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Apr 2024

Fantasy Filmfest Nights 2024 (8): ODDITY

Themen: FF Nights 2024, Film, TV & Presse, Neues |

Irland 2024. Regie: Damian McCarthy. Darsteller: Gwilym Lee, Carolyn Bracken, Tadhg Murphy, Caroline Menton, Steve Wall, Jonathan French, Joe Rooney

Offizielle Synopsis: Dani verbringt die Nacht allein in ihrem einsamen Landsitz. Da klopft es an der Tür. Draußen steht ein unheimlicher Mann, der behauptet, ein Eindringling hätte sich Zutritt in das Gemäuer verschafft und sie wäre in Lebensgefahr. Soll sie dem Fremden glauben? Einige Zeit später: Dani kam in dieser Nacht wirklich ums Leben. Der vermeintliche Mörder sitzt in der Psychiatrie. Während ihr Mann Ted bereits neu liiert ist, ist ihre blinde Zwillingsschwester, die mit bizarren Antiquitäten handelt und hellseherische Fähigkeiten hat, fest entschlossen, die Wahrheit über die blutige Nacht herauszufinden.

Kritik: Ahhh, Shudder – das kann ich nach diversen sperrigen Filmen, die nur sehr peripher das Label “phantastisches Genre” verdienen, wirklich brauchen. Der Horrorsender gibt seit ein paar Jahren genau die Sorte Filme in Auftrag, die ich beim FFF immer mehr vermisse: klar im Horrorgenre verwurzelt, splatterig, kurz in der Laufzeit. Natürlich wurde um der Förderung mal wieder in Irland gedreht – das hat Tradition, da kann ich mit umgehen. Ein “palate cleanser” nach THE EMPIRE.

Leider ist ODDITY von Damian McCarthy, dessen Erstling CAVEAT ich vor drei Jahren folgendermaßen kritisierte:

Ich habe selten einen Film gesehen, dessen Setup so unglaubwürdig, dessen Figuren so komplett herbei gefaselt und dessen Spannungsbogen derart unbegründet ist wie in CAVEAT. Auch auf die Gefahr hin, ein wenig zu spoilern: alles, was hier passiert, KANN nur passieren, weil ein psychisches Wrack mit Amnesie von einem skrupellosen Gangster angeheuert wird, auf ein Mädchen mit katatonischen Ausfällen aufzupassen, deren klaustrophobischer Vater die verrückte Mutter auf dem Gewissen hat.

Die Unart, hanebüchene Plot-Elemente willkürlich unterzumischen und mehr auf den Gruseleffekt als auf die Story zu setzen, hat McCarthy beibehalten, auch wenn ODDITY ein deutlicher Schritt voran in Sachen Unterhaltung und Qualität ist.

Letztlich kann sich der Film nicht entscheiden, was für eine Geschichte er erzählen möchte. Geht es um die Aufklärung des Mordes an Dani? Geht es um ihre blinde Zwillingsschwester, die praktischerweise hellsehen kann? Geht es um das Katz & Maus-Spiel von Darcy und Ted? Ist die seltsame Holzfigur des schreienden Mannes der Schlüssel, der Katalysator, oder gar der Mörder?

Irgendwie alles – und doch nichts von alledem. ODDITY gelingt es geschickt, mit diversen falschen Fährten die Spannungskurve im grünen Bereich zu halten, ohne sich wirklich festzulegen. Es gibt auch keinen wirklichen Protagonisten, kein zu erreichendes Ziel – das Ende ist eher ein unbefriedigender Abschluss, der an den Haaren herbeigezogen wirkt und den Grusel in Comedy kippen lässt. Was dann aber auch schon egal ist.

Wie viele andere Shudder-Produktionen (und zu einer kommen wir gleich noch) ist ODDITY nach keinem Maßstab “gut”, nicht mal als B-Movie. Er ist nur unterhaltsam und besonders in der Mischung mit trägen Konzeptfilmen wie THE EMPIRE und MEANWHILE ON EARTH eine willkommene Abwechslung. Aber das sollte man nicht überbewerten. ODDITY ist auf einer lahmarschigen Party der plötzlich auftauchende besoffene Gast, der laut grölend in die Bowle pinkelt. Klar belebt das den Abend – aber würdet ihr den einladen?!

Fazit: Ein B-Grusler, der sich in zu vielen Ideen verzettelt und mit wenig Geld relativ schick und spannend seine begrenzte Laufzeit rumbringt – es empfiehlt sich aber, das präsentierte “Mystery” an keiner Stelle zu durchdenken. 5 von 10 Punkten.

 



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Thies
Thies
30. April, 2024 16:02

Auch hier volle Zustimmung. Gut genug gemacht um den Zuschauer zu fesseln, zu abstrus um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Vielleicht sollte der Regisseur mal einen zweiten Autor über sein Drehbuch schauen lassen bevor er zur Tat schreitet.