19
Jul 2021

Wie Sting sang: A gentleman will walk, but never run

Themen: Diet Diary |

Abtlg.: “Worauf habe ich mich da wieder eingelassen?!”

Es läuft gerade ganz gut (pun intended) – ich halte seit mehr als sechs Monaten mein Intervall-Fasten durch und spaziere jeden Tag eine Stunde lang durch Trudering, während ich dabei spannende Podcasts höre. Die 36er-Hosen und diverse Hemden, die noch zum Jahreswechsel im Kleiderschrank vor sich hin baumelten, kann ich problemlos wieder tragen. Es ist keine radikale Gewichtsabnahme, keine radikale Fitness – aber es funktioniert, zumal ich erst in den nächsten Wochen dazu komme, endlich mal meine rechte Ferse professionell durchchecken und eventuell behandeln zu lassen.

Es gibt aber ein Dilemma: Während ich mich einerseits nicht gesundheitlich überfordern will, brauche ich andererseits eine Herausforderung. Es mangelt nicht an Optionen: ich könnte zusätzlich zum Spaziergang 2x die Woche in den Fitness-Bereich des Truderinger Turnvereins gehen. Ich könnte 2x die Woche laufen statt gehen. Ich könnte zweimal die Woche länger gehen als eine Stunde.

Nun habe ich einen guten Freund, nennen wir ihn F., der seit ein paar Jahren das Gehen zu einer Art Sport gemacht hat. Also nicht das eiernde olympische Gehen:

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Nein, F. macht das anders – primär geht er Strecken, die andere Leute auf jeden Fall mit dem Auto fahren würde. So spaziert er am Wochenende mal eben von Schwabing zum Flughafen. Oder von Düsseldorf nach Köln, wenn er in der Heimat ist. F. ist beneidenswert schlank.

Das erinnert mich ein wenig an diesen YouTuber, den mir mein Bruder vor ein paar Monaten empfohlen hat:

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Meine erste Reaktion: man kann alles übertreiben. Meine zweite Reaktion: cool ist es aber irgendwie schon. Kann ich sowas auch?

Es wuchs der Wunsch – vielleicht an einem Wochenende – eine längere Strecke zu gehen, so weit die Füße tragen. Richtung Wasserburg wäre sicher schön. Von dort aus kann mich die LvA ja abholen, wenn nix mehr geht.

Nun hatte ich F. am Sonntag zu Besuch und eines der vielen Themen war dann auch das Laufen/Gehen. Er erzählte mir wieder mal, dass er gerne an richtigen, professionell organisierten Märschen teilnimmt, bei denen man alle paar Kilometer mit Getränken, Essen und Toiletten versorgt wird und bei denen man sich für einen guten Zweck plagt. Drolligerweise hatte ich neulich über so etwas einen Beitrag in der ARD-Mediathek gesehen:

Ich machte den Fehler, mein Interesse an einer solchen Veranstaltung zu bekunden, und F. sprang sofort drauf an: “Im September ist wieder der Löwenmarsch, da kannst du doch mitkommen!”. Ich und meine große Klappe. Aber wenn man seine ganze Lebensweisheit aus billigen Karatefilmen hat, dann lautet diese halt: no retreat, no surrender.

Also habe ich mich spontan beim Löwenmarsch angemeldet und gleich 100 Euro gespendet. Ist für Afrika, aber mir auch relativ egal. Hauptsache eine gute Sache.

Ich hatte den Ablauf so verstanden: es geht vom Kaltenberger Schloss am Ammersee vorbei zum Schloss Hohenschwangau mit Blick auf Neuschwanstein. Insgesamt satte 100 Kilometer, verteilt über zwei Tage. Aber das Ziel kann nicht sein, die 100 Kilometer tatsächlich zu schaffen – zumindest nicht für mich. Es geht, so weit es geht.

Ich hätte das Kleingedruckte genauer lesen sollen. Oder überhaupt etwas.

