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Sep 2024

Fantasy Filmfest 2024 (26): BREATHING IN

Themen: Fantasy Filmf. 24, Film, TV & Presse, Neues |

Südafrika 2023. Regie: Jaco Bouwer. Darsteller: Michele Burgers, Sven Ruygrok, Jamie-Lee Money

Offizielle Synopsis: Südafrika zu Beginn des letzten Jahrhunderts: Der zweite Burenkrieg tobt mit unverminderter Härte. Irgendwo in der Wüste kümmern sich Anna und ihre Tochter Annie um einen verletzten General. Es ist mitten in der Nacht, als dessen Adjutant plötzlich vor der Tür steht, um nach seinem Vorgesetzten zu sehen. Schon bald nimmt ein Psychospiel seinen Lauf, dessen Ende keiner abzusehen vermag.

Kritik: Während der gesamten Laufzeit dachte ich “das ist kein Film, das ist ein Theaterstück”. Und siehe, der dritte Credit im Nachspann beginnt mit “based on a play by”. Das ist schlecht, ganz schlecht. Weil es viele gute Filme gibt, die auf Theaterstücken basieren, man es ihnen aber nicht ansieht. Wenn die Umsetzung für das Kino keine Transformation, keine Anpassung mit sich bringt, dann ist sie weitgehend wertlos. Um es ganz einfach zu sagen: Ich gehe nicht ins Kino, um mir ein Theaterstück anzusehen.

Es ist ja auch schmerzhaft offensichtlich: Die Hütte im Regen in der einzige Schauplatz, es gibt genau vier Personen, und geredet wird in endlosen, pathetisch vorgetragenen Dialogen und Monologen, die unheilschwanger von Dingen reden, die wir nie sehen. Die Schauspieler überziehen, als müssten sie von einer großen Bühne aus die letzte Reihe im Saal bedienen. Wie im modernen Theater üblich, regiert die vage Andeutung, eine klare Bedrohung wird ebensowenig etabliert wie eine Erklärung gegeben. Der Mensch ist mal wieder des Menschen Feind.

Inhaltlich können das Stück und der Regisseur tapfer behaupten, es habe was mit dem Trauma des Burenkriegs zu tun, aber das ist eine Nebelkerze: Diese Geschichte könnte genauso gut während den Unabhängigkeitskrieges in den USA, während der Französischen Revolution in Frankreich, während des 30jährigen Krieges im Deutschen Reich spielen. Es ist ein austauschbares Szenario.

Macht man sich die Mühe, tiefer in die Geschichte einzusteigen, bleibt wenig übrig: ein bisschen Hexen-Mythos, ein bisschen männliche Verführbarkeit, ein obskurer Fluch. Am Ende ist es ohne Erkenntnisgewinn vorbei.

Schade ist daran allenfalls, dass die Schauspieler grundsätzlich sehr gut sind und sich wenigstens die Kamera bemüht, etwas Leben und Bewegung jenseits der statischen Inszenierung zu erzeugen. Ich bin auch ziemlich sicher, dass man mit einem mutigeren Skript aus dem Theaterstück einen tatsächlich packenden Film hätte machen können.

Ein enttäuschender Follow-Up vom Regisseur des grandiosen GAIA.

Fazit: Ein Theaterstück, nicht ausreichend an das neue Medium angepasst, dass mit seinem überzogenen Drama schnell die Gunst des Publikums verspielt und zu seinem Thema wenig zu sagen hat, das Nicht-Südafrikaner dekodieren könnten. 3 von 10 Punkten.

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4 Kommentare
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Matts
Matts
18. September, 2024 18:03

“Statische Inszenierung” trifft den Nagel wirklich auf dem Kopf! Das war zusammen mit meiner Müdigkeit am frühen Nachmittag eine fatale Kombination – auch wenn ich am Anfang durchaus Interesse an der Frage hatte, was es mit den zwei Frauen in der Hütte auf sich hat. Als die Mutter dann die Erklärung geliefert hat, war ich schon vorrübergehend weggedöst.
Aus Interesse: Wurde da erklärt, was das Mysterium mit dem Burenkrieg und den Konzentrationslagern zu tun hat?

Matts
Matts
18. September, 2024 18:15
Reply to  Torsten Dewi

Hab ich mir fast gedacht. Dann ist mir echt schleierhaft, warum am Anfang des Films überhaupt dieser Text dazu eingeblendet wurde.