03
Apr 2022

Fantasy Filmfest Nights XL 2022: SALOUM

Themen: FF Nights XL 2022, Neues |

Senegal 2021. Regie: Jean Luc Herbulot. Darsteller: Yann Gael, Evelyne Ily Juhen, Roger Sallah, Mentor Ba, Bruno Henry

Offizielle Synopsis: Nur mit Mühe sind die Bangui Hyenas den Wirren eines Staatsstreiches in Guinea-Bissau entkommen, doch als ihr angeschossenes Flugzeug in einem abgelegenen Flussdelta niedergeht, bleibt dem härtesten Söldnertrio Westafrikas nichts übrig, als ihr gestohlenes Gold zu vergraben und in einem schäbigen Urlaubsresort unterzutauchen. Dort treffen die Männer auf eine merkwürdige Mischung aus Gästen wie die gehörlose Awa, die mehr über ihre Vergangenheit weiß, als ihnen lieb ist. Streit bricht in der Gruppe aus, doch bald sehen sie sich einer ungeheuerlichen Macht gegenüber, die seit Ewigkeiten im verfluchten Land lauert. Nur gemeinsam haben sie eine Chance, das Inferno zu überleben.

Kritik: Es wurde mehrfach erwähnt, dass SALOUM der absolute Favorit des Veranstalters Rainer Stefan ist und es gehört zu den Späßchen des Festivals, bei solchen Ankündigungen immer kritisch zu raunen und mental abzuwinken. Rainer Stefan erwähnte auch mehrfach, dass sein und mein Geschmack nicht immer deckungsgleich sind (freundlich ausgedrückt). Dennoch glaube ich, dass wir beide Ausnahmetalente erkennen, wenn wir sie sehen – ich erinnere da gerne an FANNY LYE DELIVER’D.

Bei SALOUM steht vor der Frage, WIE der Film ist die Frage, WAS der Film ist. Er beginnt wie ein brutaler Heist-Film mit ins Mythische überhöhten Heldenfiguren, dreht dann in ein Kleinstadt-Gangsterdrama und wendet auf der Zielgeraden erneut in so etwas wie Monster-Action – und entlarvt im Hintergrund die hässlichsten Seiten der afrikanischen Stammeskriege.

Großartige Darsteller, ein faszinierender Soundtrack und eine extrem straffe Regie machen den Genuss von SALOUM zu einer echten Erfahrung. Das hier ist so unfassbar fresh, so ruppig, so fremd, aber dennoch absolut stimmig. Vieles nur angedacht, nur angerissen, aber letztlich perfekt eingepasst in das nur aus Bruchstücken bestehende Leben der Protagonisten. Kleines Budget, großes Kino.

Wie ZALAVA trägt SALOUM die Handschrift der Kultur, aus der er stammt. Er ist mit nichts vergleichbar, hat keine Vorgänger und kann keine Nachahmer finden. Wer auf das Festival geht, um sich begeistern zu lassen – hier.

Ein existenzialistischer senegalesischer Italo-Western. Wer hätt’s gedacht?

Die einzige Kritik, die ich anbringen kann, ist der sicher den Produktionsumständen zu verdankende und ermüdende Einsatz von handgeführten Kameras ganz nah an den Figuren. Je größer die Leinwand, desto schneller kann das seekrank machen.

Fazit: Eine raue Mischung aus Crime, Mystery und politischer Zustandsbeschreibung, comichaft überdreht und aus einem genuin afrikanischen Blickwinkel erzählt. DAS Highlight für Leute, die sich auf dem FFF herausfordern wollen. 9 von 10 Punkten.

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2 Kommentare
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Thomas
3. April, 2022 14:48

Ja, war GROSSES Kino! 😎

Thies
Thies
3. April, 2022 21:41

Für meinen Geschmack ein wenig zu viele Spielereien wie Voice-over, Freeze-Frames, Schrifteinblendungen oder Rückblenden-Schnappschüsse. Das wirkte als wollte der Regisseur in seinem Erstling gleich alle Tricks aus seiner Kiste unterbringen. Strukturell erinnerte es an “From dusk till dawn” nur mit zwei Twists statt einem und politischem Subtext. Da beim Übergang zum dritten Akt ein größerer Info-Dump nötig war, wirkte das auf mich etwas ungelenk. Vampire erklären sich halt von alleine.

Ich kann mich der Begeisterung zwar nicht anschließen, aber bin durchaus auf den nächsten Film des Regisseurs gespannt. Laut der Ansagerin sollen sich gleich zwei seiner Projekte in der Post-Produktion befinden und Talent hat er mit seinem Erstling auf jeden Fall bewiesen.