Wie mich ein Leser auf Facebook aufklärte, geht der Lauf über zwei Tage, nicht aber über zwei Etappen. Es wird einfach durchgelaufen. 24 Stunden. Mittags, abends, nachts, morgens, mittags. Keine Pausen, kein Schlaf. Last one standing. Im Grunde genommen die deutsche Spießer-Version von Kings Todesmarsch:

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Das habe ich nun davon. Und die Kirsche auf der Sahne ist die Tatsache, dass nach dem Lauf praktisch augenblicklich das FANTASY FILMEST 2021 startet – ich könnte mich von der Ziellinie (die ich nicht erreichen werde, das ist alles hypothetisch) ins Kino fahren lassen.

Es geht mir vermutlich dieses Jahr zu gut. Darum mache ich solche Sachen.

Ehrlich? Mein Ego meint, ich werde das prima schaffen. Mein Ego meint sogar, es gäbe eine Chance, dass ich es ins Ziel schaffe. Meine Ratio ist allerdings der Meinung, dass mein Ego komplett was an der Waffel hat und vermutlich mal einen ordentlichen Schlag aufs Maul braucht. Die beiden sind sich notorisch spinnefeind, wobei die Erfahrung lehrt, dass die Ratio am Ende eigentlich immer Recht hat.

Und so werde ich vom 4. bis vielleicht zum 5. September gehen, gehen, gehen, werde mich selbst enttäuschen – und euch obendrein, denn NATÜRLICH wird es viele Fotos und Videos vom Event geben. Vom eierschaukelnden Startschuss bis zur krachenden Niederlage – ich lasse euch teilhaben. Es wird hässlich. Für mich. Und vielleicht lustig. Für euch.

In diesem Sinne:

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Kai
Kai
19. Juli, 2021 10:49

Hmm , das klingt ein bischen wie “The Bataan Death March”. Waren auch ca. 100 km. 😛
Nee, ernsthaft. Viel Glück und wenig Blasen. Zwischendurch nicht die Schuhe ausziehen!

Martzell
19. Juli, 2021 10:50

Auf deinen Facebookbeitrag hin hatte ich auch Interesse an dem landschaftlich sehr schönen Marsch, genug Biergärten mit gutem Bier und Schweinshaxe als Energielieferant gibt es dort auch. Nacht durchmachen ist aber ungesund und in meinem Alter gar nicht machbar ohne äußerst zu leiden. Ich würde echt gerne wieder mehrtägig wandern oder auf Fahrradtour gehen. Früher mit voller Ausrüstung (Zelt, Gaskocher, Konserven) heute ein Spaziergang mit fast keinem Gepäck, Essen in der Wirtschaft und schlafen und duschen in der Pension statt sich waschen im Wald am kalten Bach. Alpines wandern ist landschaftlich äußerst reizvoll.

Jake
Jake
19. Juli, 2021 16:40

Nachdem ich vor ein paar Jahren aufgrund chronischer Knieprobleme das Laufen einstellen musste, habe ich ebenfalls das Gehen/Wandern für mich entdeckt. Bei längeren Strecken beschränke ich mich auf Tagestouren zwischen 20 – 30 Kilometer. Wenn ich alleine unterwegs bin, immer mit Podcasts im Ohr. In Gesellschaft gerne mit mittäglicher Einkehr.

Ich bin gespannt, was Du uns von Deinem anstehenden Gewaltmarsch berichten wirst bzw. wie weit Du kommst. 100 km in zwei Tagen sind schon amtlich. Das würde ich mir aktuell glaube ich nicht mal mit Übernachtung zutrauen. Hast Du mal geschaut, wie viele Höhenmeter man beim Löwenmarsch zurücklegt?

Nummer Neun
19. Juli, 2021 17:40

Wow – das ist natürlich mal ein Vorhaben (und bestimmt eine touristisch schöne Strecke).

Wirst du dich darauf noch gezielt vorbereiten, d.h. dein reguläres Pensum von einer Stunde ab und an mal erhöhen, um dich an eine längere Strecke heranzutasten?

Nummer Neun
27. Juli, 2021 18:09
Reply to  Torsten Dewi

Na wenigstens hat sich die Überschneidung mit dem Fantasy Filmfest jetzt erledigt.

Stefan
20. Juli, 2021 21:36

Sollte es wider Erwarten doch Lust auf mehr machen, kann ich den Brockenaufstieg empfehlen.
https://www.brockenaufstieg.de/