01
Okt 2013

Wortvogel vs. Uwe Boll: Round 1!

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

mk3 Ich bin der Konfrontation nie ausgewichen. Ich habe viele seiner Filme verrissen, aber nicht ganz so undifferenziert, wie mir manchmal unterstellt wird. “Postal” habe ich sogar gemocht. Ein bisschen.
Vor einem Jahr habe ich Boll über Facebook und eine Email-Adresse, die ich im Netz gefunden habe, eine Interview-Anfrage geschickt, aber keine Antwort bekommen. Es ging mir nicht darum, den Mann im Gespräch vorzuführen. Aber es hatten sich so viele Fragen angesammelt, denen Boll in Interviews immer geschickt auswich – oder die seine Gesprächspartner nie stellten. Ich hatte das Gefühl, mir persönlich ein Bild von dem Mann machen zu müssen, den ich mit einer solchen (verirrten) Leidenschaft zum Übel der westlichen Welt stilisierte.
Nun bin ich (über Facebook) wieder mal auf ein Video-Interview gestoßen, das mich ärgert:

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Movie Cops? Verhör? Und dann diese Fanboy-Eierkraulerei, die jede Kritik ausblendet und Boll auf ein Podest stellt, auf das er – egal, wie man zu ihm steht – nicht gehört? “Der umstrittenste Regisseur aller Zeiten”? Vielleicht für die Leser von Fangoria.
Ich machte meinem Unmut über dieses zahnlose “Verhör” bei Facebook fleißig Luft und bekam plötzlich Gegenwind – von Uwe Boll persönlich. Und nach einem kurzen hin und her fordert er mich auf/heraus, doch ein besseres Interview mit ihm zu machen.
Meine Reaktion (ich zitiere): “KREISCH!!!! Uwe Boll hat mir geantwortet! UWE BOLL!!! KREISCH!!!!”
Das kann er haben. Ich versicherte mich noch, dass er es wirklich ernst meint und blockte schnell den vogelbekannten Troll, der meinte, Uwe Boll vor mir warnen zu müssen (nur echt mit dem Goldrahmen, aber unter Pseudonym – aber das ist hier nicht Thema).
Wie es aussieht, meint Uwe Boll es ernst. Und ich meine es auch ernst. Weil man so eine Gelegenheit nicht allzu oft bekommt, bereite ich mich erstmal sorgfältig darauf vor.
http://www.youtube.com/watch?v=ye8jddRP-bs
Nein, ich werde nicht mit Boll boxen – der ist garantiert stärker als ich und es würde ja auch nullkommanix beweisen. Ich lese mich in das Thema ein und hole diverse Boll-Filme nach, die mir bisher fehlen. Besonders die, auf die er selber stolz ist und auf die er immer verweist. Ich will noch genauer wissen, wie er tickt, was ihn antreibt. Außerdem (quid pro quo) habe ich mich mit einem bescheidenen Beitrag an der Kickstarter-Kampagne für “Postal 2” beteiligt.
Ich möchte keinen Fragenkatalog herunter rasseln, sondern nachhaken und widersprechen. Trotzdem sollt ihr die Chance haben, mit dabei zu sein. Wenn ihr Fragen oder Gedanken zum “Komplex Boll” habt, die für das Interview interessant oder relevant sein könnten, würde ich sie hier in den Kommentaren gerne lesen – das Beste werde ich nach Möglichkeit in meinen Teil des Gesprächs einfließen lassen.
Der Plan ist, Uwe Boll in ein oder zwei Wochen so ausführlich zu interviewen, wie er es mir ermöglicht. Auf Video – für euch, mein Publikum. Wer am Ende die Oberhand behalten haben wird, entscheidet ihr.
Nachtrag: Diesen Beitrag habe ich vor ein paar Tagen geschrieben. Gerade kam eine Meldung von Uwe Boll rein, deren letzter Satz hier ausreicht: “POSTAL 2 will not happen”. Die Kickstarter-Kampagne ist gescheitert. Ich hoffe, er steht für das Interview weiterhin zur Verfügung.



