man sich den Stress antun? Ich persönlich finde das Gesetz sowieso nicht mehr zeitgemäß und, wenn man wie ich den Stress lieber vermeidet, schlicht geschichtsrevisionistisch.
Das Thema ist auch noch relativ aktuell, siehe diesen Bericht über Fotos vom Drehort einer Doku über den Holocaust:
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/magdeburg/salzland/hakenkreuz-fahne-rathaus-bernburg-filmdreh-polizei-100.html
Wir sind uns dessen in der Gruppe bewusst und niemand hat bisher 33-45 als "die gute alte Zeit" verklärt. Ich sehe uns da auf der sicheren Seite. Aber wie gesagt: Retuschierung kann auch für das Wohlbefinden einiger Mitglieder besser sein.
Ich halte jede Online-Auseinandersetzung mit Spinnern, Schwurblern, Schreihälsen und allgemein Rechten für Zeitverschwendung. Wenn ich mich da reinhänge, gehen wertvolle Lebensminuten drauf. Es ändert sich aber nichts – das Problem ist ja eben die Ignoranz, Dummheit und absolute Lernresistenz (gepaart mit einem abstoßenden Menschenbild und einem schlecht regulierten Emotions-Haushalt). Das geht nicht weg, nur weil ich Ronny aus Jena per Quellenlink widerlegt habe. Das interessiert Ronny nicht, er versteht es auch nicht, und er WILL es auch nicht verstehen. Halte ich dann wenigstens die Community dadurch sauber, dass ich die Dummbeutel-Auslassungen nicht unkommentiert lasse? Auch nicht, denn einen Community-Zusammenhalt (wie es ihn in Foren mit ein paar Dutzend aktiven User_innen ja durchaus gab) hast du in Gruppen mit 22k Mitgliedern nicht. Das ist eine Kleinstadt. Facebook ist wahnsinnig gut da drin, einem zu suggerieren, dass man in solchen Gruppen Teil von irgendwas ist, aber ich bin mir sicher, dass in den (Hobby-) Gruppen, in denen ich regelmäßig poste und kommentiere, keine Sau es auch nur registrieren würde, wenn ich plötzlich nicht mehr da wäre.
Deshalb investiere ich grundsätzlich bei jedem (deutschsprachigen) Menschen, dem ich auf Facebook begegne, zwanzig Sekunden in einen Blick ins Profil, und blocke präventiv alle, die einen an der Waffel haben, irgendwas mit AfD liken, in Petitionen den Rücktritt der Bundesregierung fordern, etc. Eine Stufe darunter sind Leute, die (das unterstelle ich, und ich wette, ich habe in 90% der Fälle Recht) ihren Menschenhass hinter plakativ herausgestellter Tierliebe verstecken, gerne mit Kalenderspruch-Bullshit á la „Man kann nur Hunden vertrauen, Menschen hintergehen dich irgendwann“ – die werden nicht geblockt, aber ich antworte Ihnen grundsätzlich nicht.
Was soll ich sagen, es hilft. Meine Block-Liste ist hunderte Namen lang, aber wenn man einmal ein paar Wochen in einer Gruppe durchgekärchert hat, ist auch nachhaltig Ruhe. Facebook ist für mich dadurch bis heute ein Tummelplatz des Frohsinns. Ich habe da quasi nie Stress.
"Ich halte jede Online-Auseinandersetzung mit Spinnern, Schwurblern, Schreihälsen und allgemein Rechten für Zeitverschwendung." – korrekt, aber eben nicht immer vorhersehbar.
Deswegen der kurze Blick ins Profil. Und wenn dann doch mal einer durchrutscht, führe ich eine Diskussion halt nicht weiter – wobei das selten vorkommt, wohl auch, weil die Gruppen, in denen ich unterwegs bin, nicht von Deutschen, sondern von Briten dominiert sind, und thematisch obendrein nicht besonders lohnend für Trolle und Verrückte.
1. Ich finde ja nicht die Posts das schlimmste, viel erschreckender sind die 165 Likes da drunter…
2. Facebook war für mich noch nie, auch nicht zu Beginn, the place to be. Hatte mir irgendwie schon immer dieses Gefühl vermittelt, dass da primär Leute sind, die ich nicht kennen will. Jedes Mal, wenn es um FB oder entsprechende Inhalte geht/ging, werde ich seitdem viele Jahre lang bestätigt. Für etwaige Perlensuche hatte ich noch nie die Kraft.
3. Ich habe generell eine viel zu kurze Lunte… Schon die Kommentarspalten von rbb24 regen mich unsäglich auf. Keine Ahnung, warum ich da immernoch rumlese. Ich wäre wahrscheinlich inzwischen tot mit Herzinfarkt oder ähnlichem, wenn ich mich FB nur ansatzweise nähern würde.
4. Hingegen Twitter habe ich lange und gern benutzt, da konnte ich sehr gut kuratieren, filtern und in meiner eigenen Blase bleiben. Seit Elon Musk… Nun ja, bin auch ich zu Mastodon abgewandert, hier ist es noch sehr friedlich, muss ich sagen.
