19
Jun 2015

Filmverbrechen-Fotostory: EIN KAKTUS IST KEIN LUTSCHBONBON oder: Kloakentauchen in der deutschen Kinokomödie

Themen: Film, TV & Presse, Fotostory, Neues |

juckenIch kann es nicht bestreiten – ich habe Blut geleckt. Die Analyse von “Zärtliche Chaoten 2” hat mir bewiesen, dass die deutsche Kinokomödie der 70er und 80er einer Neubewertung harrt. In sträflicher Leichtfertigkeit – gespeist aus akademischer Arroganz – haben die Filmhistoriker dieses Segment bisher vernachlässigt. Ausnahmen bestätigen die Regel und zu diesen Ausnahmen gehört das launige nebenstehende Werk des unvermeidlichen Martin Hentschel, der aber – ebenso hormongesteuert wie vorhersehbar – primär der deutschen Bumskomödie das Wort redet.

Genug davon!

Es ist Zeit, zurück zu schauen! Es ist Zeit, die Lücken zwischen den Schulmädchen und den Supernasen zu füllen. Und an wem bleibt’s hängen? Ihr ahnt es schon…

Begeben wir uns also auf eine Safari in die kreative Wüste des glatzköpfigen Stammesfürsten Otto W. Retzer. Der hat in seinen bisher knapp 70 Jahren so ziemlich alles produziert, was nicht bei 3 auf den Bäumen war, von Schlager/komödien/romanzen wie “Kinderarzt Dr. Fröhlich” (mit Roy Black) über Ferkelfilme wie “Drei Schwedinnen in Oberbayern” bis hin zu Sleaze (“Die Schulmädchen vom Treffpunkt Zoo”), Horror (“Die Säge des Todes”), Martial Arts (“Royal Destiny“) und schließlich “Das Schloss am Wörthersee” (wieder Roy Black). Retzer produziert, schreibt, dreht, spielt auch selber gerne mal den Fiesling. Ein Tausendsassa in Sachen Trash.

Und ja, für so etwas kann man das Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen bekommen.

Ich habe mir aus Retzers Lebenswerk einen Film ausgesucht, der auf den ersten Blick wenig bemerkenswert scheint, der nur eine Fußnote seines cineastischen Schaffens darstellt, aber gerade in seiner Flüchtigkeit als Zeitdokument dienen kann.

Willkommen zu:

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Ja, das ist Jürgen “König von Mallorca” Drews. Ja, der Film heißt völlig sinn- und kontextfrei “Ein Kaktus ist kein Lutschbonbon”. Ja, der SPIEGEL bezeichnete den Streifen in einem lesenswerten Artikel von 1982 als “Schrott”. Das ist richtig, aber längst nicht erschöpfend.

Ich habe mich entschlossen, diesen “Kaktus” quasi als chronologischen Fotoroman zu besprechen, denn in der Tat – die Bilder müssen für sich sprechen, keine ausschweifenden Erklärungen würden ihnen gerecht.

Aufblende:

Kaktus 00001Ist er nicht, in der Tat. Erkenntnisgewinn? Fehlanzeige. Dazu Bumsmusik und die samtene Stimme von Drews: “Keep smiling! Jaaa, so ist’s gut…”. Überraschenderweise dreht “Axel Adam” gerade keinen Amateurporno mit einem Münchner Society-Groupie, sondern er fotografiert seinen Kumpel, den lustig-doofen Bruno, als Höhlenmenschen.

“Du siehst aus wie Hilde Knef vor’m Liften!”

Warum er das tut? Axel braucht Vorlagen für eine Comic-Serie, die er für das seltsam benamste Bumsblatt “Play-Me” zeichnet und schreibt:

Kaktus 00004Trotz der Zuhilfenahme von Referenzfotos ist es mit den handwerklichen Fähigkeiten Axels nicht weit her, wenn man dem kurzen Blick auf “Als die Bayern noch Schwänze hatten” glauben darf:

Kaktus 00002Das sieht eher nach Tijuana Bible als nach Männermagazin aus, die eindeutig pornographischen Kritzeleien müssen der Bundesprüfstelle anno 1980 entgangen sein:

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Etwas seltsam erscheint mir dabei, dass der Film einen darauf Bezug nehmenden Alternativtitel hat, nämlich (und jetzt kommt’s) “Als die TIROLER noch Schwänze hatten”. Es muss wohl nicht extra erwähnt werden, dass keine Szene im Film in Tirol spielt. Bayern, ja. Tirol, nein.

“Dann geh doch zum Film, die stehen doch auf Porno mit Vergangenheitsbewältigung. Als die Bayern noch Schwänze hatten – auch ein Kapitel deutscher Geschichte.”

“Und besser als die Blechtrommel.”

Man darf sich übrigens durchaus wundern, dass so eine Rammelpublikation sogar auf dem Cover die kruden Figürchen von Axel Adam zeigt statt eines knackigen Models.

Axel ist aber nicht nur Zeichner, sondern wohl generell so Fotograf, Grafiker, Werbedesigner, etc. Und in diesem Kontext schuldet er einem Reisebüro einen Auftrag – einem Reisebüro, das gerade eine Mitarbeiterin mit zwei Aufträgen losgeschickt hat:

1) Artwork bei Axel abholen

2) Lottoschein mit 6500 Mark Gewinn einlösen

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Echte Münchner sehen es sofort – das ist die alte Filiale des “amtlichen bayerischen Reisebüros” am Karlsplatz/Stachus, direkt neben dem Spielzeugladen Obletter. Bonuspunkt für die Erkenntnis, dass dieser Establishing Shot mit ziemlicher Sicherheit vom Dach oder aus einem Fenster des gegenüberliegenden Kaufhofs aufgenommen wurde.

