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Jul 2020

Perchance to dream: Das Kissen küssen

Themen: Neues |

Schlaf und ich, das ist eine eigenwillige Symbiose. Ich schlafe gut, gern und viel. Schlaf ist Genuss, ist Erholung. Ich kann mich erinnern, dass ich es als Kind besonders gemocht habe, wenn draußen schweres Gewitter war. Dann habe ich die Fenster auf Kippe gestellt und jeder Blitz, jeder Donner hat ein wohliges Kribbeln im Magen verursacht.

Früh übt sich demnach:

Wenn es mir doch mal unheimlich wurde, konnte ich ja auch immer noch bei meinen Eltern unterkriechen. Das passte meinem Vater, der oft genug Spätschicht hatte, gar nicht in den Kram, denn es unterlief seinen Schlafrhythmus. Meine Mutter entschied sich darauf hin, einfach zu bestreiten, dass ich des nachts ständig angekrabbelt käme – das ist der Grund, warum es ein Beweisfoto gibt:

Die ersten 40 Jahre meines Lebens konnte ich auch weitgehend ungestört schlafen – weil allein. Das Single-Dasein macht aus dem Schlaf so eine Art Bären-Winterzeit, in der wirklich gar nichts stört, in der man auf niemanden Rücksicht nehmen muss und in der der einzige Wecker die Blase und/oder der Durst sind.

Dazu muss man wissen: Der Begriff “Schlaf des Gerechten” ist für mich erfunden worden. Es gibt kein Problem und keine Sorge, die mich hindern könnten, nicht nach ein paar Minuten auf dem Kissen selig wegzudösen. Ich habe einen unfassbar gesegneten Schlaft, doppelt gepolstert durch die Tatsache, dass ich niemals Alpträume habe.

You read that right: Ich kenne Alpträume nicht. Klar gibt es immer mal wieder wirre Träume, aus denen ich mit einem Fragezeichen über dem Kopf aufwache, aber klassische Angstattacken oder Panikzustände lösen Träume bei mir grundsätzlich nicht aus. Nicht mal angemessenes Unwohlsein.

Das gute Gewissen ist das beste Ruhekissen.

Auf was für einer Art Matratze ich schlafe, ist (im gegebenen Rahmen) zweitrangig, ebenso die Auswahl der Bettdecke und deren Bezug. Hauptsache sauber. Meine Fähigkeit zum tiefen und entspannenden Schlaf hat lediglich zwei Einschränkungen: Ich kann nur in einem Bett schlafen, mit Decke und Kissen. Schon Sofa ist grenzwertig, Alternativen wie Hängematten oder gar Liegesessel sind nicht drin. In der Bahn einfach mal den Kopf auf die Tischplatte legen und ein Nickerchen machen? Auf dem Interkontinentalflug poofen? Not this guy.

Zweite Einschränkung: ich bin sehr empfindlich, was das Kissen angeht. Ich schlafe mit dem Kopf relativ hoch und wenn der nicht perfekt liegt, dann wälze ich mich die ganze Nacht hin und her, stopfe das Kissen zusammen, drehe es um, wechsle die Position, etc.

Ich gestehe, in all den Jahren nie das perfekte Kissen gefunden zu haben. Ich habe alle Formate ausprobiert, alle Stärken, alle Füllungen, alle Bezüge. Schaumstoff, Daunen, Memory Foam. Es kristallisierten sich zumindest ein paar Vorlieben heraus: 80x40cm ist für mich das ideale Format – ich werde nie verstehen, welcher Sinn hinter 80×80 stecken soll. Und ein Kissen kann nicht prall genug gefüllt sein.

Und genau daran hakte es in letzter Zeit. Meinem aktuellen Satz Kissen (denn mit einem ist es eigentlich nie getan) war die Fülle abhanden kommen, alle Hausfrauentricks (Trockner) nützten nichts. Mit mittlerweile drei Kissen kämpfte ich mich des nachts ab und fand wenn überhaupt, dann nur durch Zufall eine vertretbare Position.

Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass ich wegen der Katzen keinen wirklichen “Durchschlaf” mehr habe. Wenn Becky um 3 Uhr nachts auf der Toilette war, brüllt sie die Bude zusammen, bis es jemand wegschaufelt. Und sobald sich die ersten Strahlen des frühen Morgens am Horizont zeigen, will Rufus raus auf die Terrasse, Patrouille gehen. Jeder hat hier seinen Job. Man gewöhnt sich dran.

Gerade meine schwere Campylobacter-Infektion der letzten Woche, die meinen Schlaf noch weiter ins “rädernde” reduzierte, machte mir klar, dass ein Wechsel anstand. Passte auch zu der Tatsache, dass wir in Sachen Matratze gerade komplett auf die Bodyguard1 umgestiegen und sehr zufrieden sind.

Und was las ich in einem meiner vielen Newsletter? IKEA hatte für diese Saison ein neues Memory-Foam-Kissen für alle Schlafpositionen ins Programm genommen. Und gerade die Tatsache, dass es für schwedische Verhältnisse nicht mal lächerlich günstig ist (49,95 Euro), verleitete mich dazu, dem KLUBBSPORRE mal eine Chance zu geben:

Ich nahm auch gleich noch drei nebenliegende Bezüge für je 4,95 Euro in weiß und dunkelblau mit. Kann man ja problemlos umtauschen.

Kurzer Steckbrief: Das KLUBBSPORRE entspricht grob 80x40cm, hat auf einer Seite eine kühlende Gelschicht und auf der anderen Seite Memory-Foam. Man sollte wählen, was in der aktuellen Nacht dringender benötigt wird. Der Bezug ist abnehmbar und waschbar, das Kissen ist erstaunlich schwer und fest.

Zwei Nächte habe ich nun drauf geschlafen, einmal auf der Gelschicht und einmal auf der Foam-Seite. Und ich möchte nicht voreilig sein, weil sich das ganz schnell wieder ändern kann und vielleicht auch mit der abklingenden Infektion zusammen hängt, aber: ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so gut geschlafen habe.

Der Begriff “wie ein Stein” passt. Ein Kissen. Nicht mal extrem hoch. Die ganze Nacht ohne Aufwachen, ohne Wälzerei. Am Morgen habe ich das Kissen nicht einmal angefasst, um es genervt zu “justieren”. Ob ich mich nach links oder rechts drehe – egal. Das KLUBSPORRE ist mein High Tech-Kissen, als hätte die NASA gesagt “entwickeln wir doch mal was für den Dewi”.

Gut, mein Schnarchen bekomme ich damit auch nicht in den Griff, wie mir die LvA versichert – aber Kaffeekochen kann das KLUBBSPORRE ja auch nicht. Für einen sehr vertretbaren Preis hat es mir einen deutlich angenehmeren Schlaf verschafft. Und der Rest meiner Familie steht schon Schlange, sich auch eins zu kaufen.

Was sind eure Schlafgewohnheiten- und Eigenheiten? Was muss sein, was ist verzichtbar? Ruht in Morpheus Armen das wahre Glück?



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13 Kommentare
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Stefan
1. Juli, 2020 19:47

Interessant. Ich habe mir vor einigen Jahren bei IKEA ein Rosenskärm gekauft und bin zufrieden. Es ist konkav geformt und recht hart.

Comicfreak
Comicfreak
1. Juli, 2020 19:57

Pralles Backenhörnchen hat sich für mich als perfekt heraus gestellt.
Junior hat ein etwas anders geformtes mit memory foam, das so 1x im Jahr durch ist.

martzell
1. Juli, 2020 22:54

Auf der Seite schlafen hilft gegen schnarchen; dafür schlechter für den Nacken. Seitenschlaf erfordert ein hohes Kissen, als breitschultriger Mann. Erst mit einem übertrieben teuren Kissen ging es meinem Nacken besser.

takeshi
takeshi
2. Juli, 2020 10:39

Ich kann im Prizip überall schlafen. Bett, Couch, Liegesessel, Bahn, alles kein Problem. Gern auch mitten in Familientreffen im Sessel, wenn es langweilig wird… 🙂
Alpträume sind unbekannt. Kissen: 2 Stück 80×40 übereinander. Und als passionierter Rückenschläfer bekomme ich ab und zu einen Stups von meiner LvA, damit ich mich auf die Seite drehe, um das Schnarchen abzustellen.
Ich werde dem Klubbsporre auf alle Fälle eine Chance geben.
Vielen Dank für den Tipp.

