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Okt 2020

Dem Froster eine Chance: Tiefkühl-Pizza von Gustavo Gusto

Themen: Neues |

Manchmal ergeben sich eher zufällig Dinge, die zu einem (kleinen) Artikel führen. So kam es ja gestern in den Kommentaren zu einer Diskussion über die (oft mangelnde) Qualität von Pizzen. Da gibt es ja eine relativ klare Hackordnung: Restaurant vor selbstgemacht vor geliefert vor aufgebacken. Die TK-Pizza steht in den Charts ganz weit hinten und verdankt ihre Beliebtheit primär dem Preis und der Bequemlichkeit des Kunden. Full disclosure: Ich habe noch nie eine Tiefkühlpizza gegessen, die ich auch nur im gegebenen Rahmen “lecker” bewertet habe. Ausnahme: die “Ristorante Calabrese Salame” von Dr. Oetker, die es wohl aktuell nicht mehr gibt. Aber selbst bei der konnte man sich keiner Illusion hingeben, dass man nicht in ein maschinell gefertigtes Industrieprodukt beißt.

Discounter-Pizzen meide ich wie die Pest – da ist selbst für den geringen Preis der Gegenwert einfach nicht vorhanden. Was will man aber auch erwarten, wenn man für 2,50 Euro gleich drei Pizzen bekommt, während der Lieferservice für eine Pizza 5, das Restaurant gerne mal 10 Euro nimmt? Es dürfte selbst der besten TK-Pizza schwerfallen, mit der schwächsten Restaurantpizza mitzuhalten.

Nun bemerkte aber ein Leser namens Seb, die Pizzen von Gustavo Gusto seien im TK-Bereich durchaus erstaunlich hochwertig. Und ein größerer Artikel von der SZ brachte Erstaunliches zu Tage: von Hand hergestellt werden die GG-Pizzen hier im Münchner Umland, die Zutaten sind hochwertig, man achtet auf Nachhaltigkeit, etc pp. Eine TK-Pizza mit Anspruch also. Da traf es sich gut, dass ich sowieso gerade einkaufen gehen wollte. Und beim Edeka hatte man tatsächlich diverse Sorten im Kühlregal. Ich griff zu:

Nun muss man erstmal festhalten, dass die Gustavo Gusto mit knapp 4 Euro nicht 1 Euro (wie die SZ behauptet) teurer ist als andere TK-Pizzen, sondern erheblich. Man bekommt aber auch mehr, weil die Pizza etwas größer ist als die Discounter-Konkurrenz. Damit liegt der Preis über dem Standard für Supermärkte, aber unter einer regulären Lieferpizza und bei nicht einmal der Hälfte einer Restaurantpizza.

Zumindest sieht man bei der Gustavo Gusto schon nach dem Auspacken, worin man investiert hat – das Foto auf der Verpackung hat in Sachen Optik und Zutaten wahrlich nicht zu viel versprochen:

Hier noch mal eine übliche TK-Pizza, die ich vor ein paar Jahren gekauft habe:

Der Rand, der Käse – das ist dann doch eine ganz andere Liga.

Nun hat die TK-Pizza neben der Tiefkühlung, den preiswerten Zutaten und der maschinellen Herstellung einen weiteren Nachteil gegenüber der Restaurantpizza: sie kann nicht so aufgebacken werden, wie es eigentlich nötig ist. Der handelsübliche Backofen schafft eben keine 400 bis 500 Grad Celsius, Pizzastein hin oder her. Das gilt auch bei der Gustavo Gusto, die bei voll vorgeheizten 250 Grad 6 bis 10 Minuten im Ofen bleibt.

Trotzdem war das, was ich gestern Abend aus dem Ofen auf das Brett zerrte, zumindest optisch näher an der Restaurantpizza als die Supermarkt-Kollegen und viele Lieferpizzen:

Schnell ein eiskaltes Glas Cola bereit gestellt und ran an den Geschmackstest!

