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Jun 2023

STAR TREK: PRODIGY eingestellt: Das kleinste der aktuellen Streaming-Probleme

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Kollege Christian Lukas verkündete gestern Abend auf Facebook:

"Am heutigen 23. Juni 2023, 23.25 Uhr, habe ich meine Liebe zu Star Trek offiziell beendet. Star Trek kann dann in den Müll."

Ich dachte zuerst, er meint die relativ schwache zweite Episode der neuen STRANGE NEW WORLDS-Staffel. Ein bisschen Recherche belehrte mich allerdings eines Besseren. Deadline hat es wohl zuerst vermeldet, auf deutsch kann man es gut bei Trekzone nachlesen.

tl;dr – der Streamer Paramount+ setzt diverse Serien ab und nimmt sie auch zeitnah aus dem Programm. Das soll Geld sparen und Verlustabschreibungen ermöglichen. STAR TREK: PRODIGY ist betroffen, die zweite Staffel wird noch fertig produziert, aber nicht mehr bei Paramount+ ausgestrahlt.

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Ich will mich gar nicht über die Details auslassen, will keine Budgets diskutieren oder die Option, lieber ein anderes der vielen Trek-Projekte abzuschießen. Mir geht es in diesem mit der heißen Nadel gestrickten Beitrag um Das Große Ganze.

Der TV-Markt hat sich in den letzten zehn Jahren in einem Maße verändert, wie wir es noch nie erlebt haben. Wir schauen kaum noch lineares Formatfernsehen, worunter besonders die kleineren Privatsender und die linearen PayTV-Angebote gelitten haben. Den Öffentlich-Rechtlichen bleiben dank 8,5 Milliarden Gebühren im Jahr die größten Einschnitte erspart.

Der Content ist vom Medium entkoppelt worden – "fernsehen" geht auch auf dem Handy, dem Tablet oder dem Notebook. Nachdem wir feste Uhrzeiten abgeschafft haben, ist auch das Wohnzimmer als Mittelpunkt des TV-Konsums weggefallen.

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Pauschale Gebühren sind weitgehend durch "single provider"-Abos ersetzt worden. Man kauft sich zusammen, was man schauen will. Die Angebote teilen sich nach Rechteinhabern auf: Disney+ bietet alles, was Disney mittlerweile gehört. Paramount+ macht es ähnlich. Apple+ produziert seinen eigenen Content, ebenso Netflix und Amazon Prime Video (wo allerdings auch große andere Bibliotheken eingepflegt sind).

Die Anbieter überbieten sich mit Superlativen: Die HERR DER RINGE-Ablegerserie von Amazon soll in toto eine Milliarde Dollar kosten. In fürs Streaming produzierte Fake-Blockbuster werden gerne mal über 100 Millionen investiert. Keiner der bisher "Hollywood exclusive"-Stars kann oder will es sich leisten, außen vor zu bleiben. Fernsehen hat das Stigma des Pantoffelkinos verloren. Stallone, Schwarzenegger, Smith, Rock. Aktuell scheint sich nur noch Tom Cruise zu zieren.

https://youtu.be/dQcopTh9JB0

Fakt: Es gab in keiner Phase der audiovisuellen Medien ein derart überwältigendes Angebot an aufwändigen und mit Stars protzenden Filmen und Serien im Fernsehen. Es gab auch niemals eine solche Bandbreite. Fans von Melodramen und Komödien werden ebenso bedient wie Action-Geeks und Kids. Western? Klar. Musical? Sicher doch.

Und es ist nicht nur das Geld: Auch qualitativ werden immer wieder neue Maßstäbe gesetzt, weil die alten Spielregeln von Laufzeit, Jugendfreigabe, und Erzählbögen aufgebrochen worden sind. Das bringt zwar eigene Probleme mit sich, aber unter dem Strich sind TV-Serien heute ungleich wertiger als vor 20, 30, oder 40 Jahren.

Die Kehrseite der Medaille ist eine Binsenweisheit: Irgendwer muss das bezahlen. Und der Zuschauer kann keine 48 Stunden pro Tag vor dem Fernseher sitzen.

