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Mai 2022

BRAVO! Das Jahr 1989

Themen: BRAVO!, Film, TV & Presse, Neues |

Ganz genau. 1989. Keine Sorge, ihr habt nicht die letzten 18 Folgen der Blogreihe verschlafen. Ich habe nur nach genauer Abwägung entschieden, dass es lustiger ist, mich abwechselnd von vorne und hinten durch die BRAVO-Historie zu wühlen. 1970, 1989, 1971, 1988 – ihr versteht das Prinzip. Am Ende treffen wir uns in der Mitte bei 1980 und machen einen Pikkolo auf.

Die wichtigen Eckdaten und Ereignisse zu 1989 – was ein Scheissjahr:

  • Kanzler ist Helmut Kohl
  • George H.W. Bush wird als amerikanischer Präsident vereidigt
  • Der iranische Revolutionsführer Ruhollah Chomeini ruft zur Tötung des Schriftstellers Salman Rushdie auf
  • Massaker auf dem „Platz des Himmlischen Friedens“
  • ProSieben beginnt den Sendebetrieb
  • Im Kino: OTTO – DER AUSSERFRIESISCHE
  • Der Öltanker Exxon Valdez fährt vor Alaska auf ein Riff
  • Die Kaulitz-Brüder werden geboren (“Tokio Hotel”)
  • Sergio Leone stirbt
  • Irgendwas in der DDR

Andererseits: Ich bin Zivi, habe die erste eigene Wohnung und die erste Freundin.

Die BILD macht schon vor der Wende mit Republikflucht auf:

Die BILD hatte übrigens überraschenderweise nicht Recht – die Zahl der Drogentoten in den folgenden zwei Jahren erreichte mit ungefähr 4000 ein trauriges Hoch, nahm danach aber 20 Jahre lang erfreulich ab.

Man beachte auch:

Das für diese Rubrik unpassende SPIEGEL-Cover habe ich ausgesucht, weil es schön zeigt, dass auch die Populisten ein Verfallsdatum haben – wer erinnert sich denn heute noch an Schönhuber und die Republikaner?!

Bonus Fact: Zu diesem Cover schrieb ich als 20jähriger Zivildienstleistender einen Leserbrief an den SPIEGEL, der sogar abgedruckt wurde:

Warum regt ihr euch auf, daß die Amis vom »häßlichen Deutschen« reden? Es gibt ihn doch wieder. Der Mann heißt Franz Schönhuber.

Take that, rechtes Geschmeiß!

Kommen wir aber endlich zur BRAVO. Kleine Statistik in Sachen Cover: 10 mal David Hasselhoff, 6 mal Jason Donovan und 7 (?) mal Tom Cruise. Das sagt einiges aus. Wir werden noch darüber sprechen.

Die schlechte Nachricht zuerst:

Das Blatt bleibt auch 1989 ein perfekter Spiegel der Jugendkultur – und man bedenke, dass der heilige Blythe 1989 zu dem Jahr erklärte, in dem die Popmusik einen elenden Tod starb. Schuld sind auch (aber wahrlich nicht nur) die hier:

Die Reynolds-Girls, 16 und 18 Jahre alt (wobei die Brünette auch stabile 38 sein könnte). Wer dachte, Bubblegum-Pop könne unmöglich noch dümmer werden als Italo-Disco oder Dieter Bohlen, der durfte sich von diesem Spätwerk aus der Hitfabrik von Stock, Aitken & Waterman eines Besseren belehren lassen:

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“No one ever asked for our opinion” – besser ist das.

Stock, Aitken and Waterman dominieren die Charts mit Kylie, Jason & Rick, produzieren aber auch immer wieder Rohrkrepierer wie BIG FUN, das vermutlich weißeste Milchbrötchen-Trio aller Zeiten:

1989 ist auch das Jahr, in dem Acid House im Mainstream ankommt – die BRAVO berichtet über den albernen Unfug, natürlich mit der tapferen Notlüge, dass Partygänger in Deutschland Acid ganz ohne Drogen genießen. Mir ist unklar, wie das möglich gewesen sein soll:

Und wo ein Trend ist, ist die passende Mode nicht weit:

Das musikalische Exempel hierzu möchte ich an den “Monster Twins” statuieren, die in der Backstube von Papa wohl zu viel Mehl geschnupft haben:

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Doch doch, das wird noch schlimmer – wartet’s nur ab.