Weder die Filiale noch das Haus sind übrig geblieben – Google Streetview zeigt heute diese Fassade:

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Mehr Lokalkolorit: Die Mitarbeiterin Gaby (ja, damals war Gaby noch ein Vorname und kein schäbiger Witz) und eine Freundin unterhalten sich über dies und das. Zeitschindung, die uns auch sensationell sinnlose Nahaufnahmen der Freundin beschert – und das nicht ohne Grund:

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langer-sexy-1984-11Das ist die Aktrice Renate Langer aka Renee Dupont. Sie hat mehrere Male, auch in größeren Rollen, für Retzer gearbeitet – und Retzer hält sein Ensemble in Lohn und Brot, auch wenn es nur mit unnötigen Nebenrollen ist. Langer ist das erste Versprechen des Films, die semi-professionelle Nackedeuse winkt als Erwartung textilfreier Tatsachen. Doch oh weh, wir werden enttäuscht. Schon nach zwei, drei Sätzen ist Langer aus der Szene und aus dem Film.

Gaby wandelt durch das alte versiffte Stachus-Untergeschoss und Schundkurbler Rolf Olsen setzt für Otto W. Retzer erstnals auf hanebüchene eingestreute Ablenkungen, um den lahmen Plot aufzuhübschen. Zeit also für ein wenig Politsatire – es war schließlich das Jahr des Umbruchs im Iran. Her mit ASYLANTENPACK:

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Ha. Ha. Ha.

“Und die Ajatollahs stehen immer noch am Ölstand.”

Der Rest des Persergesocks verkauft Drogen, die von der Münchner Schickeria und sogar den vorbei kommenden Polizisten begeistert probiert werden. Bezug? Bedeutung? Bewertung? Keine Ahnung.

Egal – ist ja nur ein Überbrücker, bis Gaby den Weg zu Axel geschafft hat. Und weil es vom Stachus bis zur Amalienpassage, in der die nächsten Szenen spielen, ein paar Minuten dauert, kann gleich mal die nächste Nebelkerze geworfen werden – der arme Bruno trifft auf… die TUNTE!

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“Ahoi! Will mein Süßer mit mir segeln gehen?”

“Du hast wohl einen Schuss durch die Socke, wa?”

Hammerlustig. Die Schwuchtel will den Doofmann Bruno anbaggern, aber der steht nicht auf Kerle. Ein Brüller, subtil inszeniert und fern aller Klischees. 30 Sekunden belichtetes Zelluloid, 30 Sekunden verschwendetes Leben – Ziel erreicht.

Aber jetzt!

Noch keine zehn Minuten Laufzeit und schon kommt es zum ersten Treffen von Adam und Eva… ach neee, Axel und Gaby. Er eher so:

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“Ah, schöne Stachelbeere – liebäugeln Sie mit mir? Ich bin der flotte Schelm, den Sie anfliegen wollen.”

Sie eher so:

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“Mensch, Ihr Charme fetzt mich vom Hocker – haben Sie keine andere Platte?”

Kurze Randbemerkung: Babsi May war für die frühen 80er wirklich ein Leckerchen, an das viele Jungs im hormonell übersteuerten Alter ihr Herz verloren hatten. Leider entschied sich die dauergewellte Blondine im Widerstand zum Zeitgeist dafür, sich weder für Playboy noch für Retzer auszuziehen und behielt selbst in Filmen wie diesem das Oberteil an. Ein paar Jahre später heiratete sie dann auch noch ganz standesgemäß ihren Kollegen Wolf Roth.

Für die unverzichtbare Fleischbeschau in “Kaktus” ist Babsi May also nicht zuständig. Renate Langer auch nicht. Darüber wird noch zu reden sein…

Weil Regisseur und Autor Rolf Olsen in seinem ganzen Leben noch keinen erträglichen Dialog zustande gebracht hat und man Drews und May wohl auch keine Improvisation zumuten wollte, werden die Gespräche der (sich zu diesem Zeitpunkt noch unausstehlich findenden) Turteltauben von ein paar weiteren Klischees gerahmt, die jede Schwarte krachen lassen.

In der schummerigen Schwabing-Kneipe kommt es zuerst einmal zu einem Austausch, der als Meta-Text wohl die Filmindustrie blamieren soll, aber eher dazu dient, die absolute Bodenlosigkeit des retzerschen Geschäftsmodells zu verdeutlichen. Es sprechen die UNTERFICKTEN AKADEMIKERINNEN:

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“Also für mich muss ein Film sozialkritisch analysieren. Perfektion? Was ist das schon? Reaktionär-faschistoider Auswuchs von sturem Fleiß und Talent.”

“Aber ein gewisser Lernprozess – etwa praktische Erfahrung, wie man einen Film macht?”

“Quatsch. Das schafft nur elitäre Qualitätsabstände. Kunst ist Politik und das heißt: Gleichschaltung der Mindertauglichen mit denen, die bestimmen, was Kunst ist.”

Seufz. “Kaktus”, das ist an dieser Stelle bereits klar, ist die gelebte “Gleichschaltung der Mindertauglichen”.

Nächster Tag im “Café Lido”.

