14
Jan 2022

The day STAR WARS broke…

Themen: Film, TV & Presse |

Es ist riskant, sich frühzeitig festzulegen und es wäre klüger, bis zum Staffelfinale und den üblichen “final thoughts” zu warten, aber das hier ist mir ein Bedürfnis:

STAR WARS – THE BOOK OF BOBA FETT ist ein Debakel.

Ich kann es mir nicht schönreden, es nicht mal erklären. Regie Robert Rodriguez, Drehbücher Jon Favreau. Trotzdem ein Debakel. Wie konnte das passieren – besonders nach zwei fast mühelos grandiosen Staffeln THE MANDALORIAN? Wer hat DIESE Story abgenommen, DIESE Figuren? BOOK OF BOBA FETT hapert nicht mit einer kapitalen Fehlentscheidung, z.B. der Idee, die nächste STAR WARS-Serie gleich wieder primär auf einem Wüstenplaneten spielen zu lassen. Hier passt rein gar nichts. Weder verstehen wir Boba Fetts Motivation, noch die Machtstrukturen der Unterwelt von Tatooine. Man kann Boba auch nicht als aufrechten Helden zeichnen, wenn er gleichzeitig der Pate von Mos Eisley sein will – das führt nämlich dazu, dass er ständig wie ein Weichei handelt, wo er eigentlich mit gnadenloser Härte regieren müsste. Ein bisschen YOJIMBO, ein bisschen LAWRENCE VON ARABIEN, aber an keiner Stelle kohärent oder plausibel.

Ich hätte damit leben können. Wird ja vielleicht noch. Hat halt Startschwierigkeiten. Luft nach oben ist immer. Die gleichen Ausreden, mit denen sich Trekker bei PICARD und DISCOVERY von Staffel zu Staffel hangeln.

Aber das, das hier hat mich lauthals “ach, leckt mich doch am Arsch!” rufen lassen:

Eine Gang von halbstarken Teenagern mit knallbunten Hoover-Scootern. STAR WARS: QUADROPHENIA. Und das Ganze verpackt in eine aufwändige, aber teilweise erschreckend schlecht getrickste Verfolgungsjagd, die schön die Grenzen der aktuellen Umsetzbarkeit aufzeigt.

Das ist so… so doof. So unpassend. So peinlich.

Für STAR WARS gilt, was für STAR TREK gilt: man kann nicht immer gewinnen. Aber man kann wahrlich würdevoller verlieren.



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Sven
Sven
14. Januar, 2022 16:41

Oha, und sowas aus Deiner Feder;-) Dann muss es schon arg sein. Ich habe bisher noch nicht reingeschaut. Auf Picard habe ich nach Deinen Artikeln verzichtet;-) Trotz des Verrisses von Fett werde ich trotzdem mal reinschauen. Mal sehen, ob wir da übereinstimmen.
Ich für meinen Teil würde aber (da Du es ja erwähnt hast) keine der beiden Mandalorian-Staffeln als grandios bezeichnen. Gut ja, aber das Schema war irgendwie immer das Gleiche. Ich wurde gut unterhalten, aber für meinen Geschmack nicht grandios. Es war halt viel toller Fanservice dabei.

Heino
Heino
14. Januar, 2022 18:47

Ich habe eh nie verstanden, warum Boba Fett als Figur so beliebt ist. Ich meine, der hatte in der originalen Trilogie eine Handvoll Szenen, die ihn mangels Substanz halt nur als eine weitere Figur im SW-Kosmos zeigten, die noch dazu ein äußerst unrühmliches Ende für einen angeblich doch so tollen Kopfgeldjäger nahm (was ja wohl in der Serie rückgängig gemacht wird). Ich habe nur wenige der Bücher gelesen, daher weiß ich nicht, ob er da eventuell mehr Substanz verliehen bekam, aber warum man glaubte, aus ihm die Hauptfigur einer Serie machen zu müssen, erschließt sich mir nicht.

jimmy1138
jimmy1138
15. Januar, 2022 09:42
Reply to  Heino

Der Kult um Boba Fett kommt mMn hauptsächlich nicht von den Filmen. Sein erster Auftritt war ja im Holiday Special, wo er auf einem Dinosaurier dahergeritten kam.
Der zweite Auftritt war dann im Prinzip die (legendäre) Kenner-Action-Figur mit der man eine Rakete aus dem Jet Pack abschießen konnte und die Kenner wieder vom Markt nehmen mußte, weil das Ding zu gefährlich war. Das ist meines Wissens nach auch am Sammlermarkt die teuerste Star Wars Figur.
Im Film selbst ist der Kult-Moment, der von Boba Fett Fans immer genannt wird, das “No Disintegrations” von Dart Vader.

