14
Mai 2023

Filmverbrechen-Fotostory: POPCORN & HIMBEEREIS (3) oder: Hasenjagd zum Happy End

Themen: Fotostory, Neues |

Wo waren wir? Ach ja, in Teil 2 wurden irrelevante Nebenfiguren eingeführt, es gab diverse Disco-Romanzen, aber der Plot ist kein Stück vorangekommen. Business as usual – der zweite Akt ist bei den LISA-Filmen immer gerne therapeutisches Wassertreten.

Die Nacht ist rum, die Sonne strahlt, das Pack versammelt sich auf einer Liegewiese am Wörthersee. Der Laie mag denken, dass die eröffnende Nahaufnahme irgendwas mit Backgammon zu tun hat – aber nein, hier muss nur der Dauersponsor von LISA endlich mal wieder erkennbar ins Bild gerückt werden. Du bist am Zug – so oder so:

Das Quartett aus Bea, Vivi, Jonny und Bobby bespricht die “Party in Weiß”, die am Abend in der Disko steigen soll. Eine weitere Erzählschleife, die nix mit nix zu tun hat. Aber man achte mal auf die Anzahl der Personen im Bild:

Wer ist der Typ mit dem Schnauzer und der unfassbaren Badehose, der zum Schluss kurz “dann ist ja alles in Ordnung” sagt und sich verdrückt? Offensichtlich kein Schauspieler, sehr offensichtlich nachsynchronisiert. Meine Vermutung: Der Besitzer dieser Liegewiese, der für die Dreharbeiten “aber auch mal im Bild” sein wollte. Was immer Geld spart…

Vivi verteilt die Aufgaben: Bea soll das letzte Bett im Hotelzimmer 23 (!) durchsuchen, während sie selbst im Kloster nach dem Geld fahndet.

Das passt Jonny und Bobby gar nicht, die Vivi gerne begleiten möchten.

“Zwei Männer in einem Nonnenkloster – das wäre ein Tanz!”

Ich muss bei den Zitaten übrigens immer zwischen Authentizität und Sprachgefühl abwägen – LISA-Dialoge sind voll ‘nem, ne, äh, och und he.

Jonny drängt sich Vivi aber dennoch auf und beide schmeißen sich in Habit, um ungestört nach den Betten suchen zu können:

Natürlich will auch Bobby sich die Chance, bei Vivi zu punkten, nicht entgehen lassen. Einfach mal nach einem Date fragen wäre ja uncool:

Es kommt zu ein paar halbgaren Verwechselungen und Jonny gesteht versehentlich der Oberin sein fleischliches Interesse:

Der Schwindel fliegt auf, die Nonnen machen Jagd auf Jonny – nix wie weg!

Nun kann man durchaus die Frage stellen, warum Jonny flüchtet. Was sollen die Nonnen ihm denn wollen? Verprügeln? Vergewaltigen? Die Pinguine haben keine Ahnung, wer er ist oder was er will.

Viel wichtiger scheint mir allerdings die Frage, was der ganze Mumpitz – und damit meine ich die Handlung des Films – überhaupt soll. Vivi ist Mitarbeiterin der Firma Kika-Möbel. Die Betten sind gerade von Kika geliefert worden. Mit einem “Hallo, ich bin von Kika und soll die gelieferten Betten noch mal einer Endkontrolle unterziehen” wäre der ganze Schwindel überflüssig.

Aber der gesunde Menschenverstand ist bei der LISA ja traditionell eine zu selten verwendete Zutat.

Mittlerweile trifft auch “Bob” am Wörthersee ein. Diesen Screenshot habe ich aber nicht seinetwegen gemacht, sondern wegen der Werbetafel rechts:

Werbung für Franco Andolfo, den Hausmusiker des Schlosses, den wir in EIN DICKER HUND auch “live” erleben durften. Ein LISA-Veteran, natürlich.