Udo Jürgens’ Mega-Hit “Aber bitte mit Sahne” hatte erst vier Jahre auf dem Buckel – Zeit, ihm ein filmisches Denkmal zu setzen. Olsen schenkt uns ganz in diesem Sinne die FETTEN VERFRESSENEN FRAUEN:

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“Mir ist gestern Gottseidank mein Hausarzt gestorben – mir kann keiner mehr was sagen.”

Denen sehen wir drei, vier Minuten zu, wie sie sich eine Cremetorte nach der anderen reinstopfen, bis ihnen die Sahne aus den Ohren rinnt. Cinema vérité – die schonungslose Wirklichkeit, wie ein wildes Biest in den Käfig einer deutschen Kaugummikomödie gesperrt. Rawwrrrr!!!

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Im Hintergrund dieser perversen Miniatur ohne Motivation wird stickum am Plot gebaut: Axel überredet Gaby, zur Promotion seines Comics heimlich zu dokumentieren, wie die Leute auf ein nur zufällig in der Telefonzelle liegendes Sexheft reagieren. Und Gaby vergisst dabei den Umschlag mit den 6500 Mark in der Telefonzelle.

Es folgen die üblichen (Comedy-Faustregel: immer drei) Beispiele für die außerordentlich erotisierende Wirkung der “Play-Me”. Zuerst wird einem Teenager die Hose so eng, dass es aus dem Schritt regelrecht dampft. Das ist so erwartbar wie wenig berichtenswert. Dann aber kommt… die GEILE HAUSFRAU!

Nun könnte jemand einwerfen: “Hausfrau? Ich dachte, das ist ein Heft mit nackten Weibern!”. Mitnichten. Weil’s eh schon wurscht ist und der Gag mit einem Mann nicht funktioniert, hat “Play-Me” nun plötzlich auch Fotostrecken mit nackten Kerlen:

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Der Laie staunt, der Fachmann wundert sich – und die Hausfrau rubbelt sich einen an der Gurke, während sie der Schwiegermama am Telefon versichert, beim gemeinsamen Abendessen müssten die Lebensmittel nur mal richtig rangenommen werden:

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“Würstchen mit Eier – und die Füllung! Ja, was man reintut! Zum reinbeißen! Die Masse muss reingedrückt werden, von beiden Seiten. Und dann hinein – jaaa!”

Man kann nicht so viel facepalmen, wie man sich schämen möchte.

Es sei übrigens an dieser Stelle willkürlich vermerkt, dass “Kaktus” – wie die meisten Retzer-Filme – aus Budgetgründen vor Ort stumm gedreht und dann nachvertont wurde, teilweise störend auffällig. Die Stimmen passen oft genug weder zu den Personen noch in Klang oder Lautstärke in die Szenerie.

Aber ich sprach ja von DREI Bewunderern des Schmuddelblatts – und es wundert bei einer bayerischen Komödie niemanden, dass Geilbock Nummer 3 der VERKLEMMTE PFARRER ist:

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Heinz Eckner to the rescue! “Der Dicke” arbeitete über zwei Jahrzehnte auch immer wieder mit Retzer – und wenn nicht, dann war er TV-Sidekick von Rudi Carrell in den Shows des beliebten Holländers, der übrigens auch Filme für Retzer drehte. Riddles within puzzles, games within mysteries!

Herr Pfarrer steckt das Hefterl ein und besteigt einen Bus in die Provinz.

Nun könnten wir den Plot endgültig in Gang setzen: Gaby merkt, dass sie den Geldumschlag im Sexheft vergessen hat und begibt sich mit Axel auf eine Odyssee durch das bayerische Voralpenland, um ihn wieder in die Hände zu bekommen.

“Sie haben doch gesehen, mit welcher Linie der Kuttenmolch abgerauscht ist!”

Nicht. So. Schnell.

Es gibt ausreichend urbane Randgruppen, denen Olsen und Retzer  noch nicht ins Gesicht gepinkelt haben, also bringen wir noch ein paar Minuten mit lustigen Intermezzi rum. Da ist zum Beispiel die TOTAL FETTE SAU:

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Die (der?) bestellt im Café gleich mal “sechs Sahnetorten!” und stößt schließlich nach bester Stummfilmtradition mit Bruno zusammen, der als depperter Rollerskater das halbe Lokal zerlegt:

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“Ich glaub’, mein Hamster bohnert – du siehst aus wie Heino als Astronaut!”

Jawoll, steigen’se ein, fahren’se mit, nächste Runde geht rückwärts!

Vor dem Café trifft Bruno dann noch auf eine weitere Randgruppe der 70er, die sich protestierend den Weg bahnt – die GAMMLER sind dran:

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“Der Deutsche ist kein Sklave”, “Liga der Leistungsverweigerer”, “Renten für Jedermann” – ich könnte mich an dieser Stelle in die Verschwörungstheorie versteigen, dass ein aus der Zukunft zurück gekehrter Gottschalk diesem faulen Pack was vom BGE erzählt hat…

“Wir brauchen Geld für Schnapps und Bier – auf Arbeitsplätze scheißen wir!”

Endlich ist des Slapsticks genug ertragen, endlich ein Wechsel der Lokalität. Der Pfarrer schmuggelt das Heft in die Provinz – was man auch prima symbolisch deuten könnte: Die Verkommenheit der städtischen “freien Sexualität” bricht sich auf dem Lande Bahn, bedroht das Idyll, zerrüttet die etablierten Machtstrukturen. Sie ist ein geiler Virus.

