Final Thoughts: STAR WARS –
THE BOOK OF BOBA FETT
Themen: Film, TV & Presse |
Wir erinnern uns: In meinem FIRST LOOK zur neuen Star Wars-Serie lobte ich die Vertrautheit des Universums und der präsentierten Elemente, mahnte aber gleichzeitig an, THE BOOK OF BOBA FETT müsse sich deutlich bemühen, eine eigene Sprache und einen eigenen Look zu finden. Immer nur "Italo-Western auf fremden Planeten" kann nicht die Marschrichtung sein.
Leider ging es danach steil bergab und ich greife nicht sehr weit vor, wenn ich konstatiere: THE BOOK OF BOBA FETT ist – gerade im Vergleich mit den bisherigen Staffeln THE MANDALORIAN – ein Desaster. Nicht, weil die Serie konkret schlecht ist. Sie ist nur total chaotisch und gleichzeitig leblos, überladen und gleichzeitig entkernt, fett und gleichzeitig dünn.
Vier Folgen lang sehen wir Boba Fett in zwei konfus zusammen geschnitten Zeitebenen dabei zu, wie er nach den Ereignissen von DIE RÜCKKEHR DER JEDI-RITTER versucht, der Unterwelt-Boss von Tatooine zu werden. Szenen aus DER PATE, DUNE und LAWRENCE VON ARABIEN geben sich die Hand, Staub und knarziges Männerschweigen der Sergio Leone-Westernwelten sollen ein dramatisches Gewicht vortäuschen, das einfach nicht vorhanden ist. NICHTS passt zusammen. Boba Fett handelt grundsätzlich träge, falsch, unentschlossen und aus einer Position der Schwäche heraus. Wir verstehen nie, warum er Daimyō sein will – und warum ihm jemand Gefolgschaft schwören sollte. Er hat weder die Mittel noch die Motivation noch den Mut für die Aufgabe – und alles, was er tut, führt den Planeten eben nicht in die Freiheit, sondern in Vernichtung und Chaos.
Er ist zudem keine Figur, die sich beliebig zum Helden umdeuten lässt. Seine ehrenvolle Absicht, Tatooine die Freiheit von den Offworld-Syndikaten zu garantieren, basiert eben immer noch auf der Prämisse, dass er als Mafia-Oberhaupt illegal regiert. Es gibt keinen "guten" Paten und gerade an diesem Disconnect scheitert jede Chance, sich mit dem Charakter identifizieren zu können oder zu wollen.
Aufgefüllt werden die Episoden mit den üblichen bunten Charakteren aus dem STAR WARS-Fundus, die hier leider nur theoretisch cool sind: Black Krrsantan, Cad Bane, Garsa Fwip. Sie alle werden super eingeführt, letztlich stehen sie aber primär dumm rum. Noch schlimmer die "Mod Gang" mit ihren bunten Motorrollern – das ist eine derart peinliche Anbiederung an die Jugendkultur der Mods (siehe QUADROPHENIA), dass man sich nur noch fremdschämen kann. What the hell, Star Wars?!
So stolpert THE BOOK OF BOBA FETT vier Folgen lang von einer antriebslosen Szene zur nächsten, während der eigentliche Plot (die Übernahme von Tatooine durch das Pyke-Syndikat) komplett offscreen stattfindet. Alle Elemente für eine Kickass-Serie sind da, sie werden nur konsequent falsch präsentiert und kombiniert.
Und dann… vollzieht die Serie eine Kehrtwende und gibt sich selber auf, so seltsam das klingen mag. Die Episoden 5 und 6 verlassen Tatooine und Boba Fett und fungieren eher als spielfilmlanger Epilog zur zweiten Staffel THE MANDALORIAN. Als hätte man eingesehen, dass THE BOOK OF BOBA FETT nicht klickt und man doch lieber auf bewährte Figuren und Plots zurückgreifen sollte. Es funktioniert dahingehend, dass man als Zuschauer die alten Helden wie Freunde begrüßt und den Szenenwechsel als frischen Wind empfindet. Aber es kann das zusammen gestoppelte Wrack, das THE BOOK OF BOBA FETT ist, nicht retten.
Zurück nach Tatooine geht es dann nur noch mal fürs Finale, wenn die komplette Sammlung an falschen Entscheidungen, die Boba Fett getroffen hat, zum erwarteten Debakel-Showdown führt. Jede Menge absurd folgenloses pew pew und dramatische Musik, aber wenig logische Auflösung. Kaum mehr als ein VFX-Showcase, bei dem man das gesamte verbliebene Budget raushaut.
