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Nov 2022

Batman, Flash, Justice League, Superboy: Das Fake-DCU der 90er

Themen: Film, TV & Presse |

Ich hatte eigentlich nicht vor, dem “Fake-MCU”-Beitrag eine Fortsetzung folgen zu lassen. Aber kaum war er online, drängte sich mir eine DC-Variante förmlich auf. Also kurz recherchiert: passt.

Ähnlich wie Marvel hatte DC bis ins neue Jahrtausend massive Mühe, ein kohärentes Universum für seine Superhelden zu bauen. Jeder Film, jede Serie, jedes Comic stand für sich, wurde von unterschiedlichen Lizenznehmern produziert und an keiner Stelle koordiniert. So konnten die Neueinsteiger nie wirklich von den Franchise-Dickschiffen profitieren. DC hatte das Pech, mit SUPERMAN die erste große Welle der Comic-Blockbuster einzuläuten und mit BATMAN die zweite große Welle, ohne jemals über diese Figuren hinaus punkten zu können. Es fehlte eine “unified field theory” für Superhelden-Adaptionen.

Wie schon bei Marvel hat mir jemand die Mühe abgenommen, ein DC-Universum basierend auf den Figuren der 70er, 80er und 90er zu imaginieren:

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Und ebenso wie bei Marvel können wir die 90er nicht zwischen 1990 und 1999 eingrenzen. Die 90er starteten für DC 1989 mit Tim Burtons BATMAN, dem Film, der nach dem Debakel SUPERMAN IV den Beweis antrat, dass Superhelden immer noch als Blockbuster taugten:

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Im gleichen Jahr kam die Fortsetzung von Wes Cravens SWAMP THING-Film von 1982, die B-Filmer Jim Wynorski deutlich mehr auf Humor und Teenager trimmte:

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Im Jahr darauf startete die Serie SWAMP THING auf dem Kabelsender USA, die es auf immerhin 72 Episoden brachte und u.a. das Kostüm des Film recycelte:

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Sicher kein großer Wurf, aber ich habe mich damals gut unterhalten. Es zeichnet sich auch schon der Trend ab, der sich bis in die Gegenwart fortsetzen sollte: DC war immer besser in Sachen TV-Serien als auf der großen Leinwand.

Deutlich größer und am Stil von BATMAN orientiert startete 1990 ebenfalls die Serie FLASH, die in Deutschland unter dem korrekten Titel DER ROTE BLITZ ausgestrahlt wurde. Hier wurde erstmals versucht, das Thema ernst zu nehmen:

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Ich mochte THE FLASH, war allerdings mit dem sehr teuren und sehr hochgelobten Kostüm nicht glücklich: Flash ist eben NICHT der Muskelprotz mit dem definierten Bizeps, sondern ein Held von schlanker Gestalt, die Geschwindigkeit ausstrahlt. Obwohl man gegen das Ende der ersten Staffel versuchte, dem Flash auch ein paar adäquate Supergegner auf den Hals zu hetzen, war der Erfolg überschaubar und alle Planungen für Staffel 2 wurden abgebrochen.

Während BATMAN, während SWAMP THING, während THE FLASH, lief die Serie SUPERBOY fast schon unauffällig im Hintergrund mit satten 100 Episoden. An den Vorspännen der vier Staffeln kann man schön sehen, wie konsequent sich die Show von 1988 bis 1992 fortentwickelte:

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Langjährige Leser wissen, dass ich ein großer Fan bin, besonders ab Staffel 2, wenn Gerard Christopher die Hauptrolle übernimmt. Nach widersprüchlichen Gerüchten wollten die Salkinds nach der vierten Staffel Gerard Christopher in eine SUPERMAN-Serie übernehmen, aber das platzte, als ABC ein eigenes Projekt für die Primetime ankündigte: LOIS & CLARK – THE NEW ADVENTURES OF SUPERMAN:

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Ich gestehe: ich war damals schon kein Fan. Dean Cain hat zu kurze Beine, das Kostüm überzeugt nicht, und die Storys drehen sich meistens um Comedy/Soap-Elemente statt um echte Superhelden-Abenteuer. Man hat nicht das Gefühl, dass den Machern über die Liebesgeschichte von Lois & Clark hinaus irgendetwas wichtig war. Die Serie ist zudem deutlich schlechter gealtert als SUPERBOY.