Unauffällig verläuft der Start des Mega-Booms der 90er – ein erster verschämter Artikel über die NEW KIDS ON THE BLOCK läutet die Ära der Boygroups ein:

Mit Technotronic und Jive Bunny & the Mastermixers recken auch die hässlichen Seiten der 90er-Mucke schon kackfrech ihre Häupter. DJ Bobo, Dr. Alban und Blümchen, sie sind nicht mehr fern…

Ihr merkt es – 1989 ist ein Jahr des Aufbruchs. Geradewegs in die Scheiße.

Nun ist die BRAVO nicht dafür bekannt, ein zuverlässiger Führer durch Glanz & Grauen der Popmusik zu sein. Nirgends wird das deutlicher als bei den Plattenkritiken. Jeder dödelige Disco-Scheiß bekommt mindestens drei Sterne:

Aber die wirklichen Pop-Perlen ernten nur ein Schulterzucken:

Ehrlich – 1 Stern für Then Jerico? Seid’s deppert?!

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Manchmal kann ich den kruden Gedankengängen des Kritikers auch gar nicht folgen – ich höre hier vieles, aber sicher nicht die Beatles:

Mitunter finde ich die Meinungsäußerungen der frühvergreisten Bravo-Altredakteure auch regelrecht verstörend – der rote Kreis ist nicht von mir:

Das mit der “political correctness” war noch nicht so ganz angekommen – diese Schlagzeile wäre heute ein Fall für den Rotstift:

Diese Konzertkritik zu Tanita Tikaram ist ein einziger “diss” der Sängerin – wobei ich auf eine solche Sorte Performance prima verzichten kann:

Ich mach’s mal bunt gemischt, weil es sich gerade anbietet – am Titel von Tanita Tikarams Song “Twist in my sobriety” beißen sich viele Radiomoderatoren die Zähne aus. Was genau soll das heißen?! Ich bin nicht sicher, ob die Übersetzer der Zeitschrift da wirklich den Vogel abgeschossen haben:

Nun sind die Lyrics sowieso ein steter Quell der Freude – BRAVO hat “China in your hand” von T’Pau seinerzeit allen Ernstes mit “China in deiner Hand” übersetzt. Damit ist Porzellan gemeint, ihr Honks! Auch 1989 finden sich Perlen – wenn man nicht weiß (wie der Rest der Welt), was ein “buffalo stance” ist, dann sollte man sich gar nicht erst an einer Übersetzung versuchen:

Und es ist eine eher so mittelgute Idee, den aus Dialogschnipseln bestehenden “Batdance” von Prince in die Rubrik aufzunehmen:

Bei “We didn’t start the fire” von Billy Joel sind auch diverse Fehler rein- oder durchgerutscht. “Edsel is a no-go” und “Sally Ride” sind nur zwei Beispiele.

Augen auf bei der Auswahl, sage ich! Das gilt auch für die Kinofilme, die das Blatt vorstellt. Wer hatte da die redaktionelle Verantwortung? Wer traf die Entscheidung, Actiongülle mit Miles O’Keeffe gleich mehrfach reinzunehmen?

Bei manchen Filmen müht man sich redlich, Geschichtsklitterung zu betreiben, um eine Eignung für die Zielgruppe vorzuheucheln:

Ein “toller Tanz-Film”? DIRTY LOVE (so der Originaltitel) ist ein Softsex-Streifen von Horror- und Pornopapst Joe D’Amato! Man beachte, dass man dem Originalplakat und der Darstellerin augenscheinlich mit Edding zu Leibe rücken musste:

Gleiches gilt für BLUE ANGEL CAFÉ, der denkbar harmlos angepriesen wird:

Tatsächlich handelt es sich erneut um einen Schmierstreifen dieser Sorte:

Als hätte es 1989 im Kino keine Alternativen gegeben!