Die Sonne macht wuschig und der Hotelbesitzer holt seine Yvonne vom Steg, um sie “unter dem Dach” mal ordentlich zu bürsten:

Obwohl es augenscheinlich maximal Mittag ist, verkündet Bea, dass keine Zeit mehr sei, das Bett im Hospital zu durchsuchen – schließlich sind noch 26 Minuten Laufzeit zu schinden und es steht erstmal die mondäne “Party in Weiß” ins Haus.

Hier begegnen sich “Bob” und “Bobby” das erste Mal. Wir sollen glauben, dass Juniorchef und Lagerverwalter sich in der Firma nie über den Weg gelaufen sind. Bobby durchschaut augenblicklich, was Sache ist, spielt aber mit.

“Bob” hat derweil das Problem, dass er für Bea (“Der zieht mich nicht nur aus, der zieht mich auch an!”) seine letzten Scheine raushauen muss, um den Schein des Reichtums zu bewahren. Man beachte die sensationelle “Schaufensterpuppe”:

Erneut wird “Zufrieden mit mir” von Benny (Hans-Jürgen) Schnier gespielt und in einer unsäglich suppigen Montage zelebrieren Vivi und Bobby ihr junges Glück, obwohl sie doch noch gar kein Paar sind:

Auch dabei wird der freundliche Sponsor nicht aus dem Auge verloren:

Der Aushilfskoch düst mit seinem Mofa durch den Ort – frisiert, würde ich sagen:

Dem wird die Politesse Sandra aber was blasen… ääähhh, pfeifen!

Funkt es da etwa zwischen den beiden?

Echter Service – ich habe euch die Stelle mal rausgesucht, an der diese Szene spielt. Es ist der Karawankenplatz in Velden:

Jonny möchte eigentlich in Ruhe in der Scheune (?) baden, aber Pamela steigt ihm erneut nach und greift ihm beherzt ans Gemächt:

Der schauspielerische Einsatz von Zachi Noy beeindruckt auch hier:

Die “Party in Weiß” steigt, weil das Pack aus reichem Haus Ende der 70er wohl keine anderen Hobbys hatte. Man möchte sie schlagen.

Der Aushilfskoch möchte auch endlich mal beim anderen Geschlecht landen und Jonny hat die Lösung parat: ein Buch mit dem unwahrscheinlichen Titel “1000 Worte Teenager-Slang”.

Nun ist die Dame, die exemplarisch angebaggert / eingetütet / klargemacht werden soll, definitiv kein Teenager, aber die Schulmädchen im gleichnamigen Report waren auch nie Schulmädchen, das versendet sich.

Eine ebenfalls hundert Mal gesehene LISA-“Pointe”: Die Ische hat einen Macker, der viel größer und stärker ist. Es kommt allerdings zu keiner direkten Konfrontation, weil man wieder irgendeinen hergelaufenen Pavian vor die Kamera gestellt hat, der ohne Gesichtsausdruck auskommen muss.

Der Hilfskoch versucht sein Glück bei der Politesse, die angesichts der klaren sexuellen Belästigung zwar ein wenig empört ist, aber zu einem zweiten Versuch rät. Diese ungesunde “eigentlich wollen die Mädels das alle” -Attitüde gehört (neben Ausländerfeindlichkeit und Homophobie) zu den hässlichsten Standards der LISA-Klamotten.

Jonny ist angesichts seiner Misserfolgssträne sichtlich deprimiert, aber ihm bleibt ja immer noch die dauer-b(e)reite Pamela:

“Na schön, besser als gar nichts.”

So fangen die ganz großen Liebesgeschichten an…

Der Hilfskoch gibt sich schüchtern, doch wie üblich lässt Bea Fiedler keinen Zweifel daran, wie der Abend verlaufen muss – es wird gefiedlert!