5. Statt 1000 FB Gruppen vermisse ich wirklich die vielen klassischen Foren mit nachhaltigen Beiträgen, die nicht irgendwo auf der Müllkippe eines US Konzerns verschwinden und wo sich die Community noch gut kennt. Gar nicht anzufangen von dem großen Blogsterben seit FB oder Instagram. Da gingen wirklich viele tolle, kleine, nerdige oder private Blogs in den Tod, was ich wirklich wirklich sehr bedauere.
Hach… Früher… Web 2.0 war mein zuhause… Ich glaub ich bin zu alt für diesen ganzen Social Media Kram 😀
Die Blogs und klassischen Foren vermisse ich auch.
Politische Diskussionen führe ich mittlerweile nur noch auf Pornhub, was die Sache auch deutlich entspannter macht.
Das Verhalten der Trolle usw. erinnert mich stark an die aus dem Usenet, als es das noch richtig gab. Hat sich also nicht wirklich verändert. Nur eine unglaubliche Wut (auf die Grünen usw.) ist dazu gekommen.
Ich halte es so: Wenn in einer Gruppe usw. die Stimmung ins Negative kippt, bin ich raus. Es ist nicht meine Aufgabe, es anderen Leuten schön zu machen.
Da fällt mir noch dieses eine Netzwerk ein, bei dem man eine kleine Gebühr bezahlen musste – war es alpha.net oder so? Da war ich auch mal und ich erinnere mich noch daran, wie unglaublich nett und entspannt die Stimmung dort war. Vielleicht braucht es eben doch einen Türsteher …
"Man stellt fest, dass man sich die Menschheit edler vorgestellt hat, als sie ist." Ja, solche Idioten können einem die entsprechenden Vorstellungen schon ziemlich ruinieren. Ich halte mich aber an das, was du eh auch in deinem Beitrag schreibst: Die sind nicht zwingend viele, sie sind halt einfach nur laut. Die haben auf Facebook (u.a.) eine Plattform gefunden, wo sie Aufmerksamkeit erhaschen und sich in ihren jeweiligen Blasen hochjubeln und in ihren Ansichten bestätigen lassen können. Ich schwanke wenn ich so etwas lese immer zwischen Verzweiflung und Mitleid. Letzteres, weil ich mich da immer frage, wie es einem Menschen gehen und wie wenig Selbstwertgefühl er haben muss, um auf diese Weise im Internet seine Geltungssucht auszuleben, um sich selbst besser zu fühlen.
Was nun das Thema an sich betrifft: Ich halte mich seit über 20 Jahren an den guten alten Grundsatz "Don’t feed the troll", und bin damit bislang auch auf Facebook (und in Fangruppen dort) gut gefahren.
Ich habe es jetzt in der München-Gruppe mal anders probiert: "Haltet die Klappe! Alle! Das hier ist eine Gruppe für Erinnerungen an das frühere München! Müsst ihr denn JEDE Diskussion in diesen Polit-Scheiß drehen?"
Ich glaube, die Masse ist nicht dumm, sondern schweigt.
Ohrenfällig war das neulich im Stadion. Während einer Schweigeminute schwiegen die 30.000. Und nur deshalb waren die vielleicht 20 Asis zu hören.
Weshalb ja bei solchen Gedenkminuten immer öfter dazu übergegangen wird, aus Respekt einfach zu Klatschen und damit die Masse hörbar zu machen.
Weswegen ist die Gruppe denn so stark gewachsen? Herr Dewi als Influencer? Oder wars ein Zeitungsartikel, der die Gruppe erwähnt hat?
So ein schnelles Wachstum hat ja normalerweise Gründe.
Es gibt Gruppen, die mit dem Überschreiten einer kritischen Masse explodieren. Gilt ja auch für Kulte, Webseite und Popstars.
Wenn es ginge, hätte ich hier ziemlich viele "Likes" gesetzt. In unserer Stadtgruppe (Stadt mit ca. 40.000 Einwohnern) geht es genau so ab. Flüchtlinge und Ausländer im Allgemeinen, Corona, Ladenschließungen, keine hübschen Gebäude mehr, beschissener Weihnachtsmarkt, Leitkultur usw. usw. – und an gefühlt 85% davon sind die Grünen schuld, die bei uns noch nie irgendein wichtigeres Amt bekleidet haben… Und wir leben sehr nah an Hamburg, was irgendwann einmal ein stückweit Offenheit suggeriert hat. Ich habe anfangs etwas gefremdelt, Blocks zu setzen, weil ich ja auch irgendwie "die Gegenseite" hören wollte und mich nicht in meine Bubble zurückziehen wollte. Das macht aber so schlechte Laune, dass ich mittlerweile doch blocke. Twitter hat mich allerdings noch mehr vergrault als FB. Seit ich seit fast 2 Monaten nicht einmal mehr auf Twitter war, schlafe ich wieder besser und meine Laune ist nicht mehr ganz so mies, was Politisches angeht, auch wenn die Regierung und Opposition es uns nicht ganz einfach machen. Aber wie immer: toll von Dir geschrieben!