Runterkommen, Torsten, runterkommen. Du hast noch so viel vor dir…

Die BRAVO versucht sich ja immer mal daran, “the next big thing” auszurufen:

Tatsächlich konnte sich die 16jährige Dorkas nicht qualifizieren – was bei dem Titel “Ich hab’ Angst” auch wahrlich nicht verwundert:

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Aber keine Sorge: vier Jahre später lief es für sie als Teil von “Mekado” etwas… na ja, ich möchte nicht “besser” sagen, das klänge nach einer Verbesserung:

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Ich nenne sowas mangels korrekter Genrebezeichnung immer Sekretärinnen-Schlager. Der weitere Weg von Dorkas Kiefer war ein für die 90er typischer: Sketch-Shows, TV-Rollen, Nacktfotos im Playboy (aber nicht mal Cover).

Ebenfalls deutsch, ebenfalls minderjährig war Kathy Joe Daylor (eigentlich Katharine Mehrling), die eine echte Legende zur Seite hatte – auch Legenden haben schließlich mal eine Durststrecke und müssen die Miete bezahlen:

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Wo wir gerade bei blonden Girls und ihrem Grusel-Faible sind – welche Schlagzeile passt nicht hierher?

Das bringt uns nahtlos zu den okkulten Themen und der Tatsache, dass die Bravo nie Probleme hatte, genau das zu propagieren, vor dem sie immer warnte:

“Pendeln (…) ist wie alle diese übersinnlichen Dinge – Kartenlegen, Astrologie und so weiter – umstritten”. Grund genug, daraus auch gleich mal eine Foto Lovestory zu machen! Das hier ist mein persönlicher Favorit aus “Geisterstunde”:

In der gleichen Geschichte finden wir auch ein schönes Beispiel aus der Rubrik “Dinge, die man im Bett nicht über seine Mutter sagen sollte”:

Wenn wir schon bei den Fotoromanen sind, bleiben wir doch gleich mal dabei. Ute z.B. ist in “In den Klauen der Sucht” geradewegs dabei, sich in einen Junkie zu verlieben – die Mimik dazu ist preisverdächtig:

Andernorts wird echte Leidenschaft eher so mittelgut geheuchelt:

Die Sache endet im Glasbruch – und ich bewundere den Fotografen, der im exakt richtigen Moment auf den Auslöser gedrückt hat:

Zwischenmenschliche Gewalt ist bei den BRAVO-Fotoromanen sowieso gerne Katalysator für die große Liebe:

Was wollen alle Mädels noch außer dem “bad boy”, den sie “retten” können? Die große Karriere, den fetten Ruhm natürlich. Stimm- und Charismawunder Nina ist auf dem Weg nach ganz oben:

Doch oh Schreck – der Schmierling der Plattenfirma (?) will sexuelle Gegenleistungen! Ich bringe hier Text und Bild irgendwie nicht zusammen:

In “Die Klau-Boys” (Applaus!) geht es um eine kleptomane Clique, deren Raubzüge zur Gänze den Wahnvorstellungen der BRAVO-Redaktion entsprechen:

Nicht minder kommerziellen Zwängen unterworfen ist die Liebe von Natascha und Stefan – er ist Sprayer und damit auf einem Level mit Junkies und Vergewaltigern. Vielleicht lässt sich daraus aber eine Karriere als Profi-Sprüher drechseln?!

“Die Boutique von Bastis Vater” – der Schlüssel zum Glück!