Daraus folgt: Zuschauer fangen an zu selektieren. Dabei geht es prinzipiell um zwei Aspekte: Geld und Zeit. Wie viel kann ich schauen – und wie viel will ich dafür ausgeben? Am Anfang der Streaming-Ära war das noch ziemlich einfach: Amazon Prime Video ist im Amazon-Abo enthalten und Netflix war daneben der einzige, noch relativ günstige Konkurrent. Da konnte man sich beides leisten und war zufrieden.

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Mit der Vermehrung des Angebots wurde es zunehmend schwieriger, weil die Studios begannen, ihre Franchises von Amazon und Netflix abzuziehen, um damit die eigenen Angebote attraktiv zu machen. Paramount wollte "all things Star Trek" präsentieren, Disney holte selbst anderweitig produzierte Marvel-Serien zurück. Wer also Pech hat, muss für seine fünf Lieblingsserien auf einmal fünf Streamer abonnieren.

Das überschreitet jedes Limit – wer ist schon bereit, für eine Handvoll Streamer 60, 70, 80 Euro zu zahlen?! Man kann das ja auch alles nicht konsumieren.

Der Streaming-Goldrausch der letzten Jahre – er war weitgehend auf Katzengold aufgebaut. Es wurden Milliarden investiert und oft genug verbrannt, weil man nicht nur im Rennen um die Gunst der Zuschauer dabei sein wollte – man musste auch mithalten können. Der kolossale Flop des Angebots Quibi war ein erstes Warnsignal, dass man einen Markt entwickeln, aber nicht erzwingen kann. Es gibt die Maxime: If you build it, they will come. Es zeigt sich nun: If they don’t come, you are fucked.

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In vieler Weise erinnert die Entwicklung des Streamings an den Boom der Fernbusse in Deutschland vor ein paar Jahren. Als die rechtlichen Hindernisse beseitigt waren, besetzte Flixbus (das seinen Namen nicht zufällig an Netflix anlehnte) schnell die "pole position", und wirklich JEDER wollte ein Stück vom Kuchen: ADAC, die Deutsche Post, die Deutsche Bahn. Es gab schnell mehr als ein halbes Dutzend große Anbieter, die Menschen zu Spottpreisen durch die Republik kutschierten. Das Problem: Die vom Konkurrenzdruck diktierten Fahrpreise konnten die Kosten nicht decken und jeder wollte nur lange genug durchhalten, bis die anderen pleite waren – um dann die Preise zu erhöhen. Am Ende blieb Platzhirsch Flixbus übrig, der Markt ist (gesund?) geschrumpft und die Verlierer haben Milliarden verbraten. Weil es für ein Angebot auch eine Nachfrage geben und die Nachfrage die Kosten decken muss.

Genau so sieht es bei den Streamern aus. Zu viel Angebot, zu wenig Einnahmen, und zunehmende Ermüdung bei den Kunden, die für immer neue Anbieter 8, 10, 12 Euro im Monat abdrücken sollen. Es passiert, was bei den Busunternehmen passiert ist: Der Markt wird aufgeräumt. Spotify, Netflix, Amazon – sie alle haben angekündigt, in früher Begeisterung angeschobene Produktionssparten zu kappen. Unzählige internationale Produktionen, zu teure Podcaster, überbewertete Franchises: nun hat nicht mehr das Marketing, sondern das Controlling das letzte Wort. Weil am Ende eine schwarze Zahl stehen muss.

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Ein Aspekt, der dabei oft übersehen wird, weil die meisten Kunden denken, die Streamer seien zu teuer: sie sind zu billig. Das gilt aktuell im Netz nicht nur Netflix & Co. – Zeitschriftenportale wie Readly und Musik-Plattformen wie Spotify befinden sich in einer schizophrenen lose/lose-Situation: um viele Abonnenten zu ködern, müssen sie günstig sein. Um profitabel zu sein, müssen sie teuer sein. Der oft erhobene Vorwurf, Spotify bezahle Musiker miserabel, ist eine direkte Folge davon: für 9,99 Euro ist das nicht anders machbar. Aber wärt IHR bereit, stattdessen 30 Euro zu zahlen, um eine fairere Ausschüttung zu garantieren?

