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Jan 2022

The best of the worst of the best of “Die scheißeste Musik wo gibt” (3): Sonder-Edition Novelty-Songs

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Novelty Songs sind die Pest. Weil man sie hassen kann und doch nicht von ihnen los kommt. Sie sind Ohrwürmer wie der Ceti-Egel, bohren sich in dein Hirn und treiben dich langsam zum Wahnsinn. Ich bin froh und dankbar, dass ihre Hoch-Zeit in den 70er und 80er Jahren lange rum ist. In der Pop-Musik ist lange schon Schluss mit lustig. Aber schauen wir doch mal rück, was an deutschsprachigen Monstrositäten damals in die Charts gespült wurde.

Ich habe mich weitgehend bemüht, reine Comedy-Künstler rauszulassen, die mit ihren Songs gar keinen Einstieg in die Charts anstrebten. Kein Karneval, kein Kabarett. Keine Songs, die tatsächlich satirisch gemeint waren. Es ist mir allerdings nicht immer gelungen.

1975

Ich zitiere mal die Beschreibung des ersten “Sängers” vom Plattencover:

“Ein elfjähriger Lausbub (…) bringt frischen Wind ins deutsche Pop-Biz. Seine Devise: Es muß fetzen! Mischas gewaltiges Stimmvolumen fängt da an, wo vielen Sängern vor Schreck der Ton stecken bleibt. Neben Popmusik mag er noch Goldfische, Katzen und Schäferhunde. Er ist Sänger aus Spaß und Überzeugung. Bei Mischa kommt alles zusammen: Feeling, angeborene musikalische Intuition und ausgeprägter Drive. Sein Spitzname: „Blues-Röhre”.”

Hit oder Hype? Überzeugt euch selbst:

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1976

Kommen wir zum ersten Doppelpack. Ein Holländer. Starb früh. Karma? In einer Zeit, als alkoholisierte sexuelle Belästigung noch eine verdammt lustige Sache war, kam man auch mit Textzeilen wie diesen gut an:

Die Frauen fürchten sich und fangen an zu weinen,
Doch Schleicher Schmidtchen schleicht sich immer wieder an.

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Gleich hinterher – etwas weniger schmierig, aber genauso peinlich:

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1977

Ich gestehe, bei dem habe ich als Dreikäsechoch mitgegröhlt:

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Der Mann war übrigens mal WG-Kumpel von Otto Waalkes, Udo Lindenberg und Marius Müller-Westernhagen!

1978

Hallervorden hat in Interviews gesagt, ihm sei klar gewesen, wie scheiße die Nummer war, aber es wäre leicht verdientes Geld gewesen. So viel zum Thema künstlerische Integrität:

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1979

Diesen Song habe ich (wie der YouTuber) erst fälschlich Frank Zander zugeordnet, weil er gut zu seiner “Fred Sonnenschein und seine Freunde”-Phase passt. Aber erfreulicherweise ist das ein Irrtum – der Song ist grausam, aber man kann ihn nicht Zander in die Schuhe schieben:

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1979

Missglückte Cover-Versionen sind ein Thema, das ich noch separat aufrollen werde. Selten aber wurde ein Disco-Knaller zum Schlagerklamauk umfunktioniert. Man muss Willumeit zu Gute halten, dass er die Abkürzung LMAA für “leck mich am Arsch” für die 80er salonfähig gemacht hat:

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1979

Ich hatte es vor Jahren bereits gestanden: mit 10 war ich ein Fan der Monchichi-Püppchen. Für eine Saison waren die brutal angesagt. Den Song dazu hatte ich als Single. Und ich hadere noch heute mit der Frage, ob das geniales Marketing oder skrupellose Abzocke war. Vermutlich beides:

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1980

Hallervorden war in den 70ern eine sichere Cringe-Bank – nur ein Spießer-Stoffel kann damals gedacht haben, Punk wäre mit schwuchteligem Tuntengehabe angemessen parodiert:

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1981

Die Schlümpfe haben es Anfang der 80er auch ohne Darth Vader Abraham versucht. Mit Brechreiz erregenden Ergebnissen:

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Peyo sollte sich schämen. Man kann nur dankbar sein, dass sich Bill Watterson bei CALVIN & HOBBES jede Art der Vermarktung strikt verbeten hat.