Auch einen Blick wert: die Fortsetzungsromane der BRAVO – “natürlich mit Auto”:

Die Illustratoren der Geschichten sind allerdings nicht aus der Oberliga ihrer Zunft:

Ich hege übrigens die Vermutung, dass die BRAVO-Redakteure von Partys (vulgo Feten) immer nur phantasiert, sie aber selber nie gesehen haben. So kann ich mich gerade mal an eine (mäßig erfolgreiche) Themenparty erinnern, die ich ungefähr Mitte der 80er besuchte. Es drehte sich alles um Science Fiction und ich war eine Art Space-Cowboy. Hat es damals wirklich Moonwalker-Partys gegeben?

Hat man die Clique zusammen getrommelt, um in Batman-Kostümen oder zu Madonnas “Vogue” über die Tanzfläche zu staksen? Ich möchte es bezweifeln:

Ihr merkt schon: Batman ist immer wieder Thema. Kein Wunder: Im Kino Tim Burtons BATMAN, im Fernsehen die Serie von 1966. Die BRAVO springt voll auf den Zug auf, wenn auch nicht immer faktensicher:

Inkompetenz beweist die BRAVO übrigens nicht nur in Sachen DC, sondern auch in Sachen Marvel, als es um Kostümideen für eine Party geht:

Wenn man aus fremden Quellen abschreibt, sollte man verstehen, was dort steht – hier werden die neulich präsentierten Serials zu Kinofilmen umgemünzt:

Aber Fakten zählen bei der BRAVO ja sowieso nur bedingt, schließlich hat man krudes Plastik-Merchandise zu verschleudern:

Und die passende Bat-Bademode:

Habe ich je gedacht, meinem Gemächt stünde das Batzeichen? Nein! Da gehört – wenn überhaupt! – nur der Aufkleber “keep your hands off” hin.

Etwas verwirrt hat mich diese unübersichtliche Anzeige, in der kaum kommuniziert wird, dass man Shirts zu verkaufen trachtet – Größe braucht man wohl keine anzugeben und die Auswahl des Motivs ist mangels Nummerierung kaum möglich:

Generell sind die Modestrecken der BRAVO wieder ein Tatort erschütternder Geschmacksverbrechen:

Es sollte mittlerweile keinen Zweifel mehr geben, dass 1989 vom Style her schon ein ganz düsteres Jahr ist und ein Vorbote der indiskutablen 90er. Man braucht sich nur mal anschauen, was die Postershops in Jungmädchen-Zimmer zu hängen trachten:

Ich brauche jetzt ein bisschen Humor, um abzukühlen – die Qualität der von Lesern eingesandten Witze hat sich seit 1970 nicht verbessert:

Man sollte die alle ausfindig machen und shamen.

Auch die Cartoons sind eher erklärungsbedürftig als erheiternd:

Vor ein paar Jahren machten ja ein paar besonders desaströse Beispiele für die Brieffreunde-Gesuche in der BRAVO die Runde. Viel besser ist es nicht geworden:

Sehr mysteriös wird es bei den “Flying hearts”-Cartoons, die nicht besonders lustig sind und von einer Marketing-Firma angeliefert werden:

“Ausschneiden und sammeln!!” – ääähhh, nein. Ich vermute, dass diese Strips als Vehikel dienen sollen, um darüber dann Klamotten zu promoten:

Natürlich ist die BRAVO sich weiterhin nicht zu schade, redaktionellen Inhalt und Werbung so massiv wie schamlos zu vermischen:

Ach, wir sind schon bei der Werbung? Super. Mein Favorit in dieser Ausgabe: Bodybuilding wie Perry Rhodan in einem Schwulenporno – und dabei gleich noch alle anderen Sportarten in den Dreck ziehen:

Auch schön: Diese Werbung für den Kabelanschluss, bei der man einem Typen einfach die Logos diverser Sender auf die Jacke geklebt hat:

Hier bin ich mal wieder ob der intendierten Aussage unsicher – ist “jemandem den Kopf waschen” nicht ein extrem negativ besetzter Begriff?

