02
Mrz 2024

Ramadankalender: Beim Barte des Profiten!

Themen: Neues |

An mir geht der Kulturwandel komplett vorbei. Ich stand eben echt baff im Kaufland vor dem hier:

Ein Ramadankalender für Kinder. 100 Prozent halal, mit 30 Türchen und “neuen Überraschungen”. Es bieten sich viele launige Sprüche an, aber ich traue mich keinen einzigen davon.

Was meint denn der Experte?

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Also doch nicht halal? Ich bin verwirrt – und gleichzeitig überzeugt, dass unser “Jesus” zu seiner Zeit auch keinen Adventskalender in der Küche hatte.

Generell mag euch meine Meinung dazu überraschen: Ich bin hin- und hergerissen. Einerseits mag der Prediger Recht haben: Zum Ramadan gehört kein “Adventskalender” – und machen wir uns nichts vor, genau das ist es. Der Religion der Ungläubigen nachzueifern, muss so jemandem einigermaßen widersinnig vorkommen. Andererseits gibt es auch den Weihnachtsbaum und den Adventskalender nicht deshalb, weil er in der Bibel empfohlen wird. Man führt damit Kinder an das Fest und den Glauben heran, bindet Familien. Warum sollte das als Prinzip nicht auch, Christentum hin oder her, für Muslime funktionieren? Ist es denn so schlimm, die ersten Schritte in den Glauben mit etwas kindlicher Freude zu assoziieren?

Ich wollte es dabei belassen. Nicht meine Religion, nicht mein Kiez. Aber gerade deshalb wurde ich neugierig – was steckt in so einem Ramadama-Kalender? Wieder: so viele spontane Pointen, die ich mir verkneifen muss…

Versuch macht kluch: Ich habe den Kalender gekauft, damit ihr es nicht müsst. Um die sechs Euro hat er gekostet. Und jetzt schauen wir gemeinsam mal rein:

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Insgesamt eine ziemlich dürftige Ausbeute – und von “neuen Überraschungen” keine Spur. Zweimal Ritter Sport als Highlight, der Rest billigstes “hard candy”, ein bisschen Wein- und Kaugummi. Als großes Finale dann ein kleines Malbuch und ein paar Aufkleber. Ich bin nicht sicher, ob muslimische Kinder nichts anderes wollen oder nichts anderes dürfen, aber ich wäre enttäuscht – gerade im Vergleich zum Overkill an Bier / Parfüm / Lego / Chips-Adventskalendern.

Der ganze Haul – 6 Euro für keine 50 Cent Gegenwert:

Es erinnert mich ein wenig an Ross, der in FRIENDS verzweifelt versucht, seinem Sohn Ben das jüdische Chanukka-Fest als mindestens ebenso cool zu verkaufen wie Weihnachten – und gegen den gnadenlosen Kommerz kaum eine Chance hat:

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Der Hersteller des Ramadan-Kalenders sitzt nicht im Nahen Osten, sondern in Berlin und bewirbt das Produkt dergestalt:

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Auf der Webseite möchte man gar satte 12,90 Euro für den ganzen Kram haben:

Overselling, underperforming, wäre mein tl;dr-Urteil in diesem Fal..

Unter dem Strich verstehe ich den Gedanken hinter dem Ramadan-Kalender (von der Gewinnabsicht mal abgesehen), und der ist nicht falsch oder schlecht. Aber letztlich wirkt das doch alles wie ein kümmerlicher Versuch, von der Konkurrenz des Christentums ein paar Tricks abzuschauen. Close,but no cigar, wie Groucho Marx zu sagen pflegte.

Eure Meinung dazu? Lobens- oder lachenswert? Untergang des Abendlandes oder auch nur eine alternative Tüte für “Haribo gemischt”?

P.S.: Im Nachhinein stellt sich heraus, dass Mimikama vor ein paar Jahren schon ein paar umfangreiche Recherchen zum Thema angestellt hat.



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Larry aus Letmathe
Larry aus Letmathe
2. März, 2024 17:51

O.K., das Verhältnis Warenwert zu Verkaufspreis ist nicht anders als bei jedem vergleichbaren Produkt.

Mir gefällt es, weil es unschuldig ist. Weil es eine von vielen dämonisierte Religion ein wenig entdämonisiert.

Stefan
Stefan
3. März, 2024 15:58
Reply to  Torsten Dewi

Finde ich nicht. Im durchschnittlichen 6-Euro-Schokoladen-Adventskalender ist weniger drin und wenn die Schokolade nicht eklig schmecken soll musst du ohnehin eine Preisklasse höher gehen.
Für 6 Euro (im Vergleich zu anderen Kalendern jedenfalls) sieht mir das völlig okay aus.

Ob man sowas Kindern zum Ramadan schenken sollte, das mögen Muslime bitte selber entscheiden, da hab ich keine Meinung. Verteufeln muss man’s denke ich nicht, es wird schließlich niemand zum Kauf gezwungen.

Howie Munson
Howie Munson
2. März, 2024 21:13

Ist es denn so schlimm, die ersten Schritte in den Glauben mit etwas kindlicher Freude zu assoziieren?

Wäre es dann nicht zielführender dem Kind jeden Tag etwas zu schenken was die Wartezeit bis Sonnenuntergang verkürzt?
(Auch wenn Kinder laut Tante Wiki gar nicht (intervall-)fasten müssen.)

Mit 13 Euro “Liste” wäre es ein halber Lego-City-Adventskalender…
(viel “preiswerter” ist da der Inhalt aber auch nicht, sofern man kein Figuren-Samler ist.)

Last edited 1 Monat zuvor by Howie Munson
Gunnar
Gunnar
5. März, 2024 19:14

Ich mag, dass in dem Büchlein recht prominent Hunde und Schweine zu finden sind. Bin kein Experte, aber irgendwas sagt mir, Halal geht anders.

raumwunder
raumwunder
13. März, 2024 10:42
Reply to  Gunnar

Wenn du wüsstest, wie gern auch Türken Wildschweine verzehren (gibt es in der Türkei in einigen Gegenden in Massen)…
Und es ist ja auch kein Rezeptbuch.