08
Sep 2022

Fantasy Filmfest 2022 Tag 1, Film 2: MOLOCH

Themen: Fantasy Filmf. 22, Film, TV & Presse, Neues |

Niederlande 2022. Regie: Nico van den Brink. Darsteller: Sallie Harmsen, Anneke Blok, Edon Rizvanolli, Markoesa Hamer, Ad van Kempen u.a.

Offizielle Synopsis: Die Musikerin Betriek lebt mit ihrer Tochter in einem pittoresken Familienanwesen im Norden der Niederlande. Ebenso wie der Nebel über dem angrenzenden Moor ziehen bald dunkle Erinnerungen an den Tod der Großmutter auf. Was geschah wirklich vor 30 Jahren und traumatisiert Betrieks Mutter bis heute? Als ein Forscherteam eine grausam zugerichtete Leiche im Moor entdeckt und damit scheinbar eine regionale Legende manifestiert, muss Betriek sich furchtbaren Wahrheiten stellen, um für das Leben ihrer Familie zu kämpfen.

Kritik: Nico van den Brink ist nicht Sam Raimi und die Legende der zu Unrecht auf dem Scheiterhaufen verbrannten Feike kann auch dem WICKER MAN sicher nicht das Wasser reichen. Nackter Terror und nagelbeißende Suspense halten sich in Grenzen, es geht mehr um wohliges Unwohlsein und sanfte Gänsehaut. Grusel statt Horror. Wären die Bilder von Kameramann Emo Weemhoff nicht so griffig gemalt, könnte MOLOCH auch der Versuch eines öffentlich-rechtlichen Senders sein, im Genre zu wildern.

MOLOCH überzeugt über seine sehr raffiniert erzählte Mythologie hinaus als Konzept. Er ist zutiefst holländisch, präsentiert seine Locations, seine Figuren und seine Geschichte eben nicht als generisch und austauschbar. Was hier passiert, kann nur hier passieren. Er wirkt absolut authentisch und gehört damit in eine Reihe mit Sebastian Niemanns BIIKENBRENNEN und Ralf Huettners DER FLUCH.

MOLOCH ist die Sorte Film, die niemanden vom Hocker reißt und die dennoch Lust auf mehr macht. Weil man an schaurige Geschichten aus der eigenen Heimat eben doch ganz anders andocken kann. Es gibt jedes Jahr Dutzende Regional-Krimis – was ist mit den Regional-Gruslern? Gibt es nicht genug genuine Flüche, Sagen und Legenden in unserem Land, die sich als Grundlage für eben nicht bei den Amerikanern oder Engländern geklauten Plots eignen? Sollten Bücher wie dieses nicht als Goldmine dienen, in der es wahrlich genug zu schürfen gibt?

Die Ideen liegen auf der Straße. Es ist und bleibt eine Schande, dass weder die Produktionsfirmen noch die Sender genug Eier besitzen, sich an solchen Themen stärker zu versuchen. Ich bin dafür, “german grusel” nach “german krimi” als nächstes Markenzeichen zu etablieren. Make it so!

Fazit: Ein atmosphärisches Schauermärchen sehr holländischer Provenienz, das keine Bäume ausreißt, als Blaupause für regionale Horrorthemen aber durchaus Nachfolger finden dürfte. 7 von 10 Punkten.

Der Frankster meint: “Stimmiger Folklore-Grusel aus den Niederlanden, ich war mehr als positiv überrascht. Ein schöner Abschluss für den ersten Festival-Tag.”

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Vanessa Drossel
11. September, 2022 17:50

Ergänzung zum Thema “regionaler Grusel”, Sparte Comics: “Zombies hinterm Deich” (Weissblech Verlag) und die Reihe “Sturmboje” beim Buddelfisch Verlag.