Ob es ihr es glaubt oder nicht: Angeblich ist Netflix der einzige Streamer, der profitabel ist. Sagt zumindest Netflix.

Alle anderen verbrennen Geld. Schnell. In großen Mengen. Amazon kann sich das leisten, weil man als weltgrößtes Warenhaus in anderen Bereichen genug verdient, um querfinanzieren zu können. Disney geht es genauso. Apple natürlich. Aber auch dort wird man sich mittelfristig die Frage stellen, warum man etwas querfinanzieren sollte, wenn man damit langfristig keinen Gewinn erzielt. Das Disney/Marvel/Lucasfilm-Portfolio ließe sich ohne eigenen Streaming-Service IMMER lukrativ an andere Anbieter lizensieren.

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Sehr schnell und sehr dramatisch werden die Probleme für Anbieter, die neben den Eigenproduktionen kaum andere Einnahmequellen haben – Warner, Paramount, etc. Und genau da geht es schon seit einigen Jahren rund. Warner hat die Streaming-Strategie praktisch jedes Jahr geändert – krassestes Beispiel bleibt der BATGIRL-Film für 90 Millionen Dollar, der fertiggestellt in die Archive verbannt wurde (ich warte immer noch auf eine Raubkopie).

Selbst Disney hat eingesehen, dass man sich überhoben hat. Die Marvel- und Star Wars-Serien sollen in geringerer Frequenz fortgeführt werden, diverse bereits geplante Projekte sind eingemottet worden. Weil die Dominanz auf dem Streaming-Markt die Geldbeutel nicht gefüllt, sondern geleert hat. Ein zu hoher Preis.

Es hilft nicht, dass viele der Großprojekte nicht die erhofften Ergebnisse gebracht haben – Amazon kann mit dem Feedback zur RINGS OF POWER-Serie ebenso wenig zufrieden sein wie HBO mit HOUSE OF THE DRAGON oder Netflix mit WITCHER. Auch wenn viele der großen Streaming-Produktionen begeistern können, gilt auch hier: Erfolg lässt sich nicht erzwingen. Auch nicht mit viel Geld.

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Und nun ist bei Paramount Großreinemachen angesagt. Man wird überall den Rotstift ansetzen und den Taschenrechner zücken. Lohnen sich abgefilmte Standup-Specials? Sind Dokus wirklich Geldbringer? Abonniert jemand den Service für Neuauflagen 40 Jahre alter Sitcoms? Es wird brutal, das steht fest.

Was STAR TREK: PRODIGY angeht: schade. Ich glaube, hier wird ein sehr gutes Produkt geopfert, das man von vorneherein nicht als Kinderserie hätte vermarkten sollen. Dafür ist die Serie zu gut, zu reif. Nickelodeon my ass. Ich hätte deutlich besser damit leben können, wenn man ein paar geplante Projekte wie STAR TREK: SECTION 31 gekippt hätte. Andererseits bin ich froh, dass es (aktuell) weder STRANGE NEW WORLDS noch LOWER DECKS getroffen hat.

Ich habe eingangs geschrieben, dass es noch nie eine solche Vielfalt in Sachen Fernsehen gab. Es wird sie auch nie wieder geben. Weil der Goldrausch vorbei ist und der Markt sich nun gesundschrumpfen muss. Das ist niemandes Schuld, aber unser aller Verlust. Wir werden in den nächsten Jahren noch oft die Faust gen Himmel schütteln und die Einstellung liebgewonnener Formate beklagen. Anbieter werden verschwinden, einige werden fusionieren. Es mag sogar zu einer Rückkehr der "packages" wie zu Cable TV-Zeiten, so dass man mehrere Premium-Services für eine Kombigebühr (relativ) preiswert abonnieren kann. Die werden sich Produktionen wie RINGS OF POWER allerdings dann nicht mehr leisten können.

Auch die nächste Ära des Fernsehens wird nicht mehr wie die früheren sein. Aber WAS uns genau erwartet – ich weiß es auch nicht. Seht die Trailer in diesem Beitrag einfach als Schnappschuss der goldenen Zeiten – das gab’s nur einmal, das kommt nie wieder…

Und nun seid ihr dran.