Andreas
Andreas
2. Juli, 2020 20:39

Wie takeshi kann ich auch immer und überall schlafen.
Das Kissen muss dick und weich sein, der Rest ist egal.
Bin sogar mal bei einer Wanderung wegen Übermüdung eingepennt und dabei weiter gelaufen, zum Glück haben die anderen auf mich aufgepasst.
Träumen tue ich viel und wirr, ob es Alpträume sind ist Ansichtssache.

Dietmar
2. Juli, 2020 22:26

Wie takeshi und Andreas. Ich schlafe schnell ein und überall und positionsflexibel. Gegen Morgen werde ich manchmal wach, gehe dann ins Arbeits- oder Wohnzimmer, lese, schreibe oder übe, knacke kurz nochmal ein, dann Aufstehen, Frühstück, Sport, Arbeit. Albträume habe ich auch nicht, aber ich verarbeite oft Sorgen oder Ärger in Träumen.

Interessant finde ich, dass ich, seit ich Atheist bin, sorgenfrei einschlafe. Unser Satzlehre-Professor nannte es: “Nachts, wenn die Dämonen kommen.” Er meinte damit nicht die buchstäblichen Horrorwesen. Das kenne ich gut, ist aber jetzt weg. Mag aber wohl auch zum Teil daran liegen, dass ich das, was mich damals belastete, inzwischen wirklich verarbeitet und hinter mir gelassen habe.

Last edited 3 Jahre zuvor by Dietmar
S-Man
S-Man
2. Juli, 2020 22:35

Was das Kissen betrifft, hast du MICH beschrieben.

ICH – MUSS – SO – EIN – TEIL – HABEN!

*provision einwerf*

Bonnemer
Bonnemer
3. Juli, 2020 14:58

Schlafen geht in jedem Bett und auf jeder Couch, keine besonderen Ansprüche an Matratze, Kissen, Decke.

Nur nackt muss ich sein, anders geht’s nicht.

Das Kissen werde ich trotzdem mal ausprobieren.

Hans
Hans
4. Juli, 2020 14:40
SvenBr.
SvenBr.
10. August, 2020 08:22

Moin Torsten,

gibt es ein kleines Update bzgl.der Begeisterung? Wie sieht es nach fast 1 1/2 Monaten aus?

Bin auch gerade am überlegen, das Teil beim nächsten Ikea-Besuch einzupacken.

Gruß,

Sven

Jake
Jake
27. Oktober, 2020 16:37

Knapp zwei Monate nach Deinem KLUBBSPORRE-Erfahrungsbericht hatte ich mit hartnäckigen Nackenproblemen zu kämpfen, was mich dazu veranlasste, diverse Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Dazu gehörte neben der Anschaffung eines höhenverstellbaren Schreibtisches u.a. auch die Suche nach einem formstabileren Kopfkissen.

Ich habe es zunächst mit diesem Seitenschläferkissen probiert, aber ich komme mit dieser Schmetterlingsform einfach nicht zurecht. Da ich mich in der Nacht oft drehe, kam es immer wieder vor, dass ich nur noch so halb auf einem der äußeren Zipfel des Kissens lag. Das Teil ist einfach nicht lang genug. Mir geht’s da wie Dir – 80×40 ist das Format meiner Wahl.

Dann erinnerte ich mich an deine KLUBBSPORRE-Lobgesänge and gave it a try. Mit dem Kissen komme ich deutlich besser klar und hab’s letztlich auch behalten. Danke für den Tipp!

Last edited 3 Jahre zuvor by Jake