Nein nein, Star Wars, das war nix. Da muss mehr gehen. Bisher ein Highlight, eine Gurke. Nun strengt euch bei der dritten Staffel von THE MANDALORIAN mal wieder ein wenig mehr an und wetzt die Scharte THE BOOK OF BOBA FETT mit dem hier aus:
Wir sehen uns im Mai 2022.
Ja, schon schade. Da hätte man sehr viel mehr erwarten dürfen.
Meine Rezi: http://www.sitzkartoffel.de/the-book-of-boba-fett-ist-wenig-mehr-als-ein-groschenroman/
Ich habe erst drei Folgen gesehen und stimme Dir bisher völlig zu.
Eine Frage/Unstimmigkeit die ich nicht nachvollziehen kann ist das Alter des Protagonisten. Zwischen den Episode II und Rückkehr der Jedi liegen nach meinem Verständnis maximal 30 Jahre (irgendwer hat das bestimmt mal monatsgenau ausgerechnet). Wenn er damals um die zehn war (nach den Rückblenden eher jünger) kann er also noch keine 40 sein. Jetzt glaub ich schon dass a bisserl Anverdauung einen altern lassen, aber er wirkt doch eher wie um die 60 in der Serie…
Das Problem liegt in meinen Augen größtenteils in der Entscheidung, bei Temuera Morrison als Darsteller zu bleiben – und der ist mittlerweile 61. Aber freu dich: du hast die Highlights der Serie noch vor dir.
Naja, Obi Wan war auch nur 57 Jahre (Tom Cruise ist 59!) als er Hopps gegangen ist. Anakin hat immerhin ne gute Ausrede, wieso er so stark gealtert aussieht, aber der war ja auch nur 45. Tatooine ist echt kein Ort, wo man ewig jung bleibt.
PS: Boba Fett ist laut Canon um die 41 Jahre alt. Aber er ist auch ein Klon, da kann man einiges wegerklären, wenn man möchte.
Erklären kann man immer alles – die Frage ist, ob es dem Zuschauer glaubwürdig erscheint.
Ernstgemeinte Frage: Macht es Sinn, als Mandalorian-Fan einfach nur Folge 5+6 zu gucken, oder muss man sich den Quark davor antun, damit die beiden Episoden knallen?
Man kann die letzten drei Folgen anschauen – auch hilfreich, um bei der dritten Staffel MANDALORIAN den Anschluss nicht zu verpassen.
Zwar teile ich die Kritik an den ersten Folgen durchaus. Die nachfolgende überraschende Mandalorian-Fortsetzung fand ich aber doch ziemlich sensationell, nicht zuletzt wegen des wer und wie all der dort auftretenden Charaktere… (Wobei ich die allerletzte Episode noch nicht gesehen habe.)
Das habe ich ja auch an keiner Stelle bestritten.
Die letzten drei Folgen fand ich gut. Aber Boba Fett hat man irgendwie entzaubert. Temuera Morrison wirkt irgendwie zu kräftig und zu klein und schaut immer nur grimmig in die Kamera. Ständig läuft Boba Fett mit seinem Helm in der Hand herum für mich schon einmal der größte Fehler und beraubt Ihn seiner coolness.
Das Problem war, dass Disney eine anscheinend beliebte Figur zum Helden umwandeln wollte und dabei nicht gemerkt hat, dass die Figur beliebt war, weil sie eben ein Schurke war (in der Originaltrilogie). Ist eben ein Fall von Kuchen haben und essen wollen.
Genau so. Interessant ist, wie das bei PEACEMAKER gemacht wird – auch darüber werde ich nächste Woche was schreiben.
Ich denke, daß Boba Fett nicht beliebt war, weil er ein Schurke ist, sondern weil er "badass" ist.
ich habe jetzt auch Boba durch (vorher obi-wan durchgeschaut) ich kann alle deine Kritikpunkte nachvollziehen, aber beim Schauen haben sie mich nicht gestört. Das liegt vermutlich auch daran, dass ich keine Ahnung mehr hatte, wer eigentlich boba fett genau war. was mir aber auffiel war das Boba fett durch die vielen wüsten/landschaftsaufnahmen viel teurer wirkte als obi-wan.