Ergebnis: erstaunlich. Der Boden dünn und knusprig, der Rand angenehm dick und weich. Kein Mangel an Käse, eine perfekte Menge an Salami, groß genug für eine komplette Mahlzeit. Schnittfest, bissfest. Könnte im Geschmack sowohl beim Käse als auch bei der Salami kräftiger sein, aber das ist ein generelles Problem dieser Sorte Pizza, die auf den breitesten Nenner beim Kundengeschmack zielen muss. Man hat daheim wenigstens die Option, manuell nachzuwürzen, was im Restaurant nicht gerne gesehen wird. Ich selbst würde evtl. ein paar Chili-Flocken drüber streuen.

Trotzdem: die beste Tiefkühl-Pizza, die ich je gegessen habe. Auch deutlich besser als viele Pizzen vom Lieferservice. Und ja, ich habe auch schon in Restaurants für den dreifachen Preis deutlich schlechtere Pizzen  gegessen. Andererseits darf man so eine Speise ja nicht ausschließlich am Bodensatz messen – gegen die Pizza der Villa Dante kommt Gustavo Gusto natürlich nicht an. Von der Villa Dante wohnen wir aktuell allerdings 18 Kilometer entfernt. Da ist der Weg zur Tiefkühltruhe ab jetzt manchmal doch die bessere Alternative.

So muss das Fazit lauten: Respekt, Gustavo Gusto. Wer Pizza nicht selber macht oder beim Italiener vor Ort verspeist, der sollte sich die hier gönnen, um zumindest den Anschein von Anspruch zu wahren. Das Geschmackserlebnis ist den höheren Preis mehr als wert – und das solltet ihr euch wert sein.

P.S.: Wie drollig  – die machen auch einen Lagerverkauf. Ich denke, da schlägt demnächst mal ein Wortvogel auf…



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Galaktika
Galaktika
14. Oktober, 2020 10:56

Herrlich, danke! Du schaffst wie immer hier die Balance aus kleinen texterischen Meisterwerken und netten kleinen Nebenbei-Stückchen wie diesen.

Ich hatte ja gestern Tiefkühlpizzen verteidigt, gerade für Bewohner ländlicher Orte mit wie hier nur geringer Konkurrenz bei der Lieferdiensten bzw. langer Anreise derselben. Nun führt unser Supermarkt genau diese Pizza, und dass es 100% Rind ist, macht die Sache noch besser.

Hier eine angenehme sachliche, aber bei Bedarf auch mal scharfe Stimme gegen vielerlei Irrsinn zu lesen, bin ich gewohnt. Aber auch als Food Blogger machst du dich ganz gut.

(Übrigens sind Pizzen in Restaurants in meiner Erfahrung in Sachen Qualität erstaunlich unabhängig vom sonstigen Standard des Restaurants. Eine der besten hier in der Gegend bekomm ich bei einer von den unitalienischsten denkbaren Betreibern geführten Schnellpizzeria in Wesel.)

AlphaOrange
AlphaOrange
14. Oktober, 2020 10:56

Guter Tipp, werde ich bei Gelegenheit mal austesten.

“Da gibt es ja eine relativ klare Hackordnung: Restaurant vor selbstgemacht vor geliefert vor aufgebacken.”
So klar ist das nicht. Würde “selbstgemacht” und “geliefert” tauschen. Kommt halt auch drauf an, ob man’s kann und ob man das richtige Rezept und Equipment hat.

AlphaOrange
AlphaOrange
14. Oktober, 2020 14:22
Reply to  Torsten Dewi

Jetzt verwirrst du mich. Auch nach dem dritten Lesen sehe ich da nur Bestätigung und keinen Widerspruch zu meinem Einwand.

Zorc
Zorc
14. Oktober, 2020 11:55

Deine Preisvorstellungen kommen mir etwas altbacken (ha!) vor. Zumal ich immer dachte in Bayern wären die Preise höher als hier oben im hohen Norden (Flensburg).

Zumindest konnte ich vor Ort in den letzten Jahren eine stetige/deutliche Inflation der Lieferpizzenpreise feststellen. Eine Pizza der Größe wie hier vorgestellt (also keine ‘Kleine’) geht bei uns im Lieferdienst ohne Aktionen kaum unter €10 raus (Mittagstisch €8). Beim Italiener im Restaurant liegt der Preis dann i.d.R. zwischen €10 und €13.