1996

Und wo wir gerade bei Vader Abraham sind – sein Schlümpfe-Lied wäre mir ein zu einfaches Ziel gewesen. Das wurde ja sogar von Otto parodiert. Deutlich schlimmer – weil peinlicher- – fand ich seinen schlüpfrigen Spät-Schlager “Wenn die Slipeinlage nur gut sitzt”:

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Uns war damals übrigens nicht klar, dass der Typ ein Rechtspopulist ist.

2000

Es ist schwer, Spätgeborenen den Hype um Zlatko Trpkovski nach der ersten Staffel BIG BROTHER zu erklären – ich habe ihn ja selbst nicht verstanden. Es war aber die Zeit, in der das deutsche Publikum auf breiter Front begann, selbstgerechte Häme als legitime Unterhaltung misszuverstehen. Zlatko war der Honk, der mit Papierkrone durchs mediale Dorf paradiert wurde und der den Jubel der Zuschauer als ehrliche Bewunderung fehlinterpretierte. Der Gang ins Plattenstudio war nur folgerichtig:

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2005

Ich schiebe es auf Handy-Klingeltöne, dass es mal ein paar Jahre gab, in denen hirntote Kindergartenmucke tatsächlich in die Charts kam. Viele fanden’s toll – wir anderen haben uns bitter geschämt:

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Ich möchte euch aber nicht gänzlich beschämt und frustriert rausschmeißen. Frank Zander ist einer, bei dem Genie und Wahnsinn, Rampensau und Realsatire nahe beieinander liegen. Der konnte Schmierling und Kneipenkumpel gleichzeitig sein. Großtaten wie “Ich bin der Ur-Ur-Enkel von Frankenstein” sind kulturelle Leuchttürme. Bezeichnend und furchtbar, dass er seinen ersten Nr.1-Hit dennoch dem Ententanz-Käse “Ja, wenn wir alle Englein wären” verdankte.

Kommen wir also noch mal zu 1976 und zu einem der wenigen wirklich grandiosen Novelty-Songs der 70er, der wie guter Wein altert:

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Magineer
Magineer
16. Januar, 2022 14:46

Okay, du hattest gesagt, dass die schlimmen Cover noch kommen, aber Cyndi & Berts Black-Sabbath-Verwurstelung hätte auch gut hier reingepasst. ;.)

https://www.youtube.com/watch?v=ZgTB4gLzsgo&ab_channel=ThomasGrimm

Mencken
Mencken
17. Januar, 2022 10:34
Reply to  Torsten Dewi

War damals auch durchaus üblich, dass von Hits Versionen für die verschiedenen nationalen Märkte angefertigt wurden.

Torsten Kemper
Torsten Kemper
16. Januar, 2022 15:39

Ist das sicher, dass “Timmy der Hamster” von Frank Zander ist? Hier steht ein anderer Name als Alias:
https://www.discogs.com/de/artist/3022460-Timmy-der-Hamster
Von Frank Zander gab es zwar auch Hamster, aber ich meine das wären nur später die Hamster beim Ententanz gewesen (auch eine “tierische” Kombination):
https://www.youtube.com/watch?v=6mmNWYsjegU

Last edited 2 Jahre zuvor by Torsten Kemper
Maximilian Frömter
Maximilian Frömter
17. Januar, 2022 10:36

Vor “Ich und Rocky Waschbär” hat mich die Gnade der späten Geburt zum Glück bewahrt, an den Rest kann ich mich grösstenteils aber noch gut erinnern. Aber der Slipeinlagen-Song ist ein echter Mindfuck. Was soll das? Warum existiert sowas?

Mison
Mison
17. Januar, 2022 11:38

Ja, die Wanne mag leicht verdientes Geld mit Schrott gewesen sein, aber im Gegensatz zu den anderen Grausamkeiten in dieser Liste hat das wohl niemand je bestritten. Und “let’s go hinein – einklemm sein Bein” ist immerhin ordentlich gereimt.

