Elstercon 2010: Hütte. Gerockt.
Themen: Film, TV & Presse, Neues |Diese Woche war anstrengend, weil ich als Urlaubsvertretung gleich zwei Zeitschriften machen musste. Allein. Schnell. Preiswert. Da lernt man ganz neue Sachen. Nun aber komme ich endlich mal dazu, euch was von meinem Wochenende zu erzählen.
Samstag früh fuhr ich nach Leipzig, mit einem Mietwagen (Mercedes B-Klasse – unverschämte 11 Liter auf 100 Kilometer). Punktgenau an der Stelle meines letzten Knöllchens wurde ich gleich wieder geblitzt. Langsam sollte ich mir überlegen, eine Flickr-Gallerie mit den Bildern anzulegen. Hrmpf.
"Grubenweg 12" hatte ich aus dem Kopf nach der Google Maps-Routenplanung beim Frühstück in das Navi eingegeben – hätte ich mir die korrekte Adresse "Gerichtsweg 12″ gemerkt, wäre ich sicher nicht in einer Leipziger Laubensiedlung am Stadtrand gelandet. Gepaart mit einer Großbaustelle, die zu umfahren sich als tückisch herausstellte, überschnitt sich meine Ankunft im "Haus des Buches" elegant mit dem Beginn meines Vortrags. Hotel einchecken, Hemd wechseln, Vortrag vorbereiten? Was für Pussies. Von der Autobahn auf die Bühne, der Rest ergibt sich. So mag ich das.
Die Elstercon ist eine "kleine" Con mit klarem Fancharakter, dem Hauptaugenmerk auf Büchern, und einem so erstaunlich wie erschreckend altehrwürdigen Publikum. Ich fand es besonders spannend, dass hier auch viel an DDR-Science Fiction gehandelt wurde.
Also rein in den Saal, und meine "Vollgas"-Reisetasche mit Requisiten auf den Tisch gestellt. Tischmikro ist doof, ich wollte nicht sitzen, aber so ein bisschen Raum beschalle ich auch noch locker "von Hand". Gut zwei Drittel war der Saal gefüllt, ich fragte zum Start: "Wer kennt mich nicht?". Fast alle Hände gingen hoch. Kaum Freunde, aber auch keine Feinde. Gute Voraussetzungen.
Ich werde dieser Tage noch versuchen, euch den Vortrag digital und multimedial zu präsentieren, aber bis dahin müsst ihr euch gedulden. Es sei nur vermerkt, was die Lokaljournalistin der Leipziger Volkszeitung als Eindruck mit nach Hause nahm:
Gut, ich kenne keinen Thomas Dewi, und man mag es für schludrig halten, in kurzer Folge von "Science Fiction", "Sciencefiction", und "Sci Fi" zu schreiben, aber ansonsten stimmt das soweit alles.
Nach dem Vortrag sprach mich ein älterer Herr an: Ich solle vielleicht nicht so oft "scheiße" sagen. Meine Freundin packte unbemerkt die unersetzlichen Requisiten ein, die ich natürlich auf dem Tisch stehen gelassen hatte.
Danach war wenigstens Zeit, sich ein wenig auf der Con umzusehen, und siehe da: Leser und Kommentator Homisite war vor Ort! In meiner Begeisterung drückte ich ihm gleich meinen neusten Nibelungen-Schinken signiert in die Hand. Seinen Bericht dieser denkwürdigen Begegnung findet ihr auf seinem Blog.
Es lief auch jemand mit einem "SF-Fan.de"-T-Shirt rum, mithin ein Anhänger der lesenswerten Seiten von Florian Breitsameter. Er entpuppte sich als der mir durchaus bekannte "Schockwellenreiter". Richtige Namen sind wohl zu oldschool, oder?
Und weil guter Dinge drei sind, sprach mich auch noch ein Besucher mit den Worten an, ich hätte mich seit den SF-Tagen in Dortmund 1997 sehr verändert. Was stimmt. Unglaublich aber, dass der sich an mich erinnert.
Zeit zum einchecken. Ein DDR-Plattenbau, umgebaut zu einem "Hotel garni". Völlig in Ordnung, hatte für mich sogar was von Ostalgie. Außerdem gerade mal 150 Meter vom Veranstaltungsort entfernt. Und WLAN haben die in der Zone auch (OLAN?).
Die nächsten zwei Stunden bummelte ich mit meiner Freundin durch Leipzig, und wir aßen lecker italienisch im Schatten der berühmten Nikolai-Kirche. Es wurden Erinnerungen an meine DOK Leipzig-Abenteuer wach. Dann war die Podiumsdiskussion dran:
Thema: "Science Fiction: Woher – wohin?". Die Gästeauswahl war etwas unglücklich: Greg Bear musste alles übersetzt bekommen, was nicht nur den Diskussionsfluss hemmte, sondern auch dazu führte, dass er ausschweifend Fragen beantwortete, die so nicht gestellt worden waren. Das tat er aber zumindest recht unterhaltsam. Thor Kunkel nervte mich anfangs mit einem unangebrachten Nazi-Vergleich in Bezug auf Heidi Klum, fing sich aber schnell wieder, und Lukas Kollmer hatte augenscheinlich wenig Lust, überhaupt da zu sein. Ich riss entschlossen einen Gutteil der Redezeit an mich. Wer mich kennt, ist nicht verwundert.