Selle
Selle
14. Oktober, 2020 20:28

Mich hätte glaube ich die Salami vom Rind abgeschreckt, dass ist geschmacklich doch sehr weit von “richtiger” Salami entfernt.

Rein von der Optik auf deinen Bildern finde ich es gar nicht so anders wie die “Markenpizzen” von Wagner oder Ristorante, werde es aber auf jeden Fall mal testen.

hilti
hilti
15. Oktober, 2020 01:06

Hauptproblem der Gustavo Gusto: Passt nicht in mein Eisfach…

DJ Doena
15. Oktober, 2020 11:54

Ich hab auch jahrelang die Finger weggelassen von jeglicher TKP. Im Zuge von Corona im März hab ich doch mal wieder beschlossen, zumindest ein paar als Notvorrat zu holen.

Entdeckt habe ich für mich die Dr. Oetker Mia Grande. Am oberen Ende des TKP Preisspektrums, dafür schmeckt sie aber auch ganz gut.

Rudi Ratlos
Rudi Ratlos
16. Oktober, 2020 16:54

Die Pizzen von denen sind in der Tat super (haben bisher drei Geschmacksrichtungen probiert, zum selber pimpen bietet sich halt die Margherita am ehesten an), aber was hier bereits angesprochen wurde: Die Größe der Pizzen ist für die Lagerung ein echtes Problem :/ Da ist der halbe Gefrierschrank voll, weil man versuchen muss, die Dinger halbwegs hochkant/schräg einzulagern.
Zum Thema Lieferdienst: Bei uns kosten die normalen Pizzen (bei den guten Lieferanten) zwischen 6 – 8,50€ (28 – 30cm Durchmesser), große dann auch gerne mal 10€+ Macht zum Restaurant dann wahrscheinlich keinen großen Unterschied, aber auswärts essen wir eigentlich keine Pizza – daher kann ich das nicht 100%ig verifizieren ;D

DJ Doena
23. Oktober, 2020 20:45

War heute mal beim Edeka und da hatten sie die Gustavo nur in Salami. Gibts dir auch in anderen Sorten? Schinken? Oder wenigstens Margherita? Weil mit Salami kannste mich jagen, egal von welchem Tier.

Beau Frost
Beau Frost
8. Dezember, 2020 09:42
Reply to  DJ Doena

Es gibt eine “Speciale” mit Schinken, eine mit Thunfisch, eine mit Spinat und Ricotta und eine Margherita.

Die Margherita ist ganz großartig, mit etwas Oregano drauf hat die mich nachhaltig begeistert.

Spinat und Ricotta war so gar nicht mein Fall: Der Ricotta war sehr präsent, und in diesem ein starkes Zitronenaroma. Die konnte ich echt nicht aufessen, und ich werfe eigentlich aus Prinzip kein Essen weg, da wanderten zwei Drittel aber in den Müll, weil auch meine Frau nicht allzu begeistert war.

Jake
Jake
11. November, 2020 11:06

Letzte Woche habe ich mit einer Freundin das erste Mal so eine Gustavo Gusto-Pizza getestet. Ich Salami, sie die Spinaci e Ricotta. Vor allem letztere sieht für eine TK-Pizza schon verdammt ansehnlich aus.

Fazit: Geschmacklich wirklich gut und vor allem, wie der Vogel schreibt, groß genug für eine komplette Mahlzeit. Das ist die erste TK-Pizza, nach deren Verzehr ich wirklich satt war. Der höhere Preis ist absolut gerechtfertigt.

S-Man
S-Man
11. November, 2020 12:16

Hab jetzt auch schon 3x die Salami gegessen. Beim ersten Mal ist sie mir nicht so gelungen, was aber an meiner Unfähigkeit lag. Die zweite war super und die dritte wieder einen Ticken zu lang im Ofen. Aber alles in allem kann ich sagen: Bei der bleibe ich. Danke für diesen Test.