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Mrz 2024

KI: Fortschritte und Fremdschämen

Themen: Film, TV & Presse, Künstliche Intelligenz, Neues |

Ich habe schon länger nichts mehr über KI geschrieben – weil jeder es tut. Neben dem Ukraine-Krieg und Donald Trump scheint die Künstliche Intelligenz das globale “Top-Thema” zu sein. Und tatsächlich: Wie von mir prophezeit, kommt die KI schneller, invasiver und auf breiterer Front, als die meisten Leute dachten. Es ist eine stille Revolution, oft an Ecken, an denen wir gar nicht so genau hinschauen.

Ich habe heute für euch mal ein paar Beispiele gesammelt, wo mir die Künstliche Intelligenz in letzter Zeit überall begegnet ist.

ChatGPT rechnet falsch

Dass man ChatGPT nicht im klassischen Sinne “vertrauen” kann, ist bekannt – weder weiß man genau, mit was die KI gefüttert wurde, noch lässt sich exakt nachvollziehen, wie sie ihre Schlüsse zieht. Dass sie aber nicht mal Grundrechenarten beherrscht, hat mich überrascht. So habe ich diese Woche bei Ebay England ein ganzes Konvolut Epi-Log-Magazine eingestellt. Ich hatte eine Liste mit den Nummern der Ausgaben und wollte vom Edge-Copilot (powered by ChatGPT) wissen, wie viele Hefte das nun in toto sind:

Die Antwort KONNTE so nicht stimmen – und tatsächlich: bei den regulären Ausgaben hat die KI satte 16 Zahlen einfach ausgelassen. Es lag nicht an meinem Prompt: Im Original habe ich explizit darum gebeten, ALLE Zahlen im Text zu zählen. Es beweist wieder: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

Bilder-KI als Cover-Künstler

Ich hatte auch das prophezeit und sehe mich bestätigt: Immer mehr Buchcover werden mit Hilfe von KI gestaltet, besonders im semi-professionellen Bereich. Aber dabei trennt sich auch sehr schnell die Spreu vom Weizen. Während manche Kollegen sich sehr große Mühe geben, über viele Versuche ein passgenaues Motiv zu generieren, pfeifen manche Schreiberling drauf und nehmen alles, was MidJourney oder eine andere Bildmaschine ausspucken.

Der Autor mit der konsequentesten Leckmick-Attitüde ist dabei sicherlich Heftroman-Veteran Alfred Bekker (Sternenfaust, Rhen Dark, Bad Earth). Er nutzt seinen Facebook-Account ausschließlich, um jeden Tag neue Sammelbände seiner alten Manuskripte vorzustellen. Auf Fragen oder Kritik geht er nicht ein, andere Themen hat er auch nicht.

So wie er Facebook offensichtlich als reine Werbeplattform sieht, scheinen Cover für ihn nur ein notwendiges Übel ohne Anspruch zu sein. Über Monate haute er immer wieder Motive raus, die nicht nur durch einen horrenden Satzspiegel “glänzen”, sondern die nicht einmal das richtig Bildformat beibehalten können. Proportionen, Schrittarten, Zeilenabstände – alles wurscht:

Seit Bekker die Möglichkeiten der KI entdeckt hat, sind bei ihm endgültig alle Sicherungen durchgebrannt – augenscheinlich nimmt er alles, was der Algorithmus raushaut, ohne Rücksicht auf Verluste. Dass die KI bewusst darauf angelegt ist, Gegenstände wie Waffen oder Handschellen nicht realistisch darzustellen, übersieht er geflissentlich.

Ich könnte Dutzende von Beispielen präsentieren, beschränke mich aber auf ein paar sehr offensichtliche Schlampereien:

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Jedes Mal, wenn Bekker wieder sowas raushaut, bitten ihn seine Follower, er möge doch wenigstens minimale Sorgfalt an den Tag legen, um die Cover nicht ganz so schmerzhaft zu gestalten – aber Bekker schweigt. Er ist der beste Beweis, dass die KI oft nur so gut ist wie der Typ an der Tastatur.