Auf die Aussage dieser Anzeige möchte ich sarkastisch “genau” anworten:

Ahhh, ich vermisse die bewusst provokanten, als Klamottenwerbung aber erschütternd ineffektiven Anzeigen von Benetton:

Und schließlich – Produkte, die es SO nur Ende der 80er geben konnte:

Wir hatten ja weiter oben schon das Thema, dass die BRAVO immer mal wieder die schäbige Musikwelt schönlügen musste, um die Eltern von der Stornierung des Abos abzuhalten. In der BRAVO koksen und ficken Rockstars nicht, sie sind moralisch aufrichtig und entweder Single oder glücklich verheiratet. Siehe:

Ich glaube sofort, dass zwischen Vinnie Vincent und der Porno-Aktrice nicht mehr als ein heißes Foto “drin war”. Der war total brav. ‘türlich, ‘türlich.

Aber nicht nur die bösen Jungs mussten brav sein, auch die guten Jungs:

Heute ist es längst kein Geheimnis mehr, dass Kylie und Jason gerammelt haben wie die Kaninchen. Ist 1989 schlecht für’s Image.

Die BRAVO kann aber auch anders. Wenn es einen Star zu schützen gilt, dann wird auch mal schnell der Ruf von 16jährigen Mädels in den Schmutz gezogen. Der Fall macht 1989 viele Schlagzeilen: Filmstar Rob Lowe war mit zwei minderjährigen Fans im Hotelzimmer und hat blöderweise eine Videokamera mitlaufen lassen. Die Mutter eines der Mädchen findet die Kassette und verklagt den Schauspieler US-style auf mehrere Millionen Dollar. Ich persönlich finde, die Mädels hätten nicht mitgehen und stundenlang mit ihm vögeln sollen. Haben sie aber. Andererseits hätte er es besser wissen müssen. Ein Fall für das Gericht ist es jedenfalls nicht. Aber die BRAVO sieht sich in der Pflicht, Lowe trotz offensichtlicher Verfehlung reinzuwaschen, in dem man die Mädchen als billige Schlampen darstellt: “kein Wunder, dass Rob schwach wurde”, “trinkt gerne”, “superkurzer Mini, schwarze Netzstrümpfe, wissende Augen”, “frühreifes Mädchen”, “lesbische Spielchen”:

Ja, da möchte man schon gerne mal im Strahl kotzen.

Je nach eurer Präferenz mögt ihr eine ähnliche Reaktion auf das folgende Bild haben, das ich als Manager des Stars sofort einkassiert hätte:

Um das Trio der Ekelhaftigkeiten vollzumachen: Ende 89 beginnt der Lambada seinen Siegeszug um die Welt. Die BRAVO kennt keine Scham und berichtet mehrfach auf diese Weise über das 10jährige (!) Mädchen aus dem Video:

Lassen wir das. Was tut sich noch so in der Musikszene? Wer sind die Newcomer? Jungs aus einer Anti-Pickel-Werbung, zum Beispiel:

Oder Mandy Winter, deren Entschluss, zuerst mal die Schule zu beenden, sicher ein weiser ist:

Falls ihr euch nicht erinnert: Mandy Winter verdanken wir einen Anti-Drogen-Song, der mich aus Protest an die Nadel hätte bringen können:

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Manche Hoffnungen der Plattenindustrie wollen sich trotz fleißiger Hofberichterstattung der Jugendpresse nicht erfüllen:

Andere Nachwuchskünstler versteckt man in winzigen Meldungen – was denen vermutlich bis heute sehr recht ist:

Das One Hit Wonder WILL TO POWER ist – in meinen Augen – das schmierigste Gespann der modernen Popmusik:

Für seine Jacke hätte ich anno 1989 aber vermutlich getötet.

Das zugehörige Video wirkt wie eine clevere Parodie miserabler MOR-Mucke:

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Anderes Thema: Ein elementarer Bestandteil (wenn nicht gar primärer Kaufanreiz) sind bei der BRAVO immer die Poster. Aber auch da ist man mitunter etwas eigen bei der Auswahl. Hat sich tatsächlich ein verträumtes Mädchen diesseits der 40 und unter 1,4 Promille dieses Porträt an die Wand gehängt?