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Imiak
Imiak
24. Juni, 2023 14:18

Tatsächlich nervtötend finde ich, dass es bei der ganzen Vielfalt an Streaming-Diensten unübersichtlich geworden ist, wer eigentlich meine alten Lieblingsserien (Picket Fences beispielsweise – nirgends in Deutschland verfügbar) im Angebot hat. Bei denen bleibt mir häufig dann doch nichts anderes übrig, als mir die auf DVD zu holen. Ich digitalisiere und konvertiere das dann alles und lade es in mein NAS hoch (auf die Weise bleibt es auch tatsächlich bequem als Stream abrufbar), aber da fühle ich mich in alte "Piraterie"-Zeiten zurückversetzt und bewege mich – soweit ich das beurteilen kann – in einer rechtlichen Grauzone. Teilweise bin ich aus genau diesem Grund zurück zur DVD/Blu-ray gewechselt – neuer Stoff auf Disney+/Netflix/Amazon Prime und Konsorten, alter Stoff – DVD/Blu-ray-Box.

Jane Doe
Jane Doe
24. Juni, 2023 17:08
Reply to  Imiak

Dafür gibts doch genug "wer stream was" Anbieter? 😀

Imiak
Imiak
24. Juni, 2023 19:41
Reply to  Jane Doe

Es gibt Serien, die gibt es in Deutschland schlichtweg nirgends als Stream, noch nicht mal als digitale Bezahlversion. Das erwähnte Picket Fences gehört dazu (es sei denn, ich übersehe hier einen ganz obskuren Anbieter).
Ich dachte mal, ich könnte mittelfristig weitgehend auf meine DVD-Sammlung verzichten. Da bin ich – gerade was Serien angeht – vorsichtig geworden.

dermax
dermax
26. Juni, 2023 15:58
Reply to  Imiak

Warum muss man da vorsichtig werden? Ich checke wie oben erwähnt, ob und wer es streamt und fertig. Die genannte Serie gibts leider nirgends, sowas kommt vor. Das wird vermutlich noch für ein paar Dinge gelten, die >20 Jahre auf dem Buckel haben.

DiBut
DiBut
24. Juni, 2023 18:29

Guter Text zu dem Problemen des Streamingmarktes, Danke dafür.
Spiegelt meine, inwischen getroffene, Meinung ziemlich gut wieder.
Hatte kurzzeitig, für zwei Monate, Disney+, hat sich aber nicht als für mich Interessant erwiesen: Zu viel Marvel- und Star Wars-Gedöns, alte Zeichentrickklassiker, für die ich einfach nicht die Zielgruppe bin, ein wenig PiPaPo und Dokus, die allerdings teilweise recht schön anzuschauen waren.
Netflix habe ich im letzten Jahr gekündigt, nachdem der Markt sich immer weiter fragmentiert hatte und die Eigenproduktionen sich in der Regel auf einem Mäh-Niveau bewegen und nicht wirklich überzeugen können (Ausnahmen bestätigen die Regel). Nur wegen Wednesday dann noch mal für einen Monat ein Abo abgeschlossen aber gleich wieder gekündigt, da sich das Angebot nicht wirklich verbessert hatte.
Und selbst Prime ist seit dem Frühjahr Geschichte. Hier wäre der Preis um 20€ gestiegen und ich habe hier den Mehrpreis nicht mit dem angebotenen Inhalt / den angebotenen Vorteilen in Einklang bringen können, da ich eh kaum noch bei Amazon einkaufe.
Bleibt für mich als Fazit: Die Geister, die ich rief.
In Zeiten wo für viele von uns das Geld am Ende des Monats knapper wird, der Markt in meinen Augen gesättigt ist und sich nicht nur gefühlt immer Player am Markt tummeln um einen Teil des Kuchens zu ergattern kann die logische Konsequenz nur eine breite Marktbereinigung sein. Ich bezweifle auch das sich Werbefinanzierte Angebote auf Dauer halten werden können. Dies war genau der Vorteil der Streamingplattformen: Seine Liebligsserien, bzw. -filme ohne Unterbrechung schauen zu können.
Welche bestehende Angebote am Ende übrigbleiben? Ich weiß es nicht…