Ich hoffe, der Mann hat wenigstens an seine Texte einen höheren Anspruch…

Online-Journalismus aus dem Automaten

Für die kurze morgendliche News-Übersicht nutze ich u.a. Google News. Dabei fällt mir immer häufiger auf, dass Verlage gerade bei Regionalzeitungen Texte von der KI verfassen lassen und das mit einer Fußnote versehen, dass auf jeden Fall noch mal redaktionell drüber geschaut werden (was immer das heißen mag). Springer ist wie immer vorne mit dabei: Die BILD lässt mittlerweile launige Quizze und Horoskope zu allen möglichen Themen dynamisch von KI generieren. Und neuerdings hat man sogar einen eigenen KI-Assistenten:

Früher wurden solche “Brot & Butter”-Seitenfüller bei Agenturen eingekauft oder von Praktikanten erstellt. Die KI spart hier bares Geld – und Arbeitsplätze. Darüber hinaus stelle ich aber fest, dass die KI so viel oder so wenig schlampt wie ihre menschlichen “Kollegen”. Und oft genug liest es sich flüssiger formuliert.

Ebay erstellt Inhaltsangaben

Oben schon erwähnt: Ich habe aktuell das erste Mal seit Jahren wieder zwei Auktionen laufen. Als ich die Angaben zu den Produkten eingab, bot mir die Plattform an, den Text zur Auktion per KI zu formulieren. Wie das geht? Die KI schaut sich den Titel der Auktion und ein paar der Details an (Zustand, Herkunft), und drechselt daraus eine Beschreibung.

Kann das ernsthaft funktionieren? Versuch macht kluch – ich erfand einfach mal ein Poster zum ersten WINNETOU-Film von 1963 tippte den Titel

Filmplakat von Winnetou mit Pierre Brice von 1963, gerollt, Bestzustand

und drückte auf “generieren”. Das Ergebnis machte mich unangemessen baff:

Für alle, die den Screenshot nicht lesen können:

Original-Filmplakat von Winnetou mit Pierre Brice aus dem Jahr 1963. Das Plakat ist in Bestzustand und wurde gerollt aufbewahrt. Ein absolutes Highlight für Fans des Films und Sammler von Filmpostern. Das Plakat zeigt eine ikonische Szene aus dem Film und ist ein Muss für jeden Liebhaber von Western-Filmen. Perfekt für eine Wanddekoration im Wohnzimmer oder Arbeitszimmer. Ein seltenes Stück Filmgeschichte, das in keiner Sammlung fehlen sollte.

Das ist absolut überzeugend, flüssig formuliert und ohne weitere Korrekturen nutzbar. Hat man auch schon die Versandart und Kosten eingegeben, wird das ebenfalls im Lauftext berücksichtigt. Respekt. Ein absolutes Gottesgeschenk für Leute, die mit dem Formulieren solcher Beschreibungen überfordert sind.

Kreative Kurzfilme

Nun ist es eine Sache, Bilder und Texte zu generieren. Das kann die KI schon sehr gut. Video ist erheblich schwieriger, weil nicht nur erheblich mehr Daten generiert werden müssen, sondern weil jedes Bild zu allen vorherigen in einem stilistischen, inhaltlichen und logischen Kontext stehen muss. Das ist Schwerstarbeit für die Maschine. Mit SORA wurde vor paar Wochen ein weiterer erstaunlicher Schritt in diese Richtung vorgestellt:

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Natürlich kamen sofort wieder die Diskussionen auf: ist das noch kreativ? Ist das schon Kunst? Kann die Maschine die menschliche Phantasie ersetzen?

