27
Jun 2023

Filmverbrechen-Fotostory: DIE PINUPS UND EIN HEISSER TYP oder: Sascha Hehn beim Schlägerfestival (3/3)

Themen: Film, TV & Presse, Fotostory, Neues |

Welcome back, Kotter! Ich hatte gehofft, den Film in zwei Etappen abhandeln zu können, aber damit komplett daneben gelegen. Manche Filme brauchen einen Beipackzettel – und ich bin euer Apotheker…

Wir verlassen Fredy und seine Betthäschen für einen Moment und ertappen Lisas Galan Henry dabei, wie er von einem DJ die geklauten Bänder der PINUPS überreicht bekommt. Der Mann führt Böses im Schilde!

Entsetzt teilt Rolf seinem Freund Fredy mit, dass für den Abend das Playback fehlt. Was tun, sprach der Scheich?

Und da ist auch schon Klaus Richter mit einem offensichtlich aktuellen Liebchen, um sich “die neuste Disco-Sensation” anzuschauen.

Ich hatte im letzten Beitrag erwähnt, dass DIE PINUPS UND EIN HEISSER TYP habituell genau die Szenen auslässt, die Storyentwicklung und Spannung versprechen. Wäre der Diebstahl der Bänder nicht ein paar Sekunden mehr Laufzeit wert gewesen? Was ist mit Fredy, der blitzschnell eine Lösung aus dem Hut zaubern muss? Alles geschenkt – wir blenden gleich in den Auftritt der PINUPS, der durch “live vocals” und Fredy am Klavier gerettet wird:

Ihr fragt nicht im Ernst, wo die in einer Großraum-Disco einen Flügel gefunden haben und wieso Fredy eine Art Smoking/Frack parat hält, oder?

Whatever works – die PINUPS singen nun endlich “Where are you now?”…

… und selbst das überraschend punkige Publikum ist hingerissen:

Die Mädels zeigen auch rückwärtig vollen Einsatz:

Fredy lässt sich von Klaus Richter bestätigen, dass die PINUPS der heiße shice sind und sofort angeworben werden – für was?

Auch hier ist der Film wieder mal frustrierend vage – vermutlich, weil keiner der Autoren tatsächlich recherchieren wollte, wie die Musikbranche funktioniert.

Zuerst einmal: Die PINUPS haben in der Disco einen Festvertrag. Aus dem kommen sie nicht raus – was wieder ein Konflikt ist, der dem Film gutgetan hätte. Klaus Richter fragt die Beteiligten geradeheraus:

“So, und wann sind Sie so weit, um auf Tournee zu gehen?”

Ist er also ein Konzerveranstalter? Könnte man daraus schließen. Dann sagt er aber plötzlich:

“Ich werde Sie in etwa 14 Tagen in meiner neuen Show einsetzen. Bis dahin müssen Sie mehr als bezaubernd sein. Sie müssen sensationell sein.”

Ist er ein Fernsehproduzent? Man erfährt es einfach nicht. Wir schneiden aus der Großraum-Disco in so eine Art TV-Studio, in dem die PINUPS plötzlich eine Science Fiction-Nummer abliefern, die Jean Michel Jarre, David Bowie UND Daft Punk entsetzen würde:

Ich fühle mich fast ein wenig an diesen Klassiker erinnert:

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Ich bin allerdings nicht sicher, ob diese Bühnen-Outfits geeignet waren/sind, das Publikum für eine fesche Mädchentruppe zu begeistern:

Die Frage, warum die Damen in Neonröhren singen, ist natürlich hinfällig – im Musikladen hat Tracy Ullman einst in Haarbürsten geträllert.

An dieser Stelle möchte ich mich bei Whisper.AI bedanken – die Engine hat den Text des Songs, der “Neon” heißt, dergestalt transkribiert und ungefragt übersetzt:

Es ist ein Neon. Neon, Neon, Neon. Es ist ein Neon. Neon, Neon, Neon. Es ist ein Neon. Neon, Neon, Neon. In der Stadt wissen sie die Schmerzen. Neon-Städte, immer mehr. Kaufen Sie ein Auto von der TV. Gott hat Neon für Sie und mich gemacht. Sie lieben Ihr Plastik. Sie brauchen Ihren Wahl. Dank den 70ern. Neon, Neon, Neon. Neon-Jungs. Neon, Neon, Neon. Es ist ein Neon. Neon, Neon, Neon. Es ist ein Neon. Neon, Neon, Neon. In der Stadt wissen sie die Schmerzen. Neon-Städte, immer mehr. Kaufen Sie ein Auto von der TV. Gott hat Neon für Sie und mich gemacht. Neon, Neon, Neon. Neon, Neon, Neon. Neon, Neon, Neon.