Erstes Opfer dieses Virus wird dann auch gleich die liberale Lehrerin, gespielt von Beatrice Richter, die sich in den Credits noch verschämt “Patrizia Richter” nennen lässt. Aber die Sketchpartnerin von Rudi Carrell (der ja auch mit Retzer… ach so, wisst ihr schon?) und Diether Krebs ist unverkennbar:

Kaktus 00017Wer es extra-spannend möchte, sollte jetzt schon mal die Blondine rechts im Auge behalten.

Es kommt die erste Szene, die nicht mehr peinlich amüsiert, sondern rechtschaffen fassungslos mach – der feine Herr Pfarrer diskutiert mit den Honoratioren des Ortes die Ausländerproblematik:

“Wir haben wirklich ein Pech mit unserem Ausländernachwuchs.”

“Ja ja, wen der Herr liebt, den straft er. Fremde Hunde werden in unseren Palästen heulen und Eindringlinge das Land verderben. Jesaja 22. Vers. Jedoch große Seelen dulden still.”

“Der hat’s nötig, der ostfriesische Preiß, der rheinhessische!”

“Wenn sie uns Bayern nicht schleunigst unter Naturschutz stellen,  fressen uns die Asylanten auf mit Putz und Stengel.”

“Das kommt alles von der Humanität, von der verlogenen. Schaut’s euch doch nur mal meinen Betrieb an: Der Kellner ist ein Tschech, die Köchin ist aus Saloniki, das Mädchen aus Jugoslawien und der Hausbursch ist Pakistani. Und nächste Woche kriege ich einen vietnamesischen Schankbursch. Deutsch versteht zu Hause nur noch der Dackel!”

Der Stammtisch ist alive and well in der Teenie-Komödie…

Nach meiner Recherche lautet der Text von Jesaja 13:22 übrigens:

“und wilde Hunde in ihren Palästen heulen und Schakale in den lustigen Schlössern.”

“Louisa Hopf” bekommt das Heft aus Versehen untergeschoben – und unwissentlich infiziert von seiner Moral zersetzenden Kraft, baut sie einen folgenschweren Unfall, dessen Aufbau das Hirn in Dampfesschwaden hüllt: Frau Lehrerin rutscht auf einer achtlos weggeworfenen Bananenschale aus. Diesen Klassiker untergräbt Olsen durch den genialen Kniff, dass sie dabei auf dem Fahrrad sitzt. Ja genau – sie rutscht MIT DEM FAHRRAD auf einer Bananenschale aus. Dabei stürzt sie so nahe an einem Lastwagen, dass ihr Rock von einem Stück Draht herunter gerissen wird. Woher der Draht kommt? Na, das ist der Draht, der immer an der Trittstufe zum Truck-Cockpit hängt, natürlich!

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Ich würd’s auch nicht glauben, wenn ich es nicht gesehen hätte – aber das Ergebnis überzeugt:

Kaktus 00018Haha! Unterwäsche!

Nun ist der Dame ja nix passiert, was mir den Vorwurf einbringen könnte, mit dem Begriff “folgenschwer” zwei Absätze weiter oben leichtfertig um mich geworfen zu haben. Mitnichten! Denn durch diesen Unfall kommt das Sexheft in die Hände der wahrlich nicht “halbwüchsigen” Heide, wir ihr gleich merken werdet.

Jetzt hatten wir mehr als drei Minuten Handlung, nach einer knappen halben Stunde Film wollen die ersten Kinogänger sicher auch mal pinkeln gehen. Also wieder ein Intermezzo, diesmal dargeboten von der FRECHEN SCHULKLASSE. Die sind so frech, frecher geht’s kaum. Da hat doch so ein Bengel Kondome mitgebracht, die nun aufgeblasen werden wie Luftballons! Ja, hat man denn sowas schon…?

Auffällig an dieser Szene ist primär, dass die augenscheinlich tatsächlich minderjährigen Mädchen in dieser Szene keine Kondome, sondern echte Kinder-Luftballons aufpusten – und die Aussage “Heide will auch einen blasen” nicht ganz die erwartete erotische Sprengkraft hat:

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Beim Studium des Sexhefts wird eine gewisse jugendliche Ignoranz offensichtlich:

“Das ist’n Arsch – das muss ein Mädchen sein!”

Der Religionsunterricht des Pfarrers (Eckner, remember?) erlaubt nun auch einen Insider-Witz:

“Ich komme in fünf Minuten wieder, dann ist diese Klosett-Schau beendet. Oder ihr kommt am Sonntag in die Sonntagsschule, dann könnt ihr euch statt “Am laufenden Band” mein Gesicht ansehen!”

Der Film sitzt nun in einem Dilemma. Einige Zuschauer machen aus der Pinkel- eine längere Zigarettenpause, es ist dem Drehbuch nicht gelungen, Axel und Gaby einander näher zu bringen, und beeindruckende “money shots” von München sind in der Provinz auch nicht mehr zu erwarten.

Schieben wir also eine Nummer. Ein. Eine Musiknummer.

Axel und Gaby schlendern verliebt am und ums Olympia-Stadion, während auf dem Soundtrack Herr Drews sein melodramatisches “Wir werden uns wiedersehen” säuselt. Es klingt wie eine Drohung.

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Des Rätsels Kern und des Pudels Lösung: Das alles ist eine TRAUMSEQUENZ! Jawohl, Gabys großer Traum ist es, mit Jürgen Drews (im schwarzen Ledermantel) durch den Olympiapark zu spazieren. Ja, so ein Luder, so eins!