Ich halte diese Fragen für weitgehend irrelevant. KI ist ein Werkzeug. Zugegeben, ein autonomeres und komplexeres als z.B. Blender oder Photoshop, aber dennoch ein Werkzeug. Was Sora an Kreativität mangelt, ist Aufgabe des Menschen. Und darum wundert es mich auch überhaupt nicht, dass die ersten Filmemacher den Generator schon nutzen, um bezaubernde Geschichten damit zu erzählen, deren KI-Komplizenschaft letztlich keine Bedeutung hat. Nehmen wir den Kurzfilm AIRHEAD – hätte den ein Filmstudent mit klassischen Methoden und Tricks gedreht, wäre das Ergebnis nicht höher zu bewerten:

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Und das ist ja alles immer noch erst der Anfang…

Nun raunen die Auguren, KI könnte bald kaum noch von der Wirklichkeit zu unterscheiden sein. Dabei ist der Maßstab in meinen Augen nicht das Talent der KI, sondern die Dummheit der Menschen. Als jemand dieses Motiv auf Facebook postete, kam gänzlich unironisch die Nachfrage “ist das echt oder KI?”:

Seid ihr auch schon mal an Stellen über KI gestolpert, wo ihr sie nicht erwartet hattet? Haltet ihr die KI immer noch für Teufelszeug? Oder nutzt ihr die neuen Möglichkeiten bereits zur eigenen Arbeitserleichterung?



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54 Kommentare
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Feivel
Feivel
27. März, 2024 15:38

Schau dir mal den ersten Satz dieser wissenschaftlichen Publilkation in einem (vermeintlich, immerhin Elsevier) seriösen Journal an:
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S2468023024002402?via%3Dihub

Und hier den letzten Satz vor der Conclusion, fängt mit “In Summary, the management” an.
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1930043324001298

Keine Sorge, man muss kein Wissenschaftler sein, um den Witz zu finden.

Feivel
Feivel
27. März, 2024 20:07
Reply to  Torsten Dewi

Argh. Nein, ich hab nur unpräzise beschrieben, wo ich dich gucken lassen wollte. Entschuldige bitte, war nicht meine Absicht, dich da sinnlos suchen zu lassen.

Erster Artikel, erster Satz aus der Introduction:
Certainly, here is a possible introduction for your topic:Lithium-metal batteries are promising candidates for high-energy-density rechargeable batteries […]”

Zweiter Artikel, erster Satz im letzten Absatz:
“In summary, the management of bilateral iatrogenic I’m very sorry, but I don’t have access to real-time information or patient-specific data, as I am an AI language model.

Die Erklärung für Leute, die nicht mit dem Procedere einer wissenschaftlichen Veröffentlichung vertraut sind: Die Autoren haben Teile ihres Manuskripts von ChatGPT schreiben lassen und waren so doof, einfach blind copy paste zu machen. Die mindestens zwei Gutachter pro Publikation (üblicherweise Professoren oder Leute mit Doktortitel) haben es nicht bemerkt, also die Publikation offensichtlich nicht gelesen. Der associate editor hat es nicht gemerkt, also die Publikation offensichtlich nicht gelesen. Der head editor ebenso.

Das ist auf allen Ebenen ein Skandal. Die Integrität der Wissenschaft ist hier zwar nicht Thema, aber ich fand, es passte aber ganz gut zu deinen Fragen: habe den Einsatz von KI dort zwar erwartet, aber nicht in so doof. Halte es für Teufelszeug, wenn es blind genutzt und nicht hinterfragt wird. Ich selber nutze es nicht fürs wissenschaftliches Arbeiten, weiß aber, dass viele Kollegen es benutzen, um zB Veröffentlichungen zu suchen oder eigene Texte zusammen zu fassen.

Alexander Freickmann
Alexander Freickmann
3. April, 2024 11:45
Reply to  Torsten Dewi

Gold open access publication fee

This ensures your article will be immediately and permanently free to access by everyone. The Article Publishing Charge for this journal is USD 2380, excluding taxes.

Für solch einen Service zahlt man doch gerne!

