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Feb 2024

Fantasy Filmfest White Nights 2024 München (1): AMELIA’S CHILDREN

Themen: FF White Nights 2024, Film, TV & Presse |

Portugal 2023. Regie: Gabriel Abrantes. Darsteller: Brigette Lundy-Paine, Carloto Cotta, Alba Baptista, Anabela Moreira, Rita Blanco

Offizielle Synopsis: Dank eines DNA-Tests findet der im Waisenhaus aufgewachsene Edward endlich seine biologische Familie und folgt, gemeinsam mit seiner Freundin Ryley, deren Einladung in die ländliche Abgeschiedenheit Portugals. Das riesige Herrenhaus, in dem seine kränkelnde alte Mutter und sein Zwillingsbruder leben, entpuppt sich als düsteres Labyrinth, in dem die Vergangenheit nicht zur Ruhe kommt. Aber das zunehmend bizarre Verhalten von Edwards Verwandten und ihre fast schon manische Fröhlichkeit scheinen nur Ryley aufzufallen. Beunruhigt sucht sie nach Antworten und stößt bald in den nur flüsternd erzählten Geschichten der Dorfbewohner auf längst beerdigte Geheimnisse.

Disclaimer: Der obige Text ist blumiger Kappes, der den Film nur grob widerspiegelt. Ich kann mich weder an ein “düsteres Labyrinth” erinnern, noch an “Dorfbewohner” mit irgendwelchen geflüsterten oder beerdigten Geheimnissen.

Kritik: Ihr dachtet, ich hätte die Fantasy Filmfest Nights vergessen, oder? Mitnichten. Nur leider war München diesmal zuletzt dran und weil ich wieder mal mit dem Frankster im Saal sitzen wollte, war ein Ausweichen an eine frühere Location nicht drin. Und dann kam dazu, dass wir am Sonntag Frühstücksbesuch eines anderen Franksters samt Familie hatten, weshalb ich sämtliche Reviews erst heute machen kann. So there.

In einer Grußbotschaft vorab (mittlerweile eher Regel als Ausnahme) erklärte Regisseur Abrantes, dass er sich für seinen ersten Horrorfilm die Tropen und Standards des Genres erst anlernen musste. Das lässt durchaus den Schluss zu, dass er kein großer Fan ist – und in der Tat wirkt AMELIA’S CHILDREN wie ein Film, der technisch kompetent die Regeln beachtet, aber dabei vergisst, sie zu variieren oder zu brechen.

Man könnte fast ein Spiel daraus machen, die Klischees dieses Streifens in einer Checkliste abzuhaken. Das junge Paar, das in ein altes einsames Haus kommt. Seltsame Gerüchte. Ein Geheimnis der Vergangenheit. Geheime Gelüste. Knarzende Böden. Knisternde Schallplatten.

Das ist durchaus solide inszeniert und überzeugend gespielt (auch wenn Carloto Cotta in der Doppelrolle als “Ed” dann ein wenig in Wiseau-Territorium abdriftet), aber es ist auch furchtbar vorhersehbar. Wir ahnen nach 15 Minuten, was Sache ist – und das ist es dann auch. Der Film baut kein Mysterium, das er auflösen könnte, keinen Twist, der uns überrascht.

Hinzu kommt, dass AMELIA’S CHILDREN zum Ende den Fokus wechselt und irrtümlich (?) die Geschichte der Antagonisten als Anlass zum Nachspann nimmt und die Protagonisten einfach aus der Story ausblendet. Das ist hochgradig unbefriedigend und ein frappierender Anfängerfehler.

Fazit: Technisch kompetenter “old dark house”-Film von der Stange, der nur deshalb nicht scheitert, weil er sich nichts traut. Kann man besser als 5 von 10 Punkten finden, wenn man das nicht schon hundertmal gesehen hat.

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Thies
Thies
12. Februar, 2024 19:38

Ich hatte in Hamburg zwar den Vorteil mit als Erster am Start zu sein, musste dafür aber leider Abstriche machen. Wegen Schichtarbeit und Samstagsdienst konnte ich “nur” sieben der zehn Filme sehen. Dies war hier ebenfalls der Starter und deiner Kritik nach habe ich nicht viel verpasst. Ein eher langsamer Start gehört bei den “White nights” inzwischen wohl zur Tradition.

Last edited 7 Monate zuvor by Thies