09
Sep 2023

Fantasy Filmfest 2023, Tag 3, Film 2: MARS EXPRESS

Themen: Fantasy Filmf. 23, Film, TV & Presse |

Frankreich 2023. Regie: Jérémie Périn. Sprecher: Léa Drucker, Mathieu Amalric, Daniel Njo Lobé

Offizielle Synopsis: Was steckt hinter dem Verschwinden einer Robotik-Studentin? Die Ermittlungen führen die Privatdetektive Aline und ihren nach seinem Tod zum Roboter umgewandelten Partner Carlos in die Mars-Stadt Noctis. Auf der Spur des Verbrechens drängen sich aber bald weitere Fragen in den Vordergrund: Warum überwinden immer mehr Android:innen ihre Programmierung und wenden sich gegen ihre Besitzer:innen? Und vor allem: Wie?!

Kritik: Man könnte es sich bei MARS EXPRESS mit der Kritik sehr einfach machen. Es ist eine animierte Variation von BLADE RUNNER und ALTERED CARBON. Was umso redundanter ist, da es von beiden Franchises bereits eigene animierte Versionen gibt.

Wer es sich einfach macht, macht es sich oft aber auch zu leicht. MARS EXPRESS ist, von den offensichtlichen Vorbildern abgesehen, ein großartiges Highlight für Fans von “hard SF”, also von Robotern, Raumschiffen, Technik allgemein. In seinem Universum gibt es viel zu sehen, zu entdecken, zu staunen.

Besonders beeindruckt hat mich die Detailfreude: Praktisch alle technologischen Neuerungen sind plausibel und lassen sich leicht aus aktuellen Entwicklungen extrapolieren. Wir können glauben, dass DIESES 2023 zu DIESEM 21xx führen wird.

Bei der Geschichte selbst werden zugegebenermaßen keine großen Bäume ausgerissen, Jérémie Périn beschränkt sich auf die Klischees des Genres und gibt seiner Hauptfigur Aline wenig Backstory oder persönliche Motivation. Ihr Partner Carlos ist da schon erheblich interessanter.

Technisch spielt das auf sehr hohem Niveau, die Welt von MARS EXPRESS ist aufwändig in 3D animiert, aber klassisch “flat”. Es wird nicht versucht, Fotorealismus zu erreichen, was angesichts der Rotoskopie bei den Figuren auch etwas störend wäre. Man kann mäkeln, dass aktuelle Anime-CGI da bereits deutlich weiter ist, aber ich würde entgegensetzen, dass hier ein gänzlich europäischer Stil versucht und erreicht wurde, der sich eben nicht an asiatischen oder amerikanischen Vorbildern abarbeitet. MARS EXPRESS sieht eher nach der Adaption einer franko-belgischen Graphic Novel aus – und in dem Stil würde ich gerne mehr sehen (Incal, anyone?).

Fazit: Eine sauber animierte, ideenreiche Detektivgeschichte, bei der die Faszination des “world building” alle Schwächen im Storytelling auffängt. Eine schöne Abwechslung auf dem Festival. 8 von 10 Punkten. 

Kein Trailer, nur eine (etwas banale) Szene:

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3 Kommentare
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Matts
Matts
23. September, 2023 10:17

Yes! Das hier ist genau mein Ding. Eine sichtbare Verbeugung vor Klassikern wie I, ROBOT, BLADE RUNNER und GHOST IN THE SHELL, wobei es trotzdem gelingt, in Sachen Worldbuilding eigene Akzente zu setzen. Das Ganze noch gebaut um eine spannende Crime-Story und ich habe nicht wirklich etwas, worüber ich mich beschweren könnte. Zusammen mit DOGMAN bisher mein Highlight!
P.S: Eine weitere mögliche Inspiriation hab ich auch noch erkannt: Bei der Eingangs-Videobotschaft saß der Regisseur ja vor seinem Geek-Regal, wo ich das Videospiel Nier:Automata erspäht habe.

Ende
Auch eine Geschichte, wo die Roboter sich am Ende entschließen, den Planeten zu verlassen.

Matts
Matts
28. September, 2023 11:01
Reply to  Matts

Und er hat deutschlandweit den FRESH BLOOD Award gewonnen. Nochmal Yes!