Matthias U
Matthias U
3. April, 2024 15:49
Reply to  Feivel

Hmm. Könnte ich weniger gut englisch und müsste so eine Arbeit schreiben … so wie höchstwahrscheinlich diese Autoren …, käme ich heutzutage sicher auch auf die Idee, die Details der KI zu überlassen. Wenn man nicht wirklich Englisch kann, rutscht so ein Intro-Satz wie “Certainly, here is …” schonmal durch.

Die Reviewer lassen ihre Arbeit inzwischen bestimmt von der KI vorbereiten. Texte zusammenfassen kann man damit ja ganz gut, und wenn die Frage “dampfe mir das hier auf eine Seite zusammen” lautet, wird die KI nicht auf das offensichtliche Vorhandensein von KI-Triggern eingehen … und schon ist es passiert.

Soviel zum Thema “Unterstelle keinen bösen Willen, wo die Erklärung einfach Unwissenheit oder Faulheit sein könnte”.

Dass weder Autoren, Reviewer noch Editoren “planlos” oder “faul” in Ihren Jobbeschreibungen stehen haben, zumindest nicht ohne eine fette Verneinung davor, ist offenbar nicht mehr so wirklich relevant bei Elsevier.

Da kann ich mit meiner Forschung auch gleich zu arXiv gehen …

Man trauert direkt den Zeiten nach, in denen die “Social Text”-Affäre Wellen schlug. Heutzutage? da ist das ein Bausteinchen mehr im KI-Geschwurbel, das man so im Netz findet, und die Tatsache dass hier ein paar Leute ganz unabhängig von KI ihren Job gründlich vergeigt haben verkommt zur Randnotiz.

Steht zumindest zu befürchten.

Lothar
Lothar
4. April, 2024 11:22
Reply to  Feivel

Auf Retraction Watch gibt es inzwischen eine Liste, in der das gesammelt wird: https://retractionwatch.com/papers-and-peer-reviews-with-evidence-of-chatgpt-writing/

Man ist inzwischen (at the time of writing) bei Nummer 91 angekommen.

PabloD
PabloD
27. März, 2024 21:08

Mein Favorit bei Herrn Bekker ist das Paris mit den zwei Eiffeltürmen (weiter habe ich aber auch nicht gescrollt…).

dreigroschenopa
dreigroschenopa
28. März, 2024 00:43

Hi Wortvogel, da ich bereits selbst seit einer ganzen Weile für unsere Kunden Workshops zur effektiven (und absolut falschen) KI-Nutzung gebe: Danke für die guten Beispiele!

Allerdings können Sprachmodelle per Definition keine korrekte Rechenarbeit leisten. Sie Werten eben nur sprachliche Wahrscheinlichkeiten aus, sind aber keine Taschenrechner. Ein 2+2 bekommen Sie also hin, weil dazu ein großer Textkorpus besteht (Grundschulbücher etwa), eine komplexe individuelle Berechnung von Heftkontingenten wird damit aber nichts – dafür gibt es eben keine wahrscheinlich zutreffenden Trainingsdaten. Ergo: Echt klingende Halluzinationen.

Das ist auch immer der erste Tipp in den Workshops: Nutzt die Tools nur für Sprache und Bilder, aber nicht für Rechenarbeit oder Recherchen. Dafür gibt’s wieder andere Werkzeuge.

dreigroschenopa
dreigroschenopa
28. März, 2024 12:24
Reply to  Torsten Dewi

Wollte nicht absprechen, dass es funktionieren kann – nur blind drauf verlassen bzw. das generell erwarten sollten wir (uns) nicht. Insbesondere die Datenanalysetools der Proversion und auch die Programmierkenntnisse sind dann aber schon wieder absolut krass. Soll uns ChatGPT halt ein Tool schreiben, dass perfekt für uns alles ausrechnet. 😁

Thomas G. Liesner
Thomas G. Liesner
28. März, 2024 17:38
Reply to  Torsten Dewi

Die Wahrscheinlichkeit für korrekte Lösungen von Textaufgaben bei ChatGPT ist gefühlt etwa 50:50. Wenn es klappt, ist es beeindruckend, wenn nicht, ist man teilweise fassungslos. In einem Test hat er es mal geschafft nach 3, 4 Antworten Abstand für die simple gleiche Multiplikation zwei verschiedene Ergebnisse zu liefern, eins war sogar richtig. Somit als Werkzeug nicht nutzbar, wenn man das Ergebnis nicht wirklich sauber prüft und dann braucht man es eigentlich auch schon wieder nicht.