Und damit, genau damit schaffen wir es über die Halbzeitmarke. Hurra!

Weil wir schon lange (5 Minuten!) keine peinlichen Stereotypen mehr hatten, fragt Gaby (nun wieder in der Provinz) ausgerechnet einen BAYERISCHEN NEGER nach dem Pfarrer:

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Und als wäre Rolf Olsen aus Südafrika und nicht aus Starnberg, spricht Gaby den Lulatsch tatsächlich folgendermaßen an:

“Hey Boy, hier geht’s ja zu wie im Disneyland…”

Die Tatsache, dass Axel nun dringend Fluppen braucht, lässt auf postkoitalen Nikotinjieper schließen, aber das züchtige Stelldichein mit Gaby war ja nur ein Traum (noch dazu ihrer), es ist also die profane Sucht, die ihn zum Automaten treibt.

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Dabei wird er von zwei Dreikäsehochs (wie hoch ist eigentlich so ein Käse?) belästigt, deren mafiöse Forderung zur Stengelabgabe er unvorsichtigerweise rüde ablehnt.

“Autoritäres Arschloch.”

“Trau keinem über 10. Die Jusos haben schon recht gehabt.”

Die Rache kommt schnell und gnadenlos und bedient sich der Tatsache, dass die meisten Wagen in den 70er Jahren noch keine abschließbaren Tankdeckel hatten:

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Na, der wird aber gucken, wird der! Was diese Bengel für einen tollen Witz halten, ist natürlich Sachbeschädigung, wie auch Axel und Gaby feststellen, als die Sache beschädigt ist:

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Man sollte übrigens mal statistisch erfassen, wie viele “coole Typen” in Komödien dieser Dekaden bunt bemalte Käfer und Enten fahren, weil das “total crazy” ist und den total individuellen “spirit” zeigt.

Für alle, die mittlerweile eingenickt sind, fasse ich noch mal zusammen: Eigentlich geht es um ein Sexheft, in dem vermutlich (!) ein Umschlag mit 6500 Mark steckt, der sich nach Pfarrer und Lehrerin nun in den Händen der lüsternen Lolita Heide befindet, die sich auf dem Heimweg den erotischen Erwartungen eines NOTGEILEN NACHBARSJUNGEN erwehren muss:

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“Hast’n Leck im Ballon, wie? Ich brauch’ solche Bumsvorlagen nicht. Ich steh’ nicht auf solche dummen Wurschtel à la Schulmädchen-Report.”

“Ach, spiel doch nicht die kalte Schulter. Ich hab dich doch neulich im Roxy mit der Sieglinde gesehen!”

“Ach, tanz ab! Bei mir kannst du doch sowieso nicht landen.”

“Warum? Einmal musst du doch wen ranlassen!”

“Wer sagt dir, dass ich meine Premiere nicht schon längst hinter mir habe?”

“Umso besser – dann lass dich doch mal von mir vernaschen. Ich war schon immer scharf auf dich.”

“Oh, du dunkelgrüner Laie! Weil bei dir der Wecker nachgeht, willst du bei mir den Führerschein machen? Da suche ich mir lieber einen Scheich – der weiß, wo die Glocke hängt!”

“Und wer sagt dir, dass ich noch keine aufs Rohr genommen habe?”

“Meine Antenne!”

Als der Film in die Kinos kam, war ich 13, mein Bruder 17. Ich kann mich nicht erinnern, im näheren oder ferneren Freundeskreis jemals solche Dialoge mitangehört zu haben. Ich kann mich allerdings erinnern, dem doofen Binger aus der 6.2. sein gesamtes Taschengeld für ein paar dänische Pornoheftchen abgeknüpft zu haben.

Es ist mir leider nicht gelungen herauszufinden, wie der Darsteller des Klassenkameraden heißt:

teenAber es ist trotz meiner absoluten Überzeugung wohl NICHT Robbie Bauer von der damals schwer angesagten Teenieband “The Teens” (2.v.r.):

Teens-Band

Zurück zum Film: Heide hat zwar kein Interesse an der behaupteten Potenz des pickeligen Nachbarsjungen, aber etwas wuschig gemacht hat sie die Angelegenheit wohl schon, denn im Elternhaus zieht sie sich nichtigst an, um die stibitzte Masturbationsvorlage zu studieren – dabei nicht weniger genau studiert von ihrem durch das Fenster stierenden Klassenkameraden:

Kaktus 00026Wir ahnen es: Heide erwischt den Nachbarsburschen dabei, wie er sie geil anstiert, stellt ihn empört zur Rede – und kann sich nicht erklären, warum ihn das scheinbar noch mehr erregt:

Kaktus 00028“Du bist doch selber ein scharfes Huhn! Ach bitte bitte, lass mich doch ein bisserl deine Apferl anlangen…”

Meine Damen und Herren, wir haben BRÜSTE!!!

giphy

Leider sind es nicht die pseudo-selbstbestimmten Brüste der Schulmädchen-Reports, die “sich nehmen, was sie wollen”. Heide weist den Klassenkameraden mit deutlichen Worten zurück, woraufhin er sich die Kleider vom Leib reißt und versucht, sich ihr aufzuzwingen:

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Was nun kommt, wird sogar vom Nachrichtensprecher kommentiert – dem Charakterschauspieler Michael Gahr, der einem wirklich leid tun kann:

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Ja haaa, die gute alte Zeit, als versuchte Vergewaltigung noch eine verdammt lustige Sache war…

Es ist ungefähr dieser Punkt, an dem man endgültig einsehen muss, dass “Kaktus” nicht einfach um der Gags willen billige Klischees raushaut – dies ist ein Film von Leuten mit einem zutiefst ekligen Menschen- und Weltbild, die mit dem gleichen Zynismus gegen Frauen und Schwule, gegen Behinderte und Ausländer schießen. Ein Film des kleinsten gemeinsamen Nenners und des niedrigsten Triebes, bei dem man sich wundert, dass die Beteiligten nicht wenigstens mal den Aufstand versucht haben. Vielleicht haben sie auch. Was weiß ich? Besser macht es die Sache nicht.