S-Man
S-Man
14. Januar, 2022 19:08

Ich bin nie richtig warm geworden mit Star Wars, auch wenn ich es immer und immer wieder probiert habe:

Ich bin zu jung, um die damalige Magie der Originaltrilogie erlebt zu haben und die unbestritten für damalige Zeiten großartigen cinematografischen Kunstwerke als eben das zu würdigen. Ich finde sie heute nett. Wie viele andere Märchenfilme auch. Aber nicht überwältigend. Mein erster Star Wars Film war allerdings Episide I. Den fand ich als Kind toll. Den mag ich jetzt noch irgendwie. Und hätte man nicht “Star Wars” rangeschrieben, bin ich bis heute überzeugt, wäre es ein toller Stand Alone SciFi Film geworden.

Episode II und III fand ich öde ohne Ende. Ich war schlicht immer überfordert von all den Figuren, Intrigen und Politik, dass ich mich heute nur noch an den tollen Yoda Kampf erinnere.

Als der Hype aufkam für die letzte Trilogie, ließ mich das kalt. Aber am Ende habe ich alle drei Filme auch im Kino gesehen. Gruppenzwang. Der erste war nette Nostalgie, zwei und drei reichten von “WTF” bis “Zeitverschwendung”.

Witziger Weise mag ich aber sowohl Rogue One als auch Solo. Ich kann offensichtlich mehr etwas mit einigermaßen abgeschlossenen Filmen, als endlosen Reihen und Serien etwas anfangen (Serien gucke ich zwar auch, aber immer wieder gebe ich entnervt in Staffel 2 auf, weil ich mich langweile: Gleiches Problem in grün oder die Handlung hat nix mehr mit dem Originalkonzept zu tun… ich schweife ab)

Vor diesem Hintergrund habe ich Mandalorian angefangen. Was für ein Hype! Ich glaube, ich kam genau 2 oder 3 Folgen weit: Oh mann, wieder irgendn Typ, der in der Wüste Laserstrahlen schießt. Punkt. Ich war raus, das fesselt mich einfach nicht.

Und warum schreibe ich das? Weil ich schon wieder Gefahr lief, Zeit zu vergeuden. Boba Fett war im ganzen Star Wars Universum immer eine der interessantesten Figuren für mich. Dem wollte ich eine Chance geben. Wieder mal. Danke, dass du das für mich gemacht hast. Danke für das Sparen meiner Zeit. 🙂

Dietmar
14. Januar, 2022 22:09
Reply to  S-Man

Ich wurde für meine Meinung zu Star Wars schon damit attackiert, eben alt zu sein und aus Nostalgie die neue Trilogie (Episode I – III) sowie “Rogue one” und all das andere nicht würdigen zu wollen oder können. Das ist Quatsch. Ich finde gute Filme gut. Hätte mich das alles überzeugt, hätte ich es gesagt. Das ist keine Religion für mich, kein Dogma. Aber das überzeugt mich eben alles nicht. Bonbonbunte Achterbahnfahrten. Bestenfalls. Es gibt Charakterentwicklung, aber die ist nicht organisch, sondern muss so sein, damit Episode III passt, und so weiter.

Lucas hätte gut daran getan, die Original-Trilogie digital aufzupolieren, es aber dabei zu belassen. Er hat da schon einfach zu viel herumredigiert und das Werk durch Infantilisierung schlechter, nicht besser, gemacht. Ich meine tatsächlich, dass diese Änderungen so gravierend sind, dass sie den Zauber zerstören. Deshalb sollte sich niemand ein Beispiel an so etwas nehmen.