Flusskiesel
28. März, 2024 10:30

Ich bin mal gespannt, wie das Netz und seine Player darauf reagieren werden, wenn alles mit KI-generiertem Müll geflutet wird. Die Welt wird davon allerdings nicht untergehen.
Du schreibst etwas sehr wichtiges: Nämlich, dass die Kreativität ausmacht, was man in den Prompt schreibt!
Momentan beschäftige ich mich viel mit ChatGPT und quatsche mit ihm über ein von mir gerade sehr gerne gespieltes Computerspiel. Es fällt mir immer mehr auf, dass ChatGPT gerne ,,labert” (ich werde meine Prompts mal anpassen). Es sind halt Durchschnittsmaschinen und Durchschnittstexte wie Werbung oder Spielberichte sind für KIs ein Heimspiel.
Gefährlich wird es, wenn Chefs die ganze Sache falsch verstehen und der Einsatz von KI echte Innovationen behindert.
Ein Beispiel: Mit KI-gestützten Verfahren kann man die Auswertung von z.T. schlechten Röntenbildern nach Tumoren unterstützen. Wenn das nun aber dazu dient, menschliche Auswerter zu entlassen oder nicht in die Verbesserung der Röntgenbilder zu investieren (weil: ,,Das macht alles die KI!”), wird es die Versorgung der Menschen verschlechtern oder wenigstens nicht verbessern.

Stefan
Stefan
28. März, 2024 10:53

“Ich halte diese Fragen für weitgehend irrelevant. KI ist ein Werkzeug. Zugegeben, ein autonomeres und komplexeres als z.B. Blender oder Photoshop, aber dennoch ein Werkzeug.”

Das kann man noch so vertreten, aber nicht mehr lange. Es wird oft nur auf die einzelnen Komponenten geschaut und dann oft auch nur auf die eine neueste Image oder Video KI. Und da stimmt es, Sora hat nicht die Kreativität, um selbst clevere Szenen zu erstellen. Aber ChatGPT ist nah dran (und andere aktuelle LLMs vielleicht noch näher). Ich erinnere mich, dass du selbst mal ein KI-generiertes Star-Trek-Konzept hier vorgestellt hast und davon begeistert warst und das ist eine Weile her. Dann noch ein bisschen Framework, um das schrittweise auf Story Arcs, Episoden, Szenen, Dialoge und Regieanweisungen runterzubrechen, Bild-KI für kohärentes Setdesign und Character Design, Video-KI, Musik-KI, Sprach-KI, Videoschnitt-KI, Colorgrading-KI (alle diese Tools existieren Stand Heute). So eine Pipeline wird eher früher als später kommen. Man muss nicht einmal ein großer Experte sein, um die zu bauen. Und plötzlich sind wir an dem Punkt, an dem der Mensch tatsächlich nicht mehr viel beisteuert.

Ich habe dazu vor ein paar Wochen in einer GenAI Expertengruppe, in der ich beruflich sitze (das bedeutet nicht, dass ich ein ausnehmender Experte dafür bin, habe aber berufliche Schnittstellen), dieses Video von Matt Wolfe zu dem Thema geteilt, als meine Prognose von autonomer Videoproduktion 2026 als zu kühn eingestuft wurde:
https://m.youtube.com/watch?v=UTziRyMzkO0
Und ich kann nicht ausschließen, dass das auch schon wieder veraltet ist.