Ich klinge langsam wie eine Schallplatte mit Sprung (fragt eure Eltern), aber selbst DAS kommt aus der untersten Schublade der LISA-Klischees: Bea Fiedler ist die “starke und selbstbestimmte Frau”, die sich die scheuen Männer nimmt, wie sie mag. Letztlich ist sie auch die einzige Figur, die “on camera” Geschlechtsverkehr heucheln muss:

Bea verzieht sich mit ihrem “Bob” zum Bums in eine Art Bootshaus:

Der Gag war in den Stummfilmen von Hal Roach schon alt, aber der Ratschlag bleibt valide – lege keine Zigarette auf eine Kiste mit der Aufschrift “hochexplosiv”.

Weil Karl Spiehs nie im Leben Geld für eine echte Explosion raushauen würde, zu einem Volksfest am Wörthersee aber ein Feuerwerk anstand (dazu kommen wir noch), führt die Zigarette nicht zur Katastrophe, sondern zu einem offensichtlichen Sinnbild des weiblichen Orgasmus:

Bea und “Bob” (rußgeschwärzt) finden’s toll:

Auch Jonny hat sich mit seinem Schicksal abgefunden und knutscht Pamela:

Bleiben noch Vivi und Bobby – POPCORN UND HIMBEEREIS ist entschlossen, binnen fünf Minuten alle vorgesehenen Paare zusammen zu bringen:

Bronzky? Der Hotelbesitzer? Seine Gattin? Yvonne? Nicht mehr in diesem Film.

Damit könnte man eigentlich die Klappe zu machen, aber die 17.000 Mark müssen noch gefunden und 10 Minuten Laufzeit gefüllt werden. Unterstellen wir also mal, dass Glatzkopf Retzer sich am Pfarrer rächen will:

Das klappt eher so mittel und schob bald wird der Glatzkopf vom wütenden Pfarrer durch eine Oldie-Parade in Velden verfolgt:

Auch DAS hatten wir in EIN DICKER HUND bereits – die LISA nutzt reale Veranstaltungen, um in ihren Filmen etwas mehr Größe und Aufwand zu simulieren. Dabei ist man sich auch nicht zu schade, den armen Niki Lauda zu instrumentalisieren:

Das hier wurde ein Jahr nach seinem Crash gedreht und man könnte es den zweiten großen Unfall nennen, wenn man so geschmacklos sein wollte.

Egal, Tausende Statisten für umme, das nimmt man freudestrahlend mit:

Ich unterstelle mal, dass die ganze Sequenz ad hoc improvisiert wurde, denn sie macht in einem Maße keinen Sinn, das selbst für LISA-Verhältnisse überrascht. Der Pfarrer jagt den Grobian auf ein Sprungbrett:

Meine Vermutung: Der Pfarrer SOLLTE den Grobian vom Sprungbrett ins Wasser stoßen – so eine Art “Stunt”, es macht platsch, und der ganze Saal lacht (hoffentlich). Meine zweite Vermutung: Otto W. Retzer wollte zur Parade und deshalb nicht nass werden, also musste irgendeine Alternative gefunden werden.

Ergebnis: Der Pfarrer zieht dem Grobian eine blonde Perücke über und sagt hämisch “für den Winter, mein Sohn”.

Und alle so: HÄH????

„Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen! “ – wenigstens sind wir nun endlich auch den Pfarrer und die Grobiane los.

Was fehlt noch? Das Klagenfurter Krankenhaus. Da MUSS das Geld ja nun mangels Alternativen sein.

Weil selbst Autor Erich Tomek klar war, dass Krankenhäuser keine Schlafstätten aus Münchner Möbelhäusern kaufen, wird in einer Dialogzeile erklärt, dass sich das Bett vermutlich in einem Schwesternzimmer o.ä. befindet.

“Auf geht’s, keine Müdigkeit vorschützen. Nächster Stock.”

“Sagte die Dame zum Matrosen!”

Im direkten Widerspruch zu dieser Erkenntnis wird das gesuchte Bett DOCH als Krankenbett genutzt – ein siecher Rentner wartet auf eine komplexe OP in Paris, die allerdings niemand bezahlen kann, weil Österreich offensichtlich kein funktionierendes Gesundheitssystem hat.

