Fantasy Filmfest White Nights 2024 München (2): HUNDREDS OF BEAVERS
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Offizielle Synopsis: Hätte er mal besser auf seine Apfelbrandanlage aufgepasst! Dann müsste er sich jetzt nicht völlig (lebens-)mittellos durch den Tiefschnee kämpfen. Aber Jean Kayak weiß sich zu helfen: Er wird Pelzjäger! Und legt sich mithilfe ausgetüftelter Fallen mit sarkastischen Waschbären, schwulen Hasen und Hunderten von Bibern an. Wären ihm die mannsgroßen Tiere nur nicht baumstammhoch überlegen…
Kritik: Der Film kam mit großen Vorab-Lorbeeren, perfekten 100 Prozent auf Rotten Tomatoes, und genug Hype, um den Saal zu füllen (was in diesem Jahr nur ein oder zwei andere Filme schafften). Angekündigt wurde er als Stummfilm, was nicht ganz stimmt, denn trotz der groben Schwarzweiß-Machart und den eingestreuten Texttafeln bringt HUNDREDS OF BEAVERS nicht nur Geräusche, Musik und Toneffekte mit, sondern auch Bruchstücke von Konversationen und Proklamationen wie "J’accuse!".
Darüber hinaus – ja, es ist eine launige Farce, ein lebendig gewordener Looney Toons-Cartoon. Bugs Bunny trifft Jack London, gepaart mit der anarchischen "alles geht"-Attitüde von alten MAD-Heften.
Alle Beteiligten hatten sichtlich Spaß, und das ebenso offensichtlich geringe Budget ist komplett irrelevant, weil die Gags nicht von Effekten oder Aufwand abhängig sind. Großartiges Schauspiel wird nicht erwartet oder geliefert, Fratzen schneiden reicht über weite Strecken komplett aus.
Es lässt sich aber nicht bestreiten, dass HUNDREDS OF BEAVERS eine großartige Idee für einen Kurzfilm auf satte 108 Minuten prügelt, die er einfach nicht tragen kann. In der Mitte, wenn Jean zum kompetenten Trapper aufsteigt, hängt der Film durch, und die Eskalation zum Ende hin wird irgendwann ermüdend.
"Der mit Preisen überschüttete Realfilm-Cartoon verblüfft, verzückt, irritiert, lässt in schallendes Gelächter ausbrechen und begeistert restlos." – schreibt das Programmheft. Dem möchte widersprechen. Ja, HUNDREDS OF BEAVERS ist gerade auf einem Festival, das gerne mal dröge und deprimierend daher kommt, eine erfrischende Abwechslung, ähnlich wie 2023 der mittlerweile Oscar-nominierte ROBOT DREAMS. Aber ein zweites Mal muss ich ihn nicht schauen und "restlose Begeisterung" sieht bei mir auch anders aus.
Dies war in Hamburg der Rausschmeißer am Sonntag und musste von mir ausgelassen werden , da am Montag bereits um vier Uhr der Wecker klingelte. Mal schauen ob ich den nochmal irgendwie nachholen kann, denn allzu viel kommerzielles Potenzial scheint dieser schräge Film nicht zu haben.
Ein großer Spaß, aber hier werden wortwörtlich 1-2 Runden zu viel gedreht… Und wenn man den später jemandem zeigen will bei nem Videoabend, ist er bestimmt nur noch halb so unterhaltsam.