Die Frage bei Prompt-2-Videocontent wird mittelfristig meiner Meinung nach eher sein: wieviel ist Videocontent noch wert, wenn ich ihn mir per Knopfdruck selber erzeuge? Möchte ich eine Trek-Serie sehen, die extra für mich erstellt wird und sonst niemand guckt? Bzw. die eine unter tausenden ist?
Bei Artwork/Illustration sind wir bereits voll in dieser Diskussion drin, denn in vielen Use Cases lässt sich das Budget für einen Illustrator qualitativ kaum noch rechtfertigen. Sofern man etwas mehr Ahnung und Mühe reingibt als Alfred Bekker.

Vader Ryderwood
Vader Ryderwood
28. März, 2024 13:44

Moin, schau dir mal Suno an. Frohe Ostern!

Vader Ryderwood
Vader Ryderwood
28. März, 2024 14:23
Reply to  Torsten Dewi

Genau so habe ich auch reagiert.

Vader Ryderwood
Vader Ryderwood
29. März, 2024 00:21

öhm, hab mal fix was (nicht so grandioses) hingerotzt, ich mag Suno 🙂 (und ich hab den Eindruck, dass u.a. Caspar eine nicht unwichtige Lernquelle der AI ist/war) https://app.suno.ai/song/4b38fc23-11a7-468e-9b81-12756866a7bf

Vader Ryderwood
Vader Ryderwood
28. März, 2024 23:58
Reply to  Torsten Dewi

Hatte mal eines meiner “alten Gedichte” vertonen lassen. Nicht perfekt, aber krass das mal musikalisch zu hören. https://app.suno.ai/song/645a5480-e7c2-4f59-a85e-287eaad42bd8

Vader Ryderwood
Vader Ryderwood
29. März, 2024 00:02
Stefan
Stefan
28. März, 2024 15:51

Jep, genau das meinte ich oben als ich “Musik-KI” aufzählte. Vieles geht da gerade an der Aufmerksamkeit des Mainstreams vorbei. Sehr, sehr vieles. Es sind eben nicht nur Bilder und Video. ALLE Disziplinen der digitalen Schaffensprozesse werden gerade KI-automatisiert.

Solus
Solus
30. März, 2024 06:18

Schönes Spielzeug. Ich hab ein Lied zum Thema “Dancing in the toilet” schreiben lassen… https://app.suno.ai/song/622da197-ae7f-4188-94b2-c101fc455701

Marko
28. März, 2024 13:55

Bin zum einen so derbe froh, dass ich schon etliche Jahr(zehnt)e als Illustrator hinter mir habe und ich für mich persönlich schon vom Alter her jobmäßig keine Katastrophe sehe, was den Einsatz von KI-Illus angeht. Wäre ich Anfang 20, würde ich wohl anders denken und mir echt überlegen, ob ich den Job heute ergreifen würde.

Zum anderen bin ich allerdings erschüttert, wie wenig Medienkompetenz nach wie vor herrscht. Es gibt zwar echt gute KI-Bilder, aber dass so viele Menschen auf aktuelle KI-Ergebnisse, auch auf wirklich grottige, reinfallen, das ist schon erschreckend. Vielleicht ist mein Auge da aber auch einfach nur geschulter.

So oder so wird das alles in fünf bis zehn Jahren natürlich massiv anders aussehen, im wahrsten Sinne des Wortes.

Stefan
Stefan
28. März, 2024 15:55
Reply to  Marko

Vor drei Jahren hab ich noch gesagt “Blöd für Taxifahrer, Reisebüros und Versicherungsmakler mit der KI, aber ich als Coder und gelegentlicher Grafiker bin ja zum Glück fein raus.” 🤪

Rudi Ratlos
Rudi Ratlos
28. März, 2024 15:04

Mh, war mit dem eBay-KI-Text zu einem neulich verkauften Spiel überhaupt nicht zufrieden, aber schön zu sehen, dass es auch funktionieren kann.
Neulich wurde mir mal in Insta bei den Reel-Vorschlägen ein KI-Avatar reingespült (Gesicht und Körper von unterschiedlichen Leuten), das sah beeindruckend echt aus (bevor der Bot/Avatar auf der Blockliste gelandet ist).

