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Sep 2022

Fantasy Filmfest 2022, Tag 8, Film 1: RAVEN’S HOLLOW

Themen: Fantasy Filmf. 22, Film, TV & Presse, Neues |

UK 2022. Regie: Christopher Hatton. Darsteller: Melanie Zanetti, William Moseley, Kate Dickie, David Hayman, Mathis Landwehr

Offizielle Synopsis: 1830: Eine Gruppe von Militärkadetten, darunter der junge Edgar Allan Poe, stößt auf einen entsetzlich verstümmelten Toten. Die Spur führt ins Dorf Raven’s Hollow, dessen Einheimische sich abweisend geben. Der Entschluss, hier die Nacht zu verbringen, erweist sich als verhängnisvoll, denn am nächsten Morgen ist der erste der Kadetten spurlos verschwunden und im Dorf flüstert man von einer uralten Macht, die blutige Ernte hält. Um eine weitere Nacht zu überleben, bleibt Poe und seinen Gefährten nichts anderes übrig, als den schaurigen Mord aufzuklären. Koste es, was es wolle…

Kritik: Von diesem Film habt ihr auf dieser Webseite schon mal gehört – Mathis Landwehr erwähnte ihn vor ein paar Wochen im Interview zu KAMPFANSAGE.

Okay, was haben wie denn hier? Eine im frühen 19. Jahrhundert angesiedelte Schauermär über ein Rabenmonster, das die Leute der kleinen Siedlung Raven’s Hollow terrorisiert – oder auch nicht. Als Ermittler vor Ort: Niemand Geringerer als der junge Edgar Allan Poe. Das ist… mal was anderes.

Und genau mit dieser Einstellung muss man an RAVEN’S HOLLOW auch herangehen. Er ist mal was anderes. Kein dröges Drama, keine urbane Schlachtplatte, keine regionale Komödie. Stattdessen etwas, das ich ganz klassisch eine "Erzählung" nennen möchte, mit unheilschwangeren Bildern, die immer wieder an die Titelbilder billiger Grusel-Taschenbücher erinnern.

Ist das ein großer Wurf? Wahrlich nicht. Das Skript ist bestenfalls rudimentär und mit seinen diversen Insider-Referenzen so eine Art "Edgar Allan Poe fan fiction". Die Darsteller mühen redlich, ihre austauschbaren Charaktere irgendwie mit Leben zu füllen. Die CGI des "Raben" ist bestenfalls auf "geht so"-Niveau. Die Siedlung sieht nach einem hastig zusammen gezimmerten Museumsdorf mit ungefähr 12 Einwohnern aus. Und "Ludwig Becker" (Landwehr) mutiert je nach Szene zu "Lutz Becker".

Was RAVEN’S HOLLOW aber ins obere Drittel des Festivals hebt, ist die Ambition, ist der Versuch, eben nicht den zwanzigsten "Thriller" über eine Frau zu präsentieren, die nach einer Fehlgeburt im Haus ihrer Großmutter an Geister zu glauben beginnt. Das hier ist ein ganz eigenes Setting, ein ganz eigener Ansatz. Historienhorror gibt es einfach zu wenig auf dem "Fantasy" Filmfest. Ich erinnere mich gerne an OUTLANDER, BLACK DEATH, BONE TOMAHAWK.

Ein ganz besonderes Bonbon für Filmneugierige ist die Tatsache, dass RAVEN’S HOLLOW in the Cinevilla-Studios in Lettland gedreht wurde. Auf deren Webseite kann man sich toll anschauen, welche Sets und Locations solche Dienstleister mittlerweile für kleiner budgetierte Produktionen anbieten. Da wurden auch die RTL-Serie SISI und diverse TERRA X-Episoden gedreht.

Fazit: Ein kleiner, nicht mal übermäßig gut konstruierter Gruselfilm, der sich zwei zusätzliche Punkte allein dadurch verdient, dass er mit frischen Locations und einem echten Monster endlich mal wieder ohne Scham das Genre bedient. Das macht dann begrenzt aussagekräftige 7 von 10 Punkten.

Der Frankster meint: "Stimmungsvoller Mystery-Thriller um die Abenteuer des jungen Edgar Allan Poe. Kein neuer Klassiker des Genres, aber durchaus unterhaltsam."

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Marcus
Marcus
15. September, 2022 15:36

Klingt nach dieser russischen Trilogie CHRONIKEN DER FINSTERNIS von vor einigen Jahren, wo Nikolaj Gogol einen auf Ghostbuster macht.

Marcel
Marcel
16. September, 2022 10:49

Kann sein, dass es im Film unpassend benutzt wurde, aber eigentlich ist Lutz einfach nur eine Kurzform von Ludwig.

Nikolai
Nikolai
16. September, 2022 11:59
Reply to  Torsten Dewi

Ob ein Ludwig sich Lutz rufen lässt ist doch seine eigene Sache und liegt nicht in der Interpretationshohheit von irgendwem oder sehe ich das falsch?

Nikolai
Nikolai
16. September, 2022 12:29
Reply to  Torsten Dewi

OK, ich verstehe den Punkt.

Marcel
Marcel
16. September, 2022 15:29
Reply to  Torsten Dewi

Vermutlich hat der englische Autor nur angenommen, dass das im Deutschen ähnlich verwendet wird wie Bob/Robert, etc.
Ich wollte da auch nix entschuldigen.

Björn
Björn
18. September, 2022 19:36

Die gezeigten Uniformen trugen US-Soldaten allerdings erst ab ca. 1860 und keinesfalls schon 1830. Einen guten Eindruck des originalen Aussehens der historischen Uniformen gibt diese Reenactment-Gruppe:
https://pixels.com/featured/us-army-1830s-david-lee-thompson.html

Last edited 2 Jahre zuvor by Björn
Thies
Thies
21. September, 2022 01:11

Das ist eine wirklich reizvolle Idee die eine spannendere Umsetzung verdient hätte. Inszenierung, Buch, Darstellung, Ausstattung, Effekte – nichts davon hebt den Film über seine Low-Budget-Einschränkungen hinaus und so bleibt das Ergebnis biederer Durchschnitt, der aber wenigstens keinen schlechten Nachgeschmack hinterlässt.

Matts
Matts
26. September, 2022 10:19

Das war … annehmbar. Über die ersten zwei drittel hat der Film eine schön schaurige Atmospäre aufgebaut, die mich auch über den ein oder anderen Mangel bei der Ausstattung hinweggetröstet hat. Im Finale hat er mich dann leider doch etwas enttäuscht. Die CGI wurde ja schon erwähnt: Damit, den Raben frontal bei hellichtem Tag zu zeigen, hat man sich wirklich keinen Gefallen getan.
Aber ich freue mich Mathis Landwehr, dass er mal eine Rolle bei einem internationalen Genre-Film ergattern konnte. Und man hat in seinem Englisch bestenfalls einen minimalen Akzent raushören können.