Ich bin außerdem davon überzeugt, dass der Reiz eines Films (eigentlich jeder Kunst) nichts mit dem Alter zu tun hat: Gestern spielte ich einer achten Klasse zum Thema Geschichte der Pop-Musik “Dancing Cheek to Cheek” mit Ella Fitzgerald und Louis Armstrong vor. Da waren einige begeistert. Besonders ein Junge, der, übrigens ziemlich gut, rappt. Migrationshintergrund, bad-boy-persona, aber trotzdem begeistert. Einer sechsten heute, weil sie fragten, wer die Frau auf dem Bild sei, eine Aufnahme eines Stücks von Antonio Vivaldi (der vermeintlichen Frau): Sie wollten es nochmal hören. Vor allem Jungen aus einer zehnten Klasse des letzten Schuljahres kannten sich unfassbar gut mit Filmen aus.

Ich glaube, Lucas hat selbst nicht verstanden, was eigentlich die Magie seiner ersten Trilogie ausmacht, und hat deshalb daran herumgebastelt, um sie vermeintlich zu verbessern.

Goran
Goran
14. Januar, 2022 22:12

War doch Alles schon in Mando so drin. Da schaffte man es nur eben noch Fanservice und Memberberries aufzufahren, das Pulver ist jetzt halt aus.

Natürlich ist die Charakterisierung von Boba der Totalgriff ins Klo.
Vom harten Kerl, der Darth Vader mal kurz anfährt, dass sich die Profitmarge negativ verändern könnte, zum Huggybear, der sich nicht sicher ist, wer hier wem eigentlich Schutzgeld zu zahlen hat; Demnächst übernimmt der “Crime Lord” dann die Krankenversicherung Aller.

Aber Mando hatte dafür dann eben mal gar keine Persönlichkeit, macht die Sache natürlich weniger fehleranfällig, offenbarte aber genau die gleiche Einfallslosigkeit und Distanz zu SW. Die haben ja nicht mal ordentlich bei Lone Wolf and Cub klauen wollen, das Material wäre perfekt gewesen.

Naja, “freue” mich dann mal über Obi-Wan, mal sehen wie viele Anakin/Vader Begegnunen Sie da reinbrätseln.

Aris
Aris
14. Januar, 2022 23:38

Das fasst in Worte, was mich gestört hat. Es fehlte mir der Grund, warum ich dieser Story folgen sollte. Warum ist Boba Fett nun der Gangsterkönig? Und in der Tat; die Quadrophenia Referenz macht das Ganze sehr lächerlich. Was hat Favreau (der hat den Namen nur, damit ihn niemand zitieren kann) da geritten? Letzendlich fehlt der Held in einer Gangsterstory, wenn der Gangster agiert wie ein Held.

Christian Siegel
14. Januar, 2022 23:47

Ganz so weit würde ich zwar nicht gehen – Star Wars hat sicherlich schon Schlimmeres überstanden als die Motorrad-Gang – aber damit, dass TBOBF im Vergleich zu TM enorm abfällt, stimme ich überein. Wobei ich insbesondere die von mir eh auch angesprochene mangelnde Motivation der Hauptfigur als wesentliches Problem erachte. Man kann es sich zwar – zumindest spekulativ – zusammenreimen. Aber man vergleiche das mit dem Auftakt von “The Mandalorian”, wo das Setup nach zwei Folgen abgeschlossen war. TBOBF ist bislang wie die erste Hälfte von “A New Hope”, wenn man Leias Hilferuf rausgeschnitten hätte. Figuren machen irgendetwas, ohne dass wir wüssten, was, wieso, und vor allem, warum uns das eigentlich kümmern soll.

Karsten
15. Januar, 2022 09:51

Ich hatte mich schon nach Episode 1 gefragt, warum die neue Serie fast überall gelobt wurde (So muss Star Wars!), obwohl sie in so gut wie allen Bereichen schlechter (Dialoge, Acting, Struktur) und langweiliger (Hauptfigur, Setting, Rückblicke) umgesetzt ist als beim Mandalorianer. Na ja, nicht jeder Schuss kann sitzen, und derzeit verhindert der neue Nachwuchs eh, dass meine bessere Hälfte und ich auf der Couch Serien bingen.

Last edited 2 Jahre zuvor by Karsten
takeshi
takeshi
15. Januar, 2022 10:28

Ich werfe mal kurz den Beckmesser-Modus an..