Ganz so schlecht scheint es dem Patienten allerdings gar nicht zu gehen:

In der Wirklichkeit, die uns LISA unterjubeln will, verstecken totkranke Rentner ihre Wurstvorräte in der exakt gleichen gelben Plastiktüte unter der Matratze, die auch für das Geld genutzt wurde:

Da fackelt unser Heldentrio nicht lange – der Kranke wird entführt.

Leider vertut man sich in der Tür und landet im OP – wo Bobby gleich für die Operation fertig gemacht wird. Weil Krankenschwestern jeden Mann, der den OP betritt, für einen Arzt halten. Ey, normal, ey!

Eine allerletzte Verwechslung noch, dann haben wir’s – versehentlich haben Vivi, Bea und Bobby die Plastiktüte mit der Wurste “gerettet”:

Der Patient wiederum hätte fast in 17.000 Mark gebissen:

An dem Uferplatz, an dem sich die Paare in diversen LISA-Filmen zum Stelldichein treffen, werden nun Zeit und Raum gebrochen: Ein Zeitungsartikel berichtet, dass der Rentner die 17.000 Mark gefunden hat und nun die Operation in Paris bezahlen kann.

Ich unterstelle mal, dass es sich hierbei um die am schnellsten gedruckte Tageszeitung seit HAI-ALARM AUF MALLORCA handelt – oder mindestens ein Tag und eine Nacht am Wörthersee völlig ereignislos verlaufen sind.

Vivi macht sich auf den Weg ins Hospital, um die 17.000 Mark abzuholen, aber sie hat eine Erleuchtung – der alte Mann braucht das Geld doch viel dringender!

Diese Erkenntnis macht sie heilig und damit zur perfekten Partnerin für den sauberen Bobby – dass Vivi de facto ein Verbrechen begeht, indem sie das Geld ihres Arbeitgebers praktisch verschenkt, wird unter den Teppich gekehrt.

Es ist schon erstaunlich, mit welcher Nonchalance POPCORN UND HIMBEEREIS den Aufhänger der Handlung (“wir müssen das Geld finden!”) einfach ad acta legt.

Nun reist auch noch der Seniorchef an, um die letzten baumelnden Plotfäden zu sortieren. Sind ja auch nur noch vier Minuten bis zum Nachspann.

Bea erfährt, dass ihr “Bob” nur der Lagerarbeiter bei Kika ist – aber es ist ihr egal, weil er gut im Bett ist:

“Wie sagt meine liebe Oma? Lieber arm und potent, als reich und eine Niete im Bett!”

Vivi wird aufgeklärt – allerdings nicht in sexueller Hinsicht, sondern was Bobbys Identität angeht. Dafür lässt sich Vivi von Bobby in echter Ohrner-Manier die Mandeln untersuchen:

Politesse Sandra hat ebenfalls monogames Glück gefunden – mit dem Hilfskoch, der nun auch keine Knöllchen mehr fürchten muss:

Pamela und Jonny planen multiplen Koitus – Jonny ist vorbereitet:

“Das sind Lümmeltüten. Die schwarze wäre für einen Trauerfall, die gelbe für ‘ne Chinesin, der rote Mündungsschoner für ‘ne Kommunistin, und der weiße Kinderbremser ist für dich!”

Ich glaube, ich habe gerade ein wenig in meinem Mund erbrochen…

Fast schon hätte ich erwartet, dass sich für das perfekte Happy End herausstellt, dass Pamelas Vater eine Reihe von Großraum-Diskos besitzt, in denen Jonny nun nach Herzenslust auflegen darf. Aber nein, es muss reichen, dass die beiden sich zum Rammeln in eine Fass-Unterkunft verdrücken:

Wochenend und Sonnenschein, und dann mit dir im Boot allein, weiter brauch ich nichts zum glücklich sein, Wochenend und Sonnenschein…!