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Dietmar
Dietmar
1. Oktober, 2013 10:37

Oh, das wird spannend! Ideen zu Fragen hätte ich keine: Ich habe bisher noch keinen seiner Filme durchgehalten und nur wenige überhaupt angefangen zu sehen (“Schmeling” u. a.).
Bin aber wieder die nächsten Tage off. Dienstreise.

Frank Böhmert
1. Oktober, 2013 11:41

Hm? Aber die Kickstarter-Kampagne soll doch noch bis Ende Oktober laufen. Wie kann die jetzt schon gescheitert sein?

Wortvogel
Wortvogel
1. Oktober, 2013 11:48

@ Frank: Es war klar, dass das Geld nicht zusammen kommt. Der Start war schon zu schwach – und wenn nach der Hälfte der Zeit nicht mal ein Zehntel des Geldes reinkommt, hört auch Boll die Signale.

DMJ
DMJ
1. Oktober, 2013 11:52

Ui ui ui! O_O
Da zeichnet sich episches ab, ich bin zuhöchst gespannt! – Und der Cameo des Goldrahmers ist auch eine amüsante kleine Note am Rande… ob der wohl glaubt, mit Boll in einer Liga zu sein?
– Ansprechen sollte man wohl Bolls öfters geäußerte Abneigung gegen die “Resident Evil”-Filme, die an sich ja berechtigt ist, aber im Grunde erfordern würde, dass er sich von seinem eigenen “House of the Dead” distanziert.

Frank Böhmert
1. Oktober, 2013 12:11

Ach so, Wortvogel, danke! Ich dachte in meiner Naivität, da versucht man bis zum Ende, noch was loszutreten, und geht zur Not mit wehenden Fahnen unter …

bob
bob
1. Oktober, 2013 12:37

“Klartext mit Uwe Boll” bei youtube: http://www.youtube.com/playlist?list=PLpr-NGsAGodEwjjnGvXy5yjcrA_O2MZBJ
Schwer zu ertragen wegen des Monolog-Stils, aber für dich zur Vorbereitung bestimmt sinnvoll.

Wortvogel
Wortvogel
1. Oktober, 2013 13:06

@ bob: Man kann Bolls Offenheit in den Videos nur bewundern, auch wenn er damit Leuten vor den Kopf stößt, die es nicht verdient haben und bei denen es auch nicht nötig wäre. Muss man seinen Cast hinterher noch in die Pfanne hauen? Finde ich nicht ideal. Und gerade bei Eric Roberts und Jack Nicholson greift er böse daneben – Nicholson hat gerade bekannt gegeben, dass es ihm geistig einfach nicht gelingt, sich größere Textmengen zu merken (das Alter). Und Roberts, so hat mir ein Regisseur erzählt, ist seit Kindesbeinen ein schwerer Stotterer und hat große Schwierigkeiten am Set, sich zu konzentrieren. Der braucht eine extrem kontrollierte Atmosphäre und kann Text auch nicht variieren.

Mencken
Mencken
1. Oktober, 2013 13:35

Mich würde ja vor allem interessieren, wie er seinen Film “Auschwitz” und den seinerzeit inszenierten Skandal heute bewertet. Würde allerdings erfordern, dass Du dich ein wenig tiefer mit dem Thema beschäftigst (weil Boll da erhebliche inhaltliche Schnitzer eingebaut hat, die allerdings stark danach aussehen, dass ihm eher der Effekt über die historische Tatsache ging) und mag daher vielleicht schon zu speziell sein.

Wortvogel
Wortvogel
1. Oktober, 2013 13:49

@ Mencken: “Auschwitz” wird sicher auch Thema sein, wobei ich inhaltliche Schnitzer nicht für das Problem halte.

