Fantasy Filmfest 2023, Tag 4, Film 3: THE MOON
Themen: Fantasy Filmf. 23, Film, TV & Presse |Südkorea 2023. Regie: Kim Yong-hwa. Darsteller: Sol Kyung-gu, Doh Kyung-soo, Kim Hee-ae u.a.
Offizielle Synopsis: 30.000 Kilometer vom Mond entfernt. Ein Sonnenwind zerstört Teile des Raumschiffs, mit dem die koreanische Raumfahrtbehörde als weltweit zweite Nation Menschen auf den Erdtrabanten bringen wollte. Doch das ist nicht alles: Zweidrittel der Besatzung ist tot und der junge Astronaut Hwang Sun-woo auf sich allein gestellt. Die Atemluft wird knapp, die Temperatur sinkt ins Unerträgliche und immer wieder bricht das Signal zur Bodenstation ab. Dort setzt Flugleiter Dr. Kim Jae-gook alles daran, Hwang zu retten. Die einzige Institution, die wirklich helfen könnte, lässt ihn allerdings abblitzen: die NASA.
Kritik: Das Genre des dramatischen Weltraumfilms (non-Science Fiction) war ja bisher primär die Domäne der Amis – einfach weil sie am meisten da oben waren und eine Art Monopolstellung besitzen. Seit einigen Jahren streben aber auch andere Nationen ins All, siehe die Inder mit ihrer Mondlandung. Nach fast 30 Jahren ist die Eroberung des Weltraums wieder sexy, wieder ein Boost für das Nationalgefühl. Und das will filmisch verarbeitet werden.
Glaubt es oder nicht: In dem obigen Absatz verstecken sich die Stärken und Schwächen des koreanischen THE MOON.
Aber fangen wir vorne an: Technisch spielt der Streifen auf einem extrem hohen Niveau, kann in Sachen VFX, Spannung und Tempo durchaus mit APOLLO 13 und GRAVITY mithalten. Die CGI ist nicht immer ganz so perfekt, aber das schiebe ich eher auf das Budget (30 Millionen Dollar) als auf die mangelnde Kompetenz.
Im Gegensatz zu vielen anderen asiatischen Filmen habe ich auch kein Problem damit, mich mit den Figuren zu identifizieren. Die Charaktere sind klar gezeichnet und ihre Emotionen weitgehend nachvollziehbar. Kein “die sehen für mich alle irgendwie gleich aus”-Syndrom.
Problematischer ist da schon der Anspruch, den THE MOON erfüllen muss. Weil die Koreaner im Gegensatz zu den Amerikanern eben noch nicht auf dem Mond waren, muss der Film die Tragödie der Mission, obendrauf aber zusätzlich den Triumph erzählen, dass es dann doch irgendwie klappt. Weil die koreanische Volksseele die eigene Flagge im Mondstaub braucht, das Pathos, die Bestätigung der Sonderstellung. Es wird sehr oft darauf hingewiesen, dass die gesamte Mission ohne internationale Hilfestellung gestemmt werden musste.
Und so wechselt THE MOON im Minutentakt vom hektischen Katastrophenfilm zum suppig-sentimentalen Propagandastück. Hwang Sun-woo muss dafür dreimal auf dem Mond landen, was zunehmend absurder wird und derart MacGyver-eske Züge annimmt, dass das Publikum an unpassenden Stellen zu kichern begann.
Natürlich (das ist kein Spoiler) geht alles gut aus – weil es für die Koreaner unverzichtbar ist, dass es gut ausgeht. Vier, fünf, sechs Epilog-Szenen drehen noch mal an der Sentimentalitätsschraube, bis man zum Nachspann aufstehen und die südkoreanische Nationalhymne singen möchte.
Fazit: Technisch extrem gelungenes Weltraum-Rettungsabenteuer, das die Geduld mit 129 Minuten etwas überstrapaziert und für das man an die sehr koreanische Form von Vaterlandsliebe andocken muss, um es richtig genießen zu können. Dann aber immer noch 8 von 10 Punkten.
“die Temperatur sinkt ins Unerträgliche”
Ist das wirklich Teil des Films, oder hat sich da der Werbetexter kreativ ausgetobt? Kalt isses da oben nun wirklich nicht..
Doch doch, das ist schon richtig – es wird sehr genau erklärt, wie die passiven Heizsysteme funktionieren und warum die Station in die Sonne gedreht werden muss.
Langweilig ist das nicht, aber bisweilen wird die Glaubwürdigkeit schon arg strapaziert, sei es durch die Geschehnisse während der Rettungsmission selbst (das ist weniger McGyver und schon eher Wile E. Coyote manchmal) oder durch die extrem platte Propaganda dazwischen, mit den aufrechten und selbstlosen Koreanern und auf der anderen Seite den durchgehend fetten, dümmlichen NASA-Amis, die warum auch immer eine heroische Südkoreanerin als (selbstredend von den fetten Amis angefeindete) Direktorin haben, die den internationalen Astronauten auf der Raumstation durch eine flammende Rede den Geist der internationalen Zusammenarbeit nahebringen muss…
Fairerweise muss man anmerken, dass die Propaganda immerhin durch die Comic-Relief-Figur des PR-geilen, fachlich völlig ahnungslosen koreanischen Raumfahrtministers ein bisschen ironisch gebrochen wird.
7/10.
Freut mich, dass wir mal wieder weitgehend (m)einer Meinung sind.
Wäre das FFF als erstes in Köln, wären wir stattdessen meiner Meinung. 🤣
Das ist durchaus wahrscheinlich.