Ich unterhielt mich hinterher noch ein paar Minuten nett mit Greg Bear, schließlich haben wir einige gemeinsame Bekannte.
Danach hatten wir einen Ausflug geplant, der fast noch torpediert wurde durch eine (uns unangekündigte) Preisverleihung und Feier an diesem Abend. So gerne wir teilgenommen hätten – die Aussicht auf einen "Nacht-Flohmarkt" reizte uns mehr. Und direkt danach stolperten wir auch noch in einen Feuerwerkswettbewerb mit anschließender Lasershow. Man kann wahrlich nicht behaupten, Leipzig hätte uns wenig geboten. Noch ein Erdbeer-Gose im "Synfonie", und dann war es auch schon wieder an der Zeit. Am nächsten Vormittag ging es wieder gen Heimat, mit Zwischenstopps am Völkerschlachten-Denkmal (whoa!), und in Kulmbach (mmmhhh…).
Insgesamt also ein super Erlebnis, ich hatte einen Heidenspaß, und es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn es meinem Publikum nicht auch so gegangen ist. Ich habe verstärkte Lust, wieder was in Richtung Seminare zu machen. Für die nächste Con habe ich den Veranstaltern Wolle Hohlbein und Diane Duane als Gäste ans Herz gelegt.
Mein ganz persönliches Fazit: Vier Stunden auf der Bühne sind mir zu wenig. Ich will eine eigene Con.
Von euch war augenscheinlich keiner außer Homisite da. Undankbares Pack.
"Punktgenau an der Stelle meines letzten Knöllchens wurde ich gleich wieder geblitzt."
Soll ich dich jetzt für deine Hartnäckigkeit bewundern oder lieber für deine eher flache Lernkurve veräppeln? 😉
"Gut, ich kenne keinen Thomas Dewi…"
Damit will dir dein Karma sagen, dass du dich nicht immer so aufregen sollst, wenn einer deiner Kommentatoren hier "Thorsten" schreibt – denn immerhin ist da noch Platz für mehr falsche Buchstaben. 😉 😉
"Von euch war augenscheinlich keiner außer Homisite da. Undankbares Pack."
Der Wortvogel hat die ganze Veranstaltung nicht einfach mal nach, sagen wir, Düsseldorf verlegen lassen, damit auch wer kommen kann, der nicht hinterm Mond lebt (nix für ungut, Homisite). Ungefälliger Schuft. 😉 😉 😉
"Dewi, der, wie er anfangs im Eiltempo aufzählt, an so ziemlich jedem Film, Drehbuch und Roman der Branche seit 20 Jahren mitgewirkt hat…"
Da warst aber fleißig in den letzten 20 Jahren.
Bonusgags zu dem wiederholten Knöllchen:
– Was erwartest du: Mengenrabatt?
– Irgendwann entwischt er der Radarfalle. IRGENDWANN…
– Die Redaktion der "Land-Idee" war von der Bildreportage "Straßen in den Osten im Wandel der Jahreszeiten" eher mäßig begeistert.
Sorry, heut ist mal einer dieser Tage, die man nur mit Dauerironie ertragen kann…
Ich warte gespannt auf den Vortrag.
Hihi, und deinen rühmlichen Titel als "inoffizielles SF-Arschloch Deutschlands" hat man wieder unter den Tisch fallen lassen…hätte sich doch bei der Vorstellung so gut gemacht.
Wieso es in der modernen Welt aber anscheinend unmöglich wird, mit seinem korrekten Namen bezeichnet zu werden, ist weiterhin ein Rätsel.
@ Tornhill (höhö): OFFIZIELLES SF-Arschloch Deutschlands, wenn ich mich recht erinnere…
"Von euch war augenscheinlich keiner außer Homisite da. Undankbares Pack."
Was soll ich denn im Osten? Die haben doch den Solidarbeitrag, da brauchen die nicht auch noch mich! :p
Ihhhh, Gose. *würg*
Schade, wäre gern vorbeigekommen. Aber Freitag oder Sonntag hatten dem feinen Herrn ja nicht zugesagt 🙂
Tomas ohne H…
Frag mich auch manchmal, wann du schläfst 😛
Hätte ich irgendwie wissen können, dass du da sein würdest? Aus diesem Blog?
Und nach Leipzig führten meine Wege mich irgendwie nicht.
Ich glaube, die Lokaljournalistin des Beitrags könnte links vor mir gesessen habe. Das Mädel da hatte die ganze Zeit mitgeschrieben – und war als einzige Person im Raum jünger als ich…!
@Homisite: das wäre irgendwie informativer, wenn wir wüssten, wie alt du bist. So kann das nämlich entweder ein Zeichen für ein Rentnertreffen oder für Kinderarbeit sein. 😉
@Marcus: Okay, stimmt eigentlich :-). Bin noch 29. Könnte mir vorstellen, dass die Schreiberin Azubine oder Volontärin war (hatte anscheinend ihren Freund dabei).