Dass Michael Jackson (MJ für seine Freunde) was an der Waffel hat(te), ist noch die freundlichere Untertreibung. Muss man seinem Größenwahn aber ehrlich mit solcher Heldenverehrung Vorschub leisten?

Gute Laune verbreitet hingegen Gary Moore, ein Mann nachweislich harten Rockes (eine Formulierung, die ich Monty Arnold verdanke):

Da möchte David Hasselhoff nicht hintenan stehen:

Die BRAVO führt im Bereich Poster auch eine Neuerung ein – die “Stripes”, bei denen man A3-Seiten aus zwei Heften zusammenklebt. Je nach Auslegung ein PosterXL oder ein StarschnittXS:

Was gilt als sexy 1989? Klickt euch einfach mal durch:

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Von den Tittenbildern zur Tierfolter:

Alter Falter. Alle paar Ausgaben haut die BRAVO ihren unvorbereiteten Lesern Brutalreportagen von Quälerei und Mord um die Ohren, als gälte es, dem eigenen Hedonismus den Kampf anzusagen. Es gibt dann gerne mal 500.000 (!) Leserbriefe, die (folgenlos) die Einstellung solcher Gräueltaten fordern. Ich persönlich finde solche Strecken extrem unangebracht.

Und mit gleichem Karacho zurück zu den Stars. Hier eine Erinnerung daran, wie bezaubernd Silvia Seidel in diesem – ihrem – Sommer ist:

Bros hingegen sind der Meinung, einen Feiertag zu verdienen:

Ihnen mangelt die Erkenntnis, dass sie ihren Zenit bereits überschritten haben.

Hasselhoffs neue Serie STRANDWACHE gilt nach der Ausstrahlung des Pilotfilm noch als Flop und wird von der Bravo bedauert:

Die bezaubernde Kylie hat als Mädchen gerne in eine Bürste gesungen:

So what? Tracey Ullman hat das noch im deutschen Fernsehen gebracht:

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Nach diesem Beitrag kann ich Juliane Werding nicht mehr leiden:

Es ist nicht die Zickigkeit und auch nicht die Begeisterung für Tarot-Karten – die junge Mutter hat allen Ernstes ihren ein Jahr alten Sohn zu Hause gelassen und ist 10 Tage nach Ibiza in Urlaub geflogen!

Mit Fernsehen hat die BRAVO im Gegensatz zu 1970 nicht mehr so viel am Hut. Es werden gefühlt weniger Fernsehstars vorgestellt, es gibt weniger Fernsehtipps. Aber das hier ist dem Magazin eine Sechstel-Seite wert:

Zu meiner großen Freude sind alle Ausgaben des monothematischen Programms online verfügbar. Als Gegengewicht zur Okkulthuberei der BRAVO nun also das:

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Ebenfalls sehr populär in den späten 80ern ist der Kultur-Tausendsassa Andreas Lukoschik, der als Kunstfigur “Leo Lukoschik” Trends und Stilfragen nachspürt. Was kaum einer ahnt – der Mann stammt aus dem Team von Dr. Sommer!

In Sachen Kino sitzt die BRAVO einer Ente auf – wenigstens nicht in einem ganz so dramatischen Maß wie die CINEMA:

Und was ist mit Politik, höre ich euch nicht rufen? Es ist schon kurios. Die BRAVO ignoriert die Ereignisse in der DDR das ganze Jahr lang konsequent. Wende? Kommt nicht vor. Aber nach der Maueröffnung scheint der Redaktion klar zu sein – irgendwas müssen sie bringen. Also bringen sie das hier:

Um Donald Trump zu zitieren: “They don’t send us their best…”

Damit bin ich durch. Wieder einmal ist es ausgeartet und der Beitrag ist mindestens drei mal so lang, wie er sein sollte – und ich habe dreimal so lang gebraucht, wie ich wollte. Es ist mein Schicksal.

