Kino Kritik: Expend4bles
Themen: Film, TV & Presse, Neues |USA 2023. Regie: Scott Waugh. Darsteller: Sylvester Stallone, Jason Statham, Dolph Lundgren, Randy Couture, Curtis “50 Cent” Jackson, Megan Fox, Tony Jaa, Iko Uwais, Jacob Scipio, Levy Tran, Andy Garcia
Story: Barney Ross und sein Team bekommen den Auftrag, in einer ehemaligen Chemiewaffen-Fabrik von Gaddafi ein Dutzend Zünder für Atomwaffen zu sichern. Doch sie kommen zu spät und der Einsatz wird zum Desaster. Terrorist Rahmat nutzt die Zünder, um einen Dritten Weltkrieg zu provozieren. Unter der Führung von Lee Christmas' Freundin Gina wird ein zweiter Anlauf gestartet, der ebenfalls erstmal missglückt…
Kritik: Okay, ich versuche das hier kurz zu halten: EXENDABLES war 2010 genau das, was es sein wollte – ein Retro-Actioner mit vielen der alten Haudrauf-Legenden. EXPENDABLES 2 drohte schon, in die Parodie abzudriften, machte dabei aber viel Spaß. EXPENDABLES 3 war dann die erste richtige Enttäuschung und in meinen Augen war damit auch die Luft aus dieser sehr generischen Franchise raus. Rückläufige Einspielergebnisse führten dazu, dass erstmal kein vierter Teil geplant wurde und auch der Ableger EXPENDABELLES von den Produktionsplänen verschwand. Für Letzteren bekamen wir aber wenigstens den Asylum-Abklatsch:
Nach diversen Fehlstarts ist es neun Jahre nach dem letzten Teil gelungen, eine späte Fortsetzung nachzuliefern – hipsterig in einigen Märkten EXPEND4BLES geschrieben. Natürlich kann man angesichts der langen Zeit und der ersten drei Teile fragen: Braucht es das noch?
Die Antwort gibt der Film selbst: nein. Das hier ist kein "echter" EXPENDABLES mehr, das ist eine peinliche Resteverwertung, eine Pflichtveranstaltung, ein letztes Auspressen einer Marke, die ihr Verfallsdatum längst überschritten hat.
Das Drehbuch ist eine Masterclass in Sachen "scheiß drauf", wo nichts Sinn ergeben muss und keine der Figuren plausiblel handelt. Im Stil der DELTA FORCE-Filme von Cannon werden sattsam bekannte Versatzstücke mit Spucke und Kaugummi aneinander geklebt. Terroristen, Libyen, Atombombe. Zeitabläufe, Orte und räumliche Gegebenheiten sind so, wie es die Szene gerade braucht, die Logik gehört nicht zu den auf dem Plakat groß angekündigten Gaststars.
Ach ja, die Gaststars. EXPENDABLES lebte immer davon, dass wir die Helden der Jugend nochmal (und oft erstmals gemeinsam) auf der Leinwand erleben durften. Was war das für ein Lineup: Sylvester Stallone! Arnold Schwarzenegger! Bruce Willis! Chuck Norris! Mel Gibson! Jean Claude van Damme! Dolph Lundgren! Mickey Rourke! Und diesmal? Ein paar Action-Hansel aus der zweiten Reihe und dem neuen Jahrtausend, die teilweise das Talent mitbringen, aber von zu wenigen und zu kaputt geschnittenen Fights ausgebremst werden. Wahrlich: Iko Uwais und Tony Jaa hätten Besseres verdient.
Besonders herausstellen möchte ich Megan Fox, deren "tough girl"-Nummer wirklich peinlich ist, die keinerlei Bedeutung im Film besitzt und bei der man sich fragt, wie sie auch nach härtestem Einsatz noch ihr zentimeterdickes Influencer-Makeup so frisch halten kann. Die Frau und die Figur nerven.