Autor von “Neon” war übrigens Tony Carey, von dem ihr diesen Hit sicher kennt:

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Nach dem durchschlagenden Erfolg des Songs ist es Zeit für die PINUPS, auf Tour zu gehen – ein Flieger impliziert eine “world tour”, aber in Wirklichkeit bleiben die Mädel erstmal vernünftigerweise im Lande:

Die eingeblendeten Tourplakate stiften allerdings schon wieder Verwirrung, was genau die Fans erwartet – eine Band namens PINUP’S (samt Deppen-Apostroph), oder eine Pinup-Show?

Als Düsseldorfer würde ich übrigens vermuten, dass die Girlgroup damals besser in der Phillipshalle aufgehoben gewesen wäre, die heute Mitsubishi Electric Halle heißt. Oder im ZAKK, wenn es eine Nummer kleiner sein sollte.

Aus Kostengründen sehen wir keine Aufnahmen der Tour – eine Blumenübergabe in einer verdächtig nach Filmstudio aussehenden Location muss reichen.

Aber hinter den Kulissen brodelt es, wie man so sagt. Die Mädchen, die je nach Szene gemeinsam oder einzeln im Hotel untergebracht sind, geraten immer wieder aneinander. Grund für die Auseinandersetzungen? Der Besitzanspruch in Sachen Fredy, natürlich.

HILDA: Ich verstehe gar nicht, wie er dich bemerkt hat mit deinem Bügelbrett.

EVA: Jetzt pass auf, dass ich dich und deine dicken Melonen nicht ertränke, du Hexe.

Besonders Lisa ist von der emotionalen Achterbahn sichtlich mitgenommen:

“Ich weiß, dass er mich liebt. Er ist nur zu stolz, es zuzugeben. Eine Liebe wie unsere gibt es kein zweites Mal. Ich fühle das und ich weiß, dass er genauso fühlt wie ich.”

Während Lisa davon weint, dass Fredy nur seine Liebe zu ihr erkennen muss, ist dieser schon dabei, Annabelle klarzumachen. Ich verweise wieder mal auf sein unfassbar scheußliches Outfit aus der Boutique “Sweet Heart”:

Seufz… kommen wir zum unangenehmen Teil dieser Fotostory. Den, der in einer ausführlichen Inhaltsangabe sicher mit “Fredy versucht, Annabelle zu verführen” umschrieben wird:

Ich hantiere manchmal vielleicht zu leichtfertig mit der Formulierung “als Vergewaltigung noch für eine verdammt lustige Sache gehalten wurde”, um die frauenfeindlichen Attitüden solcher “Komödien” bloßzustellen. Denn das hier, das IST eine versuchte Vergewaltigung. Das lässt sich – Kontext hin oder her – nicht schönreden. Fredy wirft Annabelle aufs Bett, diese wehrt sich nach Kräften, er drückt sie nieder, keucht all die ekligen Phrasen, die man in solchen Fällen von Männern hört:

“Mach die schöne Stimmung nicht kaputt. Ich liebe dich. Sehr. Und ich will dich glücklich machen. Du wirst es genießen.”

Ob du willst oder nicht…

Ich möchte glauben, dass diese (und eine noch bevorstehende) Szene der Grund für die 16er-Freigabe war, weil wenigstens bei der FSK jemand verstanden hat, was die Macher des Films wohl nicht sehen wollten: Fredy ist nicht nur ein Schwein, er ist auch ein Vergewaltiger. Diese Szene ist nicht anders interpretierbar.

Unser Held, meine Damen und Herren!

Vollzogen wird die Vergewaltigung nur deshalb nicht, weil Lisa hereinstürmt – und als Reaktion gleich mal Annabelle eine zimmert. Catfight!

Die Tatsache, dass augenscheinlich keiner der Beteiligten hier “stop!” gerufen hat, um das Abrutschen der “munteren Komödie” in ein verachtenswertes Sleaze-Melodram zu verhindern, spricht Bände über die Beteiligten.

Lisa springt ab und ist deshalb am Abend fürs Konzert auch nicht verfügbar. Der Film bügelt das Geschehene mit einem unfassbaren Dialog ab:

FREDY: Ich könnte Lisa umbringen.

(das kann man mittlerweile nicht mal ausschließen)

ROLF: Du warst kein Gentleman, deswegen ist sie nicht hier.

FREDY: Geh mir jetzt nicht auf die Nerven!

