Fantasy Filmfest 2023, Tag 3, Film 3: THE SURVIVAL OF KINDNESS
Themen: Fantasy Filmf. 23, Film, TV & Presse |Australien 2023. Regie: Rolf de Heer. Darsteller: Mwajemi Hussein, Darsan Sharma, Deepthi Sharma
Offizielle Synopsis: BlackWoman sitzt in einem Käfig fest. Weiße Menschen mit Gasmasken haben sie dort eingesperrt und in der flirrenden Hitze der Wüste zum Sterben zurückgelassen. Dies ist der Anfang einer bizarren Odyssee, die BlackWoman durch eine von Verfall und Krankheit dominierten Welt voller Sprachlosigkeit wandern lässt, in der einzig das Recht des Stärkeren gilt und die letzten Ressourcen klar verteilt sind.
Kritik: Es war deutlich zu spüren, dass die Veranstalter wissen, dass sie mit THE SURVIVAL OF KINDNESS keinen großen “crowd pleaser” im Programm haben. Sie beschrieben den Film als “toll fotografiert, aber sperrig”. Im Saal stellte sich das Publikum auf “Kunst” ein, mit den Anführungszeichen als möglichem Stellvertreter für “Kappes”.
Als jemand, der Kunst nur mag, wenn er sie versteht, bin ich für so ein Projekt eigentlich der falsche Ansprechpartner. Aber es stimmte mich milde, dass Regisseur Rolf de Heer die wohl sympathischste Videobotschaft des Festivals ablieferte und sehr ehrlich über seinen Umgang mit Kritik und die verschiedenen Erwartungshaltungen der Zuschauer sprach.
Und dann… wurde ich überrascht.
THE SURVIVAL OF KINDNESS ist mitnichten sperrig, wie ich den Begriff verstehe. Trotz des kompletten Verzichts auf verstehbare Dialoge (keine Untertitel = verbesserte Konzentration auf das visuell Gebotene) und einige vermutlich bewusst unterlassene Exposition erzählt der Film eine klar nachvollziehbare dystopische Geschichte: BlackWoman lebt in einer postapokalyptischen Welt, die nach einer Seuche (und vermutlich der endgültigen Klimakatastrophe) wieder in die alten Machtverhältnisse zurückgefallen ist. Was es noch gibt, gehört den Weißen, die sich panisch mit alten Gasmasken zu schützen versuchen. Die Schwarzen, vielleicht die Überträger der Krankheit, werden versklavt, gequält, willkürlich ermordet. BlackWomans Odyssee kann als Reise in den Kolonialismus gesehen werden, ihre Suche nach den perfekten Schuhen als Anpassung – und das Ende als konsequenter Rückzug oder gar Resignation. De Heer nimmt den Zuschauer an die Hand, lässt ihm aber auch Raum für eigene Interpretationen.
In der Tat ist THE SURVIVAL OF KINDNESS obendrein noch ungewöhnlich intensiv bebildert, lebt von karg-schönen Locations und einem allgegenwärtigen Gefühl von Hitze und Staub. Man möchte husten.
Das mag nicht jedem gefallen, es mag für viele Besucher nicht die Sorte Film sein, wegen derer sie das FFF besuchen. Aber bei mir hat es gleich am Anfang “klick” gemacht und ich war bis zum Ende nicht weniger involviert als bei koreanischen Actionreißern oder britischen Zombie-Komödien. Das ist ein gewichtiges Lob.
Fazit: Eine einzigartige filmische Erfahrung, bildstark und stumm, die das Publikum spalten wird. Ich selbst war fasziniert und gebe gerne 8 von 10 Punkten, aber ich verstehe auch Unverständnis und Ablehnung.
Sieht sehr interessant aus, besten Dank für die Kritik.
Der Score scheint mir im Trailer etwas üppig aufgetragen – zieht sich das durch? Und:
Wowie kann man das irgendwann sehen?
f.
Für Soundtracks habe ich gar kein Ohr, darum schreibe ich darüber auch so selten. Laut Aussage des Veranstalters hat der Film noch keinen deutschen Verleih. Man kann ihn sich alternativ international besorgen, da er mangels Dialogen keine Synchro braucht.
Die Musik wird eigentlich nur sporadisch eingesetzt und fällt auch eher karg instrumentiert aus. Soweit mich meine Erinnerung nicht trügt wird sie nie richtig opulent.
Ein ungewöhnlicher Film der nach einer etwas Geduld erfordernden Einführung einen zuerst ruhigen Sog erzeugt der zunehmend drängender wird. 9/10