11
Sep 2023

Fantasy Filmfest 2023, Tag 5, Film 1: ROBOT DREAMS

Themen: Fantasy Filmf. 23, Film, TV & Presse |

Spanien / Frankreich 2023. Regie: Pablo Berger

Offizielle Synopsis: Die Abende alleine vor dem Fernseher gehören der Vergangenheit an, als sich Hund einen Roboter aus dem Internet bestellt. Rollschuhfahren im Central Park, Rudern auf dem See, oder faul am Strand liegen, alles machen die Freunde von nun an gemeinsam. Das ist definitiv seit Langem der beste Sommer im Leben von Hund. Doch eine Reihe von Schicksalsschlägen reißt die große Liebe jäh auseinander. Werden sie jemals wieder zueinander finden?

Kritik: Kann endlich mal wer die Autoren der Inhaltsangaben schlagen? Der Film spielt im New York der frühen 80er. Ich lasse mir gerne erklären, wie der Hund dort den Roboter “aus dem Internet” bestellt. Tatsächlich sieht er ein “Infomercial” im Fernsehen und greift zum Telefon.

That being said…

Ohne Hintergrundwissen über die Graphic Novel, die dem Trickfilm zugrunde liegt, meint man sehr schnell zu wissen, wohin die Reise bei ROBOT DREAMS geht: Hund und Roboter treffen sich, werden getrennt, finden nach einer langen Odyssee wieder zueinander.

Das stimmt. Und ist doch ganz falsch. Die Trennung der Freunde ist ein Drama, eine Katastrophe, die verzweifelt angegangen werden muss. Aber es zeigt sich, dass Hund und Roboter in ihrer Sehnsucht nach einander auf einen Weg gehen, der sie verändert, reifen lässt, neuen Erfahrungen öffnet. Man wächst eben nicht nur miteinander.

Es ist diese subtile Wende im Erzählfokus, die dafür sorgt, dass ROBOT DREAMS weder so platt vorhersehbar noch so inhaltlich dünn wird, wie zu befürchten war. Die nur scheinbar kleine Geschichte hat im Gegensatz zu vielen anderen Festival-Filmen die Substanz für 101 Minuten. Zeit ist relativ, wenn man das z.B. mit den endlosen 88 Minuten von MAD CATS vergleicht.

Die Veranstalter kündigten vorab an, dass ROBOT DREAMS so ziemlich alle Emotionen des Zuschauers bedient – auch das stimmt. Er ist gleichzeitig lustig und traurig, sentimental und sarkastisch. Aber er geht dabei nie über Grenzen, manipuliert den Zuschauer nicht zu Tränen oder suhlt sich in billigem Pathos. Er ist im Umgang mit seinen und den Gefühlen des Zuschauers ehrlich und ich wage die Prognose, dass jeder hier ein paar Wahrheiten entdecken wird, die er auf sein eigenes Leben übertragen kann.

Obendrein ist ROBOT DREAMS sehr hübsch animiert und ein Fest für Menschen, die wie ich in den 90er Jahren öfter mal in New York waren. Die Details sind so perfekt übertragen, dass man sich in einer zeitgenössischen Doku wähnt: Ich habe selbst in Kims Videostore Kassetten ausgeliehen, und irgendwo in meinen Schubladen liegt die Speisekarte von Nathan’s. Einzig das Kind im Freddy-Kostüm zu Halloween scheint mir etwas zu früh aufgegriffen.

Egal. Was für ein schöner, schöner, schöner Film. Für Kids, für Paare, für Familien – und auch für alte Horror-Nerds wie mich.

Ich verneige mich vor jedem Festival, das GOD IS A BULLET und ROBOTS DREAMS unter einen Hut bringen kann.

Fazit: Eine herzerwärmende Geschichte nicht nur über die Freundschaft eines Hundes zu einem Roboter, sondern auch über die Notwendigkeit des Loslassens, die Kraft des Akzeptierens, und die Heilkraft des Neuanfangs. Hey Hollywood: Mehr sowas, weniger Disney! 9 von 10 Punkten.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden



Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

2 Kommentare
Älteste
Neueste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Marcus
Marcus
23. September, 2023 23:45

Sehr niedlich, und sehr berührend. 9/10.

Thies
Thies
27. Februar, 2024 23:22

Schön zu sehen, dass dieses Highlight für den besten animierten Film nominiert wurde. Ich glaube allerdings nicht, dass er gegen “The boy and the heron” eine echte Chance besitzt. Das ist natürlich keine Schande, aber ein Oscar hätte bestimmt geholfen damit der Film einen deutschen Verleih findet.