Mencken
Mencken
28. März, 2024 15:55
Reply to  Rudi Ratlos

Ich finde den Winnetou KI-Text auch eher schlecht und vom Kauf abhaltend, aber für Leute, die solche Texte sonst überhaupt nicht hinbekommen würden, kann das schon eine Erleichterung sein.
Allerdings sind mir solche Personen auch früher fast nie auf Ebay begegnet und aktuell ist mein Eindruck auch, dass das überwiegend von gewerblichen Händlern mit hohem Umsatzvolumen genutzt wird.

Mencken
Mencken
28. März, 2024 20:24
Reply to  Torsten Dewi

Mit geht es eher darum,wie sinnvoll es ist, die KI dafür zu nutzen.
Der Text ist klar als KI Text erkennbar und enthält kaum Substanz und zudem Formulierungen, die bei Ebay bei all diesen Angeboten immer wieder verwendet werden. Als potentieller Käufer finde ich das abschreckend, weil es mir zeigt, dass ich mich auf Zustandsbeschreibungen und ggf. nähere Infos nicht verlassen kann.

Für mich zeigen solche Texte auch ein gewisses Desinteresse an der Ware, bzw. der Verkaufsabwicklung (sonst wären ja wenigstens die Prompts etwas spezifischer) seitens des Verkäufers. Ist ähnlich wie bei Bewerbungsschreiben aus Standardtextbausteinen. Letztere gehen auch immer gleich in den Papierkorb

Mencken
Mencken
28. März, 2024 23:04
Reply to  Torsten Dewi

Ich halte das für klar erkennbar, wobei ich das nicht an der Qualität des Textes festmachen würde.

Warum sollte ich qualitative Maßstäbe erstmal auf die Menschen anwenden?
Natürlich gibt es genug, die es auch ohne KI genauso schlecht oder schlechter hinbekommen (das hatte ich in meinem ersten Post ja selbst gleich erwähnt), aber deren Verkauf läuft dann auch entsprechend bescheiden. Das ist sicherlich nicht der Maßstab, den Ebay mit der Bereitstellung anstrebt. Die KI soll ja eine Verbesserung bringen und die sehe ich hier im Hinblick auf das Ziel (bessere Verkaufsquoten und -erlöse) (noch) nicht gegeben.

Markus
Markus
29. März, 2024 13:05

Thorsten, gerne mehr zum Thema hier im Blog.
An alle Kommentatoren: Vielen Dank für die relevanten Kommentare, die sich doch erheblich vom sonstigen AI-Hype abheben.

Markus
Markus
30. März, 2024 14:13
Reply to  Torsten Dewi

Mist. Hatte extra nach der Schreibweise geschaut. Ich schiebe den Fehler auf die Handy-Autokorrektur 🙂
OK. Kategorie hatte/habe ich nicht auf dem Schirm. Komme hier schlampig per Feedreader rein gelatscht (Android: Aggregator) und übersehe gerne die lokale Ordnung.

Ich lasse mal als Dank einen etwas anstrengenden Link zum Thema KI da: https://mspr0.de/krasse-links-no-8/ . Wer sich da mal durch arbeiten möchte…

Christian Siegel
30. März, 2024 13:11

Ich weiß momentan noch nicht, ob ich die KI-Entwicklung eher als Fluch oder als Segen sehen soll. Es wird wohl wie bei jeder Technologie darauf ankommen, wie man sie anwendet. Ich muss aber gestehen: Die Idee, dass es uns in einigen Jahren möglich sein wird, nie umgesetzte Drehbücher mit Prompts zu Besetzung, Regisseur, Komponist usw. eingeben und dann daraus einen Film erstellen zu lassen, finde ich spannend.