Zum Abschluss als Belohnung für alle Tapferen ZuEndeLeser ein Rätsel, vielleicht ein Irrtum, womöglich ein Skandal. Im Mai 1989 ziert die BRAVO ein sexy Cover:

“Tom Cruise” ist wie angekündigt auch im Innenteil als Poster zu sehen, wenn auch deutlich abgedunkelt (sofern das nicht nur am Scan liegt):

Meine These? Das ist nicht Tom Cruise. Das ist irgendein männliches Pinup-Model, das Tom Cruise ähnlich sieht. Beweise? Keine. Aber ich habe Indizien. Zuerst einmal ist das eine Art von Pinup-Foto, die Cruise traditionell selten außerhalb des Kontexts seiner Filme zugelassen hat. Die Person auf dem Fotos wirkt sehr groß – Cruise ist gerade mal 1,70 Meter. Im Internet lässt sich diese Aufnahme auch nicht finden, zumindest nicht in Zusammenhang mit dem Superstar.

Wurde die BRAVO reingelegt? Hat sie ihre Leser reingelegt?

Zoomen wir mal näher ran – ist DAS Tom Cruise?!

Ich bin 90 Prozent überzeugt: nein. Was meint ihr?



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24 Kommentare
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Olaf
Olaf
25. Mai, 2022 08:05

Vielleicht ein Tom oder ein Cruise aber sicher kein Tom Cruise!

S-Man
S-Man
25. Mai, 2022 08:58
Reply to  Olaf

Vielleicht sogar wirklich EIN Tom Cruise, dann hätten die noch nicht mal gelogen.

Selle
Selle
25. Mai, 2022 08:59
Reply to  Olaf

Vielleicht ein Tom Cruise aber nicht der Tom Cruise.

Aber Sophie Marceau ist sexy.

S-Man
S-Man
25. Mai, 2022 09:00

Ich habe sogar noch die “Moskito Song II” CD vor 2 oder 3 Jahren explizit gekauft. Aus reinem Sammlertum, weil sich da ein sonst nirgends veröffentlichter Die Ärzte Song drauf findet. Auch wenn er zu recht nirgends anders zu finden ist 😀

S-Man
S-Man
25. Mai, 2022 11:08
Reply to  Torsten Dewi

Japp war ein Grund mehr, die CD mit dem Cover zu kaufen 😀

Marcus
Marcus
25. Mai, 2022 09:26

Das ist Thom Cruz. Der Kumpel von Bruce Le.

Kuhbaert
Kuhbaert
25. Mai, 2022 10:05

ich bin kein Zahntechniker aber tatsächlich hatte Cruise mal recht markante Zähne.

Das kann schon hinhauen:
https://de.todocoleccion.net/kino-fotos-postkarten/tom-cruise-postal-minerva-ano-1989~x96624071

Bei den Augenbrauen bin ich mir nicht so sicher.

Kuhbaert
Kuhbaert
25. Mai, 2022 10:25
Reply to  Torsten Dewi

Ich hab mal nach anderen anatomischen Merkmalen geschaut.
Der Tom auf dem Poster hat nen komischen Bauchnabel.
Der echte Tom nicht. Somit bin ich bei dir.

comment image?quality=75&strip=all&w=646&h=431&crop=1

Jake
Jake
25. Mai, 2022 11:09

Ja ist denn heut’ schon Weihnachten!? 1989 wurde ich 12 und alleine wenn ich mir die Stickerbeilage auf dem BRAVO-Cover anschaue, geht mir das Herz auf. GHOSTBUSTERS 2 und BATMAN haben mich damals komplett weggeblasen, Ralph Macchio (KARATE KID), David Hasselhoff (dieses Motiv hing als großformatiges Poster in meinem Kinderzimmer) und auch Richard Dead Anderson (das auf dem “Tom Cruise”-Cover abgebildete Poster zierte ebenfalls meine vier Wände) waren die Helden meiner Kindheit. Und was ich als frisch Pubertierender von BAYWATCH hielt, kann man sich denken.