Kurzer Exkurs in Sachen Corinna Gillwald, die bereits in Retzers “Zärtlich, aber frech wie Oskar” aufgetreten war und unter dem Pseudonym Corinna Beckh erste Nacktfotos im Playboy untergebracht hatte. Mit rasanten Kurven und üppigem Schmollmund, aber vergleichsweise wenig schauspielerischem Talent gesegnet, steigerte sie ihren Marktwert beträchtlich, als sie nach Ende der Dreharbeiten Jürgen Drews heiratete und dies weidlich ausschlachtete:

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(Die Schlagzeile “Harald Juhnke testet Mineralwasser” ist erheblich witziger als alles, was dieser Film zu bieten hat)

Den Namen Drews trug die Aktrice, die nur noch sporadisch schauspielerisch aufgefallen ist, auch über weitere Ehen und Scheidungen hinweg. Whatever works.

Exkurs Ende.

An jeder Stelle könnten Gaby und Axel nun das Heft finden, das Geld nehmen und heim fahren. Aber 80 Minuten wollen gefüllt und Konflikte gesetzt sein, also werden noch ein paar weitere Knallchargen eingeführt. Wir kommen damit zum GEILEN TÜRKEN:

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Jau, der sieht nicht türkisch aus mit dem eher spanischen Bärtchen und dem eher italienischen Akzent, aber kulturelle Authentizität war jetzt nicht ganz so weit oben auf Retzers Prioritätenliste.

Die nächsten Szenen spielen im Dorfgasthof samt Pension – einer beliebten Kulisse unzähliger Bumsfilme. Tür auf, Tür zu, wie im krachledernen Theaterstadl. Wir ahnen: Ficki ficki in diversen Konstellationen steht an, allerdings züchtig zurückhaltend, denn Retzer produziert “Kaktus” ja nicht fürs Bahnhofskino. Allerdings wird zumindest in Aussicht gestellt, Babsi May könne dort mangels Nachthemd nackt schlafen – eine weitere Finte, um das Publikum in den Sesseln zu halten.

Jürgen Drews schwört an dieser Stelle, ebenfalls nackt zu schlafen. In memoriam: “Des is da So-schnei-is-mia-no-nia-a-Hammer-in-da-Hosn-zamgfoin-Blues” (Hans Söllner)

Ich erspare euch Szenenbilder – der Türke will es einer Hotelbediensteten besorgen, ein Potenzmittel lässt sein Gemächt unschön aufquellen, er sucht verzweifelt auf den Fluren nach Erleichterung – und findet sie in Form einer knabenhaften Kindfrau, die sich als der verkleidete Möchtegern-Vergewaltiger heraus stellt:

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“Ich bin ein anständiges Madl – ich geh mit keinem Ausländer!”

Der kommt übrigens gerade aus dem Zimmer der in dieser Sorte Film ebenfalls unabdingbaren ALTEN SCHLAMPE, die gerade einen Koitus mit dem Toupee tragenden OTTO W. RETZER persönlich überstanden hat:

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“Kann der kleine Ziesemann doch nicht an die Bümpi ran?”

Man kann von dem Mann halten, was man will – er hat sich nie geschämt.

Offensichtlich geht es in diesem Film um alles, nur nicht um die Handlung oder die Hauptfiguren – ein Kaktus ist kein Lutschbonbon und das Leben kein Ponyhof. Drei Minuten lang dürfen die Stadtoberen am nächsten Tag über das faule und unzuverlässige Asylantenpack schimpfen, das hier noch “im Lager” wohnt. Wenigstens lässt der Film weiterhin keinen Zweifel, wes Geistes Kind er ist.

 Zum letzten Drittel muss Äktschn her – und da kommt der inkompetente “Banküberfall” des “Türken” (vermutlich gedreht in der Touristen-Info des Ortes) gerade recht. Schließlich ist der Türke als solcher nicht nur faul und geil, sondern auch kriminell:

Kaktus 00033Überfallen wird hier übrigens der Regisseur höchstpersönlich!

Eine Verfolgungsjagd ist gewünscht und unvermeidlich, schließlich hat uns schon der Vorspann die Beteiligung des Stock Car Clubs Solla versprochen:

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Da guckt er blöd, der Statist:

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Auf dem Stock Car-Gelände kommt es dann auch zum oktanhaltigen Finale – oder das, was Olsen mangels Alternativen dafür verkaufen möchte.:

Kaktus 00036Axel und Gaby (gebt’s zu – die hattet ihr schon vergessen, stimmt’s?) sind mittenmang dabei und weil er eher Lover als Fighter ist, schmeißt Drews seinen Kontrahenten in eine Pfütze, was Olsen allen Ernstes sieben mal ZURÜCKSPULT und wiederholt. Kann man machen. Sollte man vielleicht nicht, kann man aber. Offensichtlich.

