30
Jan 2024

Trudering: hässlich, aber dafür teuer

Themen: Neues |

Vor einem knappen Jahr erlaubte ich mir einen Ausflug in den Lokaljournalismus und berichtete über die Umgestaltung des Truderinger Dorfkerns, die ich als nicht nur misslungen, sondern auch qualitativ schundhaft empfand. Ihr erinnert euch – so sahen die neuen Sitzbänke am steinernen Brunnen nach einem Jahr aus:

Im letzten Sommer hat sich dann obendrein gezeigt, dass der Brunnen zu nicht nachvollziehbaren Zeiten geschaltet wird – an sonnigen Tagen bleibt er trocken, am Abend oder bei Regen sprudelt er.

Nun bin ich durchaus bereit, nicht nur kenntnisfrei zu kritisieren, sondern auch nachzufragen. So entschied ich mich am 29.5.2023, mal beim Bauamt nachzufragen, denn es war u.a. die Baureferentin der Stadt gewesen, die die Umgestaltung des Ortskerns in höchsten Tönen gelobt hatte.

Meine Email im Wortlaut:


Mich würde interessieren, ob Frau Ehbauer einen Kommentar zum Zustand
der Sitzbänke in Trudering hat, die sie mit großem Tamtam vor gerade
mal acht Monaten der Öffentlichkeit freigegeben hat:

(Link zum Artikel)

Wird es da Nachbesserungen geben? Gibt es einen Verantwortlichen? Gibt
es Konsequenzen?


Ich gestehe: Ich habe nicht wirklich mit einer Antwort gerechnet. Aber ich habe eine bekommen, und zwar knapp drei Wochen später. Nicht von der Baureferentin natürlich, aber von einem anonymen “Presse-Team” des Baureferats – das mich gleich darauf hinwies, dass ich die Antwort nicht als Zitat der Referentin werten dürfe. Nun denn:

Das Gestaltungskonzept zur Umgestaltung der Truderinger Straße wurde unter Beteiligung der Bürger*innen und in Abstimmung mit dem Bezirksausschuss des Stadtbezirkes Trudering-Riem erarbeitet und in einer Einwohner*innen-Versammlung vorgestellt. Die Sitzbänke bestehen aus massivem Eichenholz und wurden speziell für die Umgestaltung der Truderinger Straße entwickelt. Eichenholz eignet sich aufgrund seiner Härte und Witterungsbeständigkeit hervorragend für die Verwendung im Außenbereich, ohne zusätzliche Beschichtungen, wie z.B. Öle, Lasuren oder Lackierungen. Um den natürlichen Charakter des Rohstoffes Holz zu unterstreichen wurde auf eine zusätzliche Oberflächenbehandlung verzichtet. In den kommenden Jahren wird die Farbe des Holzes sich zunehmend in ein silbernes Grau entwickeln. Die braunen Flecken auf dem Belag unter den Bänken entstehen durch die im Holz enthaltene Gerbsäure, die durch Regen ausgewaschen wird und was nach einiger Zeit abgeschlossen ist. Risse im Holz bilden sich durch natürliche Trocknungsprozesse. Im Rahmen des Bauunterhalts werden auch die Bänke regelmäßig durch das Baureferat kontrolliert. Bei Veränderungen, die ggf. den Sitzkomfort einschränken, wie z.B. Grate oder Aufwölbungen, werden diese überarbeitet. Die beschriebenen Prozesse stellen somit weder einen Baumangel dar noch beeinflussen sie die Nutzung der Sitzbänke.

Gut, da kann man denken: Aha, der Dewi hatte mal wieder keine Ahnung von nix – es ist nicht Rost, sondern Gerbsäure. Und fingerdicke Risse sind normal. Das muss so. It’s not a bug, it’s a feature! Besonders, weil das Konzept “unter Beteiligung der Bürger*innen” zustande gekommen ist, also quasi deren eigene Schuld.

Nun sind seitdem weitere neun Monate ins Land gegangen und eben kam ich wieder an den Bänken vorbei (die ich übrigens auch im Sommer praktisch nie in Benutzung erlebe). Fix mal das Smartphone gezogen:

Ja ne, schon klar – das muss so. Wäscht sich raus. Irgendwann. Doch doch. Bis dahin halt eher so mittel ansehnlich. Steckste nicht drin.



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4 Kommentare
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tokra
tokra
30. Januar, 2024 15:38

Das sieht entweder aus, als hätten da Hunde hingemacht und schlecht weggespült oder danach, dass da Farbe von der Bank abblättert und man sich seine Jeans damit ruiniert, sobald man sich draufsetzt. Doppel-FAIL 🙂

Hasi
Hasi
1. Februar, 2024 07:03

Was mich ehrlich gesagt mehr ärgert ist, dass der Umbau im Punkt Verkehrsberuhigung nicht wirklich was gebracht hat. Wenn man da abends zur rush hour lang geht da steppt der Bär es ist einfach nur heftig. Vor allem der breite Gehweg wird jetzt schamlos überall als Parkplatz benutzt. Du gehst da als Fußgänger lang Zack fährt einer mit seiner Riesenkiste vor dir auf den Gehweg und stellt sich da einfach hin. Ja sehr idyllisch.

Da will sich doch dann auch keiner mehr auf irgendeine Bank setzten.

Selle
Selle
1. Februar, 2024 14:24

Das eigentliche Problem ist ja, dass der Platz keine Aufenthaltsqualität hat. Wo es die gibt sitzen die Leute auf Steinen, Gras, Geländern und sicher auch auf einer unbehandelten Bank mit ein paar Rissen.

Die Flecken könnte man aber langsam mal wegkärchern 😉