Aber credit where its due – LOIS & CLARK schenkte uns die perfekte Lois:

Es wird gerne vergessen, dass ABC bereits 1992 mit HUMAN TARGET (bei uns DIE MASKE) versucht hatte, einen weniger bekannten Comichelden ins Pantoffelkino zu bringen. Ich fand die Umsetzung von Bilson & DeMeo, die bereits ROCKETEER und THE FLASH verantwortet hatten, sehr ordentlich:

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Leider waren die Quoten miserabel und es wurden nur sieben Folgen produziert. Eine Neuauflage 2010 brachte es immerhin auf 25 Episoden.

Üblicherweise lasse ich bei diesen Übersichten ja Comics, Videospiele und Trickserien außen vor, aber in diesem Fall geht das nicht, weil DC in den 90ern wie heute gerade im Bereich Animation extrem stark war. Die Geschichte der DC-Adaptionen kann eben nicht ohne BATMAN: THE ANIMATED SERIES und ihre vielen Fortsetzungen und Ableger erzählt werden:

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Unbestreitbar das Kronjuwel von DC in den 90ern.

Und damit kommen wir auch schon zu den Rohrkrepierern. Mag DC in der ersten Hälfte der 90er keinen Bäume ausgerissen haben, so versumpfte man in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts endgültig.

JUSTICE LEAGUE OF AMERICA ist ein Schandfleck in der DC-Historie – ein TV-Film als Pilot einer Serie, den es in zwei unterschiedlichen Fassungen gibt und der aus Lizenzgründen ohne Superman, Batman, Wonder Woman und Aquaman auskommen musste (also dem relevanten Teil der aktuellen JLA-Filme). Wie man Flash, Green Lantern, Atom und Martian Manhunter derart stümperhaft verramschen kann, wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben.

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Diese Bruchlandung  ist nur deshalb nicht die schlechteste Adaption der Justice League, weil Hanna-Barbera in den 70ern mit einer noch größeren Monströsität die Messlatte sehr hoch gelegt hatte – feast your eyes:

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Da bleibe ich doch lieber bei diesem Hawkman von 1997:

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Nun kann man dem JUSTICE LEAGUE-Piloten noch zu Gute halten, dass er mit wenig Geld und ohne Stars produziert wurde – garbage in, garbage out. Gleiches gilt aber nicht für STEEL, einen Superman-Spinoff, der als Blockbuster für die Kino-Saison 1997 gedacht war. Hier stimmt wirklich gar nichts – das Kostüm albern, Shaq überfordert, die Story kindisch, die Action lahm:

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Was soll zudem ein Superman-Spinoff, der Superman nicht referenzieren darf? Selbst das Plakat zeigt die Lustlosigkeit, mit der das Projekt angegangen wurde:

Der einzige Lichtblick: Ich war im August 1997 in LA und nach dem Kinobesuch habe ich mehrere der Locations persönlich besuchen können.

Der August 1997 war generell kein guter Monat für Superhelden-Filme – es lief neben BATMAN & ROBIN auch noch der schäbige SPAWN:

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Der ist allerdings nicht von DC gewesen, darum erspare ich mir jeden Kommentar.

Man könnte fast unterstellen, die Saison 1997 hätte den Superhelden als Kino-Zugpferde den Rücken gebrochen – wieder mit der Ausnahme von BLADE 1998 war damit Schicht im Schacht. Die großen Studios waren nicht mehr bereit, Geld in kostümierte Helden zu investieren, nachdem auch ROCKETEER, PHANTOM und SHADOW an den Kinokassen die Erwartungen nicht erfüllen konnten. Das Vertrauen in das Genre starb – wieder einmal.