PS: Also wie Torsten schrieb ein "erschreckend altehrwürdigen Publikum".
PPS: Super fand ich auch, als Torsten beim Namen des Perry Rhodan’schen Mausbibers etwas schwamm und sofort drei Leute aus dem Publikum Gucky riefen.
Also um einen Thomas Dewi in Leipzig zu sehen ist mir Lääpzzisch zu weit, aber wenn ein Torsten Dewi mal in Köln oder Ddorf unterwegs ist, bin ich gern derjenige im Publikum, der auf die Frage "Wer kennt mich?" laut "WORTVOGEEEEL!" schreit. 😉
@Chris: +1 !
Und ich erkläre mich sogar dazu bereit, mit faulem Gemüse zu werfen, wenn der Hausrocker wieder nicht den Namen des Mausbibers weiß! 😉
@achim: https://wortvogel.de/2010/09/19-9-2010-die-elstercon-2010-in-leipzig-der-wortvogel-spricht-zum-volk/ h noch seite 1 dritletzter eintrag momentan….
Heißt es eigentlich DIE Con oder DER Con? Und von was ist das die Abkürzung?
@ Thomas: Ich sage "die Con". Nuff said.
Man wird sich doch noch über Unwichtiges Gedanken machen dürfen.
Ich habe mich gewundert, weil ich bisher immer von DEM Con gehört habe. Beispiel: http://coloniacon.eu/pages/dercon.html
Würde sich der Begriff von "Conference" ableiten, hättest du Recht.
Schwierig, schwierig.
@ Thomas: Es kommt wohl eher von "Convention", und ich glaube nicht, dass es da eine verbindliche Sprachregelung gibt.
@Vogel
Du sagst ja auch "die Review" und das ist do-hoof. 😉
@Wortvogel. Du hast Recht. Und es heißt tatsächlich DIE Convention. Also müsste es logischerweise DIE Con heißen. Wieder was dazu gelernt.
um mal blöd rumzukritteln: das Völkerschlachten fand damals praktischerweise ohne Unterbrechung, quasi über ein verlängertes Wochenende, statt –> Singular 😉
.. wenn du für Gäste sorgst, kannst du deine persönliche Con mit unbegrenzter Bühnenzeit gerne in unserem kleinen Theater im Pfälzer Wald abhalten (127 Sitzplätze)
Kulmbach? Das ist ja ein Geschmack…brrr…..
Bei dem Publikum sieht man also, dass die komplette Bevölkerung vor einem demografischen Problem steht. Was wll man machen. Für die meisten Jugendlichen ist vermutlich der Jamba-Handy-Radar die erstrebenswerteste Science Fiction…
@Howie:
Den Artikel hatte ich übersprungen, ich gebe es zu!
Asche auf mein Haupt.
Natürlich heisst es DIE Con, könnt ihr alle kein englisch?
http://www.youtube.com/watch?v=FvlJBPuaFG4
Das heißt "dem Con" *schmoll*
Musste Arbeiten. Zählt das als Ausrede? Wenn Du das nächstemal in der Gegend bist, werde ich natürlich mein Bestes tun, um Torsten "Thomas" Dewi zu sehen 😀
"Gut, ich kenne keinen Thomas Dewi…"
Natürlich kennst Du den, Du hast ihn ja selbst erschaffen. Irgendwann hast Du mal geschrieben, dass Du Dich fallweise Thomas nennst. Aber das bezog sich, glaube ich, auf den englischsprachigen Raum.
Sag mir nix gegen den Shock Wave Rider, denn Ralf (so sein eigentlicher Name) ist ein echt netter Kerl:-)
Ansonsten:schade, dass Leipzig so weit weg und mei Urlaub komplett verbraten ist. Wäre gern dabei gewesen.
@ Heino: Hab ich was gegen Ralf gesagt?!
"Er entpuppte sich als der mir durchaus bekannte “Schockwellenreiter”. Richtige Namen sind wohl zu oldschool, oder?"
Das klingt schon ein bisschen, als hättest du was gegen ihn (bzw. dagegen, dass er sich mit seinem Nick vorstellt). Allerdings dachte ich, du hättest anhand des Smilies gemerkt, dass ich das nicht ganz ernst gemeint hatte. Blöd gelaufen, war kein Angriff, sondern eher ein schiefgegangener Scherz.
Hey, ICH bin (auch) Ralf. "Hi, Thomas, ich bin Ralf und nun rate, wer ich in deinem Blog bin." 🙂
@Shah: was haste denn ausgerechnet gegen Kulmbach? Hmm!?
Hier noch ein schönes Bildchen:
http://www.flickr.com/photos/starcadet/5006132556/sizes/l/in/set-72157624991714414/
Wirklich Schade das ich keine Zeit hatte.
Ad astra
Fig. 1: Der Autor denkt mit Vollgas (rechts im Bild) — gleich sagt er was!