 

Lisa ist bei Henry im Bett gelandet – und obwohl dieser schon bei der ersten Begegnung mit Fredy von einem besseren Angebot für die Girlgroup gesprochen hat, ist ihr immer noch nicht klar, dass er die PINUPS auf seine Seite ziehen will.

Man könnte derweil den Auftritt der PINUPS locker ohne Lisa durchziehen – sie ist eh nur Background und die Musik kommt vom Band. Aber es wird tapfer so getan, als müsse das Quartett vollständig sein. So versucht Rolf es zunächst mit ein paar seiner patentierten Imitationen…

… und steigt schließlich selbst ins Kostüm, um die PINUPS zu vervollständigen:

Ich glaube, das ist die einzige Szene, die explizit als Comedy gedacht war.

Im Tourbus der Gruppe kommen sich Hilda und Rolf etwas näher, während Fredy eine Aussprache mit Lisa sucht.

Das geht schief, weil er wieder mal das Arschloch raushängen lässt.

Henry hat derweil einen neuen raffinierten Plan ausgeheckt, um den nächsten Auftritt der PINUPS zu sabotieren (warum auch immer): Er lässt ihre Oberteile klauen. Ich fühle mich an den Sportunterricht in der fünften Klasse erinnert.

Nichts, wirklich gar nichts macht hier Sinn. Wie schon bei den Bändern hätte Henry einfach jemanden bezahlen können, die Klamotten verschwinden zu lassen. Er muss sie nicht selbst in Empfang nehmen. Es ist auszuschließen, dass die Mädchen nur ein Oberteil dabei haben – T-Shirts würden ja auch reichen und lassen sich in Minuten besorgen. Sinn und Zweck der Aktion sind auch zweifelhaft: Klaus Richter wird klarmachen, dass ein “oben ohne”-Auftritt der Karriere sogar förderlich wäre.

FREDY: Na und? Denkt ihr, die da draußen haben noch nie nackte Frauen gesehen?

Aber das ist alles nur ein Nebenschauplatz, denn DIE PINUPS UND EIN HEISSER TYP ist entschlossen, die Widerwärtigkeit endgültig auf die Spitze zu treiben. Was macht Fredy, als er erfährt, dass die Mädchen kein Interesse haben, nackt auf die Bühne zu gehen? Er macht, was jeder gute Zuhälter macht, wenn die Pferdchen nicht spuren: er schlägt zu.

Erst kriegt Eva eine rein…

… dann haut er Lisa was auf die 12…

… und auf Annabelle wartet auch eine Schelle:

Als Hilda eingreifen will, gibt’s nochmal Saures:

Zu guter Letzt – Verwüstung zwecks Einschüchterung.

FREDY: Ihr werdet jetzt sofort auf die Bühne gehen, und zwar nackt. Weil ich es will. Alles klar?

Und so gehen sie auf die Bühne – ha ha, voll lustig.

Das lässt sich die Presse nicht zweimal sagen:

Selbst nach LISA-Maßstäben ist das Ergebnis eine sehr schäbig mit Schere und Kleber zusammen gestümperte “Zeitungsmeldung”:

Wie erwähnt: Klaus Richters Problem ist nicht, dass die PINUPS fast nackt waren – sondern dass sie nur “fast” nackt waren:

“Die Presse macht sich lustig über die Pin-Ups, wo jeden Tag nackte Mädchen in den Zeitungen sind. Können Sie mir verraten, warum die so auf prüde machen? Sehen Sie sich das an! Warum verdecken die Mädchen ihre Brüste? Ich stehe doch da wie ein Idiot!”

Und so wird Fredy als Mastermind der Girlgroup gefeuert. Nicht, weil er Hilda zum Oralsex genötigt hat. Nicht, weil er in der Disco Schlägereien angezettelt hat. Nicht, weil er versucht hat, Annabelle zu vergewaltigen. Nicht, weil er die Mitglieder der Gruppe schwer körperlich misshandelt hat. Er wird gefeuert, weil die PINUPS auf der Bühne ihre Brüste nicht zeigen wollten.

Vielleicht ist der Film doch eine realistischere Darstellung der Branche, als er unter dem Feigenblatt “Comedy” zugeben möchte.

Alter…

In einem komplett deplatzierten Interview-Segment dürfen nun ein paar Fake-Zuschauer beschwören, dass sie die Musik der PINUPS ganz toll finden – nicht auszuschließen, dass Ariola auf diesen Einschub bestanden hat, um ein bisschen den Druck aus der Dramaturgie zu nehmen.