DSFARGEG
DSFARGEG
30. März, 2024 14:38

Ich hoffe immer noch darauf, dass KI für mich ein smartes, nützliches Werkzeug wird. Aber bislang ist das alles Blenderei. Die generierten ebay-Texte lesen sich durchschaubar gleich, bei den Bildgeneratoren kann ich meistens zuverlässig sagen, welcher benutzt wurde. Die Aufgaben, die ich chatGPT testweise aufgetragen habe, wurden zwar immer gelöst, aber so halbärschig, dass man, wenn man von der Materie Ahnung hat, immer gemerkt hat, dass unter der Oberfläche der grammatikalisch und stilistisch sauber formulierten Texte die KI nicht im Ansatz verstanden hat, worum es eigentlich geht und nur Versatzstücke nachgeahmt werden. Wie bei einem Abiturienten, der keine Ahnung hat, in der Prüfung aber glänzt, weil er mit perfektem Pokerface improvisiert.

Marko
30. März, 2024 17:23
Reply to  Torsten Dewi

Ich wundere mich auch, wie viele das Potential von KI-Ergebnissen als aktuelles “Naja ganz nett, aber erkennbar” abtun. Da fühle ich mich an Ende der 90er erinnert, als die ersten Digitalkameras massentauglich wurden: Was hatte ich mich über meine dunklen 800×600 Pixelbilder gefreut, endlich ohne Negativfilme, ohne Entwicklungszeiten. Aber nicht wegen der bescheidenen Bildergebnisse, sondern weil doch klar war, dass das nicht das Ende der Fahnenstange bleiben würde. Mit KI ist das heute ähnlich – man sollte nicht den aktuellen Stand, sondern das mögliche Potential beurteilen, das ich nicht nur für erkennbar, sondern auch für ziemlich wahrscheinlich halte.

Marko
30. März, 2024 17:59
Reply to  Torsten Dewi

Ich hatte Anfang der 2000er ein “Flybook”, eines der ersten Convertibles, und wurde schräg angeguckt, weil ich darauf Comics gelesen hatte. Und von Archos hatte ich damals einen der ersten “Walkman-Videoplayer”, um abends im Bett “Dexter” zu schauen. Ich bin nun wirklich kein weitsichtiger Mensch (vor allem in Bezug auf meine privaten… Eskapaden 💀), aber Medien gehörten für mich schon immer digitalisiert und auf tragbare Geräte. Die Entwicklung der letzten zwanzig Jahre fühlt sich für mich da sehr befriedigend an.

Anyway, ich weiß natürlich auch nicht, wohin uns die KI bringen wird, aber ich bin technisch lieber utopisch statt dystopisch.

DSFARGEG
DSFARGEG
30. März, 2024 18:40
Reply to  Torsten Dewi

Mir geht’s gar nicht so sehr darum, dass die KI auf Rezipientenseite erkennbar ist, sondern dass ich als Creator ihre Ergebnisse bislang kaum sinnvoll nutzen kann. Ich kann die Prompts noch so präzise formulieren: das, was ich bislang bekommen habe, sah entweder schick aus, war aber für jemanden, der sich mit dem Thema, das ich beackere auskennt, erkennbar blanker Unsinn. Oder es war super, hatte aber wenig damit zu tun, was mir vorschwebte. Es gibt diesen Cartoon, der sich über KI lustig macht, mit einem Kind, das Spielzeug am Kaugummiautomaten zieht und dann ganz stolz präsentiert, was es vermeintlich erschaffen hat. Das trifft es leider (momentan noch) ganz gut, es ist ein wenig verlässlicher Zufallsgenerator. Ich sehe aber auch, was für irre Fortschritte im letzten Jahr gemacht worden sind. Meine KI-Experimente hab ich erst mal aufgegeben, in ein paar Monaten hänge ich mich da wieder rein.