Stallone nimmt sich für 90 Minuten gleich völlig raus und wer der Bösewicht ist, ist so vorhersehbar wie irrelevant. Ein nennenswerter Showdown zwischen Protagonist und Antagonist wird gar nicht erst versucht. Das ist alles so… lustlos.
Nun waren die EXPENDABLES-Filme nie für eine hochkarätige Produktionsqualität bekannt. Wer mit Millennium dreht, kommt mit Millennium um. Wie bei Teil 3 ist die CGI auch hier mal wieder erschütternd miserabel, als hätte man von vorneherein darauf spekuliert, dass es maximal auf einem Fernseher mittlerer Größe funktionieren muss. Es wird nur sehr dürftig versucht, die Industriebrachen und Studiohallen von Nu Boyana in Bulgarien wie Libyen oder ein Frachtschiff aussehen zu lassen. Es gibt keine großen Setpieces, keine spektakulären Sequenzen. Man beackert die gleichen Territorien wie die späteren Seagal- und Lundgren-Streifen, die auch schon hier gedreht wurden.
EXEND4BLES wurde mit erkennbar weniger Geld, Aufwand und Ambition gedreht als die Teile 1-3. In seinen schlechtesten Momenten erinnert er an die billigen Zu Spät-Sequels von Universal 1440 (HARD TARGET 2, KINDERGARTEN COP 2).
Der Rest ist willkürliche Ballerei mit gerade genug CGI-Splatter, um das von den Fans geforderte R-Rating zu garantieren. Dabei durchdringt den Film ein nonchalant menschenfeindlicher Zynismus, in dem grinsend auch Leute platt gemacht werden dürfen, die gar keine Gegner sind, sondern unseren "Helden" lediglich gerade im Weg stehen. Alles nur Spaß.
Allerdings, und das will ich zur Ehrenrettung des Films nicht verheimlichen: Expend4bles hat ein extrem hohes Tempo. Nach dem ersten Akt wird der zweite Akt ausgelassen und man geht gleich ins Finale. Wo keine Story ist, braucht man sich auch nicht mit ihr aufhalten. Ich habe selten so kurze 103 Minuten gesehen. Man kann dem Film so ziemlich alles um die Ohren hauen, aber Langeweile ist sein Problem nicht.
Trotzdem: Alle Beteiligten sollten sich ordentlich was schämen.
Fazit: Hirntotes Action-Gerümpel der schmerzhaften Sorte, das teilweise wie sein eigener Abklatsch aussieht und dessen sichtlich desinteressierter Cast die meiste Arbeit der zweitklassigen CGI überlässt.
Film mit einer "4" im Namen – das kann ja nix werden. Siehe Fant4stic.
Und ich hatte schon beim Trailer den Eindruck, daß nicht mehr Stallone, sondern Statham der Headliner ist. Was – wenn ich Poster richtig lese (von links oben nach rechts unten) – so auch stimmen sollte. Apropos: 50 Cent quasi mit "second billing" – da ist das Lineup wirklich schon sehr dünn geworden…
Mit Film 4 geht man ja üblicherweise in den Weltraum (Critters, Hellraiser, Leprechaun, etc.).
Oder es kommt ein Roboter dazu. Das kennt Stallone ja auch schon
Star Trek 4…
Ich fand ja den ersten schon unterwältigend…
..outch
Schade, denn der Trailer hatte mich durchaus angesprochen. Hatte schon geplant den nach dem FFF als Action-Rausschmeißer mitzunehmen. Dabei liegt Teil drei hier immer noch ungesehen herum, aber über den habe ich wirklich noch gar kein gutes Wort gehört.
Megan Fox in einem Expendables-Film? Iko Uwais und Tony Jaa kriegen keine guten Kampfszenen??
Ich möchte hier direkt schon "Sakrileg!" schreien.
Vielen Dank für die Warnung. Der Trailer sah schon maximal schäbig aus, am Ende fragt man sich, ob alle Beteiligten die Zeit nicht hätten besser nutzen können. Wegen dringend benötigter Kohle hat den Film ja hoffentlich niemand gemacht…