Moepinat0r
Moepinat0r
24. Juni, 2023 21:10

So sehr ich die Qualität der Serien heutzutage wertschätze, so sehr würde es mich freuen, wenn es wieder etwas „weniger linear“ wird. Breaking Bad, Game of Thrones, Mandalorian, Umbrella Academy waren zB stellenweise wirklich grandios und genial, aber meistens leider auch sehr mäandernd. Ich würde mir wieder straffere plots und weniger Nabelschau wünschen. Früher hat man komplette Handlungsstränge auch in 22, maximal 48 Minuten zufriedenstellend abgefrühstückt, warum braucht man auf einmal 8 Folgen für die selbe Plotte? Das klingt jetzt vielleicht etwas zynisch, aber ich hoffe, dass der kommende Geldmangel auch wieder „ökonomischere“ Drehbücher verlangen wird. Es hat schließlich nicht jeder Zeit, alles was auf den Markt geworfen wird zu schauen.

jimmy1138
jimmy1138
24. Juni, 2023 21:34

Tom Cruise ist wahrscheinlich einer der letzten echten Kinostars – der braucht kein TV oder Streaming – mit Top Gun hat der Kohle ohne Ende gemacht.

Die letzten Jahre waren im Streaming offensichtlich ein Wettrennen um Subscriber, jetzt wird wieder mehr auf Profitabilität geschaut. mMn wird man vermehrt auf Rezepte zurückgreifen müssen, die in der Vergangenheit funktioniert haben, weil Streaming so keine Gewinne erwirtschaftet. D.h. verstärkt Werbung und bei Serien sowas wie "Syndication", wo populäre Streamingshows nach einiger Zeit ihren Weg zu anderen Anbietern finden. Bei Spielfilmen frage ich mich, wie lange Netflix es sich noch leisten kann, Geld liegen zu lassen, indem man fast komplett auf eine Kinoauswertung verzichtet. Da gibt es definitiv einen Markt für Leute, die etwa einen "Extraction 2" auf der großen Leinwand sehen wollen.

Wer wird übrig bleiben? mMn ganz sicher Netflix als Synonym für Streaming und Amazon nicht nur wegen Prime, sondern weil die für zahlreiche Nischenstreamer die Infrastruktur bereitstellen – AWS ist generell die große Cashcow von Amazon. Bei Warner sehe ich eigentlich recht gute Chancen, weil dort jetzt mit Zaslav einer das Sagen hat, der mit Discovery einen profitablen Dienst aufgebaut hatte. Disney wird aus Prestigegründen nicht aufgeben und hat genügend andere Einkommensquellen, um das zu subventionieren. Schlechtere Karten sehe ich eher bei Paramount+ und Peacock. Apple+ wird denke ich auch nicht so leicht wegsterben…

kaio
kaio
25. Juni, 2023 09:23

Am Anfang hatte ich auch mein Amazon und mein Netflix Abo und war happy. Als jemand der viel Content über Serien konsumiert, z.B. auch hier, oder diverse Podcasts kommt man allerdings sehr schnell zu der Situation das praktisch jeder Anbieter irgendwas hat an dem man Interesse hat.
Manche abonnieren jeden Monat etwas anderes und rotieren dann durch. Aber das ist mir zu viel Arbeit. Und dann wird das Seriengucken selbst zur Arbeit: "Ich hab den Service nur noch 3 Tage, dann muss ich die letzten 5 Folgen von X wohl jetzt durchballern".

(vom Wortvogel gelöscht)