“Hat halt Starschwierigkeiten.” – da fehlt ein “t” (auch wenn es ohne funktioniert 😉 )

“Aber man wahrlich würdevoller verlieren.” – da fehlt ein “kann”

Abgesehen davon kann ich deinem Resümee nur zustimmen.

Passend zum Thema:
Ich habe mir dieser Tage mal die Despecialized Versionen und anschließend die Re-Releases der Original Trilogie angesehen.
Was sich da mittlerweile für Unterschiede zeigen…

Thies
Thies
16. Januar, 2022 10:46
Reply to  takeshi

In der Tat ist “Return of the Jedi” durch die alleinige Verfügbarkeit der “Special Edition” für mich unwatchable geworden.

Last edited 2 Jahre zuvor by Thies
Andy Simon
Andy Simon
17. Januar, 2022 09:41
Reply to  Thies

Naja, dieses Problem lässt sich mit den Google-Stichworten “Harmy” und “despecialized” und “Return” ohne finanziellen Aufwand beheben.

Mencken
Mencken
15. Januar, 2022 13:07

Habe die Serie und damit die fragliche Szene nicht gesehen, aber “Quadrophenia Hoover Scooter” klingt für mich wie eine typische Rodriguez-Idee und der Screenshot sieht auch genau so aus, wie man die Umsetzung erwarten würde.

Vader Ryderwood
Vader Ryderwood
16. Januar, 2022 21:45

Wie ich schon auf Facebook schrob: Ne Verfolgungsjagd mit 12 km/h…

Alexander Freickmann
Alexander Freickmann
18. Januar, 2022 10:15

Imo funktioniert die Serie schon gut alleinstehend (ohne die Vorgeschichte von vor der Serie). Es wird ja gezeigt, dass Bib Fortuna im Grunde nur als Grüßaugust gelebt hat und mit dem Titel allein ganz glücklich war. Die eigentliche Macht gehörte da örtlichen Warlords wie dem Bürgermeister. Dieser hat dann aber fix aufgegeben als die echten Gangsterbosse wieder auftauchen. Sprich, Boba ist einfach per Zufall in dieser Zwischenzeit an die Macht gekommen. Die alten Mächtigen verabschieden sich, die neuen künden sich nur an. Das Pike Syndikat ist schon ein elendiger Haufen, wie man bereits aus den CGI Serien weiß.
Auch das er dank seinen “Der mit dem Wolf tanzt” Erfahrungen mit den Tusken jetzt geläutert ist, kann man ihm abnehmen … wenn man die Filme ausblendet. Denn mit dem eiskalten Kopfgeldjäger aus Episode 5 hat er definitiv nichts mehr zu tun und mir fehlt doch noch etwas mehr Unterbau, da schon sein Vater Jango ein Arschloch war. Andererseits haben die Klone ja alle seine Gene und die wurden ja auch als rechtschaffend aufgebaut.

Was ich kritisiere:

  • Wieso wurden die Hutten eingeführt, wenn das Pike Syndikat bereits aufgebaut wurde? Das war absolut unnötig, weil die ja schon wieder weg sind.
  • Die Verfolgungsjagd war echt eher unterwältigend, aber eher wegen der Action – Rodriguez Stil gefällt mir, (“leave shark boy alone!”)
  • wie kann man den Wookiekampf so versauen!?! DAS war der eigentliche Skandal der Folge.
  • Tatooine muss wohl ein umgekehrter Jungbrunnen sein. Boba ist grade mal 40 Jahre alt. Kann natürlich dran liegen, dass er ein Klon ist.
Last edited 2 Jahre zuvor by Alexander Freickmann
Harry
Harry
21. Januar, 2022 09:19

Für mich fühlt sich die Serie so an: Temuera Morrisson schaut ständig grimmig und warum zieht ER seinen Helm nicht an! 🙂

Tom
Tom
26. Januar, 2022 15:08

Episode 5: Es wirkt fast so, als ob Favreau & Co. genau wissen, welches die bessere Show ist. Sowas habe ich in all meinen Fernseh-Jahrzehnten noch nicht erlebt: Als ob eine Cheers-Episode Ted Danson zugunsten von Kelsey Grammer ausläßt.