23
Apr 2023

Fantasy Filmfest Nights 2023 (8): SAKRA

Themen: FF Nights 2023, Film, TV & Presse |

China 2023. Regie: Donnie Yen, Ka-Wai Kam. Darsteller: Donnie Yen, Yuqi Chen, Eddie Cheung, Yase Liu, Kenji Tanigaki, Siu-Ming Tsui

Offizielle Synopsis: Qiao Feng hat eine einfache Philosophie. Lässt du mich in Frieden, lass ich dich in Frieden. Willst du einen Kampf, kannst du ihn haben! Das hat den Kung-Fu-Künstler an die Spitze der größten Bettlerbande der Nation gebracht. Als sich in seinem Umfeld mysteriöse Morde zu häufen beginnen, kommt Qiao Fengs wahre Identität ans Licht: Er stammt als Sprössling von einer verfeindeten Dynastie ab, also kann nur er der Täter sein! Bald hallt der Ruf durch die Lande: „Tötet den Verräter! Tötet Qiao Feng!“ Diese Schlacht sollen sie bekommen.

Kritik: Ich wiederhole einfach mal einen Text aus der Kritik zu SHADOW von 2019:

Wer meine Reviews seit Jahren liest, der weiß, dass ich mich mit chinesischen Historien-Epen schwertue, vor allem, wenn sie weitgehend auf Martial Arts oder übernatürliche Elemente verzichten. Da geht es dann meistens um Regionalfürst Dings aus der Provinz Bums, der in der Dynastie Zicke den Herrscher Zacke mit Hilfe seiner Konkubine HeuHeuHeu stürzen will. Es wird viel auf Steinböden gesessen und Reiswein aus Schalen getrunken. Es regnet auch gerne und Leute latschen in Holz-Sandalen durch matschige Dörfer. Die Darsteller sehen alle irgendwie gleich aus, heißen Ping und Pong und Yin und Yang und King und Kong.

SAKRA (basierend auf dem epischen Roman “Semi-gods and demi-devils”) ist ein weiteres perfektes und genau deshalb ermüdendes Beispiel dieses Genres. Mögen die chinesischen Zuschauer vielleicht gerne in den Schlachten der Vergangenheit schwelgen, so erschließt sich dem westlichen Publikum das Drama einfach nicht. Warum die Khitan die Bösen sind und nicht die Song? Warum der eine Warlord einen größeren Anspruch auf irgendeine Hochebene hat als ein anderer? Wie unterscheidet sich da Gut von Böse? Man stelle sich einfach mal vor, man müsste das asiatische Publikum von einer Miniserie über die diplomatischen Details des 30jährigen Krieges begeistern…

Im Fall von SAKRA kommt noch hinzu, dass die unselige Kombi von CGI und Wirework den sehr ausgewälzten Duellen den Großteil des Impacts nimmt – da fliegen Stuntmänner an Seilen und CGI-Puppen auf der Festplatte hin und her, ohne dass es uns scheren müsste. Ich habe dem Frankster zwischendurch mal zugeflüstert: “Vor 10 Jahren hätte Donnie Yen das alles noch ohne Trickeffekte hinbekommen.”

Star Donnie Yen ist auch das größte Manko des Films, so unglaublich das angesichts seines Charismas und dem kürzlichen Gastauftritt in JOHN WICK 4 auch klingen mag. Das Problem: Er wird durchgehend digital auf ca. 30 Jahre runter verjüngt und in meinen Augen sieht man bei diversen Kampfszenen auch ein “digital face replacement”, wo der Stuntman seine Knochen hingehalten und dann nur eine CGI-Maske von Yen übergestülpt hat. Klar, der Mann ist fast 60, aber diese verkrampfte Verjüngung zum Superhelden und Lover ist brutal desorientierend. Bei dem, was in dieser Sorte Film als “Liebesszene” durchgeht, habe ich leise “pfui, du Ferkel, du könntest ihr Opa sein!” geflüstert.

Andererseits: Wenn es euch mehr um Kostüme und Bauten geht, um die Zerlegung dörflicher Architektur zu Kleinholz und eine vage Form von “Ehre”, dann werdet ihr vermutlich empört protestieren – und das ist auch gut so.

Fazit: Ein in Aufwand und Epik beachtlicher, aber im Overkill an CGI-Unterstützung seltsam leerer Film mit einem Faksimile von Donnie Yen, das fast schon tragisch wirkt. Sehr lange 130 Minuten, wenn man kein absoluter Fan dieser Art Film ist. 4 von 10 Punkten, und das ist noch freundlich.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

P.S.: Ich habe jede Erwähnung des Mädchens “A Zhu” mit einem gemurmelten “Gesundheit!” zitiert. Ich bin ein Rebell.



Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

4 Kommentare
Älteste
Neueste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Thomas Hortian
Thomas Hortian
25. April, 2023 14:35

Auch wenn ich Deine Kritikpunkte teile, bei “… vor allem, wenn sie weitgehend auf Martial Arts oder übernatürliche Elemente verzichten” liegst Du natürlich falsch (auch wenn es nur ein Selbstzitat ist). Denn SAKRA will reinrassiges Wuxia sein, mit umherfliegenden Duellanten, Leuten, die Feuerbälle schießen oder ihre Gegner per heraufbeschworenen Windböen durch den raum blasen. Und es spielt ja auch bewusst im Jianghu, einer phantastischen Parallelwelt.
Nur leider vergaßen die Macher zwischendrin immer wieder, dass sie eben einen Wuxia drehen wollten. Der große Vorteil des Wuxia im Gegensatz zu den von Dir erwähnten Historien-Epen ist eben, dass er sich aufgrund des phantastischen Elements die Freiheit nehmen kann, in einer Szene seine Protagonisten gleichzeitig die Klingen kreuzen zu lassen und nebenher noch das Verhältnis von Figuren zu definieren und/oder die Story voranzutreiben. Das sorgt dann im besten Fall für einen gewissen Flow (und beim westlichen Zuschauer nicht selten für Verwirrung).
SAKRA ist in seiner Erzählweise aber wiederum viel zu sehr klassischen Konventionen unterworfen, weswegen es nur große Action-Setpieces am Anfang, in der Mitte und am Ende gibt. Und dazwischen hat der Film leider nicht viel zu sagen, und das Wenige (die Verschwörung, die Rache, die Liebesgeschichte) wirkt unnötig aufgebläht und schlussendlich auch noch wenig überzeugend.

Thomas Hortian
Thomas Hortian
25. April, 2023 14:42
Reply to  Thomas Hortian

Ach ja, und in einem Wuxia, der im Jianghu spielt (es gibt auch welche mit real-historischen Kontext, siehe RED CLIFF von John Woo), ist der Bösewicht immer sehr einfach zu identifizieren – Es ist immer derjenige, der die Herrschaft im Jianghu anstrebt.
Lustig fand ich auch, dass sich die englischen Untertitel selbst nicht sicher waren, ob es nun “Jianghu” oder “Jiang-Hu” heißt. Das wird sicher auch den ein oder anderen Zuschauer verwirrt haben, so er sich immer die Mühe gemacht hat mitzulesen. Im Deutschen eigentlich auch “Jiang Hu”, aber ich bevorzuge die englische Schreibweise, da sie allgemein geläufiger ist.

Alexander Freickmann
Alexander Freickmann
4. Mai, 2023 17:52

Ach, der Film ist ja sogar von Donnie Yen! Da wundert es natürlich nicht, dass er sich bis zum geht nicht mehr selbst darstellt.