Last edited 1 Jahr zuvor by Torsten Dewi
Chris
Chris
25. Juni, 2023 13:42

Also, diese Nachricht ist mehr als traurig. Und unverständlich.
Paramount wollte sich als Heimat von Star Trek aufstellen und kurz bevor es soweit sein könnte (aktuell ist nicht alles verfügbar), wird das erste Baby schon wieder abgestoßen. Wegen Star Trek und des ansonsten ganz guten Portfolios habe ich das Abo abgeschlossen. Aber nun…
Ich werde den Tag X der Löschung im Auge behalten. Bis dahin darf ich auf P+ noch streamen, aber genau an dem Tag, an dem PRODIGY verschwindet und P+ sein Versprechen bzgl. Trek bricht, kehre ich der angeblichen Heimat Star Treks den Rücken. SNW werde ich dann nicht so zeitnah zuende gucken können sowie andere neue Serien/Filme, aber seis drum. Ich kann und will so eine Unart nicht mehr unterstützen. Für so eine Handhabe kann Paramount mir für alle Zeiten gestohlen bleiben.
Ich würde niemals zu illegalen Downloads greifen geschweige denn aufrufen, aber höre ich von Freunden, dass sie eine solche Grenze überschreiten, ich werde es ihnen nicht ausreden. Dafür blutet mit das Herz zu sehr, als dass ich hehre Ziele hochhalten kann. Wenn P+ das schon nicht kann…..
Enttäuschend!

Chris
Chris
26. Juni, 2023 17:08
Reply to  Torsten Dewi

Genau, und das darf so nicht sein. Gute Inhalte gehören unterstützt, dafür bezahlt man schließlich die Abogebühren.
Gleich die Serien zu löschen, nicht mehr verfügbar zu machen? Das verstehe ich nicht. Dann sollen sie die Serien absetzen, wenn sie nicht weiterverfolgt werden sollen, aber mir kann keiner sagen, dass die Festplatten alle voll sind und man dringend noch Platz braucht.

Es geht hier bloß darum, nochmal Geld aus der Sache zu generieren, wenn man schon keine Lust mehr hat, die Serie weiterzuproduzieren.
Man könnte sie aber dennoch auf dem Stream lassen, für später mal. Online-DVD-Schrank.
Naja, vielleicht kauft sie bald wer anderes und will sie vielleicht sogar weiter produzieren. Ich fand die richtig gut, was mich angesichts der Zielgruppe sehr überrascht hat.

Bach
Bach
26. Juni, 2023 12:16

Haben wirklich die Streamer das Tv verbessert oder eher die Pay-Tv-Sender wie HBO, AMC oder Showtime?
Optisch sind die Netflix-Serien oft opulent, aber sehr breiig.

Es muss sich nicht auf wenige Anbieter gesundschrumpfen, sondern es kann auch sein, dass sich die Anbieter spezialisieren. Man weiß es nicht so genau. Disney nur noch Star Wars und Marvel, Paramount nur noch Star Trek.

Wie viele Leute haben vor 30 Jahren mehr als 120 Euro oder 240 Dmark für Musik ausgegeben? Problem bei Spotify ist auch, dass die Plattenfirmen zu viel von den Einnahmen kassieren, obwohl die Kosten niedriger sind. Da bräuchte es fairere Verteilungen. Oder man kauft sich seine Lieblinge wieder selbst als CD.

jimmy1138
jimmy1138
26. Juni, 2023 20:54
Reply to  Bach

"Haben wirklich die Streamer das Tv verbessert oder eher die Pay-Tv-Sender wie HBO, AMC oder Showtime?"

Man kann mMn durchaus argumentieren, daß HBO vor 15-20 Jahren mit Sopranos, The Wire, Rome, Oz,… unübertroffen ist.

"Es muss sich nicht auf wenige Anbieter gesundschrumpfen, sondern es kann auch sein, dass sich die Anbieter spezialisieren."

Das Grundproblem bleibt aber, daß sich keiner für drei, vier Serien ein Streamingservice abonniert. Wenn man bei Neuproduktionen einsparen möchte, muß man es dann aber mMn irgendwie schaffen, die Katalogtitel attraktiver zu machen.

Bach
Bach
27. Juni, 2023 14:43
Reply to  jimmy1138

Ich glaube, wegen starken Marken werden Streamer abonniert, das sind Star Trek, Star Wars, Harry Potter, Marvel, DC, vielleicht Game of Thrones, Dune, da muss man abwarten, ob sie die Marke etablieren können, wahrscheinlich auch Law and Order, CSI oder NCIS. Potential sehe ich auch bei Flintstones, Per Anhalter durch die Galaxis.
Die Zahl der starken Marken ist klein. Und sie zu entdecken, ist nicht leicht.
Vielleicht noch eine gut geschriebene Serie, die nicht so ins Geld gehen muss.

