Fantasy Filmfest Nights XL 2021 (16): GAIA
Themen: FF Nights XL 2021, Film, TV & Presse, Neues |Südafrika 2021. Regie: Jaco Bouwer. Darsteller: Monique Rockman, Carel Nel, Alex van Dyk, Anthony Oseyemi
Offizielle Synopsis: Eine Überwachungsmission im südafrikanischen Urwald geht gewaltig schief, als Parkrangerin Gabi in einer Falle schwer verletzt wird und der Funkkontakt zu ihrem Kollegen plötzlich abbricht. Mit letzter Kraft kann sie sich in eine kleine Hütte retten. Dort macht sie bald die Bekanntschaft mit Barend und seinem Sohn Stefan, die als Aussteiger ein karges, durchritualisiertes Leben im Einklang mit der Natur führen. Die moderne Welt ist für den schon halb dem Wahnsinn verfallenen Barend Teufelswerk. So stört die Anwesenheit einer hübschen Frau die eingeschworene Routine der Männer natürlich empfindlich. Aber die viel größere Bedrohung liegt direkt vor der kaum Schutz bietenden Behausung: Der Urwald scheint von einer fremden Macht bewohnt zu sein, die alles um sich herum absorbiert und zersetzt.
Kritik: Ich hatte das alles schon geplant. Der große Rant zum Abschluss des FFF, in dem ich mit einem katastrophal drögen Programm abrechne. Wie Gottes Wort sollte mein rhetorisches Schwert die Macher des Festivals niederstrecken, auf dass sie kriechend und jammernd Abbitte leisten. Mein Kreuzzug sollte der für den besseren Genrefilm sein, zu retten das Kino des Phantastischen für die folgenden Generationen.
Es sollte nicht sein. Auch wenn kein 9er oder 10er-Film Schnarcher vom Kaliber CAVEAT und COME TRUE wettmachen kann, so holen VIOLATION, FLASHBACK und nun GAIA doch ausreichend die cineastischen Kohlen aus dem Feuer, um gerade noch mal Gnade vor Recht ergehen zu lassen.
GAIA ist… einzigartig. Er beginnt als Dschungel-Survival mir Reminiszenzen an den Kannibalenfilm der Italiener, um dann langsam in eine Fabel über die Ablösung der Menschheit an der Spitze der Evolution zu drehen, Denn dieser Planet hat seit dem Anbeginn der Zeiten längst etwas in petto, dass dem armseligen aufrecht gehenden Affen schnell und endgültig den Garaus machen kann.
Das ist von Jaco Bouwer als Drei Personen-Stück nicht nur extrem naturalistisch und straff inszeniert, sondern auch von bizarrer mystischer Eleganz. Die Natur ist hier Schrecken und Schönheit in Personalunion, die beschlossene Auslöschung der Menschheit keine Frage von Gegenwehr und Gegenmittel mehr.
Die Inspiration ist nicht schwer auszumachen: PHASE IV drängt sich ebenso auf wie der Cordyceps-Pilz, der Tiere zu Zombies macht:
Ich habe das lange nicht mehr gehabt, aber GAIA verursacht ECHTEN Grusel und bleibt sehr intensiv beim Zuschauer hängen, weil er Ängste bedient, die von den aktuellen Genreproduktionen nicht ausgelutscht worden sind. Man wird ein beunruhigendes Gefühl von "it could happen here" nicht mehr so leicht los.
Davon abgesehen ist GAIA das, was James Cameron drehen würde, wenn er noch Eier hätte und statt des penetranten Treehuggings eine ECHTE Öko-Message transportieren wollte.
Der bessere AVATAR.
Fazit: Eine Mischung aus 70er Jahre Ökohorror, New Age-Dystopie und der Kurzgeschichte "The Voice in the Night" von William Hope Hodgson, bildgewaltig und von brutaler Schönheit. Angucken und nie mehr Pizza Funghi essen. 9 von 10 Punkten.
Was legst du denn bitte für ein Tempo vor, der Film ist doch erst vor einer halben Stunde zu Ende gegangen!
Ich musste bei dem Film an deine Worte aus einer anderen Review denken – der Film ist für ein Filmfest gemacht. Anders könnte ich ihn mir nicht vorstellen, man muss sich wirklich darauf einlassen und den Öko-Horror und das dazugehörige Sounddesign auf sich wirken lassen. Ein ziemlicher Trip, der dieses Gefühl aber nicht durch wilde psychedelische Farbeffekte erzeugt.
Verflixt und zugenäht! Das war einer der Filme, die ich dieses Jahr am liebsten sehen wollte. Und was passiert?? Vor dem Kino hab ich gemerkt, dass ich die Maske vergessen hatte, und musste wieder heimgehen.
Nach diesem Review ist für um so mehr klar: Ich WERDE diesen Film sehen! Immerhin hab ich schon dafür bzahlt ; )
Ein kurzer Nachtrag, denn jetzt habe ich ihn gesehen (der Film ist erfreulich schnell bei Amazon Prime aufgetaucht).
Und ich kann mich dem Lob rundheraus anschließen: Ein schöner, stimmungsvoller Gruselfilm über die Rache von Mutter Natur.
Und auch wenn ich es für eher unwahrscheinlich halte, dass der Regisseur die Vorgeschichte zum Videospiel THE LAST OF US drehen wollte – dieser Film funktioniert zu 100% als Vorgeschichte zu THE LAST OF US (oder meinetwegen auch THE GIRL WITH ALL THE GIFTS).
Ich habe den gerade mit meiner Schwester geguckt und das erste was ich ihr danach gezeigt habe, war der Trailer zu THE LAST OF US:
https://youtu.be/46ohP30YA_Y
Musste sofort an das Spiel denken, als das erste Mal einer der "Umgewandelten" auftauchte. Das kann kein Zufall sein, der Regisseur muss das Game kennen.
Und ja, toller Film! Schließe mich den lobenden Worten des Hausherrn und meiner Vorposter uneingeschränkt an.
Wow, den muss ich unbedingt sehen. Ich kann mich nur immer wieder bedanken für die Arbeit, die Du Dir da Jahr für Jahr machst. Ohne Deine FFF-Reviews wären mir in der Vergangenheit schon etliche Perlen durchs Raster gerutscht.
dem schließe ich mich an.
Vielen Dank.