NEW KIDS ON THE BLOCK wurden bei uns erst 1990 so richtig bekannnt, als ihr Album “Step by Step” in Deutschland auf Platz 1 ging. Den Song “Step by Step” habe ich damals in Dauerschleife gehört und kann die Lyrics erschreckenderweise immer noch auswendig.

Zu der Tom Cruise-Debatte: Hier ein Oben-Ohne-Bild von Cruise aus TOP GUN. Achtet mal auf den Bauchnabel. Der scheint mir “tiefer” zu sein als auf dem BRAVO-Cover.

Rudi Ratlos
Rudi Ratlos
25. Mai, 2022 11:52

Gary Moore sieht aus wie Jon C. Reilly – oder andersrum 😀

Ansonsten wieder sehr spannend, dass sich die Ausgaben der frühen 90er wohl gar nicht so viel von denen der End-80er zu unterscheiden scheinen.

milan8888
milan8888
25. Mai, 2022 15:53

Das ist nicht Tom Cruise. Der hatte zuerst ziemlich schiefe Zähne und auch als sie dann gerichtet wurden waren sie nicht symmetrisch zum Gesicht ausgerichtet. Sprich die Mitte seiner Nase verläuft nicht zwischen den beiden Schneidezähnen. Einfach mal nach Tom Cruise Middletooth googeln.

Marko
25. Mai, 2022 18:49

Ich hab davon so gut wie alles mitbekommen, logischerweise. Zwei Anmerkungen:

  1. Das Lambada-Mädchen fand ich im Tanzvideo schon befremdlich. Kurz davor hatte ich Stephen Kings “Es” gelesen und war über den dortigen Kindergangbang auch recht… irritiert. Wird mir erst heute klar, dass Kinder Ende der 80er offenbar einen sehr fragwürdigen Fokus “genossen”.
  2. Der Fall der Mauer war für uns hier in Hamburg tatsächlich ebensowenig Thema wie in der BRAVO. Natürlich hat man die TV-Berichte gesehen, aber es gab für uns gefühlt irgendwie wichtigeres damals.

Danke für die Arbeit und die Flashbacks! 89 bin ich volljährig geworden, ohne heute das Gefühl zu haben, damit erwachsener geworden zu sein. Verrückte Zeit.

Thomas Bunzenthal
Thomas Bunzenthal
25. Mai, 2022 20:16
Reply to  Marko

Das erste Mal, daß ich “Kindergangbang” lesen durfte…

Matts
Matts
26. Mai, 2022 17:11

Natürlich hatte MJ einen an der Waffel, aber hey, Donald Trump wurde auch als der Gott-Imperator aus Warhammer 40K dargestellt. Im Vergleich dazu ist das Bravo-Bild wenigstens schick gemalt und kein peinlicher Photoshop.

Dr. Nick
Dr. Nick
30. Mai, 2022 17:48

Fehlt Thomas Fritsch (den ich charakterlich gar nicht übel fand) da ein Zahn, und wenn ja, warum lässt er sich dann so für ein Poster fotografieren? Juliane Werding finde ich als Mensch übrigens auch gar nicht schlecht.
Und nee – Tom Cruise ist das nicht. Der Typ auf dem Cover sieht eher aus wie der unbekannte Posterboy auf dem/n Posterstripes.
Zu der Benetton-Werbung fällt mir spontan auf: Wie da die Hautfarben zwingend so verteilt wurden, wären sie heute ebenso zwingend andersrum: Heute wäre die Mutter weiß, das Kind braun. No other way.

Peter Krause
Peter Krause
1. Juni, 2022 23:47

“… weil er mit ansehen musste, wie ein Strolch seine Eltern umbrachte.”
Und ich hätte beinahe gewettet, dass der Begriff “Strolch” schon seit hundert Jahren nur noch verniedlichend konnotiert wird.

trackback
10. Juli, 2022 17:17

[…] Letztes Mal hatten wir die launigen späten 80er, nun sind wir wieder in den beigen frühen 70ern unterwegs. Falls jemand sich nicht erinnert: […]