Stefan
Stefan
26. Juni, 2023 12:59

Eine Entwicklung, die mich nicht im Geringsten überrascht und ich schon lange erwartet habe. Sehr gut aufgearbeitet.

"Wir werden in den nächsten Jahren noch oft die Faust gen Himmel schütteln und die Einstellung liebgewonnener Formate beklagen."

Werden wir das? Für mich hat Streaming das Lieblings-TV längst gekillt. Wie viele Formate gibt es denn überhaupt noch, die man als "liebgewonnen" bezeichnen kann? Bei wie vielen Serien wäre die Absetzung nach Staffel 1, 2 oder 3 denn überhaupt noch überraschend und der Konsolidierung des Marktes geschuldet und nicht längst Business As Usual?
Mag sein, dass die Produktionsstandards heutzutage teils gewaltig sind, dass (Streaming-)TV das neue Kino ist. Aber Serien, die einem ans Herz wachsen bietet das schnelllebige Geschäft schon lange nicht mehr.

Durchaus möglich, dass es hier sogar eine positive Entwicklung gibt. Längst wird diskutiert, dass wenn der Wachstumsmarkt leergefischt ist mit immer neuen Formaten nichts mehr zu holen ist und man langlebige braucht, um den Bestand zu halten. Dazu braucht es eben die liebgewonnenen Formate. Nur eben nicht so viele.

Maja
Maja
26. Juni, 2023 18:48

Ich dachte zuerst, er meint die relativ schwache zweite Episode der neuen STRANGE NEW WORLDS-Staffel.

Wo ist meine Kinnlade? Ach, da unten. Hat der Wortvogel soeben 2×02/SNW eine schwache Episode genannt?

Maja
Maja
26. Juni, 2023 18:57
Reply to  Maja

Achso, auch noch:

> auf deutsch kann man es gut bei Trekzone nachlesesen.

Nachlesesesesesen. 😉

Rudi Ratlos
Rudi Ratlos
27. Juni, 2023 05:59

Hab mir seinerzeit bei den Ankündigungen der zweiten Welle der Streaming-Dienste schon gedacht, wer da am Ende die Kundschaft sein soll?! Wer soll das alles gucken und bezahlen? Mag sein, dass auch fünf Streaming-Dienst für den Kabel-geplagten US-Kunden noch ein Schnapper sind, aber im Rest der Welt fehlt der wahrscheinlich der Wille, soviel im Monat für Entertainment auszugeben. Und gerade den kleineren Anbietern muss man entweder Größenwahn oder dicke Eier attestieren, wenn sie glauben, mit z.B. ein bisschen Sci-Fi-Pew-Pew ein konkurrenzfähiges Angebot zu haben, was am Ende schwarze Zahlen schreibt.
Und nachdem Warner den Abschreibunges-Genie aus der Flasche gelassen hat, wird es in den nächsten Jahren noch weitere Ausdünnungen geben. Disney hat ja auch schon vermeintliche Prestige-Objekte wie die Willow-Serie gekillt, da wird noch mehr Content auf Nimmerwiedersehen verschwinden (oder an Kleinstanbieter weglizensiert, die dann für horrende Preise Blu-ray-Boxen auf den Markt schmeißen).

Alexander Freickmann
Alexander Freickmann
27. Juni, 2023 19:44

Paramount+ ist echt schnell dabei. Dafür das Prodigy ja zu deren Vorzeigefranchise gehört und eigentlich noch eine zweite Staffel kommen soll, wurde es bereits von den Servern gelöscht. Damit machen die sich sicherlich keine Freunde. Aber es gab eh schon Gerüchte, dass Paramount nicht mehr lange übersteht, hauptsächlich weil die aktuelle Besitzerin Shari Redstone das ganze nur von ihrem Vater geerbt hat und wohl einen ordentlichen Cheque nicht ausschlagen würde. Gleiches gilt für Warner Bros Discovery, die aktuell mächtig in Schieflage sind. Zazlav hat mit Discovery zwar ein erfolgreiches Unternehmen aufgebaut, aber er wäre nicht der erste, der sich überhebt.Kaufinteressent Nr 1 soll übrigens Netflix sein.

dermax
dermax
29. Juni, 2023 16:32