Mencken
Mencken
1. Oktober, 2013 14:23

@Wortvogel: Naja, finde es schon bemerkenswert, dass Bolls Vorbereitung auf den Film laut Eigenaussage nur darin bestand, sich eine BBC-Dokumentation anzusehen.
Natürlich ist die eigentlich spannende Frage, ob er den Film (samt Klage gegen die Berlinale usw.) nur gemacht hat, um Aufmerksamkeit zu bekommen oder wirklich geglaubt hat, ohne seinen Beitrag würde Auschwitz vergessen werden (und in dem Zusammenhang finde ich die BBC-Geschichte schon recht bezeichnend)
Denke allerdings, dass wird man so direkt nicht herausbekommen.
Noch eine weitere Frage für Boll: Würde mich mal interessieren, welcher Aspekt des Filmemachens ihn so reizt (abgesehen vom Geld). Entwicklung einer eigenen künstlerischen Handschrift, thematische oder sonstige rote Fäden usw. sind bei ihm ja nicht zu finden, aber andererseits ist doch offensichtlich, dass ihn die Arbeit wirklich fasziniert und er auch künstlerische Anerkennung sucht (ansonsten könnte er vermutlich als reiner Produzent deutlich besser fahren, den Bereich scheint er ja wirklich gut zu beherrschen).

Exverlobter
Exverlobter
1. Oktober, 2013 15:28

“Ich hoffe, er steht für das Interview weiterhin zur Verfügung”
Der hat schon Interviews für Youtube-Channels mit ein paar Dutzend Klicks pro Vid gegeben, für einen richtigen Journalisten mit Wikipedia-Eintrag wird er sich dann doch sicherlich Zeit geben.
Erstens würde mich interessieren, ob ihm seiner Meinung nach der negative Rummel um seine Person genutzt oder geschadet hat.
Ich denke schon, dass es ihm eher genutzt hat. Er ist aus der Reihe der zahllosen B-Regisseure der Einzige der einem Mainstream-Zuschauer wohl ein Begriff ist, und die dann der Kuriosität halber seine Filme anschauen, obwohl sie mit Trash sonst nix am Hut haben.
Zweitens, warum fällt ihm bei seinen angeblichem “guten” politischen Filmen (Rampage, Darfur, Bailout) dann auch nix anderes als reißerische Massaker ein? So sehr unterscheiden die sich von seinen klassischen Unterhaltungsfilmen nicht.
Ach ja, ich mag zwar seine Filme nicht, finde ihn aber als Typ ziemlich lustig, also falls die Karriere als Regisseur endgültig versandet, könnte er es ja als Internet-Celebrity wie der Nostalgia Critic probieren.
Wär doch was für eine Frage am Rande.

Mencken
Mencken
1. Oktober, 2013 16:24

@Ex-Verlobter: Hinsichtlich des Rummels stimme ich zwar zu, aber interessant ist doch, dass ihn die negativen Reaktionen offensichtlich stören und tief verletzt haben.
Mich würde noch interessieren, ob es stimmt, dass Boll bei vielen seiner Filme vor allem mit Abmahnungen Geld gemacht hat, gibt ja sogar Gerüchte, Kopien seiner Filme seien von der eigenen Firma online gestellt worden, um die dafür notwendige Verbreitung zu erreichen. vermute aber, die Frage wird er nicht beantworten (was ich ihm nicht verdenken kann), aber vielleicht möchte er ja doch die Gelegenheit für eine Klarstellung nutzen.