Torsten Kemper
Torsten Kemper
17. Januar, 2022 13:07
Reply to  Mison

Also ich habe immer verstanden “Let’s go hinein, and then sei mein” – übernehme aber auch eine Gewähr 😉
Das Schlimmste ist, dass ich den Text praktisch auswändig kann. Wenn man mit 5-6 Jahren so etwas auf Platte hatte, brennt ich das unauslöschlich ins Gedächtnis.

Thomas Bunzenthal
Thomas Bunzenthal
17. Januar, 2022 16:03

Den scheintoten Wilumeit hatte ich 40 Jahre erfolgreich verdrängt…

Thomas Bunzenthal
Thomas Bunzenthal
17. Januar, 2022 16:34

Was ‘ne Knickwurst. Trotzdem immer noch underage.

Thomas Bunzenthal
Thomas Bunzenthal
17. Januar, 2022 16:09

Nachtrag: Beim Waschbär hab ich eigentlich ein Beatles-Cover erwartet.
Und 3 der von Dir aufgezählten Songs waren Favoriten meiner inzwischen verstorbenen Nachbarin Uschi: Schmidtchen Schleicher, der beschissene Hamster und Zander mit dem underage-Lied.

Thomas Bunzenthal
Thomas Bunzenthal
17. Januar, 2022 17:07
Reply to  Torsten Dewi

Sag ich doch…

Michael
Michael
17. Januar, 2022 16:27

Scheiße, singt der Zander da echt „Du warst erst grad vierzehn Jahr…“? 🤮

Stefan
17. Januar, 2022 22:21
Reply to  Michael

Das wäre auch mal ein Thema; Songs der 70er, die Sex mit Minderjährigen zum Thema hatten (mal vorsichtig formuliert). Neben dem Zander-Song fallen mir spontan ein:

  1. Peter Maffay: Und es war Sommer,
  2. Udo Lindenberg: Nina,
  3. Roland Kaiser: Santa Maria ( Das Original zu Punker Maria).

Sonst noch was?

Peter Krause
Peter Krause
29. Januar, 2022 16:48
Reply to  Stefan

“I’m on fire”?
Ach nee, das ist ja 80er …

Last edited 2 Jahre zuvor by Peter Krause
Dr. Nick
Dr. Nick
17. Januar, 2022 17:42

In dem Zusammenhang muss ich bei Hallervorden noch auf den Mega-Hit “Ich bin der schönste Mann in unsrer Mietskaserne” hinweisen. Leider nicht so erfolgreich, weil wohl von der Prosa her schon zu anspruchsvoll.

Der Refrain lautete (jetzt nur mal so aus der Erinnerung):
Casa no
Va casa
nova Ca
sa Nova.

Und jetzt kommst Du!

Jake
Jake
18. Januar, 2022 08:38

Genügend Stoff für eine weitere Sonder-Edition würde auch das Thema “Wenn Fußballer singen” bieten. Da tun sich wahrlich Abgründe auf. Begonnen hat das Ganze damals glaube ich mit dem Gassenhauer “Gute Freunde kann niemand trennen”.

Jake
Jake
18. Januar, 2022 10:44
Reply to  Torsten Dewi

Auch wieder wahr. Wobei es aber durchaus auch Solo-Songs von bekannten Fußballern gibt. Ich habe allerdings keine Ahnung, wie reichhaltig da der Fundus ist. Auf YouTube ist mir mal “1:0 für deine Liebe” (Beckenbauer) untergekommen. Kann mich auch erinnern, dass Kalkofe zu Premiere-Zeiten einen Song veräppelte, den Toni Polster in den 90ern zusammen mit einer obskuren Band (die nannten sich Thekenschlampen oder so ähnlich) aufgenommen hatte.

Aber letztlich ist es eh egal, ob ein mieses Lied jetzt von einem Fußballer, von Vader Abraham oder von Karl Arsch intoniert wird…

lostNerd
lostNerd
18. Januar, 2022 22:42

Hat dieses blöde Slipeinlagen-Lied die Melodie von Bette Midlers “the Rose” oder bilde ich mir das nur ein?