Wortvogel

Plot? Welcher Plot? Ach so, der Umschlag mit den 6500 Mark!

Ist nicht im Sexheft. Die blöde Gaby hat sich geirrt und mit ihrem Axel fährt sie unverrichteter Dinge, aber frisch verliebt, wieder nach München.

Wie gesagt: Kann man machen. Sollte man nicht. Muss man sich trauen.

Weil das natürlich kein richtiges Happy End ist, trifft das junge Paar zufällig den Pfarrer, der auf Gottes Geheiß in der Telefonzelle eben noch den Umschlag gefunden hat. MacGuffin, Kommissar Zufall und deus ex machina reichen sich angesichts dieser gelungenen Zusammenarbeit zufrieden die Hände.

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Weil man wegen des schnöden Mammon nicht debil lachend ins Standbild zum Nachspann übergehen kann, muss nochmal der doofe Bruno (bzw. ein “Stuntman”) ran. Er stolpert ein wenig über den Gehweg neben dem Ausgang der Ubahn-Haltestelle Giselastraße:

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Und das, DAS reicht dann endlich:

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Sweet release of death, carry me away under your silvery cloak…

Final Thoughts

Ach. Du. Scheiße. Ich habe tatsächlich einen ganzen Abend damit verbracht, “Ein Kaktus ist kein Lutschbonbon” Szene für Szene durchzugehen. Bräuchte es irgendeinen Beweis, dass ich wohl doch nicht voll ausgelastet bin – hier ist er. Das ist verschwendete Lebenszeit deluxe, Prokrastination premium.

Und doch: Es gibt ein paar Sachen zu besprechen, mit “der übliche Dreck halt” wird man dem Film auch nicht gerecht.

Zuerst einmal hat “Kaktus” tatsächlich einen Plot, wie mager dieser auch sein mag. Es ist eine dünne Wäscheleine, aber eine, die tatsächlich irgendwo hin führt. Das allein verleiht ihm mehr drive als den meisten konkurrierenden, auf Teenager zugeschnittenen Komödien dieser Ära.

Ebenfalls kein Fehler ist die Besetzung: Babsi May ist sehr süß und Jürgen Drews hat unbestreitbar einen lässigen Charme, der ihn selbst durch einen so dürftigen Ringelpiez unbeschadet schlendern lässt.

Der Film bewegt sich, hat mehr Locations als der übliche Softporno und verabschiedet sich nur ein einziges Mal in eine Musiknummer, wie sie in den Filmen der 80er dem Soundtrack zuliebe sechs oder sieben Mal eingeschoben wurden. Die Balance aus Comedy und Backfisch-Erotik ist intakt, selbst 12jährige dürften von den Geschehnissen auf der Leinwand keine roten Ohren bekommen. Trotzdem war er ab 16 freigegeben.

Bonus ist für mich auch immer das Zeitkolorit, vor allem aus dem trendigen München. Während Stachus und Amalienpassage an die 70er gemahnen, atmen Babsi Mays Klamotten schon sehr den Geist der flippigen 80er. Die Neue Deutsche Welle, sie war nicht mehr weit.

Aber all das kann nicht darüber hinweg täuschen, dass “Kaktus” unter der frisch-flott-fröhlichen Schale ein zutiefst widerlicher und fremdenfeindlicher Drecksfilm ist, der sich in Ressentiments suhlt, die er immer und immer wieder für die billigsten Schenkelklopfer instrumentalisiert. Das geht weit über das erträgliche Maß hinaus und kann in dieser Ballung kein Zufall sein. Die Geisteshaltung der feist-spießigen Macher scheint in jeder Sekunde durch – und machen wir uns nichts vor:”Kaktus” ist eben KEIN Kind der neuen Comedywelle, die junge Gesichter und moderne Ideen ins Kino bringen wollte. Wie bei den Gottschalk-Filmen ist das zynisches Altherrenkino, das sich lediglich dem Markt etwas angepasst hat.

“Zur Sache Schätzchen” hatte 1968 gezeigt, wie eine tatsächlich freie und hippe Komödie aussehen kann – “Kaktus” bedient sich hingegen 1981 noch der Mechanismen des Schlagerfilms der 50er, ergänzt lediglich um die erforderlichen nackten Tatsachen. Ohne die Brüste von Corinna Drews hätte der Film ohne Änderungen auch 1954 entstehen können, mit Peter Weck statt Jürgen Drews und mit Theo Lingen als dem Pfarrer. Der Lack der Trends – bei Retzer war er schon immer SEHR dünn…

Da der Zynismus dem naiven Vergnügen des Films immer wieder in die Kniekehlen tritt, schafft es “Kaktus” auch nie, trotz der hohen Geschwindigkeit und der sympathischen Darsteller durchweg unterhaltsam zu sein. Für eine “echte” Teenie-Komödie sind doch zu viele Klischees des Bumsfilms drin, als Rubbelvorlage für die pubertierende Generation 80 hat er einfach zu wenig Fleisch. Ein nackter Hintern, die Hupen von Corinna Drews, ein bisschen Zotendialog – man müsste schon SEHR notgeil sein, um sich hiervon erotisch entfachen zu lassen.