Na, dann ist ja alles gut – irgendeiner in der Familie Hanssen wird die leichtfertig verschenkten 17.000 Mark schon überweisen. Vivi ist ja nun Familie. Eine weniger attraktive Mitarbeiterin wäre für den gleichen Vorgang natürlich gefeuert worden.

That’s a wrap!


Das Lexikon des Internationalen Film liegt mit seinem Urteil nicht ganz daneben:

Sexkomödie um einen im Bett verlorengegangenen größeren Geldbetrag. Mit Disco-Hintergrundmusik auf jugendlich getrimmt. Peinlicher Blödsinn.

Ob man POPCORN UND HIMBEEREIS ernsthaft als “Sexkomödie” bezeichnen kann, lässt sich zumindest diskutieren – dafür ist der Sex weder sonderlich präsent noch handlungstragend.

Die CINEMA hat den Film augenscheinlich mal wieder nicht gesehen und etwas abgedruckt, was ich noch freundlich als “Pressetext” beschreiben würde:

Man sieht, auch hier wird heftig mit Popcorn und Himbeereis hantiert, ohne dass der Filme das jemals aufgreifen würde. Ich rate dringend davon ab, die Aufmacherseite auf Bildschirmgröße zu zoomen – was zur Hölle ist da mit den Zähnen von Gesa Garbor und vor allem Olivia Pascal passiert?!

POPCORN & HIMBEEREIS ist letztlich eine protoytpische LISA-Produktion der späten 70er mit der fast schon zwanghaften Mischung aus billigem Slapstick, zeigefreudigen Starlets, schrammeliger Disco-Musik, dreistem Product Placement, und der tapferen Behauptung, bei aller Altherrenattitüde “jung und frech” zu sein. Jeder, wirklich jeder der Beteiligten vor wie hinter der Kamera müsste sich schämen – tut es aber auch angesichts von 675.000 zahlenden Zuschauern im Herbst 1978 vermutlich nicht.

Babsi May wird hier von Olivia Pascal gespielt, den Tommi Ohrner gibt Benny (Hans-Jürgen) Schnier, Herbert Fux und Otto Retzer liefern ihre fast zwangläufigen Gastauftritte. Bea Fiedler ist Bea Fiedler und macht, was Bea Fiedler macht – sie fiedlert. Sie ist keine Schachtel Pralinen, wenn ich FOREST GUMP mal paraphrasieren darf: man weiß immer, was man kriegt.

Würde man in den immer gleichen Bumsfilmen eine Rangfolge setzen wollen, fände sich POPCORN UND HIMBEEREIS im unteren Drittel wieder – den Stars mangelt das Charisma, der Story die Dringlichkeit, und es gibt zu wenig Schauwerte. Keine Konflikte werden gesetzt, die man zum Ende hin auflösen könnte. Man trifft sich, man kriegt sich. Das ist zu zahm, was vielleicht auch daran liegt, dass P&H den späten Schlagerfilmen mit Peter Alexander näher steht als den frühen NDW-Filmen mit Nena, Ixi und Co.

Ich kann kaum fassen, dass ich das sage, aber EIN KAKTUS IST KEIN LUTSCHBONBON bleibt die Messlatte, denn es stimmt immer noch, was ich vor mittlerweile sieben Jahren schrieb:

Zuerst einmal hat “Kaktus” tatsächlich einen Plot, wie mager dieser auch sein mag. Es ist eine dünne Wäscheleine, aber eine, die tatsächlich irgendwo hinführt. Das allein verleiht ihm mehr drive als den meisten konkurrierenden, auf Teenager zugeschnittenen Komödien dieser Ära.

Ebenfalls kein Fehler ist die Besetzung: Babsi May ist sehr süß und Jürgen Drews hat unbestreitbar einen lässigen Charme, der ihn selbst durch einen so dürftigen Ringelpiez unbeschadet schlendern lässt.

