26
Okt 2020

1965 meets 2020: Digitales, analog serviert

Themen: Neues |

Auf Facebook habe ich vor ein paar Tagen das tolle Geschenk präsentiert, das mir meine Frau zum Geburtstag gemacht hat – ein Schaub-Lorenz Transistorradio Touring T50 von 1965:

Das Schmuckstück ist perfekt restauriert und funktioniert wie vor 55 Jahren, als es in der Fabrik eingepackt wurde. Ich habe ja schon über die haptische Sinnlichkeit des Analogen geschrieben – und das hier ist ein perfektes Beispiel:

Das knackt, das rauscht, das surrt, das rastet ein – und der Ton aus dem Lautsprecher klingt für moderne Ohren klar, aber dumpf. Ich nenne es warm.

Natürlich brauchen wir kein analoges Radio – wir haben mittlerweile vier Echo in der Wohnung stehen und könnten Musik dazu noch von einem halben Dutzend Notebooks, Tablets und Smartphones abspielen. Klarer, lauter, besser, ohne aufstehen.

Primär ist das T50 für uns ein Design-Stück, das perfekt in unsere Wohnung passt, die wir stilistisch im “midcentury style” halten und die einen Hauch der frühen 60er ausstrahlen soll. Und da darf das Radio ruhig mehr als nur gut aussehen. Besonders, wenn man Gäste bewirtet, ist es der Lounge-Atmosphäre dienlich, wenn Klassiker von Frank Sinatra, Elvis Presley und meinetwegen auch Miles Davis in authentischem Sound vom Schaub-Lorenz ins Wohnzimmer schwappen.

Und genau aus diesem Grund überlegte ich natürlich schon fünf Minuten, nachdem ich das Geschenk geöffnet hatte, ob das Radio vielleicht über lokale Sender hinaus noch Musik aus externen Quellen abzuspielen vermöge. Ein Blick in die online verfügbare Anleitung war ernüchternd: das Teil hat ein paar Ausgänge, um Tonbandgeräte und Ohrhörer anzuschließen, aber keine Eingänge irgendeiner Art. Nicht mal die handelsübliche Klinke.

Dann kam mir der Gedanke, dass man ein vergleichbares Problem bei Autos üblicherweise mit einem FM-Transmitter überbrückt, der Bluetooth-Signale (oder manchmal Analog-Audio über Klinke) in Radiowellen umwandelt, die man als “Sender” im Autoradio einstellen kann.

Das schien mir schon mal ein brauchbarer Ansatz. Nur leider sind diese Minimaxe meistens auf 12 Volt und damit den Betrieb am Zigarettenanzünder ausgelegt. Da müsste ich dann zusätzlich noch einen 12 Volt auf USB-Adapter kaufen und ein Netzteil dran hängen. Das war mir schon wieder erheblich zu viel Gedöns, wie man in meiner Heimat sagt.

Ein Kumpel bei Facebook schlug gleich den Einbau einer Raspberry Pi-Computerplatine in das Radio vor, um es quasi zu zwangs-digitalisieren, aber dafür ist mir mein Schaub-Lorenz zu heilig. Das ist, wie es ist – Eingriffe in die Eingeweide möchte ich vermeiden.

Irgendwann stieß ich bei der willkürlichen Eingabe von Suchbegriffen auf das hier:

So groß wie eine Streichholzschachtel, gerade mal 36 Gramm schwer. Die eierlegende Wollmilchsau für meine Bedürfnisse:

  • Wandelt Bluetooth-Musik in Radiowellen um
  • Beliebig variierbare Frequenz
  • Per USB aufladbar
  • Knapp 20 Euro

Da war der Klick auf den “bestellen”-Button keinen zweiten Gedanken wert. Heute kam das Teil an, ich schaltete es ein und stellte es auf eine freie Frequenz. Passende Mucke – Elvis’ NBC-Comeback-Special von 1968. I was born standing up and talking back.

Was soll ich sagen? Funktioniert perfekt. Jedes Bluetooth-taugliche Gerät in unserem Haushalt kann nun Sound an das Schaub-Lorenz streamen. Der Transmitter liegt dazu unauffällig hinter dem Radio. Keine Kabel, keine Netzteile, keine Umbauten. It just works.

Heute Abend haben wir Tom Jones und Neil Diamond zu Besuch…



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2 Kommentare
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Thadiun Okona
Thadiun Okona
26. Oktober, 2020 16:37

Kann dazu einen eleganten Retro-Freezer von SMEG empfehlen. Macht sich schick im Wohnzimmer und kühlt Drinks perfekt vor. Quasi nicht zu hören, überschaubarer Verbrauch. Gibt’s auch als Lounge Bar. Bisschen Pomade an die Schläfen und dem Angriff des Blobs wird entspannt getrotzt.