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Sep 2023

Fantasy Filmfest 2023, Tag 5, Film 4: PERPETRATOR

Themen: Fantasy Filmf. 23, Film, TV & Presse |

USA 2023. Regie: Jennifer Reeder. Darsteller: Kiah McKirnan, Melanie Liburd, Ireon Roach, Casimere Jollette, Tim Hopper, Josh Bywater, Audrey Francis, Christopher Lowell, Alicia Silverstone

Offizielle Synopsis: Die rebellische Jonny hat mehr als die üblichen Teenagerprobleme: Als ihr Vater immer stärker an einer Migräne mit seltsamen Symptomen leidet, muss sie Hals über Kopf bei ihrer wahrhaft exzentrischen Tante Hilde einziehen, doch das ist erst der Beginn einer Reihe seltsamer Vorfälle. Jonnys Körper beginnt, sich zu verändern: Ihr Blut ist plötzlich überall, und bald schon verschwimmen Vision und Wirklichkeit zu einem bedrohlichen Zustand. Dann verschwinden immer mehr Mädchen aus der Schule. Ein Psychopath geht um. Und bevor Jonny in sein Visier gerät, muss sie den Spieß umdrehen – so schmerzhaft wie möglich.

Kritik: Es gibt Filme, die lesen sich vorab recht unterhaltsam, auch wenn man schon ahnt, dass hier mehr der Dosenbier- als der Champagnerdurst im Zuschauer bedient wird. Man erwartet wenig. Um Mitternacht nicht einzuschlafen, hievt solche Streifen schon ins Mittelmaß. Das macht es umso ärgerlicher, wenn diese Filme dann nicht nur die gemachten Versprechen (der Trailer wie der Veranstalter) nicht einlösen, sondern auch noch massiv nerven, weil sie die Fassade des Trash-Horrors nutzen, um durch und durch verkorkste Propaganda für “die gute Sache” zu machen – was immer das auch sein mag.

SLAXX war so einer. Lest es ruhig noch mal nach.

Dieser Teil meiner Kritik kann bequem für PERPETRATOR übernommen werden:

Ich kann mich nicht erinnern, wann das letzte Mal so schmerzhaft offensichtlich war, dass die Macher kein Interesse daran hatten, einen guten Film abzuliefern. Wann zuletzt derart auf die Mechanismen sowohl des Horrors als auch der Komödie geschissen wurde. SLAXX hat nicht mal Amateurniveau und es gibt wirklich NICHTS, was hier funktioniert: die Darsteller (ich weigere mich, sie Schauspieler zu nennen) sind so abstoßend wie die Figuren, die Dialoge aus weltfremder Pappe, die Effekte jämmerlich. An keiner Stelle gibt es irgendeine Form von rotem Faden, von interner Logik, von authentischem Denken und Handeln – vor oder hinter der Kamera.

Ditto hier. PERPETRATOR ist erschütternd schwach inszeniert, hat kein Gefühl für plausible Charaktere oder nachvollziehbare Dialoge, kann sich nicht zwischen Hexen-Pubertätskomödie und Serienkiller-Thriller entscheiden und sucht eine Balance zwischen Comedy und Drama, die nicht funktionieren kann, weil beides sich gegeneinander aufhebt. Die Performances rangieren von okay über unfokussiert bis peinlich – nur 90er-Hottie Alicia Silverstone überzeugt als Großtante (!), weil sie sich komplett vom Rest des Films abkoppelt und ihr eigenes Ding dreht. Mich hat fasziniert, wie sehr sie mittlerweile Cybill Shepherd ähnelt.

Regisseurin Reeder meinte vorab, es ginge um eine “Gestaltenwandlerin” – ein Tatsache, die im Film an keiner Stelle erkennbar bedient wird und deren Ansätze an schlechter CGI scheitern. Was niemanden zu stören schien.

Nun wären all das technische und kreative Defizite, die ich durchwinken könnte. Ist halt ein schlechter Film. Gibt es viele von. Was aber meinen gerechten Zorn erregt, ist mal wieder die Holzhammer-Attitüde des Films, nach der Weiße / Heteros / Männer lebensunwürdige Monster sind und gegen das Mittelklasse-Amerika sämtliche Dreckigkeiten a priori gerechtfertigt sind.

Greifen wir einfach mal zwei Beispiele raus, die den “mindset” von PERPETRATOR illustrieren.

Unsere schwarze “Heldin” (= habituelle Einbrecherin und Diebin) Jonny verknallt sich in die ebenfalls schwarze Elektra. Kichernd hat man unter der Decke in Elektras Jugendzimmer ersten Lesbensex – nachdem Elektra beiläufig erzählt, dass sie an dem Tag eine Fehlgeburt hatte. Kein Grund für schlechte Laune, die Überreste liegen in einer Blechschachtel im Badezimmer. Weiter im Text.

Oder nehmen wir Jonnys Mutter, die 13 Jahre lang als Gestaltenwandlerin Jonnys Vater (!) gespielt hat, wodurch das Mädchen mangels weiblicher Präsenz in ihrem Leben ein massives Trauma abbekommen hat. Die Erklärung der Hexe im ungefähren Wortlaut: “Ich wollte das nicht so lange machen, aber dann hat es mir gefallen. Als Mann wird man endlich nicht mehr immer angefasst, immer belästigt, immer gedemütigt.”

Das hat schon SHE-HULK-Niveau.

Endgültig den Deckel drauf macht eine zur Schau getragene Obsession der Regisseurin mit Menschenblut, seit es vom Zahnfleisch, aus der Nase oder der Menstruation geschuldet. Ich übertreibe nicht, wenn ich behaupte, dass alle zwei Minuten jemand auf möglichst eklige Weise blutet. Das hat keinen nennenswerten Kontext. Es ist reiner Fetisch.

Und weil das so ist und weil das scheiße ist, kam der Wortvogel nicht nur gelangweilt aus dem Kino, sondern wütend. Und das kann doch nicht Sinn und Zweck der Übung sein!

Fazit: Was das Potenzial zu einem netten Witchcraft-Thriller hätte, wird mit einer fast albernen Inkompetenz in Sachen Regie und Drehbuch und einer fingerdick aufgetragenen Woke/Queer-Propaganda zu einem cineastischen Auffahrunfall, bei dem man nicht zuschaut, sondern gafft. Schade um Alicia Silverstone. 2 von 10 Punkten.

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