Aber Fredy ist noch nicht fertig. Noch lange nicht. Er sieht sich weiter als Kopf des Projekts, und als die aufgelöste Hilda mitteilt, dass sie zu ihrem sterbenden Vater ins Krankenhaus muss, hat er die passenden tröstenden Worte:

“Das tut mir sehr leid, aber sie kann uns nicht im Stich lassen. Kein Aber! Er wird es überstehen. Also, was soll jetzt das Theater? Deinem Vater wird es bestimmt bald wieder besser gehen. Er ist doch gut versorgt.”

Jetzt merkt sogar Rolf, woher der Wind weht:

“Du hast dich ganz schön verändert, Mann.”

Zum wiederholten Mal erwähnt Fredy einen anstehenden Auftritt im “Musikladen”, der der Band mit 20 Millionen Zuschauern den endgültigen Durchbruch garantiert:

“Die Mädchen treten im Musikladen auf. Und niemand von euch wird jetzt verschwinden. Hört ihr? Niemand!”

Nun ist das ja so etwas wie der finale Konflikt. Fredy steht mit dem Rücken zur Wand, Hilda muss zu ihrem Vater, der Auftritt ist in Gefahr. Und was macht der Film? Überspringt alles, setzt einen Weichzeichner auf und etabliert, dass Rolf und Hilda sich gefunden haben:

Wer sich besorgt fragt, was denn mit Hildas Vater geworden ist:

“Ach Rolf, ich bin so froh, dass mit meinem Vater wieder alles okay ist.”

Are you fucking kidding me?! Fehlen da fünf Minuten?!

Auch Annabelle hat entschieden, dass der Erfolg die Liebe nicht zerstören darf – sie kehrt zu Günter zurück:

An seinen Defiziten arbeitet der brave Mechaniker schon:

“Ich habe angefangen zu studieren. Ich gehe zweimal die Woche zur Abendschule. Und ich nehme Klavierunterricht.”

Fredy sieht eine letzte Chance, sich durchzusetzen – gegen jede Chance hat er das Angebot bekommen, die PINUPS doch noch im “Musikladen” auftreten zu lassen. Als er die Hotelzimmer abklappert, sind alle Mädchen bis auf Lisa bereits fort:

Sie zeigt ihm, was er mit dem Angebot machen kann:

Natürlich wird Fredy sofort wieder handgreiflich, aber Lisa hat in Henry einen neuen Zuhälter gefunden, der ihn zurechtweist.

Was kann der Mann von heute/damals machen, wenn alle Welt erkannt hat, was für “eine fiese Möpp” ((c) Düsseldorf) man ist? Rauchen, saufen, deprimiert sein.

Doch da! Im Fernsehen! Die PINUPS! Komplett und erfolgreich!

Ich bin mir ziemlich sicher, dass an dieser Stelle der echte Auftritt der PINUPS im Musikladen vom Oktober 1980 vorgesehen war (siehe Teil 2 der Fotostory). Zur Promotion wurden damals sogar seltene Backstage-Aufnahmen gemacht:

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Allerdings scheint man sich mit der ARD wegen der Rechte nicht einig geworden zu sein, denn das hier ist nur eine billige Kopie mit dem Onscreen-Titel “Music Shop”:

Fredy hat letztlich erreicht, was er erreichen wollte – die PINUPS sind Stars. Aber er steht draußen wie der Vollhorst, der er ist. Eilends in das Aufnahmestudio gefahren, stellt er fest, dass man ihn nicht mal mehr reinlässt.

Der Schmerz, er sitzt tief. Die Demütigung, die Verachtung. die Respektlosigkeit. Und die Kellnerin springt auf seinen habituellen “Aus dir mache ich die nächste Barbra Streisand”-Spruch auch nicht an. Versager sind nicht sexy.

So kann Fredy nur zusehen, wie die PINUPS begeistert von den Fans empfangen werden. Sie kommen ohne ihn klar.

Zum Standbild des Nachspanns gerät Fredy ins Grübeln – hat er denn nicht alles getan? Hat er die Mädels nicht bestiegen, geschlagen, missbraucht und gedemütigt? Was muss ein Mann denn NOCH tun, um im Musikbusiness erfolgreich zu sein?!