Ich hatte es schon angedeutet: DC kann TV besser als Kino. Während Marvel zur Jahrtausendwende mit X-MEN und SPIDER-MAN das gesamte Genre zu neuer Blüte führte, ahnte niemand, dass ausgerechnet die auf Teen-Soap getrimmte SUPERBOY-Variante SMALLVILLE ein eigenes Universum aufmachen sollte:

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SMALLVILLE legte – auch wenn das damals weder geplant noch erkennbar war – den Grundstein für das heute noch erfolgreiche Arrowverse mit GREEN ARROW, FLASH, SUPERGIRL, etc. pp. Das geschah allerdings nicht ohne Fehlschüsse:

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Aber das braucht uns nicht mehr zu interessieren, denn mit SMALLVILLE endeten 2001 auch für DC die mageren 90er.

Wir machen erneut Kassensturz: Mit den DC-Helden der 90er hätte man in einem “unified universe” folgendes Lineup präsentieren können:

  • Superman
  • Batman
  • The Flash
  • Green Lantern
  • Martian Manhunter
  • Swamp Thing
  • Superboy
  • Steel
  • Human Target

Als Gegner standen u.a. bereit:

  • Lex Luthor
  • Metallo
  • Trickster
  • Joker
  • Catwoman
  • Riddler
  • Two-Face
  • Mr. Freeze
  • Mr. Mxyzptlk
  • Bizarro

All das – verschwendet an unterbudgetierte TV-Serien für Kabelsender, halbgare Pilotfilme und eierlose Kinoproduktionen.

Begraben wir den Frust mit schallendem Gelächter:

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P.S.: Als Nachklapp zum Marvel-Artikel hier noch eine bezaubernde Werbung aus dem Jahr 2001, die ich neulich glatt vergessen hatte:

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3 Kommentare
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jimmy1138
jimmy1138
23. November, 2022 16:41

Der große Unterschied zwischen DC und Marvel ist in meinen Augen sicherlich die Rechtesituation, wodurch DC eigentlich immer primär ihre Top-Figuren (Superman, Batman) ins Kino brachten, Marvel dagegen mußte die Rechte ihrer populärsten Figuren (Spiderman, Fantastic Four, X-Men) abgeben und hat sich dann das MCU großteils aus Figuren aus der zweiten Reihe gezimmert.
Vielleicht war das auch ein Grund, warum das MCU überhaupt in der Form entstanden ist – wenn man mit Nolan-Batman Milliarden scheffelt, kommt einem vielleicht gar nicht die Idee ein shared cinematic universe auf die Beine zu stellen.
Und wie hätte ein prä-Snyder DCU so um 2010 ausgesehen? Brandon Routh als Superman, Bale als Batman, Ryan Reynolds als Green Lantern, Adrianne Palicki als Wonderwoman?

PS: Apropos “DCU” – soweit ich das mitbekommen habe, wird die neue (kommende) Iteration unter James Gunn in den Medien “DCU” genannt, unter Snyder hieß es ja DCEU (DC Extended Universe). Wie auch immer – in meinen Augen eher Zeichen, daß das Branding nicht funktioniert hat…

S-Man
S-Man
24. November, 2022 08:35

Wieder einmal ein toller Artikel. Diese Minireihe hätte mir vor ca. 7 Jahren viel gebracht, als ich der Mutter meiner Partnerin aufwändig erklären musste, welcher Film, welcher Charakter in welches Universum einzuordnen ist, welche Filmreihe oder Serie autark läuft, welche zusammen gehören, etc. pp.

Das Ergebnis war ein A2 großes PDF, in dem ich entsprechende Zusammenhänge auf einer Zeitachse visualisiert habe. Nicht schön, aber aufwendig und hat wohl sogar was gebracht gehabt 😀 Deine Artikel hätten damals zumindest etwas Arbeit abgenommen…