Ich habe vor einem Jahr diesen Zirkus verlassen: kein Facebook mehr und auch nichts Vergleichbares. Die Mär, man müsse dem dort verbreiteten Zeugs entgegentreten, zieht nicht: Weder glaube ich an die Belehrbarkeit, noch sehe ich mich dazu berufen zu belehren.
Gruppen à la "Du weißt, dass du aus … kommst" waren mal unterhaltsam. Mittlerweile herrscht dort dieselbe Mischung aus Weltverdrossenheit und Wut wie in jedem Kommentarbereich. Lesetipp: Kommentarbereiche bei YouTube unter Derrick-Folgen.
Ich bin da raus. Sollen sie hassen, sollen sie hetzen.
Ich kann das gut verstehen – aber wie geschrieben: es gelingt mir meistens ganz gut, Spreu von Weizen zu trennen.
Bin zufällig auf diese Seite gestossen (aufgrund von Recherchen zu deutschem Film-Trash der 70/80er Jahre) und habe die untenstehenden Kommentare zum neuesten Artikel von Herrn Dewi gelesen. Ein paar Fragen tauchten dabei auf: Ist Dummheit politisch ausschliesslich bei den "Rechten" zu finden (womit offenbar alle Leute gemeint sind, die den links-globalistischen Kurs der deutschen Politik nicht ganz so für segensreich halten). Ist linke Politik tatsächlich zielführend, obwohl wir doch aus der Geschichte wissen, dass die sozialistischen Heilsparadiese bisher stets Schiffbruch erlitten haben mit zumeist katastrophalen Folgen? Könnte es sein, dass die offenbar immer zahlreicher auftretenden Pöbler ein Zeichen dafür sind, dass die aktuelle wie die vorangehende Regierung unglaublich viele falsche Entwicklungen in die Wege geleitet haben, die nicht im Sinne der eigenen Bevölkerung sein können und wohl ganz anderen Interessen dienen, und die Leute mittlerweile schlichtweg Angst um ihre Zukunft haben? Da man im Forum ja keine Dialoge mit Idioten anstrebt, erwarte ich keine Antworten auf meine Fragen. Aber stellen wollte ich sie doch…….
@Werner es geht hier ganz allgemein um Menschen die jede Diskussion auch der harmlosesten ihre politische Agenda überstülpen wollen, um ihren Frust los zu werden (a: meine Oma machte immer so tolle Strickmuster. b: ja meine Oma auch aber heute darf man ja nur noch linke Machen benutzen….)
Die Rechten sind das nicht alleine, die zukünftigen Wähler der S.Wagenknecht werden nicht besser sein (persönliche Meinung) aber auch Reichsbürger, Fleatearther etc….
Nur hat deren Meinung auf diesen Plattformen meist nichts mehr mit dem eigentlichen Thema zu tun (siehe Beispiel).
Darum geht es hier, bitte korrigiert mich wenn ich falsch liege.
Ja.
"Da man im Forum ja keine Dialoge mit Idioten anstrebt, erwarte ich keine Antworten auf meine Fragen." – gut.
Die derzeitige deutsche Politik ist halt weder sonderlich links, noch wird sie von sozial eingestellten Leuten besonders begrüßt.
Wer diese Rhetorik reproduziert, kann somit weder links noch sonderlich schlau sein.
Habe schon lange hier nichts mehr gepostet, weil es – wie praktisch überall im Netz – häufig auf ein seichtes "meine Meinung ist aber die Richtige" hinausgelaufen ist. Wie ich früher schon mal schrieb, bin ich nicht der Meinung, irgendwelche Diskussionen "gewinnen" zu müssen – es bringt mir nix. Ich habe eine Meinung, und der Andere eben eine, äh, andere. Bei Fakten mag das anders gesehen werden, ich ich kann mich gut erinnern, dass der Hausherr dieser Seite da schonmal recht ruppig wurde, wenn ihn jemand (fälschlicherweise?) eines Anderen belehren wollte. Aber egal, es zieht mich irgendwie immer wieder zu dieser Seite zurück, im Gegensatz zu FB-Themen.
Gerne danke ich aber dem Urheber und Betreiber dieser Seite für viele interessante Lesestunden (habe vor etwa zwei Jahren mal den ganzen Blog nachgelesen) und einige seiner Kaufempfehlungen, den ScanSnap z. B. habe ich nur wegen Dir, lieber Torsten ohne H, gekauft.
Die Kritik nehme ich an wie hin – und für den Dank bedanke ich mich wiederum.
Ja. 100%. Es ist tödlich. Die Wissensstände der User sind teilweise unterirdisch, aber sachliche hinweise müssen immer dementiert werden ohne dass auch nur einmal darüber nachgedacht wird. Empathielose Kommentare….