Und doch: Sich mit “Kaktus” etwas genauer zu beschäftigen, war ein faszinierendes Erlebnis, gerade WEIL er so viel über eine Zeit und seine Macher verrät. Weil er zudem zeigt, wie einfach es mal war, Komödien zu drehen, die sogar einen breiten Kinostart bekamen. Der heute getriebene Aufwand war damals völlig unnötig, weil die Rezepte einfacher waren. Dass das Ergebnis zwangsläufig Hausmannskost mit Kapern war? Keine Überraschung.



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Mr. Fox
Mr. Fox
19. Juni, 2015 13:46

Jetzt bitte noch GELD ODER LEBER! 🙂

aZrael
aZrael
19. Juni, 2015 13:49

Ach. Du. Schande. Meinen tiefstempfundenen Respekt für diese sachliche und fundierte Analyse eines wirklich miesen Films – und dass Du das so großartig durchgestanden hast!

reptile
reptile
19. Juni, 2015 13:56

Wortvogel meets Badmovies! Alle Achtung vor dieser wahrlich schmerzvollen Arbeit.

Teleprompter
Teleprompter
19. Juni, 2015 14:15

Der Darsteller des “lustig doofen Kumpel” Bruno ist, wenn ich das richtig sehe, der sehr junge Tobias Meister, der heute den meisten als eine der Top-Stimmen der deutschen Synchronbranche bekannt sein dürfte (u.a. Kiefer Sutherland, Sean Penn).

gerrit
gerrit
19. Juni, 2015 14:17

Naheliegende Frage: Warum tut sich jmd das an? Und dann erinner ich mich an den gebrochenen Fuss.
Kann man so machen, aber ich würde da lieber Filme gucken, die ich mag, schlimmstenfalls nochmal gucken, z.B. in einer Sprache, die ich nicht gut beherrsche.
Aber ich zolle Dir Respekt, was du für Opfer bringst…

Wortvogel
Wortvogel
19. Juni, 2015 14:25

@ gerrit: Das hat mit dem Fuß nix zu tun – ich teste meine Grenzen gerne mal obskuren Filmen aus, ohne dass das zwangsläufig die Parameter Sex oder Gewalt voraussetzt. Das hier war eine interessante Erfarung.

@ Teleprompter: Umso kurioser, dass Meister hier vermutlich von Arno Paulsen (Oliver Hardy) synchronisiert wurde.

Wolkenfels
Wolkenfels
19. Juni, 2015 14:27

Du gibst es Dir aber hart und dreckig.
Was war jetzt schlimmer, der Film oder der gebrochene Zeh?

comicfreak
comicfreak
19. Juni, 2015 15:30

..ach-du-Schande!
Ich werd nie wieder über Kinderfilme meckern.

Doch, werde ich, aber ab jetzt wird mir immer bewusst sein, dass es noch viel schlimmer hätte sein können.

O.O

Bittebitte, bring NIE den Doc dazu, den in Nürnberg zu zeigen

Uwe
Uwe
19. Juni, 2015 15:37

Du hast vergessen zu erwähnen, dass der Meister himself bei 1 Std 6 Min zu sehen ist! Er hat mit “Blutiger Freitag” den vielleicht besten deutschen Actionfilm der 70er Jahre gedreht. Retzer war damals schon Regie-Assi.

sergej
sergej
19. Juni, 2015 17:20

Meister ist auch die Stimme von Brad Pitt und Jack Black. Aber er wurde ja synchronisiert. Man stelle sich vor, der liebenswerte Tollpatsch (diese Funktion hat Bruno doch?) würde mit der Stimme von Pitt sprechen. Das wäre surreal.

Der Mineralwassertest von und mit Harald Juhnke, der würde mich interessieren.

Marcus
Marcus
19. Juni, 2015 19:54

“Ein Brüller, subtil inszeniert und fern aller Klischees. 30 Sekunden belichtetes Zelluloid, 30 Sekunden verschwendetes Leben – Ziel erreicht.”

Oder noch mehr, wenn man danach auch noch drüber schreibt…

Martin Däniken
Martin Däniken
19. Juni, 2015 20:29

Ein Film wo man nicht nur die Seele baumeln lassen möchte ;-).

McCluskey
20. Juni, 2015 00:32

Hääärrlisch… Köstliche Review über ein wohl echt übles Machwerk – davon gerne bitte mehr! Hatte der Hausherr nicht mal vor Urzeiten eine Besprechung von “Sunshine Reggae auf Ibiza” angekündigt?

Was auch einmal interessant wäre – ein Blick auf Trash von der anderen Seite der Mauer vielleicht ergäben sich da ja unterschiedliche Sichtweisen von denen die im und die außerhalb des Systems gelebt haben. Ein heißer Kandidat wäre beispielsweise der hier, dessen vernichtende Kritiken den Hauptdarsteller erst in die Depression und dann in einen bis heute von Verschwörungstheorien umwaberten Selbstmord getrieben haben:

https://de.wikipedia.org/wiki/Sing,_Cowboy,_sing

Oibert
Oibert
20. Juni, 2015 02:32

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich den Film letztes Jahr auch gesehen habe, im Doppelpack mit “Engelchen macht weiter – Hoppe, hoppe Reiter” zusammen mit mehreren Kumpels.
Ich weiß jetzt noch nicht, wie ich das nüchtern durchgestanden habe…

sergej
sergej
4. Oktober, 2017 19:51
Reply to  Torsten Dewi

lobenswerter Leserservice.

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[…] ausgerechnet EIN KAKTUS IST KEIN LUTSCHBONBON zu […]