John
John
1. Oktober, 2013 16:34

Boll ist ja an und für sich ein Genre Regisseur, variiert dann aber Themen sehr… überraschend. Die Nazi-Zeit hat er ja als Actionfilm (Blood Rayne 3), als Satire (Blubberella) und – äh – als Essayfilm (?) (Auschwitz) behandelt. Ebenso hat er mit Postal, Rampage und Assault on Wall Street drei sehr ähnliche Geschichten erzählt.
Mich würde da sehr interessieren, wieso er versucht, diese Themen immer wieder in verschiedenen Genres aufzuarbeiten (anstelle, wie Tarantino, einen Film zu machen, der dann sämtliche Blickwinkel, Motivationen und Genres darstellt oder vereint), und wie er einen ernsten Film wie Auschwitz – und dessen Message – mit einer Parodie wie Blubberella oder einem Exploitationer wie BR3 in Einklang bringen kann – ist das Selbstironie, Selbstkritik, Zynismus?
In Sachen Jackyboy: laut ihm selbst hat er “the brain of a mathematician”, und würde sich nur noch für die “wirklich guten” Filme interessieren. Ich nehme an, dass es wohl doch nur die fehlende Lust ist, der letzte richtig gute Film mit ihm ist ja auch schon eine Weile her.

Peroy
Peroy
1. Oktober, 2013 18:25

Frag’ ihn was über “German Fried Movie” und “Barschel – Mord in Genf”… die gehen heutzutage ein wenig unter. Schlimmer als das, was Schlingensief damals so gemacht hat, waren die auch nicht…

comicfreak
comicfreak
1. Oktober, 2013 20:58

..frag ihn, weshalb er so unter Druck steht, alles gleichzeitig, sofort und alleine stemmen zu müssen.
Warum sich nicht etwas zurücklehnen und delegieren?
Woher kommt dieses unstete, rastlose, sofort-haben-müssen-jetzt-ich-alleine?

Wortvogel
Wortvogel
1. Oktober, 2013 21:10

@ comicfreak: ich glaube, die Antwort darauf ist simpel: er braucht das Geld, er muss die Maschine am Laufen halten. Drei Filme pro Jahr bedeuten drei Möglichkeiten für Profit. Jeder, den er anheuert, kostet extra Geld, das bei Boll immer knapper wird.

Exverlobter
Exverlobter
2. Oktober, 2013 11:03

Notfalls kann er ja auch bei Asylum anheuern 😉

sergej
sergej
2. Oktober, 2013 11:21

Notfalls kann er ja auch bei Asylum um Asyl bitten.
Wie kann man sich so ein einfaches Wortspiel entgehen lassen.

Wortvogel
Wortvogel
2. Oktober, 2013 11:24

Nein. Wenn das eine Option wäre, wäre Boll schon längst beim Syfy-Channel untergekommen. Der ist nun mal ein Lone Wolf, der nicht gerne nach der Pfeife anderer tanzt. Ob sich das nun auf Grund ökonomischer Zwänge ändert, wird man sehen.

perseus
perseus
2. Oktober, 2013 14:23

Ich habe keinen einzigen Boll Film je gesehen, aber ja, es scheint, dass es bei Boll offenbar standesgemäß unbedingt “Kino” sein muss. Oder hat Boll doch beim TV mal angefragt?
Der Schmeling-Film wäre doch perfekt gewesen für so einen Sat1 oder RTL Abendfilm, mit dem Maske wäre doch wunderbar Vermarktung möglich gewesen… und bei solchen rührigen Event-Abenden guckt man doch eh nicht so auf die Qualität.
Ich sehs schon kommen, dass Boll seine jetzige Existenz in der DVD-Grabbelkiste mit dem Argument, dass er so nie seine Seele an das böse TV verkauft hat, schönreden wird. (Wenn er das Argument nicht schon gebracht hat, kenn jetzt nicht all seine Interviews.)

DMJ
DMJ
3. Oktober, 2013 11:54

Eine Sache, die ich Boll wirklich abnehme, ist sein Status als selbstbestimmter, gewissermaßen Autorenfilmer (ich weiß, man kann über das Label streiten, da er ja seine Drehbücher nicht bzw. nicht allein schreibt, aber ihr wisst, was ich meine). Ich schätze wirklich, dass ihm seine Autonomie wichtiger ist, als die Vorteile, die er aus der Arbeit für einen Sender herausschlagen könnte.