Der Film bewegt sich, hat mehr Locations als der übliche Softporno und verabschiedet sich nur ein einziges Mal in eine Musiknummer, wie sie in den Filmen der 80er dem Soundtrack zuliebe sechs oder sieben Mal eingeschoben wurden. Die Balance aus Comedy und Backfisch-Erotik ist intakt, selbst 12jährige dürften von den Geschehnissen auf der Leinwand keine roten Ohren bekommen. Trotzdem war er ab 16 freigegeben.

Bonus ist für mich auch immer das Zeitkolorit, vor allem aus dem trendigen München. Während Stachus und Amalienpassage an die 70er gemahnen, atmen Babsi Mays Klamotten schon sehr den Geist der flippigen 80er. Die Neue Deutsche Welle, sie war nicht mehr weit.

Beim Kaktus kam ich noch mit 50 Screenshots aus, btw.

Ich gebe zu, dass das hier mal wieder eine seeehr lange Nummer war und ich sicher mehr Zeit und Hirnschmalz in den Film investiert habe als die Macher. Man kann das natürlich auch kürzer zusammenfassen – sogar mit den Original-Dialogen, wie es die BRAVO getan hat:

Vielleicht finde ich mal einen neuen Modus, der das alles wieder etwas rafft.

Dennoch kann ich nicht bestreiten, dass die LISA-Filme immer noch die potentesten (pun intended) Kandidaten für diese Reihe sind. Sie sind schlecht – aber darin sind sie gut.



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dc-1
16. Mai, 2023 08:54

Vielen Dank für die wieder sehr umfangreiche und extrem unterhaltsame Fotostory. Eigentlich kaum zu glauben, dass solch ein Schmus von Film damals 675.000 zahlende Zuschauer generiert hatte – ich würde wirklich gerne wissen, was die LISA damit verdient hat. Und wie hoch z.B. die Gagen der Darsteller gewesen sind. Wenn ich noch mal eine Abschlussarbeit in Filmwissenschaft schreiben müsste, dann wären die sog. Wörthersee-Filme ein wirklich spannendes Thema. In Österreich hat man übrigens ein Buch dazu aufgelegt (Wörthersee-Exploitation, 2017), welches aber wohl nur antiquarisch noch zu erstehen ist.

Maximilian Frömter
Maximilian Frömter
16. Mai, 2023 10:11

Herrlich! Vielen Tausend Dank für Deine Mühen, Deine Filmverbrechen-Fotostories sind immer ein absolutes Higlight. Zum “Glück” sind ja noch genügend Lisa-Machwerke für die Zukunft vorhanden, mein Favorit ist wohl (der für deren Verhältnisse relativ schweinische) “Griechische Feigen”, bei dem ja auch die von mir hoch geschätzte Olivia Pascal eine Nebenrolle spielt. Für mich wird sie aber immer als die “Christl” aus “Irgendwie und Sowieso” in Erinnerung bleiben – in meinen Augen eine der wenigen echten Kult-Serien, die diesen überstrapazierten Namen auch verdient.

sven
sven
4. Juni, 2023 23:12

Da gerade mal wieder in der Mediathek (https://www.ardmediathek.de/video/filme-im-mdr/die-luemmel-von-der-ersten-bank/mdr-fernsehen/Y3JpZDovL21kci5kZS9iZWl0cmFnL2Ntcy84Y2U3Zjk5Zi05NTgyLTRiYTQtYmE2Ni1mODMxNTEzZWFjMWY): Wie wäre es mit einer Besprechung des ersten Lümmel-Films? Die Erinnerung ist da gnädig, die Wieder-Betrachtung zeigte dann wie dünn und zusammenhanglos dieses Werk dann doch ist.

sven
sven
5. Juni, 2023 15:08
Reply to  Torsten Dewi

Klar, das hatte Budget und richtige Schauspieler, aber die Witze sind hinreichend frauenfeindlich, das Timing ist mies, die eigentliche Geschichte stolpert vor sich hin – und durch die regelmäßige Verfügbarkeit in den Mediatheken für die Leserinnen und Leser einfacher erreichbar zum selber schauen als die ganz obskuren Sachen.