Fast könnte man meinen, er kommt ins Grübeln… aber ne, dann lieber doch nicht. Die nächste Ische kommt bestimmt…

Uff. Ich leiste Abbitte. Bei der LISA, bei Tommy Ohrner, bei Fierek, beim ollen Retzer und allen Knallchargen, sie sich am Wörthersee die Gage mit Slapstick und Sexgags verdient haben. Mit Ausnahme der ausländerfeindlichen Ausfälle in EIN KAKTUS IST KEIN LUTSCHBONBON ist das alles Kindergarten-Chauvinismus. CCC-Filmkunst hingegen zeigt, wo der Hammer hängt. Ich habe noch nie einen Film gesehen, der ein so offensichtlich moralbefreite Drecksau als sympathischen Protagonisten zu verkaufen versucht. Ein heißer Typ, indeed.

Die Kritik des Lexikons des Internationalen Films zielt mit dem Urteil

“Dürftige Unterhaltung mit unverhülltem Werbecharakter für die Musik.”

erheblich zu niedrig. Ja, DIE PINUPS UND EIN HEISSER TYP ist offensichtlich ein reines Marketing-Produkt, am Reißbrett entworfen und mit dem geringst möglichen Aufwand umgesetzt. Der Verleih hält das in seiner Eigenwerbung für “Entertainment und Comedy”, was ich nicht mal besoffen unterschreiben würde.

Das hier ist kein Film über die Musikbranche, es ist ein Film über Prostitution. Fredy ist der nichtsnutzige “Loverboy”, der die Mädchen verführt und mit dem Versprechen von großer Liebe und schnellem Geld gefügig macht. Dann werde sie in billige Outfits gesteckt, unter Beobachtung gestellt und ausgebeutet. Wer nicht spurt, wird vergewaltigt oder geschlagen. Raus kommen nur die Mädchen, die sich einen dummen Freier angeln (Günter) oder an einen neuen Zuhälter verhökert werden (Henry). Diesen Ablauf mit einem Cartoon-Cover und “flotten Sprüche” als Komödie zu vermarkten, ist mehr als zynisch. Es ist schändlich.

Einem Leserhinweis verdanken wir diese schöne Übersicht über die Lebensgeschichte von Produzent Atze Brauner, die auch mal verfilmt gehört.

Mitgespielt hat bei der ganzen faulen Nummer natürlich wieder die CINEMA, die dem Film satte vier Seiten plus Poster widmete, ihn aber offensichtlich nicht gesehen hatte, wenn man den Unfug der Inhaltsangabe liest:

Überraschend, dass ich in der BRAVO nichts über DIE PINUPS UND EIN HEISSER TYP finden konnte, obwohl der Film für die Postille maßgeschneidert scheint.

Für mich kann das Urteil nur lauten: Filme wie dieser sollten unter Strafe gestellt werden, weil sie nicht automatisch die Karrieren aller Beteiligten beendeten: die CCC produzierte fleißig weiter, Hehn startete im gleichen Jahr mit dem TRAUMSCHIFF durch, und auch die PINUPS trieben sich (unter wechselnder Besetzung) noch ein paar Jahre im Musikbusiness herum.

Aber wenigstens lässt sich festhalten, dass der Film sein primäres und sein sekundäres Ziel nicht erreicht hat: über eine nennenswerte Kino-Auswertung konnte ich keine Informationen finden, und als Promotion-Vehikel für die PINUPS scheint er auch nicht funktioniert zu haben.

Und dennoch, dennoch werde ich mir entweder KREUZBERGER LIEBESNÄCHTE oder NACKT UND HEISS AUF MYKONOS mit Hehn ansehen. Weil es eine direkte Korrelation zwischen der Widerlichkeit der Filme und ihrer Eignung für diese Reihe gibt. Ich bin nur froh, dass ich dank dem Frankster nicht mehr alleine leide…

Hier noch der Trailer – “ein musikalisches Kaleidoskop von Weltformat”…:

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Revilo
Revilo
27. Juni, 2023 16:46

Keine Chance das es sich nicht doch um eine bitterböse Satire, die ihrer Zeit vorraus war, handeln könnte? ;-]

Martin
Martin
27. Juni, 2023 22:09

Wahrscheinlich wollte Sascha Hehn mit der Schurken-Charakterrolle zu den Top-Darstellern der Zunft aufsteigen. Quasi “Das Schwein” 15 Jahre bevor es das “Das Schwein” gab.

Matts
Matts
29. Juni, 2023 16:39

Wow….
Das wurde wirklich unerwartet düster im 3. Teil.
Wo ich von Teilen rede: Das neue aufsplittete Format gefällt mir sehr! Das geht gut durch.

Lebrow
Lebrow
11. Juli, 2023 14:37

Interview mit Tobias Meister über seine Softsex/Klamotten/Komödien Zeit und evtl. seine Synchron Historie wäre cool.