Fantasy Filmfest Nights XL 2022: THE RESCUE
Themen: FF Nights XL 2022, Neues |Hongkong/China 2020. Regie: Dante Lam. Darsteller: Eddie Peng, Yanlin Wang, Zhilei Xin, Yang Xu, Carlos Chan
Offizielle Synopsis: Captain Gao führt seine stählerne Elite-Rettungseinheit der chinesischen Küstenwache mit sicherer Hand, neigt aber auch dazu, in heroischer Selbstaufopferung übers Ziel hinauszuschießen. Aber für die Besten der Besten gibt es eben nur eine Mission: Leben retten. Was die Truppe täglich im Einsatz leisten muss, grenzt an übermenschliche Fähigkeiten. Sie tauchen, klettern, fliegen, schwimmen, sprengen und das quasi im Sekundentakt. 100% – 24/7! Jeder Moment kann alles entscheidend sein.
Kritik: Mittlerweile weiß man ganz gut, was man vom chinesischen Mainstream-Kino erwarten darf: großes Melodrama, vollfette Action mit teilweise unzureichender CGI, un vor allem: gelackte Charaktere, die moralisch absolut makellos ihren Dienst für das chinesische Volk und dabei Übermenschliches leisten. Staatspropaganda à la Michael Bay, in der das moderne China wie die hippen Szeneviertel von San Francisco aussieht und in High-Tech ersäuft. Mensch und Maschine werden’s schon richten – gemeinsam.
THE RESCUE ist all das – gleichzeitig mehr und weniger. Er ist die Perfektion der Formel, die Quintessenz des Genres, totales Kino als Schauwert und als Wirklichkeitsverweigerung. Nie waren die Darsteller schöner, nie war die Action gewaltiger, nie war die Laufzeit komprimierter vollgepackt. Das hier ist der ultimative China-Blockbuster, der den Sprung schafft von der Nachäffung amerikanischer Muster zu deren Beherrschung.
140 Minuten lang wird wirklich alles richtig gemacht: Gao ist der ideale selbstlose Held, ein verwitweter Altruist, dem mit der schönen Yuling der nicht minder perfekte "love interest" zur Seite gestellt wird – ohne dass es jemals zu Körperlichkeiten kommt, denn die sind im chinesischen Kommerzkino weitgehend verpönt. In aberwitzigen Actionsequenzen kann Gao beweisen, dass er den Status und die Frau verdient – aber um am Ende wirklich glücklich zu werden, wartet eine noch größere Prüfung: als um das Leben seines Sohnes geht, muss er ein letztes Mal das Allgemeinwohl vor die eigenen Interessen stellen. Nur dann winkt ihm das Happy End.
Es ist schwer zu beschreiben, wie perfekt THE RESCUE ist, wie er mit alberner Leichtigkeit alles Klischees des Genres mit Leben und Abenteuer füllt, dabei aber die Propaganda derart in den Hintergrund schiebt, dass sie nur noch in der drolligen Darstellung eines durch und durch ehrenhaften Märchen-Chinas auffällt. Nicht China – Chinaland. Geöffnet von Montag bis Sonntag 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr.
Lediglich im Prolog haderte ich ein wenig mit der etwas offensichtlichen CGI der Ölbohrsinsel. Aber das versendet sich und ist nach 10 Minuten vergessen.
THE RESCUE ist in jeder Sekunde die gelungene Leistungsschau des asiatischen Kinos, eine Achterbahnfahrt nach der anderen mit vier unfassbar aufwändigen und komplex in Szene gesetzten Action-Highlights verteilt über mehr als zwei Stunden. Egal, was die Kinokarte kostet – ihr bekommt mehr, als ihr bezahlt. Im Vergleich dazu wirken amerikanische Blockbuster regelrecht anämisch. Sie mögen Big Macs sein – aber das hier ist das komplette Menü. Supersize me.
Fazit: Das ganz große Blockbuster-Kino, sich ständig in neuen Superlativen übertreffend, alle Standards des Genres bedienend. Entertainment für drei Filme und ein exzellentes Showcase für die Leistungsfähigkeit der chinesischen Filmindustrie. 9 von 10 Punkten.
Es hat mich Überwindung gekostet, so früh aufzustehen, damit ich halbwegs frisch um zwölf Uhr im Kino sein konnte und ich brauchte auch erst mal einen großen Kaffee, aber der Film war es wert und lieferte wie versprochen die übergroße Packung Entertainment. Kulturelle Duftnoten setzte für mich neben dem Patriotismus auch noch der selten wirklich überzeugende Humor. Und das vor dem Happy-End erst eine Schwarzblende und eine Schrifttafel standen, ließ mich kurz am Verstand der Macher zweifeln. Hier war dann doch die erbauende Botschaft wichtiger als die Befriedigung des Zuschauers.
Wenn der Film wenigstens eine richtige Handlung hätte. Stattdessen plätschert er vor sich hin, Rettungseinsatz, Soap-Opera, Rettungseinsatz, Soap-Opera … ohne irgendwelchen Drive oder einen richtigen Spannungsbogen – als hätte jemand eine episodische TV-Serie fürs Kino zusammengetackert. Und da die – zugegebenermassen gut inszenierten – Einsätze schon von Anfang an nicht mit feschen Kamerafahrten und Slomo-Michael-Bay-Explosionen geizen gibt es hier im Laufe des Films auch wenig Möglichkeit der Steigerung – alles wirkt gleichförmig. Da muss dann zum Ende der Laufzeit schon ein Gehirntumor für den Sohnemann aus der Klischee-Kiste gezaubert werden, damit das Ganze noch so was wie einen emotionalen Höhepunkt bekommt. *gähn* Das ist für dich echt ne 9, ernsthaft?
"Das ist für dich echt ne 9, ernsthaft?" – darum steht sie da. Ich persönlich hätte lediglich den Flugzeugabsturz ins Finale gepackt statt den Tanker.
[…] dann halt ein koreanischer Katastrophenfilm. Hatte wir ja neulich erst, wenn auch in deutlich knalligerer und überkandidelter Form. EMERGENDY DECLARATION geht seine […]